Krokodile leben seit über 200 Millionen Jahren auf der Erde. [1] Die Reptilien sind nicht nur extrem anpassungsfähig und exzellente Jäger, sondern auch sehr verspielt und sogar zärtlich im Umgang mit ihrem Nachwuchs.
1. Krokodile sind Urzeitreptilien
Krokodile haben bereits gelebt, als es noch Dinosaurier gab. Die Reptilien haben sich im Laufe der Jahrmillionen kaum verändert, können sich jedoch an verschiedene Lebensbedingungen anpassen – und sich daher im Gegensatz zu Dinosauriern bis heute durchsetzen. [1]
2. Krokodile leben fast auf der ganzen Welt verbreitet
Auf fast allen Kontinenten mit geeigneten klimatischen Bedingungen sind Krokodile in der Wildnis zu finden: In Amerika, Asien, Afrika und Australien leben die Reptilien in tropischen und subtropischen Regionen – hauptsächlich in Flüssen und Seen. Nur das Leistenkrokodil als einziges Salzwasserkrokodil lebt im Meer. [2] Vor Millionen von Jahren lebten Krokodile auch in Europa: Vor rund 150 Millionen Jahren lebten sie dort, wo heute Portugal und Spanien, Frankreich und Deutschland liegen. [1, 3]
3. Echte Krokodile, Alligatoren und Gaviale: Unterschiede
Links: Echter Krokodil; Mitte: Alligator; Rechts: Gavial
Insgesamt gibt es 23 Krokodilgattungen, die teilweise nur schwer voneinander unterscheidbar sind. Die drei Unterfamilien – Alligatoren, Echte Krokodile und Gaviale – sind vergleichsweise leicht anhand ihrer Kopfform zu erkennen: Während Alligatoren einen eher breiten, runden Mund haben, läuft er bei Echten Krokodilen keilförmig zu. Gaviale haben sich bei ihrer Nahrung auf Fische spezialisiert; ihr Mund ist entsprechend lang und schmal. Echte Krokodile und Alligatoren unterscheiden sich außerdem dadurch, dass der verlängerte vierte Zahn bei Echten Krokodilen auch bei geschlossenem Mund sichtbar ist. Alle Krokodilarten haben einen Panzer aus verknöcherten Hornplatten, weshalb die Tiere häufig auch irreführend als Panzerechsen bezeichnet werden – obwohl Krokodile nur entfernt mit Echsen verwandt sind und nicht zu dieser Gattung gehören. [1]
4. Krokodile wachsen ihr ganzes Leben
Die größten Krokodile werden bis zu sechs Meter lang, die kleinsten erreichen nur eine Länge von 1,20 Metern. Leistenkrokodile als größte Tiere ihrer Art können bis zu 2.000 Kilogramm schwer werden. [2]
5. Überlebenskünstler: Krokodile kommen monatelang ohne Nahrung aus
Krokodile sind wie alle Reptilien wechselwarme Tiere. Im Vergleich zu Warmblütern haben Krokodile einen geringeren Energieumsatz: Säugetiere setzen etwa 80 Prozent ihrer Nahrung in Energie um, um die durchschnittliche Körpertemperatur von 37 Grad Celsius aufrechtzuerhalten. Im Gegensatz dazu benötigen Krokodile für die Regulation der Körpertemperatur nur zehn Prozent der Nahrung. Krokodile können daher ohne Probleme mehrere Wochen und Monate ohne Nahrung auskommen: [1] Leistenkrokodile essen beispielsweise nur circa 50 Mal im Jahr. Besonders große Tiere können sogar länger als ein Jahr ohne Mahlzeit auskommen. [2]
6. Alligatoren halten „Winterschlaf“
Als wechselwarme Tiere passen sich Krokodile und Alligatoren ihrer Umgebungstemperatur an. Krokodile können überall leben, wo die Durchschnittstemperatur nicht unter 15 Grad Celsius sinkt, Alligatoren können auch bei etwas kühleren Temperaturen überleben. [1] So kommen Alligatoren auch in den gemäßigten Breiten Nordamerikas und Chinas vor. Damit sind sie die einzige Krokodilart, die auch mit kälteren Temperaturen oder Frost konfrontiert wird. Um milde Winter zu überleben, vergraben sich die Tiere im Uferschlamm oder verbringen ihn im tiefen Wasser, wo sie aber regelmäßig zum Atmen auftauchen müssen. Durch einen „coolen“ Überlebenstrick kann der Mississippi-Alligator auch bei sehr extremer Kälte überleben: Bevor das Wasser zufriert, strecken die Tiere instinktiv ihren Kopf aus dem Wasser. Im Wasser eingefroren können die Tiere auf diese Weise weiter atmen und bis zu zwei oder drei Monate im vier Grad kalten Wasser überleben. [4] Der Zustand, in dem sich die Tiere dabei befinden, wird als Dormanz bezeichnet und ähnelt dem Winterschlaf bei Warmblütlern. Durch das Herunterfahren des Stoffwechsels werden die Körperfunktionen minimiert und Energie gespart. [5]
7. Perfektionierte Jagdtechniken
Im Laufe der Evolution haben Krokodile sich an ihren feuchten Lebensraum angepasst: Sie haben hervorragende Augen und einen sensiblen Geruchssinn. Als Lauerjäger warten sie geduldig, bis zu den Augen untergetaucht auf Beute – meist ragen nur noch die Nasenlöcher und Teile des Rückens aus dem Wasser. Manchmal verharren sie tage- oder wochenlang im Flussbett, bis sich eine passende Gelegenheit ergibt. [1, 2] Mit Drucksensoren an den Kiefern nehmen Krokodile selbst leichteste Bewegungen im Wasser wahr. Bemerken sie potenzielle Beute, schnellen sie dank ihres muskulösen Schwanzes blitzschnell aus dem Wasser. Mit ihren spitzen Zähnen ergreifen sie ihre Beute und reißen sie in die Tiefe. [1] In ihrem Mund befinden sich 60 bis 70 Zähne, die immer wieder ausfallen und durch neue ersetzt werden. [6] Damit Krokodile unter Wasser nicht mit geöffnetem Mund ertrinken, haben sie eine Klappe im Rachen, die nach Bedarf geöffnet und geschlossen werden kann. Ihre Zähne nutzen Krokodile nicht zum Kauen, weil sie einen starren Unterkiefer haben; sie verschlingen ihre Beute ganz oder in Stücken. Um Stücke von ihrer Beute zu lösen, drehen sich Krokodile oft schnell um ihre eigene Achse. Auch wenn Krokodile an Land zunächst unbeholfen wirken, können sie auch über kurze Strecken schnelle Sprints einlegen. [1]
Die Reptilien ernähren sich überwiegend von Fleisch. Echte Krokodile und Alligatoren essen fast alles, was sie erbeuten können: Dazu gehören Fische, Wasservögel und mittelgroße Säugetiere. [1, 2] Um Fische oder auch Schildkröten zu fangen, lauern Krokodile teilweise auf dem Grund von Gewässern auf Beute – damit sie besser unter Wasser verweilen und warten können, schlucken einige der Reptilien Steine, bevor sie untertauchen. Einige Krokodile können bis zu eine Stunde lang tauchen, bis sie zum Luftholen auftauchen müssen. Die scharfe Magensäure von Krokodilen zersetzt die Steine in der Zwischenzeit, sodass sie bei Bedarf ohne Probleme wieder durchs Wasser gleiten können. [7]
8. Sozialverhalten: Sinn für Spaß und Spiel
Entgegen aller Vorurteile sind Krokodile jedoch keine trägen Tiere – im Gegenteil: Sie haben einen ausgeprägten Sinn für Spaß und Spiele. Einige Krokodile tragen sich gegenseitig herum, spielen miteinander, rutschen Flussböschungen hinab oder surfen in der Brandung und klettern auf Bäume. Krokodile zeigen alle drei Spielkategorien, zwischen denen Verhaltensforscher unterscheiden: Das Spiel mit Gegenständen, reines Bewegungsspiel und soziales Spiel. Mit Gegenständen spielen die Reptilien am häufigsten, so schubsen sie im Wasser treibende Objekte, etwa Holzstücke und Blumen, wie Bälle umher. [8]
Bestimmte Arten jagen außerdem gemeinschaftlich, vor allem wenn größere Beute erlegt werden muss: Krokodile treiben sich dann gegenseitig das Wild zu und packen es an verschiedenen Stellen, um es in Stücke zu reißen. Oftmals liegen mehrere Krokodile auf engstem Raum zusammen, um sich zu sonnen. Ob die Reptilien die Gesellschaft bewusst suchen, ist zwar nicht erforscht – doch Forscher haben herausgefunden, dass Krokodile mit einem umfassenden Repertoire an Lauten miteinander kommunizieren. Teilweise liegen die Töne dabei in einem so tiefen Infraschallbereich, dass wir Menschen sie nicht wahrnehmen können. [1]
9. Krokodile haben keine Geschlechtschromosomen: Temperatur bestimmt Geschlecht
Weibliche Krokodile können etwa 40 Jahre lang Nachwuchs bekommen. Normalerweise legen Krokodile zwischen 20 und 80 Eier. Ihre Kinder ziehen die meisten Arten in Nestern groß, die aus Pflanzenresten bestehen. Beim Verrotten dieser Pflanzen entsteht Wärme, die zum Ausbrüten benötigt wird. [1] Bis die Krokodilkinder nach etwa 40 bis 100 Tage zur Welt kommen, bewachen ihre Eltern das Gelege. [1, 2] Die Umgebungstemperatur entscheidet über das Geschlecht der Tiere, weil Krokodile keine Geschlechtschromosomen haben: Bei Temperaturen von 28 bis 31 Grad Celsius entwickeln sich weibliche, bei 31 bis 34 Grad männliche Krokodile. Wenn die Krokodilbabys bereit zum Schlüpfen sind, machen sie mit Piepslauten auf sich aufmerksam und befreien sich aus der Schale; gelegentlich muss dabei die Mutter helfen. Sobald die Jungen geschlüpft sind, trägt ihre Mutter sie vorsichtig zwischen den Zähnen zum Wasser – empfindliche Nerven an den Zahnwurzeln regulieren die Beißkraft. [1]
10. Hohe Lebenserwartung: Sterberisiko sinkt bis zu ihrem Tod
Die Lebenserwartung von Krokodilen ist noch nicht ausreichend erforscht. Das Sterberisiko bei Alligatoren und Krokodilen scheint aber bis zu ihrem Tod zu sinken; der Großteil der Tiere stirbt also in jungen Jahren. Ist die gefährliche Kindheit und Jugend jedoch erstmal überstanden und die Reptilien sind groß genug, können sie lange leben. [9] Je nach Art können Krokodile etwa 80 bis 100 Jahre alt werden. [6]
11. Feinde: Greifvögel, Schildkröten, Raubfische, Warane und der Mensch
Während junge Tiere oft von größeren Vögeln, Waranen, Raubfischen, Schildkröten und anderen Krokodilen gejagt werden, haben wildlebende erwachsene Krokodile in der Natur eigentlich keine Feinde. [1, 6] Viele der Krokodile, die noch heute in Zoos leben, wurden als Wildfänge aus ihrem natürlichen Lebensraum entrissen – später wurden Krokodile als Wildfänge für Zoos aus Artenschutzgründen verboten. [10] Arten wie der Mississippi-Alligator waren durch die Jagd um 1900 stark gefährdet. 1944 wurden die Tiere dann zur Fortpflanzungszeit geschützt, sodass sich die Bestände allmählich erholen konnten. [6] In vielen Teilen der Welt – zum Beispiel in Vietnam – leiden unzählige Krokodile und Alligatoren weiterhin wegen ihrer Haut für Bekleidung, Schuhe, Taschen und Accessoires. Auch in Texas und Simbabwe werden die intelligenten Tiere unter unvorstellbaren Bedingungen in Gefangenschaft gehalten und qualvoll getötet, nur um ihre Haut zu Exotenleder zu verarbeiten.
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Quellen
[1] Burchard, Hans-Jürgen von der (2017): Krokodile, https://www.planet-wissen.de/natur/reptilien_und_amphibien/krokodile/index.html, (eingesehen am 02.03.2021)
[2] geo.de: Krokodile, (https://www.geo.de/geolino/tierlexikon/849-rtkl-tierlexikon-krokodil, (eingesehen am 02.03.2021)
[3] WELT (2014): Neun Meter lange Krokodile schwammen über Europa, https://www.welt.de/wissenschaft/article133292264/Neun-Meter-lange-Krokodile-schwammen-ueber-Europa.html, (eingesehen am 03.03.2021)
[4] MDR WISSEN (2018): Eingefrorene Alligatoren und vereiste Frösche, https://www.mdr.de/wissen/umwelt/eis-aligatoren-und-frost-froesche-100.html, (eingesehen am 08.03.2021)
[5] Hoffmann, Solvejg (2021): Weshalb sich Alligatoren im Winter freiwillig einfrieren lassen, https://www.geo.de/natur/tierwelt/24098-rtkl-tierisch-trickreich-weshalb-sich-alligatoren-im-winter-freiwillig, (eingesehen am 08.03.2021)
[6] Kiesewetter, Barbara (2020): Krokodil, https://www.kindernetz.de/wissen/tierlexikon/steckbrief-krokodil-100.html, (eingesehen am 03.03.2021)
[7] Loetzner, Michèle (2017): Warum Krokodile wirklich fressen, https://www.sueddeutsche.de/leben/schlaumeierei-warum-krokodile-wirklich-steine-fressen-1.3469890, (eingesehen am 03.03.2021)
[8] Scinexx – Das Wissensmagazin (2015): https://www.scinexx.de/news/biowissen/auch-krokodile-lieben-spass/, (eingesehen am 03.03.2021)
[9] Horeis, Heinz (2011): Unsterblich – warum nicht, https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/unsterblich-warum-nicht-2/, (eingesehen am 03.03.2021)
[10] BZ (2011): Krokodil-Oldie „der Dicke“ stirbt mit 70, https://www.bz-berlin.de/artikel-archiv/krokodil-oldie-der-dicke-stirbt-mit-70, (eingesehen am 08.03.2021)