Wie kann man die stetig wachsende Weltbevölkerung in Zukunft satt kriegen? Forscher sind der Meinung: Insekten könnten die Lösung sein. Sie sehen sie als die alternative Proteinquelle in unserer Ernährung. Insekten stehen in vielen Kulturkreisen seit jeher auf dem Speisezettel. Weltweit gibt es rund 2.000 Arten, die als essbar gelten, und etwa zwei Milliarden Menschen essen die Krabbeltiere zumindest gelegentlich. Doch als weltweites Grundnahrungsmittel sind sie noch lange nicht etabliert. In Lateinamerika, Afrika und besonders in Asien sind sie jedoch beliebte Snacks.
Mehlwürmer à la carte
In Thailand schätzt man beispielsweise gebratene Heuschrecken und Käfer wegen ihres Proteingehalts, geröstete Mehlwürmer mit Salat gibt es dort am Imbiss um die Ecke. In Australien wird einmal im Jahr das Fest der Bogong-Motte gefeiert. Traditionell werden die Motten von den Aborigines in heißen Sand eingegraben und mit glühenden Kohlen bedeckt, bis sie nach ein paar Minuten gar sind. Es gibt sie aber auch als Kuchen oder Motten-Kugeln. Am Amazonas gelten gebratene Vogelspinnen als Delikatesse. Und die Chinesen essen Skorpione, die sie sogar in speziellen Mästereien in riesigen Mengen produzieren.
Essbare Insekten: gesund wie ein kleines Steak
Und auch in Deutschland führen manche Restaurants die nahrhaften Insekten auf der Speisekarte. Anderes Kleingetier wie Muscheln, Krabben und Shrimps gelten als Delikatesse und werden teuer bezahlt. In der Antike galten in unseren Breitengraden Insekten als Gaumenschmaus. Gesund sind Insekten jedenfalls. Sie sind reich an Mineralien, Vitaminen und Eiweißen. Dazu kommen Ballaststoffe in Form von Chitin aus dem Panzer.
Akzeptanz in Deutschland muss wachsen
Ein Problem bei der Einführung von Insekten als Nahrungsmittel ist, dass immer noch viele Menschen bei dem Gedanken daran, Heuschrecken, Grillen oder Maden zu essen, Ekel empfinden. Wirklich gute Gründe gibt es dafür nicht, dass wir den Biss in knusprige Grillen-Cracker oder süße Schoko-Würmer so scheuen. Gebratene Insekten, die als solche zu erkennen sind, sind aber schwer verkäuflich. Anders sieht es aus, wenn sie zu Pulver gemahlen und dann als Nahrungsmittelzusatz verwendet werden.
Insekten umweltfreundlicher als herkömmliches Fleisch
Trotzdem: Es wird Zeit, dass auch in Europa daran gedacht wird, Insekten essen. Die Produktion von Insektenfleisch ist viel umweltfreundlicher als die Herstellung von Rind- oder Schweinefleisch.
Milliarden von Rindern weltweit verschlingen Unmengen an Getreide. Das Futter setzen sie noch nicht mal besonders effektiv um: Bis zu zehn Kilogramm Getreide sind nötig, um ein Kilogramm Rindfleisch zu erzeugen. Die restlichen neun Kilogramm sind Abfall, also Mist und Gülle. Bei Insekten ist das Verhältnis umgekehrt. Mit zehn Kilogramm Futter erhält man ganze acht Kilogramm Fleisch und nur zwei Kilogramm Abfall.
Weniger CO2
Insekten produzieren im Gegensatz zu Masttieren auch deutlich weniger Abgase. Das Verhältnis ist erstaunlich: Ein Schwein gibt bis zu hundert Mal so viel CO2 pro Kilogramm Gewichtszunahme ab wie etwa ein Mehlwurm. Ein Schwein produziert zehn Mal so viel Ammoniak wie etwa Grillen und fünfzig Mal so viel wie Heuschrecken. Das heißt, Insekten belasten weder unser Klima noch unser Grundwasser.