Von
Andreas Arnold
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Im Friedberger »Futterzimmer« gibt es nun Produkte für Mensch und Tier. Besitzerin Alexia Anders hat das Sortiment erweitert - und verzichtet dabei auf Verpackungen.
Unverpacktläden boomen. Gut 100 dieser Geschäfte, die das Einkaufen unverpackter Waren ermöglichen, gibt es bundesweit. Deutlich mehr, rechnet man jene hinzu, die den bestehenden Laden um einen Unverpackt-Bereich ergänzt haben. Seit März gibt es auch einen in Friedberg, und der hat sich fast unbemerkt hinzugesellt.
Seit dem Jahr 2013 führt Alexia Anders ihre Hundetagesstätte »Hundezimmer« in der Hanauer Straße 12, gleich um die Ecke im selben Haus erreicht man ihr zwei Jahre später hinzugekommenes »Futterzimmer«, in dem sie alles anbietet, was ihre Tagesgäste benötigen. Seit dem Frühjahr gibt es dort auch vieles, was das umweltbewusste Frauchen oder Herrchen braucht: Hier kann man sich Drogerieartikel nachfüllen lassen oder in loser Schüttung das kaufen, was benötigt wird, um selbst Wasch- oder Spülmaschinenpulver herzustellen.
"Futterzimmer" Friedberg: Corona-Krise erschwerte den Start
Die Idee dazu kam der 34-Jährigen Ende 2019. Die Mittel zum Umbau ihres Ladens kamen über ein Crowdfunding. 57 Unterstützer hatten sich teils Gutscheine für den ersten Unverpacktladen Friedbergs gesichert und Alexia Anders so ermöglicht, zusammen mit ihrem eigenen Kapital den Umbau und den Start eines Unverpackt-Bereichs zu wagen. Mitte März war der Laden umgebaut, die ersten Produkte wie plastikfreies Toilettenpapier, Zahnbürsten und Wattestäbchen aus Bambus, Seifen für Hund, Haut und Haar, auch die handgefertigten von »Manar Soap« aus Friedberg, sogar Strohhalme, die ihrem Namen alle Ehre machen, befanden sich in den Regalen. Zum Abfüllen gab es Soda, Natron und Zitronensäure.
Für die Eröffnung bestellt waren, natürlich ebenfalls zum Selbstabfüllen, Zahncreme, Bodylotion und sogar Sonnencreme. Doch sie kamen nicht.
Was kam, war das Coronavirus und mit ihm Hygienebestimmungen in den Produktionsstätten, die zunächst keine Lieferung zur losen Portionierung zuließen. Gleichzeitig wurde auch das, was einen Unverpacktladen ausmacht, nämlich das Abfüllen in mitgebrachte Behältnisse, durch die Verordnungen erschwert.
"Futterzimmer" Friedberg: Die gelernte Kauffrau lässt sich nicht unterkriegen
Die gelernte Kauffrau nimmt das leicht. »Ich nutze alle Produkte auch selbst«, sagt Alexia Anders mit einem Lächeln im Gesicht. Dann beginnt sie von ihrer Motivation zu erzählen, schwärmt von den Produkten, die sie im Sortiment hat, und gibt eine Aussicht auf das, was sie noch ins Programm nehmen will: WC-Reiniger, Klarspüler, sensitive Waschmittel soll es bald zum Abfüllen geben, Zahnputzpastillen, festen Conditioner und Lippenbalsam. Folgt man dabei ihren Augen, entsteht bereits im eigenen Kopf ein Bild davon, wo alles stehen wird und welche große Pump-Flasche welche Lotion oder Creme beinhalten wird.
Ein Geschäft, das Kauknochen und Hundedecken auf der einen Seite und Unverpacktes sowie Plastikfreies auf der anderen Seite führt, ist auf jeden Fall etwas Außergewöhnliches. »Dabei wird es jedoch nicht bleiben!«, sagt die Friedbergerin. »Ich stehe schon in Kontakt mit einem Lieferanten und möchte auch Lebensmittel in Pfandgläsern anbieten.«
"Futterzimmer" Friedberg: Rucksack aus Resten der Hundedecke
Noch ist der Unverpackt-Bereich nur eine Rubrik auf ihrer Homepage. Das Logo ist jedoch fast fertig, und dann folgen eigene Homepage und Google-Eintrag.
Wie sehr sich Alexia Anders bereits Gedanken um Ressourcenverschwendung gemacht hat, sieht man bereits beim ersten Blick auf die bestehende Homepage. Dort trifft man auch auf Rucksäcke. Was haben die mit Hundebedarf oder Unverpacktem zu tun? »Die nähe ich aus Stoffresten der Hundedecken«, sagt die ausgebildete Hundeernährungsberaterin stolz. »Die fertige ich nämlich auch selbst. Sie halten länger als die üblichen, und so erfüllen auch die Reste noch einen guten Zweck.«
Wer sich selbst überzeugen möchte: Der außergewöhnliche Laden hat montags bis mittwochs von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr geöffnet.