Hochwasser-Katastrophe: „Wir wurden überrannt“ – Spendenaktion in Werneuchen löst Verkehrschaos aus

Die Stadtverwaltung Werneuchen hatte am Freitagabend kurzfristig zum Spendensammeln für die Betroffenen des Hochwassers in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz aufgerufen. Die am Sonntag durchgeführte Aktion im Ortsteil Weesow übertraf dann allerdings alle Erwartungen der Organisatoren. „Wir wurden nahezu überrannt“, so Stadtsprecher Fabian Geelhaar. Alles in allem sei es am Ende aber eine großartige Aktion gewesen. „Wir können uns nur bei allen Spendern und Helfern für ihr Mitwirken bedanken.“

Hunderte Meter Stau vor dem Dorfgemeinschaftszentrum

Die Hilfsbereitschaft der Werneuchener hatte zwischenzeitlich dennoch für ein Verkehrschaos vor dem Dorfgemeinschaftszentrum gesorgt. „Irgendwann sind dann auch schon Autofahrer abgedreht, weil sie sich nicht in den hunderte Meter langen Stau einreihen wollten“, berichtet Geelhaar weiter. Die 30 ehrenamtlichen Helfer, die die Aktion begleiten und die Spenden vorsortieren wollten, hatten aufgrund der puren Masse und des enormen Andrangs alle Hände voll damit zu tun, das Aufkommen einigermaßen zu bewältigen. „Wir konnten bisher nur grob sortieren“, so der Stadtsprecher. Die Feinarbeit erfolge nun im nächsten Schritt.

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Insgesamt kamen am Sonntag rund 220 Kubikmeter (m3) Spenden zusammen – das entspricht in etwa vier großen Lkw-Ladungen. Der ursprüngliche Plan, die Spenden über zwei Bürgermeister im betroffenen Gebiet verteilen zu lassen, ist damit über den Haufen geworfen, sagt Fabian Geelhaar. „Wenn ich jemandem vier große Lkw mit Spenden schicke, dann wird der seines Lebens nicht mehr froh. Die Organisation ist nicht zu bewältigen.“ Stattdessen sei man nun auf der Suche nach einem Partner, der die gesammelten Güter großflächiger verteilen könne. „Anders ist das nicht zu verantworten.“

Kontakt zum Bürgermeister von Ahrweiler abgebrochen

Hinzu komme, so der Stadtsprecher, dass der Kontakt zum Bürgermeister von Ahrweiler abgerissen sei. Beim ersten Gespräch am Freitag hieß es, dass alles gebraucht werde, egal was. „Es sollte nur sortiert und ordentlich sein.“ Inzwischen sei ein weiteres Telefongespräch nicht mehr möglich gewesen. „Ich gehe davon aus, dass Spendenangebote aus ganz Deutschland kommen“, sagt Geelhaar. „Da ist es auch irgendwann verständlich, wenn man nicht mehr ans Telefon geht.“

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Bei der Spendenaktion wurden auch Stromaggregate und Wasserpumpen abgegeben. Diese werden am morgigen Dienstag, 20. Juli, zusammen mit einigen Hygieneartikeln, Putzmitteln, Werkzeug und zwei Paletten Getränke für die Helfer vor Ort direkt ins Krisengebiet transportiert. Alles andere folgt etwas später. „Von den 220 m3 sind etwa 150 m3 Kleidung. Das müssen wir uns jetzt erst noch einmal anschauen und sortieren. Das kann nicht vor Ort passieren“, so Geelhaar. Er schätzt, dass rund 80 Prozent der Spenden sinnvoll verwertet werden könnten. Beim ersten Vorsortieren sei aber auch schon ein 15 m3 großer Haufen entstanden, den man nicht ins Krisengebiet schicken könne.

Bücher und Porzellan-Tassen werden vor Ort nicht benötigt

„Ich bin mir sicher, dass alle Spenden auf einen guten Willen zurückgehen“, sagt Fabian Geelhaar. „Es gibt aber einfach Dinge, die die Betroffenen vor Ort nicht gebrauchen können.“ Dazu zählten zum Beispiel Bücher aller Art, eine Modelleisenbahn, ein Flachmann-Set oder Porzellan-Tassen. „Was wir mit diesen Dingen machen, müssen wir uns noch überlegen.“ Auch Fahrradhelme könnten nicht verschickt werden. „Dabei handelt es sich im Grunde um Hygieneartikel“, erklärt der Werneuchener. „Innerhalb des Helmes befinden sich Stoffteile, die nicht gewaschen werden können. Deshalb können wir sie nicht guten Gewissens weitergeben.“

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Neben den Sachspenden – unter anderem 200 Bettdecken und Kopfkissen, 25 Babyreisebetten, 1,5 m3 Seifen und Shampoo, 150 Kilogramm Tierfutter, 3 m3 Plüschtiere und noch dreimal so viel Kinderspielzeug – kam in Werneuchen auch einiges an Geld zusammen. Laut Geelhaar wurden weit mehr als 3000 Euro gesammelt. „Das Geld wird komplett gespendet. Anfallende Kosten durch die Spendenaktion werden von der Stadt Werneuchen übernommen“, sagt der Pressesprecher. Das gelte auch für die Entsorgung von angefallenem Müll – also beispielsweise abgegebene Decken, die Flecken aufweisen.

Helfer fürs Sortieren gesucht

Für das Sortieren der Spenden ist die Werneuchener Stadtverwaltung auf Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern angewiesen. Am Dienstag, 20. Juli, werden im Dorfgemeinschaftszentrum in Weesow die Kleidung und die anderen Güter gesichtet. Die Aktion beginnt um 9.30 Uhr. „Es wäre schön, wenn sich die Helfer per E-Mail an geelhaar@werneuchen.de anmelden könnten“, sagt der Stadtsprecher. „Spontane Hilfe ist aber auch gerne gesehen.“ Auch über weitere Geldspenden freue man sich. Diese können auf folgendes Konto überwiesen werden: Sparkasse Barnim, IBAN: DE43 1705 2000 3200 3070 12, Verwendungszweck: Fluthilfe – sowie Name und Anschrift des Spenders (für eine Spendenbescheinigung)

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