Ladenburg. (stu) Die Platz-Katzen-Geschichte des von vielen Menschen verwöhnten Katers Moritz, hat die Leserinnen und Leser sehr berührt. Der als "herrenloser Kater" beschriebene Moritz lässt sich von den Mitarbeiterinnen des Edeka-Marktes, aber auch von Anwohnern des Cornel-Serr-Platzes gerne verwöhnen. Wie sich jetzt herausstellte, ist Moritz ein Kater, der sich mehrere Fress-Stellen eingerichtet hat. Der schwarze Schönling hat seit vielen Jahren, nur wenige Hundert Meter von seiner Zweitfutterstelle entfernt, bei Werner Scholz seinen "Erstwohnsitz".
Und das soll auch so bleiben, sagte Werner Scholz und rief nach der Veröffentlichung der Tiergeschichte die RNZ an. Seine Botschaft war: "Der Katzenbesitzer lebt". Auf der einen Seite war der Katzenvater nicht erfreut, als er lesen musste, dass das Herrchen von Moritz verstorben sei. Andererseits bezieht sich Werner Scholz nun auf den bekannten Spruch: "Totgesagte leben länger". "Jetzt müsste ich eigentlich 100 Jahre alt werden", nahm Werner Scholz die Geschichte mit Humor. Natürlich wünscht auch die RNZ, dass Moritz an seinem "Erstwohnsitz" mit seinem tatsächlichen Herrchen noch viele gemeinsame Jahre erleben darf.
Update:
Mittwoch, 11. August 2021, 18.51 Uhr
Wie Moritz zum beliebten "Platz-Kater" am Edeka-Markt wurde
Von Axel Sturm
Ladenburg.
Es sind nicht nur bekannte Fernsehtiere wie der Delfin "Flipper" oder der Polizeihund "Rex", die rührende Geschichten schreiben. In Ladenburg gibt es einen schwarzen Kater, der es zumindest in der Oststadt zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gebracht hat. Die meisten Anwohner des Cornel-Serr-Platzes haben "Moritz" in ihr Herz geschlossen.
Der Kater besuchte mit seinem Besitzer jeden Morgen den Edeka-Markt, denn der ältere Herr soll dort seine Frühstücksbrötchen gekauft haben. Moritz war immer dabei. Er wartete an der Eingangstür, bis sein "Herrchen" wieder aus dem Laden kam. Dann gab es für Moritz ein Leckerli und das tierisch-menschliche Paar trottete gemütlich nach Hause.
Anwohnerin Constanze Bender beobachtete das Ritual fast täglich und erfreute sich an dem treuen Gespann. "Dann soll überraschend das Herrchen von Moritz verstorben sein", erfuhr sie. Moritz wurde danach von den Bewohnern des Cornel-Serr-Platze eine ganze Weile nicht mehr gesichtet. Offensichtlich hatte er eine Trauerphase eingelegt.
Doch nach einiger Zeit wurde der Kater wieder vor dem Edeka-Markt gesehen. Er legte sich, so wie er es gewohnt war, vor den Ladeneingang in "sein Blumenbeet" und wartete auf sein Leckerli. Und weil seine treuen Blicke von einigen Katzenfreunden bemerkt wurden, machte Moritz richtig fette Beute.
Auch Marktleiterin Sabine Keller bemerkte die Katze, als sie morgens ihren Laden aufsperrte. Die beiden schlossen schnell Freundschaft, zumal Moritz mit einem Blick erkannte, dass Sabine Keller Katzen mag. Sie hält selbst zwei Hauskatzen, die ihr ans Herz gewachsen sind. Auch die Mitarbeiterinnen des Marktes bemerkten rasch, dass Moritz sich am Cornel-Serr-Platz wohlfühlt.
Neben dem Blumenbeet vor dem Kundeneingang hat Moritz noch einen zweiten Futterplatz entdeckt, den er gegen 6 Uhr besucht. An der Verladerampe am hinteren Teil des Platzes ist der Personaleingang zu finden. Moritz bekam schnell spitz, dass es auch hier etwas gibt. Birgit Chargui-Raies, die ebenfalls zwei Kater hat und die in der Metzgerei arbeitet, wird von Moritz stets um 5.45 Uhr begrüßt. Er fordert nach seinen nächtlichen Streifzügen nicht nur ein paar Streicheinheiten ein, sondern auch sein kleines Frühstück.
Auf der Rampe steht der Napf von Moritz, in dem Punkt 6 Uhr das Katzenfutter liegen muss. "Wenn das nicht pünktlich geschieht – mault mich Moritz verständnislos an", erzählte die Metzgerei-Verkäuferin, die das Tier natürlich nicht enttäuschen will.
Nach dem Frühstück beobachtet der interessierte Kater dann die Anlieferungen. Besonders zufrieden schaut er drein, wenn er das Katzenfutter auf den Paletten entdeckt. Den Laden darf Moritz natürlich nicht betreten, und das weiß der schlaue Vierbeiner ganz genau. Einen Unterschlupf haben die Mitarbeiter ihrem Platz-Kater aber schon gebaut, wenn es einmal zu stark regnen sollte. Moritz ist, wie fast alle Katzen, extrem wasserscheu. Auch der Brunnen auf dem Cornel-Serr-Platz ist nicht gerade sein Lieblingsplatz, denn ab und zu stört ein Wasserspritzer die Wohlfühlatmosphäre in seinem Revier.
Moritz kennt seine Freunde ganz genau. Mit einem Leckerli gewinnt man schnell das Vertrauen, aber mit den Streicheleinheiten sollte man vorsichtig sein. "Letztens bekam ich von Moritz eine gewischt; es war ihm offensichtlich nicht nach Schmusen zumute", erzählt Constanze Bender. Sie bekommt auf der Terrasse ihrer Wohnung öfter mal Besuch von Moritz, und auch im benachbarten Anne-Frank-Kindergarten schaut er gerne vorbei und genießt das Toben der Kinder.
"Wir haben Moritz ins Herz geschlossen", sagt Sabine Keller, die dem Kater seine Abendmahlzeit bereitstellt. Sie darf Moritz immer streicheln, denn der Kater hat sie als Chefin akzeptiert. Nicht nur für die Anwohner, auch für Keller und Chargui-Raies, ist die Katzenbeziehung ein Gewinn. "Der Tag fängt doch gleich viel besser an, wenn man von einem wartenden Tier empfangen wird", sind sich die beiden Katzenfreundinnen einig.
Auch einige Anwohner des Cornel-Serr-Platzes haben Moritz in die Hausgemeinschaft aufgenommen. Trauern wegen des Verlustes seines Herrchens muss er nicht mehr. "Er ist in fast jeder Wohneinheit herzlich willkommen", erzählt Constanze Bender. Sie hat ihren Wunsch, sich einen Hund anzuschaffen, erst einmal ad acta gelegt.