Mit sechs Lkw ins Flut-Krisengebiet: Hammer Helfer berichten von „kriegsähnlichen Zuständen“

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© Jäschke

Eindrücke aus dem Führerhaus: Frank Jäschke und seine Kollegen haben schon auf der Fahrt ins Katastrophengebiet schlimme Zustände vorgefunden.

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Sechs Lkw mit Spenden haben Helfer aus Hamm rund um die Firma Jäschke am Wochenende ins Flutgebiet in der Eifel gebracht. Einer von ihnen schildert seine Eindrücke.

Hamm – 164 Kilometer sind es von der Hafenstraße in Hamm bis zur Freiwilligen Feuerwehr in Remagen. Das kleine Städtchen am Rhein liegt im Landkreis Ahrweiler an der Grenze von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Also dort, wo die Wassermassen der verheerenden Flut mit am schlimmsten wüteten.

An diesen Ort haben Helfer der Firma Jäschke und des Vereins „Kinder brauchen unsere Hilfe“ am Wochenende sechs Sattelschlepper mit Spenden für Flutopfer gebracht. Sie erlebten Eindrückliches und wollen jetzt weiter helfen.

Helfer überwältigt von Hilfsbereitschaft in Hamm

Um 20.30 Uhr ging es am Freitag los – zunächst in Richtung Koblenz. Schon da hatten die Helfer einen Marathon in den Knochen. Stundenlang wurden die gespendeten Waren vorsortiert und eingeladen. Die Schlange der Wartenden mit Spenden war teilweise Hunderte Meter lang. Von der Hilfsbereitschaft der Hammer war Mit-Organisator Peter Dittmar auch am Sonntag noch begeistert: „Das war ein Hammer. Komplett irre. Das kann ich bis heute nicht fassen. Wir hatten gedacht, dass wir vielleicht einen Bulli mit Anhänger oder einen Sattelzug voll bekommen. Aber sechs? Unfassbar.“

Vom Sammelpunkt in Koblenz fuhr ein Lkw mit 1 000-Liter-Wassertanks noch in der Nacht bis nach Remagen. „Die Freiwillige Feuerwehr dort hat von Amts wegen die Koordination der Hilfsgüter für 30 Dörfer übernommen, die teilweise aber gar nicht mehr existieren. Die Frischwasserversorgung ist komplett zusammengebrochen“, erklärte Dittmar.

Nach der Flut: Autos hängen auf Zäunen und in Bäumen

Um halb 4 morgens war der kleine Trupp zurück am Autohof, die Nacht verbrachten alle in den Lkw. „Mit Schlafen war da aber eh nicht viel.“ Um 8 Uhr ging es mit dem ganzen Tross nach Remagen zurück. Und erst bei Tageslicht wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich.

„Das sind kriegsähnliche Zustände. Wir waren alle sprachlos. Schwere Autos waren auf Stahlzäunen aufgespießt. In der Ferne hing ein Wagen in einem Baum wie eine Christbaumkugel“, schilderte Dittmar spürbar bewegt. „Überall lagen Tierkadaver und viel Schlamm. Unsere Jungs waren den Tränen nah.“

Der Hammer Tross traf als erster Hilfskonvoi in Remagen ein. Dort wurden die Spenden abgeladen, final sortiert und mit kleineren Fahrzeugen direkt in die zerstörten Dörfer und Städtchen im Ahrtal gebracht. Dittmar: „Wir sollen den Dank der Betroffenen vor Ort nach Hamm bringen. Diese Hilfe war wirklich wichtig.“

Bergungsarbeiten: Retter vor Ort am Ende ihrer Kräfte

Besonders die Gespräche mit Einsatzkräften vor Ort seien berührend gewesen. „Die waren teilweise 60 Stunden auf den Beinen und haben Unfassbares erlebt“, sagte Dittmar. „In Ahrweiler konnten die Retter an einer vollgelaufenen Tiefgarage nicht mehr machen, als auf eine Taucherstaffel aus Hamburg zu warten, um die Leichen aus den Autos zu holen.“

Teilweise sei die normalerweise im Sommer bloß 50 Zentimeter tiefe Ahr auf einen Pegel von 8,50 Metern angeschwollen. „Die Menschen wurden mit Booten aus dem 3. Stock gerettet.“ Die Bundeswehr war mit Bergepanzern im Einsatz.

Welle der Anteilnahme: Viel Hilfe unterwegs ins Krisengebiet

Als nachmittags um 16.30 Uhr alle Schlepper entladen waren, treffen etliche weitere Lkw ein. „Hunderte sind auf dem Weg, aus ganz Deutschland kommt Hilfe. Das ist so schön zu sehen, wie sich gegenseitig geholfen wird“, sagte Dittmar. Aus dem Schwarzwald kämen Silage und Strohballen für das Vieh, in Bremen seien befreundete Spediteure gestartet.

Für die Hammer ging es da schon zurück. Eine Gruppe war bereits am Samstagabend wieder zuhause, die zweite am Sonntagnachmittag. Der Grund: Eine geborstene Gasleitung sorgte für einen Umweg von 60 Kilometern.

Zweite Spendenaktion startet am Montag um 8 Uhr

An diesem Montag werden bei der Firma Jäschke an der Hafenstraße 90 ab 8 Uhr erneut Spenden für die Flutopfer gesammelt. Dringend benötigt werden laut Dittmar weiterhin Trinkwasser (am besten ohne Kohlensäure), haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel für Erwachsene und Babys, Tiernahrung und Pumpen, Stromaggregate, Kabeltrommeln und ähnliche Gerätschaften. Kleiderspenden werden aktuell nicht angenommen, weil die Verteilung vor Ort zu aufwendig wäre.

Wann der nächste Tross startet ist noch unklar. „Wir stehen mit den Koordinatoren in Kontakt, damit wir niemandem auf den Füßen stehen, der gerade wichtigeres zu tun hat“, so Dittmar.

Vereine, Gruppen und Organisationen aus Hamm helfen

Auch eine Vielzahl anderer Vereine, Gruppen und Organisationen aus Hamm hat bereits Spenden gesammelt oder Aktionen gestartet. Der Leo Club Hamm etwa stand am Samstag vor dem Edeka-Sonnenburg und bat um Lebensmittel- und Sachspenden. „Wir wurden praktisch überrannt“, sagte Vizepräsident Godwin Osagie.

Mit der Ware wurde ein Sattelschlepper zu drei Vierteln gefüllt, der am Montag zu Jäschke gebrach und dort mit weiteren Lebensmitteln und Trinkwasser bestückt werden soll. Die SG Bockum-Hövel und der TuS Uentrop sammelten ebenfalls, groß war die Hilfsbereitschaft auch in Schützenvereinen. Hunderte Hammer dürften darüber hinaus Geldspenden getätigt haben.