Kein Geld, viele Sorgen: Fränkische Tierheime in Not

Kein Flohmarkt, keine Feste, kein Tag der offenen Tür – auch im Tierheim im Hersbruck (Lkr. Nürnberger Land) sind 2020 durch die Corona-Pandemie viele Spendeneinnahmen weggebrochen. Fast 30.000 Euro fehlen in der Kasse des Vereins, der sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Vermittlungsgebühren und Veranstaltungen finanziert. Doch die Kosten laufen weiter, die Tiere müssen versorgt werden.

Seit mehreren Monaten ist das Tierheim für den öffentlichen Publikumsverkehr geschlossen. Das bedeutet nicht nur weniger Besucher, sondern auch weniger Ehrenamtliche. Normalerweise bekommt das Tierheimpersonal beim Spazieren gehen Unterstützung. Drei Mal täglich müssen die Hunde raus. Jetzt übernehmen die Mitarbeitenden die Gassirunden.

Spenden für Tierfutter

Hunde, Katzen, Nager, Reptilien – über 350 Tiere nimmt das Tierheim Hersbruck jährlich auf und versorgt sie. Noch reicht das Futter. Auch dank Hilfe aus der Bevölkerung. Fast täglich stehen Körbe und Kartons mit Hunde- und Katzenfutter vor der Eingangstüre, die können Spenderinnen und Spender dort kontaktlos abgeben. Für die Unterstützung ist Martina Höng sehr dankbar: "Es ist eine enorme Erleichterung. Anders würden wir das gar nicht schaffen."

Kein Geld, viele Sorgen: Fränkische Tierheime in Not

Zahlreiche Tierschutzeinrichtungen in Franken haben Sorgen

Wie in Hersbruck geht es derzeit vielen Tierschutzeinrichtungen in Franken. Große finanzielle Sorgen plagen auch Carina Wittmann aus Kulmbach. Gerade auf dem Land sei die Situation besonders schwierig. "Jeder Euro zählt, deshalb verkaufen wir übers Internet Flohmarktartikel." Doch nicht nur das: Die Tierheim-Mitarbeitenden nähen auch fleißig Schals und Türstopper. Carina Wittmann hofft mit dem Verkauf zumindest etwas Geld für die Tierheimkasse sammeln zu können.

Illegaler Tierhandel boomt

Auch während der Corona-Krise läuft die Tiervermittlung weiter. Durch Lockdown, Homeoffice und Kontaktbeschränkungen sei die Nachfrage nach Tieren gestiegen, so Andreas Brucker vom Bayerischen Tierschutzbund. Der "Haustier-Boom" könne durch seriöse Züchter und Tierheime nicht gedeckt werden. Die Folge: Der illegale Handel mit Welpen und jungen Katzen habe seit Beginn der Pandemie dramatisch zugenommen. "Zwischen Januar und Oktober 2020 wurden 75 Fälle von illegalem Heimtierhandel bekannt, 818 Tiere waren betroffen. Mehr als im gesamten Jahr 2019", so der Deutsche Tierschutzbund. Bayernweite Statistiken zu illegalem Haustierhandel gebe es nicht.

Allein in den vergangenen vier Tagen habe Andreas Brucker mit seinem Team vier Tiertransporter aus Ungarn und Rumänien stoppen können. Der Tierschützer warnt vor günstigen und schnellen Käufen aus dem Internet: "Die Aufzucht dieser Tiere ist miserabel, die Hündinnen sind bis aufs Letzte verbraucht, die Ernährung der Tiere ist äußerst schlecht und alle Tiere kommen mit Parasiten und Krankheiten."

Angst vor überfüllten Tierheimen nach Corona-Krise

Die hohe Nachfrage nach Haustieren sorgt auch bei Marina Höng in Hersbruck für schlaflose Nächte: "Was passiert mit den Hunden und Katzen nach Corona? Ich glaube, wenn Kurzarbeit und Home-Office vorbei sind, dann werden viele Menschen ihre neu angeschafften Vierbeiner wieder abgeben, weil sie doch keine Zeit für ein Haustier haben." Für die Tiere, die sich gerade an ein neues Zuhause gewöhnt haben, sei das eine Katastrophe. Die Tierheimleiterin blickt mit Ungewissheit auf die kommenden Wochen und Monate. Eine der größten Herausforderungen bleibe sicherlich die Finanzierung in diesem Jahr. Die Hersbruckerin befürchtet, dass auch 2021 viele Veranstaltungen ins Wasser fallen. Und damit auch Spendeneinnahmen, die die Tierheime eigentlich so dringend brauchen.