Alle Einnahmen des Seniorenfrühstücks werden direkt für die Flutopferhilfe gespendet. Foto: Ferber
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STAUFENBERG - Um Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe leisten zu können, fand das jüngste Seniorenfrühstück des Vereins "Staufenberg vereint" als Benefizveranstaltung statt. Trotz des ernsten Anlasses herrschte gute Laune an den voll besetzten Außentischen und man ließ sich die angebotenen Leckereien gerne schmecken.
"Was heute reinkommt, wird alles gespendet. Das ist doch gut", findet eine ältere Dame und beißt herzhaft in eine Schinkensemmel. "Der Metzger hat das auch alles gespendet." Fleisch- und Wurstwaren für rund 100 Euro habe die Metzgerei Frank Walter aus Alten-Buseck spontan beigesteuert, bestätigt Wolfgang Kolb, Vorsitzender des Vereins, der in der Küche steht und emsig Brötchen-Nachschub schmiert. "Die Hilfsbereitschaft überall ist einfach phänomenal."
Ähnliches erlebt
"Es sind mehr Leute als üblich hier - wegen der Benefizveranstaltung", stellt auch der Staufenberger Berthold Stark als regelmäßiger Seniorenfrühstücks-Teilnehmer erfreut fest. Manfred Läufer aus Treis ist ebenfalls schon seit der Vereinsgründung mit dabei. Er unterstützt die Spendensammlung gerne, weil er selbst Ähnliches erleben musste: "1966 hatten wir im mittleren Lumdatal eine Hochwasser-Katastrophe, fast in einem vergleichbaren Ausmaß. Ganze Gebäude wurden weggerissen, auch viele Tiere von den Bauern." "Damals war ich zwölf", erinnert sich Reiner Bandur. "Vom Kaufhaus Heyer, das war bei uns in Lollar der erste Supermarkt, sind die Bananenkisten durch den ganzen Ort geschwommen."
Hilfe von außerhalb habe es damals keine gegeben, erzählt Läufer. "Die Leute mussten sich selbst helfen, untereinander." Die Möglichkeiten seien heute glücklicherweise völlig andere, so Bandur. Damals habe vielleicht jeder Fünfte einen Fernseher gehabt, Internet habe es gar nicht gegeben, auch keine Handys. Es sei gut, über diese Wege heutzutage andere Menschen erreichen und mobilisieren zu können; es sei gut, dass die Hilfsbereitschaft von überall her so groß sei. "Auch wenn man es ungern zugibt: Wenn solch eine Katastrophe weit weg passiert, in einem anderen Land, rührt einen das doch weniger", sagt er nachdenklich. "Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz - das ist fast vor der eigenen Haustür. Das geht einem sehr nahe."
Mehr als 500 Euro konnten beim Benefiz-Frühstück gesammelt werden, von denen laut Auskunft des Vereinsvorsitzenden eine Waschmaschine und ein Trockner angeschafft und in das Katastrophengebiet gebracht werden sollen. "Wir haben mittlerweile einen direkten Kontakt in Ahrweiler, von dem wir erfahren, was gerade dringend benötigt wird", berichtet Kolb. Auf diese Weise sei es ihnen auch möglich, die Hilfsgüter direkt den Betroffenen zukommen zu lassen, ohne Umweg über eine der zentralen Annahmestellen. "Die Lager sind voll und können vielfach gar keine Sachspenden mehr annehmen", weiß Kolb. "Aber es kommt noch nicht bei den Opfern an."
Bereits am Wochenende seien einige Vereinsaktive daher zur Tat geschritten: Sie hätten die in den Tagen zuvor gesammelten Sachspenden in mehreren Fuhren kurzerhand persönlich nach Rheinland-Pfalz transportiert und an die Opfer verteilt - immer in enger Absprache mit den Kontaktpartnern vor Ort. Mit insgesamt 1,5 Tonnen an Lebensmitteln, Baby- und Tiernahrung sowie Hygieneprodukten, außerdem mehreren Hundert Flaschen Trinkwasser konnte "Staufenberg vereint" so ein Stück der Not im Hochwassergebiet lindern. Von erhaltenen Geldspenden seien außerdem unter anderem Stirnlampen, Gaskocher und Arbeitshandschuhe angeschafft worden, so Kolb.
"Mit einer Tüte voll Lebensmitteln da hochfahren", davon rät er dringend ab. "Viele der Straßen sind kaputt, es ist kein Durchkommen, auch nicht für die Rettungsfahrzeuge. Die wenigen passierbaren Wege dürfen nicht von Autokolonnen blockiert werden." Besser sei es, sich an einen der zahlreichen kleinen Vereine zu wenden, die jetzt gezielte Hilfsaktionen organisierten.