Farbstoffe: Wissenswertes über den Zusatzstoff in Lebensmitteln und Textilien

Farbstoffe machen das Leben bunter – problematisch ist es nur, wenn sie dabei die Gesundheit oder die Umwelt schädigen. Lies hier, welche Farbstoffe bedenklich sind und wie du sie meidest.

Farbstoffe – ohne sie fehlt was

Farbstoffe sollen dort nachhelfen, wo die Natur gefühlt zu trist ist. Ohne zusätzliche Farbstoffe würden Textilien eher einfarbig daherkommen. Auch büßen beispielsweise Obst oder Gemüse ihre frischen Farben ein, wenn sie konserviert oder verarbeitet werden. Etwas zusätzliche Farbe soll diesen scheinbaren Missstand für das Auge wieder korrigieren.

Das Bedürfnis, Farbstoffe zu verwenden, ist daher wahrscheinlich so alt wie die Menschheit. Antike Rezepturen für Farbstoffe setzten sich noch aus natürlichen Materialien zusammen. Erst später im Zuge der Industrialisierung entdeckte die Forschung, wie sich künstliche Pigmente massenhaft herstellen lassen. Grundsätzlich wird zwischen drei verschiedenen Gruppen von Färbemitteln unterschieden:

Naturpigmente: Sie lassen sich zum Beispiel aus Pflanzen gewinnen. Oftmals deutet schon der Name der Pflanze auf die frühere Verwendung hin – wie beispielsweise bei der Färberkamille, die Wolle oder Stoffe gelblich einfärbt. Im Lebensmittelbereich gibt es färbende Gewürze wie Safran oder Kurkuma. Sie verleihen Gerichten eine charakteristische gelbe Farbe.

Metallhaltige Farbstoffe: Sie entstehen aus metallischen Verbindungen. Greenpeace berichtet, dass Schwermetalle wie Cadmium oder Blei beispielsweise in Farbstoffen der Textilindustrie enthalten sein können. Die Metalle können unter anderem das Nervensystem schädigen.

Synthetische Farbstoffe: Oft handelt es sich dabei um Pigmente, die zur Gruppe der Azofarbstoffe zählen. Laut bayrischem Landesamt für Gesundheit kommen solche Farbstoffe in einer Vielzahl von industriellen Produkten vor. Neben Lebensmittel und Textilien sind sie beispielsweise auch in Kosmetik, Lacken, Plastikartikeln oder Papierprodukten zu finden. Sie erzielen ein immer gleichbleibendes, intensives Farbergebnis und bleichen unter Lichteinstrahlung nicht aus. Allerdings gehen diese Vorteile mit gesundheitlichen Risiken einher.

Farbstoffe in Lebensmitteln, bei denen du aufpassen solltest

Farbstoffe sind in Süßigkeiten besonders bedenklich. (Foto: CC0/pixabay/Couleur)

Farbstoffe in Lebensmitteln erkennst du an den E-Nummern auf der Zutatenliste. Das können sowohl Zusätze mit natürlichem Ursprung sein oder künstliche Farbstoffe. Du kannst dir mit verschiedenen Apps (zum Beispiel CodeCheck) anzeigen lassen, welcher Farbstoff sich hinter der Nummer verbirgt.

Die European Food Safety Authority (EFSA) überarbeitete in den letzten Jahren alle Farbstoffzulassungen. In einigen Fällen waren diese schon seit Jahrzehnten gültig. Ihre Ergebnisse präsentierte die EFSA 2016 und korrigierte für einige Farbstoffe die Regelungen.

Azofarbstoffe: Diese Gruppe von Farbstoffen gab den Anstoß für die Überarbeitung bei der EFSA. Eine britische Studie hatte einen Zusammenhang zwischen Azofarbstoffen in Süßigkeiten und Verhaltensänderungen wie Hyperaktivität bei Kindern hergestellt. Auffällig waren fünf Azofarbstoffe, die in Verbindung mit dem Konservierungsmittel Natriumbenzonat (E 211) zu Konzentrationsschwächen führen sollten. Die Untersuchungen der EFSA konnte zwar diesen Verdacht bislang nicht vollständig bestätigen – trotzdem verschärfte sie bei drei der fraglichen Farbstoffe die als unbedenklich geltende Tagesmenge.

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Bei folgenden Farbstoffen schreibt die EU einen vorbeugenden Warnhinweis vor. Das Produkt muss darauf hinweisen, dass die enthaltenen Farbstoffe bei Kindern zu Hyperaktivität führen können:

E 102 Tartrazin

E 110 Gelborange

E 122 Azorubin

E 124 Cochenillerot A

E 129 Allurarot

E 104: Chinolingelb (hierbei handelt es sich chemisch um keinen Azofarbstoff, doch vermuten Fachleute eine ähnliche Wirkung)

Tartrazin und Gelborange sind zudem für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Asthma oder Nesselsucht (Urticaria) bedenklich. Eine Studie stellte ein erhöhtes Risiko für einen Krankheitsschub durch beide Lebensmittelfarbstoffe fest. Typisch für diese Krankheiten ist, dass sie in Schüben auftreten. Die Auslöser für solche Schübe sind sehr individuell – es können bestimmte Lebensmittel, aber auch Temperaturänderungen oder Stress sein.

Metalloxidfarben: Titandioxid (E 171) ist ein weißliches Pigment, das eine milchige Farbe ergibt. Du kannst es unter anderem in Süßigkeiten, Gebäck oder Soßen finden. Die EFSA stellte bei ihrer Neubewertung fest, dass der Darm den Farbstoff entgegen früheren Annahmen durchaus aufnehmen kann. Es handelt sich laut den Untersuchungen dabei allerdings um winzige Mengen von etwa 0,1 Prozent der Metallfarbe. Einige Studienergebnisse weisen laut EFSA in die Richtung, dass Titandioxid die Fortpflanzung beeinträchtigen könne. Allerdings handelte es sich bei den untersuchten Pigmenten um solche, die nicht für Lebensmittel zugelassen sind. Die Agentur gab daraufhin weitere Studien in Auftrag, um auch über die in Lebensmitteln verwendeten Titandioxide sichere Erkenntnisse zu erlangen. Die Ergebnisse liegen jedoch derzeit noch nicht öffentlich vor. Aus einigen Länder wie Frankreich kamen schon nationale Verbote. Auch Lebensmittelhersteller wie Dr. Oetker reagierten auf Druck von Foodwatch und verzichten auf den Farbstoff.

Bei Farbstoffen in Textilien sind die Schadstoffe versteckter

Dunkle Farbstoffe enthalten oftmals mehr gefährliche Chemikalien. (Foto: CC0/pixabay/StockSnap)

Bedenkliche Farbstoffe in Kleidungsstücken zu finden gestaltet sich meist deutlich schwieriger. Eine Kennzeichnung wie bei Lebensmitteln fehlt hier meist. Die unabhängige Informationsplattform der Modeindustrie Fashion United rät als Faustregel: Je dunkler oder leuchtender eine Farbe ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass bei der Herstellung viele und mitunter giftige Chemikalien im Spiel waren. Das bedeutet also auch: Vorsicht bei schwarzer Kleidung. Die Farbe kann durchaus Reste von bedenklichen Chemikalien oder Schwermetallen enthalten.

Schwermetalle in Farbstoffen: Greenpeace berichtet, dass die Schwermetalle von der Kleidung über die Haut in den Körper gelangen. Dort können sie neben Nervenschäden auch für eine Reihe an Organschäden verantwortlich sein. Gerbereien behandeln Leder teilweise mit Chrom. Darunter auch das Metall Chrom IV, es steht Verdacht Krebs zu erzeugen und gilt als aggressives Umweltgift.

Azofarbstoffe: Auch die Textilindustrie setzt häufig die farbintensiven Azofarbstoffe ein. Einige dieser Farbstoffe können durch Hautkontakt ebenfalls gesundheitliche Schäden verursachen.

Kontaktallergie: Eine Studie berichtet unter anderem von einer Patientin, die sich wegen einer schweren Kontaktallergie an den Beinen behandeln lassen musste. Ihre gefärbte Nylonstrümpfe hatten die Hautreizung ausgelöst.

Krebsrisiko: Studien legen nahe, dass Azofarbstoffe Krebs auslösen können. Die Verbindungen spalten Stoffe ab, die dafür bekannt sind, dass sie das Erbgut schädigen oder verändern.

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Die European Chemicals Agency (ECHA) erläutert, dass die EU-Gesetze die Verwendung von bedenklichen Farbstoffen einschränken. Wie Greenpeace berichtet, importiert die EU rund 90 Prozent aller Kleidung aus China, Bangladesch oder Indien. Damit unterliegt die Herstellung nicht den Gesetzen der EU. Welche Farbstoffe tatsächlich in den Textilfabriken zum Einsatz kommen, bleibt so meist völlig im Dunkeln.

Farbstoffe: Wissenswertes über den Zusatzstoff in Lebensmitteln und Textilien

Listen von gefährlichen Farbstoffen und Prüfungen beim Import in die EU sollen einen gewissen Schutz gewährleisten. Die EU-Verordnung EG Nr. 1907/2006 untersagt die Verwendung von möglicherweise krebserregenden Azofarben, wenn die Stoffe direkt mit der Haut in Kontakt kommen. Ende 2020 erweiterte die EU ihre Prüfnormen für den Import von potenziell krebserregender Stoffe – darunter fallen ebenfalls Azofarbstoffe.

Farbstoffe färben nicht nur Textilien, sondern sind eine Umweltbelastung

Farbstoffe gefährden auch die Menschen in den Textilfabriken. (Foto: CC0/pixabay/analogicus)

Die importierten Textilien zu kontrollieren, schützt die Verbraucher:innen in der EU. Die Herstellung der Kleidungsstücke erfolgt jedoch in Ländern des globalen Südens. Diese Länder verfügen meist über weniger strenge Gesundheitsvorschriften.

Die Arbeiter:innen in den Färbereien, Gerbereien für Leder und textilverarbeitenden Betrieben sind dort häufig giftigen Chemikalien und Farbstoffen ausgesetzt. Ausreichende Schutzvorkehrungen sind oftmals nicht gegeben. Eine Studie hebt daher das erhöhte Krebsrisiko für diese Menschen hervor. Besonders gefährdet sind alle, die regelmäßig mit Azofarbstoffen arbeiten müssen.

Textilfabriken haben oft nicht nur ein Problem mit dem Schutz der Arbeiter:innen, sondern auch mit der Umwelt. Greenpeace berichtet zum Beispiel von ausgedehnten schwarzen Flächen im Meer vor der chinesischen Küste. In der Region stehen Textilfabriken, die vor allem Kinderkleidung für den Export nähen. Die Betriebe leiteten die schmutzigen Abwässer in die Flüsse und ins Meer.

Weiter führt die Umweltorganisation an, dass solche Probleme nicht nur China beträfen. In vielen Länder ist es noch immer gängige Praxis, Abwässer aus der Textilindustrie ohne Filter oder Kläranlage in die Flüsse zu leiten. Die verschmutzten Flüsse dienen oft auch der Trinkwasserversorgung in den Regionen. Damit gelangen die bedenklichen Chemikalien in die Umwelt und belasten die Gesundheit von Menschen und Tieren in der Umgebung.

So meidest du bedenkliche Farbstoffe

Naturtextilien enthalten meist weniger bedenkliche Farbstoffe. (Foto: CC0/pixabay/JayMantri)

Dein persönliches Gesundheitsrisiko kannst du verringern, indem du bewusst einkaufst und ein Auge auf eventuell problematische Inhaltsstoffe hast. Bei Lebensmitteln hast du zum Beispiel folgende Möglichkeiten, Farbstoffe weitestgehend zu vermeiden:

Kaufe möglichst frische und unverarbeitete Lebensmittel, zum Beispiel im Biomarkt oder im Hofladen.

Wähle Produkte aus ökologischem Anbau – sie dürfen meist keine künstlichen Zusatzstoffe enthalten. Du erkennst sie an einem aussagekräftigen Bio-Siegel. Hohe Standards und strenge Regelungen geben zum Beispiel Naturland, Bioland oder Demeter für Anbau und Produktion vor.

Hast du die Möglichkeit, dann pflanze dein Gemüse oder Obst am besten selbst an. Auch mit einem Balkongarten kannst du schon vieles für die Küche ernten.

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Wenn du einige Tipps befolgst, gehst du auch bedenklichen Chemikalien in Textilien leichter aus dem Weg. Das Verbrauchermagazin UMID des Umweltbundesamtes empfiehlt dazu:

Hinweise in der Kleidung wie „separat waschen“ oder „mit ähnlichen Farben waschen“ deuten darauf hin, dass sich Farbpigmente lösen können. Folglich könnte das auch passieren, während du das Stück trägst.

Wasche grundsätzlich neue Kleidung, bevor du sie das erste Mal anziehst.

Orientiere dich bei deinem Einkauf an Siegeln für biologische und nachhaltige Mode. Greenpeace nennt einige Beispiele für Siegel, die auch die Produktionsbedingungen in den Fabriken vor Ort berücksichtigen:

INV-Best – Das Siegel setzt strenge Maßstäbe bei Materialien und Arbeitsbedingungen. Nur Naturfasern können eine Zertifizierung erhalten. Für krebserregende Azofarbstoffe gibt es eigene Grenzwerte.

GOTS – Zertifiziert und kontrolliert alle Stufen der Herstellung von Naturtextilien. Der Einsatz von Chemikalien wird ähnlich, aber nicht ganz so strikt wie bei INV-Best geregelt.

Bluesign – Das Siegel gibt mit einer Postivliste die erlaubten Chemikalien vor und überprüft den gesamten Herstellungsprozess der Kleidung.

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Schlagwörter: Gewusst wie Lebensmittel Mode

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