50 Teilnehmern nahmen an der Flurbegehung teil. – Clémence Boutry / FiBL.
Auf dem Hof von Michael Reichmuth in Oberarth SZ fand ein Erfahrungsaustausch zum Biologischen Beerenanbau statt.
Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL führte einen Erfahrungsaustausch zum Thema Biobeerenanbau auf dem Betrieb von Michael Reichmuth in Oberarth SZ durch. Gut 50 Teilnehmer aus der ganzen Schweiz nahmen daran teil.
Die Sommerhimbeeren werden als Terminkultur mit sogenannten Long canes Kulturen geführt. Die im Vermehrungsbetrieb mit zwei ca. 1,8 m langen Ruten vorkultivierten und deshalb kostspieligen Pflanzen (7.-/Pflanze) werden im Frühling gepflanzt und liefern bereits etwa 8 bis 9 Wochen später die ersten reifen Beeren.
Die Terminierung der Kultur erlaubt es dem Betrieb, die Erntelücke zwischen den Sommer- und Herbsthimbeeren auf dem Markt zu schliessen. Zudem kann die Sommerhimbeere als einjährige Kultur in die Fruchtfolge mit Gemüse als Vor- und Nachfrucht integriert werden.
Eine Einnetzung gegen die Kirschessigfliege brauche er bislang nicht, so Michael Reichmuth «Die Ernte der Beeren an jedem zweiten Tag hat sich als gute Strategie erwiesen und reichte bis jetzt aus.» Gemäss dem Berechnungstool Beerenkost sind bei Long Cane Kulturen ungefähr 1,2 kg pro Pflanze nötig, um die Kosten zu decken. Der im Frühling montierte Witterungsschutz schützt die Pflanzen ausreichend vor Krankheiten und ermöglicht zudem einen Verfrühungseffekt.
«Frühlingsputzete» bei den Erdbeeren
Bei den Erdbeeren legt Reichmuth zur Vorkehrung gegen Krankheiten grossen Wert auf eine lange, 8-jährige Anbaupause in der Fruchtfolge. So wird den berüchtigten bodenbürtigen Schaderreger den Garaus gemacht.
Einen wesentlichen Einfluss für die Gesunderhaltung der Pflanzen sieht er auch in einem konsequenten Entfernen der im Winter durch Krankheitseinfluss abgestorbenen Blätter. So kann er das Erregerpotential entscheidend reduzieren und seine Pflanzen auch ohne Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln gesund erhalten. Die Staffelung der Ernte erfolgt mit einer ausgeklügelten Sortenwahl, mit dem Einsatz von einfach- oder Doppelvlies zur Verfrühung sowie der Verwendung von schwarzen oder weissen Folien zur Verfrühung resp. Verspätung der Ernte.
Heidelbeeren: Dammstruktur entscheidend
Michael Reichmuth hat die Dämme direkt über den Boden ohne Furche errichtet. Das Grundmaterial besteht aus zerkleinerten Tannenästen, welche nicht als Energieholz verwendet werden und daher deutlich günstiger sind als normale Holzschnitzel oder Sägemehl. Zudem ist dank der guten Struktur die Luftführung besser als bei reinen Sägemehlsubstraten.
Auch der notwendige tiefe pH-Wert (< 5) kann ohne zusätzliche Gaben von Elementarschwefel erreicht werden. Mehrere Teilnehmer berichten über sehr gute Nebenwirkungen des Blattdünger «Fruchtkalk» gegen die Kirschenessigfliege. Eine regelmässige Anwendung alle 3-4 Tagen sei nötig.
Grosse Nachfrage nach Knospe Verarbeitungsfrüchte
Im Anschluss der Flurbegehung gab es noch ein paar Präsentation aus der Forschung (Agroscope und FiBL) sowie von Bio Suisse zur Marktsituation. Biotafelhimbeeren sind sehr gesucht. Bei den Bioerdbeeren gibt es vor allem noch Vermarktungspotential ausserhalb der Hauptsaison von Mitte Mai bis Mitte Juni.
Der Mindestrichtpreis konnte heuer erfreulicherweise um 50 Rappen erhöht werden. Für zukünftige Preisverhandlungen mit dem Handel sind jedoch unbedingt detailliertere betriebswirtschaftliche Daten zu den Produktionskosten notwendig. Die Bio Suisse starten dazu unter Mithilfe des FiBL umfangreiche Datenerhebungen auf den Betrieben.
Auch bei den Verarbeitungsfrüchten gibt es in verschiedenen Bereichen noch Potential das Angebot insgesamt und insbesondere auch den Inlandanteil zu steigern. Das FiBL ist derzeit zusammen mit der Bio Suisse und dem Handel dabei den Marktbedarf detailliert zu bestimmen und allfällige Massnahmen zu definieren.
*Der Autor Thierry Suard ist Bioobstbauberater beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL