Neues von Wimpern-, Pantoffeltierchen und Co. wird es auf der internationalen wissenschaftlichen Tagung der "Deutschen Gesellschaft für Protozoologie" geben, die von der Universität Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) organisiert wird. Vom 25. bis 28. Februar 2009 werden in Naumburg (Saale) deutsche und internationale Spezialisten auf der jährlich stattfindenden Konferenz ihre Forschungsergebnisse vorstellen und diskutieren.
"Ich freue mich sehr, dass wir aus den USA den renommierten Protisten-Forscher Mariusz Nowacki von der Princeton University für einen Vortrag gewinnen konnten", sagt Professor Martin Schlegel vom Institut für Biologie II der Universität Leipzig und Organisator der Veranstaltung. "Grundlage seiner Forschung sind einzellige Lebewesen, die so genannten Protisten. Er wird wesentliche genetische Entdeckungen über die Ribonukleinsäure (RNA) erörtern, die weitaus mehr Aufgaben in der Genregulation erfüllen, als bislang angenommen." Dank ihres Vorkommens in allen erdenklichen Lebensräumen und ihrer vielseitigen Lebensweise sind die Protisten, auch "Protozoen" genannt, für die biologische Forschung von besonderem Interesse.
Der Volksmund nennt diese Einzeller auch "Urtierchen". Sie helfen beispielsweise die Funktion der Gene besser zu verstehen oder zeigen an, ob ein Gewässer verschmutzt beziehungsweise besonders sauber ist. Zudem sind Protisten ein wichtiger Bestandteil biologischer Kläranlagen. Leipziger Forschungsprojekte zu Einzellern auf Tagung vorgestelltAuch Wissenschaftler von der Universität Leipzig widmen sich der Untersuchung dieser einzelligen Allrounder. Wer eine biologische Pflanzenkläranlage besitzt oder eine Alternative zur konventionellen Abwasserentsorgung sucht, wird sich für den Vortrag von Madlen Häntzsch interessieren, die in einem Forschungsprojekt der Frage nachgeht, welche Arten für den Abbau gesundheitsschädlicher Bakterien in den pflanzlichen Kläranlagen besonders wichtig sind. Auf der Tagung wird die Leipziger Forschergruppe eine neue Methode zur Analyse der Einzeller vorstellen.Zudem wird es um ein Forschungsprojekt der Universität im Leipziger Auenwald gehen. Hier wird der Artenreichtum der Protisten auf den Blättern der Bäume analysiert und erforscht, welchen Einfluss sie auf diese Pflanzen nehmen. Fluch und Segen der EinzellerIm Gegensatz zu Bakterien besitzen Protisten einen eigenen Zellkern und sind damit vielzelligen Lebewesen wie uns Menschen, Tieren und Pflanzen genetisch ähnlich. "Dadurch können aus Studien zur Zellphysiologie dieser Einzeller Rückschlüsse auf Prozesse mehrzelliger Organismen gezogen werden", erläutert Doktor Detlef Bernhard vom Organisationsteam und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Biologie II der Universität Leipzig.Die Protisten sind jedoch nicht ausschließlich "freundliche" Helfer. Denn sie kommen auch als Parasiten vor und können bei Pflanzen, Tieren und Menschen Krankheiten verursachen. Zum Beispiel sind sie Auslöser der Infektionskrankheit Toxoplasmose, von der schwangere Frauen oder immunschwache Personen betroffen sein können.