Von
Jasmin Pospiech
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Die Krätze ist wieder auf dem Vormarsch, sagen Dermatologen. Die juckende Hauterkrankung ist nicht nur nervig – sondern auch brandgefährlich.
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Update vom 14. Januar 2020: Immer wieder kommt es in einigen Regionen Deutschlands zur Ausbreitung von Krätze. Zuletzt berichtete der Norddeutsche Rundfunk im November vergangenen Jahres, dass in Norddeutschland vermehrt Krätze-Fälle gemeldet wurden. Auch die Techniker Krankenkasse verzeichnet eine Zunahme der Hautkrankheit: Zwischen 2016 und 2017 hat die Verschreibung von Medikamenten gegen die Hautkrankheit um 60 Prozent zugenommen - bundesweit waren es 61.255 Fälle im Jahr 2017.
Krätze: Ansteckung, Ursache, Behandlung und wie Sie die Hautkrankheit erkennen
Update vom 19. 09.18: An der Söhre-Gesamtschule in Lohfelden bei Kassel (Einwohnerzahl: circa 15.000) wurde ein neuer Krätze-Fall gemeldet. Die Schulleitung sowie das Gesundheitsamt in Kassel sollen dies nun ebenfalls bestätigt haben.
Update vom 17.05.18: Vergangenes Jahr wurden deutschlandweit wieder vermehrt Krätze-Fälle gemeldet. Doch auch 2018 ist sie wieder auf dem Vormarsch – und gilt noch immer als hochansteckend. So berichtete der Express von einer vierköpfigen Familie aus Nordrhein-Westfalen, die der unangenehmen Hauterkrankung verfallen ist.
So soll es zuerst die Tochter der Müllers erwischt haben, die über Juckreiz klagte. Doch nach nur wenigen Wochen waren alle Familienmitglieder betroffen. Angeblich war der Juckreiz so extrem, dass sie es kaum aushielten. "Es war schlimm. Wir haben uns blutig gekratzt und niemand wusste, was wir haben", so Frau Müller.
Anfangs stellten die Ärzte immer wieder falsche Diagnosen. Kein Medikament half wirklich. Erst einige Monaten später folgte die Erleichterung – es handelte sich um die Krätze. Nun konnte der Familie geholfen werden. Sie ist wieder vollständig genesen.
Krätze: Ausgestorben geglaubte Krankheit wieder auf dem Vormarsch
Was sich nach einem gefährlichen, neuen Virus anhört, ist tatsächlich eine alte Krankheit, die wieder stärker ins Tageslicht drängt. Und Hautärzte glauben, dass sie nicht nur zurückgekehrt, sondern auch stärker denn je ist.
Die Krätze ist wieder da, verkündete der Berufsverband der deutschen Dermatologen bereits 2016. Auch die Krankenkasse Barmer warnte bereits, dass immer mehr Fälle von Skabies gemeldet werden. Und das in ganz Deutschland. Wie viele Fälle es hierzulande sind, ist zurzeit nicht bekannt. Allerdings veröffentlichte de Barmer-Krankenkasse kürzlich Daten, wonach ihren Versicherten 2017 im Schnitt 60 Prozent mehr Krätze-Medikamente verschrieben wurden als 2016.
Laut WHO sollen bereits 300 Millionen Menschen weltweit an Krätze erkrankt sein.
Was ist Krätze?
Bei der Krätze, auch Scabies oder Skabies genannt, handelt es sich um eine ansteckende, stark juckende Hauterkrankung. Ihr Name leitet sich aus dem Lateinischen von "scabere" ab, was "kratzen" bedeutet.
Sie wird ausgelöst durch die Krätzmilbe, ein winziger Parasit, der durch längeren engeren Hautkontakt übertragen wird. Dabei gräbt die Krätzmilbe kleine Gänge in die Haut und legt dort ihre Eier ab. Der starke Juckreiz an Händen und Oberkörper verleitet zum Kratzen, woher auch der Name stammt.
Doch dadurch kommt es zu Hautentzündungen und das Infektionsrisiko steigt. Dadurch entsteht auch das typische Hautbild der Krätze. Schätzungen zufolge sind weltweit etwa 300 Millionen Menschen betroffen.
Neben Händen und Oberkörper sind besonders Körperfalten wahre Brutstätten für die Spinnentierchen. Dazu gehören:
der Genitalbereich
die Zwischenräume von Fingern und Zehen
die Achselhöhlen
der Bauchnabel
Hier fühlen sie sich besonders wohl, da es dort oftmals ziemlich warm und feucht ist. Auch im Bett vermehren sich die Milben aus diesem Grund rasant schnell – weshalb hier die Ansteckungsgefahr am größten ist.
Was sind die Symptome von Krätze?
Starker Juckreiz an Händen und Oberkörper
Eventuell leichtes Brennen der Haut
Bläschen und Pusteln (diese können mit Eiter oder Flüssigkeit gefüllt sein)
Hautekzeme
Krusten (nach Aufplatzen der mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen)
Bei jeder Berührung löst sich die Haut dieses Jungen - er leidet unter einer Schmetterlingshaut. Was das ist und wie es ihm jetzt geht, erfahren Sie hier.
Wie kommt es zu einer Ansteckung?
Ärzte sagen, wenn ein enger und intensiver Hautkontakt von Mensch zu Mensch entsteht. Meistens muss dieser mindestens fünf bis zehn Minuten erfolgen. Besonders dann, wenn man sich für ein Stelldichein in den Laken wälzt, ist das Risiko einer Ansteckung hoch. "Wo Menschen Sex haben", erklärt Russell Currier vom American College of Veterinary Medical History Society in Iowa gegenüber Welt-Online, "kann sich die Skabiesmilbe optimal verbreiten." Die dabei entstehende Wärme macht die eher trägen Tiere ungewohnt mobil und der mehrminütige Hautkontakt bietet mehr Chancen für den Wirtswechsel.
Doch auch beim gemeinsamen Schlafen im Bett, Kuscheln oder auch beim Liebkosen von Kleinkindern oder bei der intensiven Betreuung und Pflege von Menschen können die Parasiten übertragen werden.
Kurzes Händeschütteln allein reicht dagegen für eine Ansteckung mit Krätze nicht aus. Der Grund dafür: Die Krätzmilbe kann nur kurze Zeit ohne einen Wirt überleben - mangelnde Körperhygiene erhöht allerdings das Risiko, dass sich die Krätzmilbe vermehrt und so auch auf andere übertragen lässt.
Auch Menschen, deren Immunsystem bereits geschwächt ist, sind oftmals gefährdeter, an Krätze zu erkranken. Zudem kommt die Erkrankung in Krankenhäusern oder Pflegeheimen - wie auch im Fall des Bonner Krankenhauses zu sehen - wegen des engen Körperkontakts zwischen Pfleger und Patienten häufiger vor.
Häufiges Händewaschen oder übertriebene Körperhygiene helfen allerdings nicht unbedingt – die Krätzmilben gibt es schon seit Jahrtausenden und besiedeln Menschen jeden Alters oder Herkunft. Besonders gerne nisten sie in trockener, spröder Haut oder bei Kindern. Deren hauteigene Schutzfunktion ist oftmals noch nicht vollständig ausgereift.
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Krätze: Wie erfolgt die Behandlung?
Was aber tun, wenn ich bereits Krätze habe? Dann schnell ab zum Arzt. Die Hauterkrankung lässt sich allerdings recht gut durch sogenannte Anti-Milben-Mittel zum Auftragen oder Einnehmen (letzteres seit Mai 2016) behandeln. Ziel ist es, alle vorhandenen Krätzmilben in und auf der Haut auszumerzen. Patienten sollten sich allerdings genau an die Anweisungen von ihrem behandelnden Arzt halten, da manche Mittel starke Nebenwirkungen aufweisen können. Besonders Schwangere, Stillende und Kinder sollten hier also Vorsicht walten lassen.
Cremes zur äußeren Anwendung enthalten oftmals den Wirkstoff Permethrin und sind gut verträglich - sie werden meist großflächig auf die betroffenen Stellen aufgetragen und nach acht bis zwölf Stunden wieder abgewaschen. Danach empfiehlt es sich, frische Kleidung anzuziehen und die Bettwäsche zu wechseln. Oftmals reicht eine Kur aus - falls allerdings nach zwei Wochen noch immer Beschwerden vorhanden sind, müssen Sie die Anwendung wiederholen. Generell müssen Patienten noch vier Wochen nach Therapiebeginn beim Hautarzt erscheinen, um einen erneuten Ausbruch auszuschließen.
Allerdings kann die Haut auch nach einer erfolgreichen Therapie noch jucken oder verändert aussehen - Ärzte sagen dazu postskabiöses Ekzem. Dabei handelt es sich um eine Reizung der Haut durch Rückstände der Parasiten, die in der Haut verblieben sind. Diese lässt sich allerdings gut durch eine antientzündliche Salbe oder Creme behandeln. Zusätzlich sollte der Patient noch eine rückfettende Bodylotion auf die strapazierten Hautstellen für einige Wochen auftragen, damit sich diese wieder regenerieren können.
Zur inneren Therapie von Krätze ist seit Mai 2016 in Deutschland auch Ivermectin offiziell zugelassen. Auch eine Behandlung mit der Substanz wird meist nur als einmalige Kur durchgeführt. Auch hier gilt: Falls 14 Tage nach der Behandlung noch Auffälligkeiten auftreten, muss die Behandlung ebenfalls wiederholt werden. Diese Alternative ist für alle diejenigen Betroffenen sinnvoll, bei denen eine äußere Therapie mit Permethrin nicht funktioniert hat.
Meistens geht von Betroffenen nach schon einem Tag keine Ansteckungsgefahr mehr aus. Dennoch sollten Sie Ihre Klamotten, Handtücher und Bettwäsche am besten täglich wechseln und bei mindestens 60 Grad waschen, damit Sie auch sichergehen können, dass Sie auch alle Milben entfernt haben. Polster, Matratzen oder andere Möbel sollten Sie zudem täglich absaugen oder luftdicht in einer Plastiktüte für mindestens sieben Tage verpacken.
Gibt es eine Meldepflicht für Krätze?
Die Hautkrankheit ist laut dem Robert Koch Institut gemäß §6 und 7 IfSG durch Privatpersonen nicht meldepflichtig, deshalb gibt es noch keine konkreten Zahlen, wie viele bereits betroffen sind oder waren. Die Dunkelziffer scheint deshalb größer zu sein als bekannt. Institutionen wie etwa Pflege- und Altersheime, Kitaeinrichtungen Schulen, Krankenhäuser, Flüchtlingsheime oder auch Gefängnisse müssen Fälle dagegen melden. Doch das Robert-Koch-Institut spricht allerdings auch hier von einer "sehr lückenhaften Datenlage".
Warum nimmt Krätze in Deutschland zu: Sind die Flüchtlinge daran schuld?
Scabies kommt weltweit vor. In Industrienationen wie Deutschland ist sie allerdings seltener anzutreffen als in südlichen oder tropischen Regionen wie etwa in Afrika oder Asien. Das Robert-Koch-Institut (RKI) vermutet, dass die Geburtenrate eine wichtige Rolle spielt: Vor allem Kinder sind für Krätze anfällig und die Geburtenrate in südlichen Ländern ist meist viel höher als in den Industrienationen. Teilweise machen Kinder dort sogar die Hälfte der Gesamtbevölkerung aus.
Immer wieder steht die Frage im Raum, ob die Migration von Flüchtlingen zu mehr Krätze-Fällen in Deutschland führt. "Es ist keinesfalls so, dass da plötzlich so etwas wie eine Seuche über uns hinwegrollt", erklärt Uwe Reinhold vom Berufsverband der deutschen Dermatologen (BVDD) gegenüber Welt Online. "Dort, wo Menschen eng beieinander sind, wie etwa in Pflegeheimen oder Kita-Einrichtungen, hat es all die Jahre immer wieder Skabiesausbrüche gegeben", so der Bonner Dermatologe.
Es kommen zwar Flüchtlinge aus Ländern, in denen Krätze häufiger vorkommt als in Deutschland und die Umstände während der Flucht (viele Menschen auf engstem Raum) begünstigen eine Ansteckung mit Scabies. Das Risiko von Krätzeausbrüchen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Sammelunterkünften ist aber gering, weil Flüchtlinge in der Regel jung und gesund sind und auch die Wahrscheinlichkeit von intensivem Hautkontakt untereinander gering ist - außer in Familien, so das RKI als Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten in einem Ratgeber für Ärzte.
Bitte beachten: Die Tipps in diesem Artikel sind KEIN Ersatz für einen Arztbesuch. Falls Sie Beschwerden haben, sollten Sie immer auch Ihren Hausarzt aufsuchen, um mögliche Risiken auszuschließen.
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Quellen: www.ndr.de; www.tk.de
jp
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Rubriklistenbild: © picture alliance / Henning Kaiser