Immer wieder ist zu lesen, dass invasive Arten, also exotische Mücken aus anderen Teilen der Erde, sich auch in unseren Breitengraden nach und nach breit machen und damit Überträger gefährlicher Krankheiten werden können. Doch es gilt, nicht nur auf sie zu achten, sondern auch auf unsere heimischen Mückenarten. Denn auch die können gefährlich werden - und übertragen immer häufiger das aus Afrika stammende West-Nil-Virus.
Mücken fangen für die Wissenschaft
West-Nil-Virus wird immer häufiger
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) wurden erstmals 2019 überhaupt Infektionen mit dem West-Nil-Virus, das seit 1937 bekannt ist, in Deutschland diagnostiziert. Damals waren es fünf, 2020 schon 20 Fälle - mit einem Todesfall. Die Fälle aus beiden Jahren wurden in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin gezählt.
Nicht eindeutige Symptome des West-Nil-Virus
Die Dunkelziffer wird von Biologin Doreen Werner jedoch viel höher geschätzt. Denn bei den meisten Infizierten verläuft die Erkrankung symptomlos oder die Symptome sind nicht eindeutig. Sie reichen von leichter Übelkeit und Kopfschmerzen über Fieber bis hin zu neurologischen Schäden. Die ersten drei bis sechs Tage erinnern an eine Grippe mit Fieber, die sehr abrupt beginnt. Zwischen Infektion und den ersten Symptomen können aber zwei bis 14 Tage liegen. Bei einem Teil der schwer erkrankten Patienten tritt eine Hirnhautentzündung, eine Meningitis, auf. Die verläuft meist gutartig. In der Regel heilt die Infektion ohne Komplikationen aus.
Zahl der Diagnosen werden steigen
Die Epidemiologin Christina Frank vom RKI schätzt, dass circa 80 Prozent der Infizierten gar nichts von ihrer Erkrankung mitbekommen. Sie vermutet aber, dass die Zahl der Diagnosen steigen wird - auch, weil jetzt mehr über das Virus gesprochen und Ärzte dafür sensibilisiert werden und es eher erkennen. Betroffen sind vor allem ältere und vorerkrankte Menschen. Etwa einer von hundert entwickelt ein schweres Krankheitsbild. Das Virus kann aber nicht von Mensch zu Mensch weitergegeben werden.
Mücken-Mythen im Faktencheck
Wie kommt das West-Nil-Virus nach Deutschland?
Die Experten gehen davon aus, dass das Virus hauptsächlich durch Zugvögel eingeschleppt wird. Die Stechmücken dienen dabei nur als Überträger. Sie saugen das Blut der Vögel, aber auch bei anderen Wirbeltieren und beim Menschen. So können sie das Virus an Menschen und Pferde weitergeben. Der Klimawandel sorgt dafür, dass sich die Viren bei warmem Wetter noch schneller in der Mücke vermehren können.
Wie sich Mücken vermehren
Das momentan vorherrschende kalte Wetter treibt die Mücken wieder zurück in ihre Winterquartiere auf Dachböden und in Keller. Aber bereits im Februar, als es wärmer war, sind die Stechmücken ausgeschwärmt. Werner konnte schon einige Exemplare in Mückenfallen finden. Wenn es dazu noch viel regnet, würden die Mücken auch gleich geeignete feuchte Brutplätze finden, um ihre Eier abzulegen, meint die Biologin. Das gilt vor allem dort, wo schon vor dem Winter Eier im Boden abgelegt wurden. Kommt hier viel Niederschlag hinzu, erwartet sie Ende März oder Anfang April die nächsten Mücken.
Was hilft wirklich gegen Mücken?
Mücken-Brutplätze vermeiden
Solche Brutplätze können vermieden werden. Daher empfiehlt Werner, mit Wasser gefüllte Regentonnen abzudecken und Vogeltränken und Blumenvasen mindestens einmal die Woche zu leeren. Denn länger stehendes Wasser zieht Mücken besonders gut an. Jedoch würden ihrer Meinung nach bereits ein bis zwei Grundstücke mit optimalen Bedingungen ausreichen, um eine ganze Region zu verseuchen. Daher sollten sich vor allem ältere Menschen mit Insektenschutzmitteln schützen, da sie besonders gefährdet für das West-Nil-Virus sind. Auch Schutznetze vor den Fenstern seien hilfreich.
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Exotische Mücken breiten sich aus
Bei den heimischen Stechmücken wurden auch schon andere Viren wie Usutu, Sindbis oder Batai gefunden. Sie verursachen beim Menschen aber nur milde Symptome. Anders sieht es bei den exotischen Mücken aus, die sich immer weiter bei uns ausbreiten.
Tropische Steckmücken erobern Deutschland
Klima wichtig für Übertragung von Krankheiten
Sie sind gefährlich, weil sie tropische Viren wie Zika, Dengue oder Chikungunya übertragen können. Die Asiatische Buschmücke beispielsweise wurde bereits in allen Bundesländern außer Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein nachgewiesen. Für die Übertragung und damit Infektion der gefährlichen Erkrankungen sind aber nicht nur geeignete Mücken notwendig, sondern auch die passenden klimatischen Bedingungen, so das RKI. Und die sind für eine Übertragung in Deutschland eher wenig geeignet. Vorbeugende Medikamente zum Schutz gibt es bisher nicht.