Wildtiere werden ein immer seltenerer Anblick in Österreich. Mittlerweile ist fast jede dritte Tier- und Pflanzenart bei uns gefährdet, schreibt der WWF. Hier erfahrt ihr, wann Vögel, Eichhörnchen, Hasen, Wildkaninchen und Igel eure Hilfe brauchen und worauf bei den teilweise empfindlichen Arten zu achten ist.
Das ist bei allen Tieren zu beachten
Erste Hilfe bei Vögeln
Erste Hilfe bei Eichhörnchen
Erste Hilfe bei Hasen und Wildkaninchen
Erste Hilfe bei Igeln
Generell gilt, dass man zunächst einmal Ruhe bewahren und nicht vorschnell handeln sollte. Nicht jedes Wildtier, das auf den ersten Blick hilfsbedürftig wirkt, braucht auch tatsächlich Unterstützung. Der Fund von jagdbarem Wild, also auch von Feldhasen und Wildkaninchen, muss dem zuständigen Förster gemeldet werden.
Was für jedes Wildtier gilt
Kann man Verletzungen oder Entzündungen erkennen, ist das Tier fluchtunfähig, verwirrt oder apathisch oder liegt das Tier an einem gefährlichen Ort wie beispielsweise auf einer Straße, muss geholfen werden. Ein Warnsignal ist außerdem, wenn nachtaktive Tiere tagsüber gefunden werden. Das Füttern von Wildtieren kurz nach dem Finden ist niemals ratsam.
Aufzucht Profis überlassen
Gerade bei Vögeln ist letzteres ein gerne gemachter Fehler, weiß Carmen Haslinger von der Eichhörnchenhilfe Salzburg. Bevor sie sich voll und ganz den kleinen Nagetieren verschrieben hat, zog sie ehrenamtlich verwaiste oder verletzte Vogelbabys groß. Von Selbstexperimenten rät die tierliebe Salzburgerin ab, die Aufzucht von Wildtieren solle besser Profis überlassen werden.
Eichhörnchenhilfe Salzburg/Facebook
Der kleine „lucky Hansi“ wurde Ende August von einer Finderin zu Carmen Haslinger gebracht.
Darum braucht Salzburg eine Eichhörnchen-Station
Über 50 verwaiste oder verletzte Eichhörnchen hat die Großgmainerin Carmen Haslinger dieses Jahr schon aufgepäppelt. Mit ihrer Auffangstation ist sie in Salzburg eine der ersten Ansprechpartner für ...
Auf Fußstellung achten
Findet man einen Vogel ohne sichtbare Verletzungen oder Krankheiten, sollte man zunächst auf dessen Fußstellung achten: Kann das Tier noch nicht selbstständig sitzen, handelt es sich um einen Nestling, also einen recht jungen Vogel. Er müsste sich eigentlich noch im Nest befinden. Als ersten Schritt kann also versucht werden, das Nest zu finden und ihn zurückzusetzen. „Der Mutter macht der Geruch von Menschen nichts aus“, sagt Haslinger im Gespräch mit SALZBURG24.
Österreichischer Tierschutzverein
Befiederte Jungvögel, die bereits sitzen können, bezeichnet man als Ästlinge. Sie benötigen keine Hilfe, außer sie befinden sich gesundheitlich in einem schlechten Zustand oder sind an einem gefährlichen Platz.
Erste Hilfe bei Nestlingen
Kann das Nest nicht gefunden werden, ist dieses leer oder sind die anderen Küken tot, ist es notwendig, das Vogelbaby mitzunehmen. Auf keinen Fall sollte man ihm zu essen oder Wasser geben. Vogelbabys trinken nicht, sondern erhalten Flüssigkeit aus ihrer Nahrung. Flößt man ihnen Wasser in den Schnabel ein, gelangt dieses häufig in die Luftröhre und die Tiere verenden. Stattdessen ist es ratsam, das Tierkind mit einer Wärmflasche oder durch Körperkontakt auf 38 Grad warmzuhalten und so schnell wie möglich in fachkundige Hände zu geben.
Ästlinge werden am Boden versorgt
Kann ein junger Vogel bereits selbstständig sitzen, aber noch nicht fliegen, handelt es sich vermutlich um einen Ästling. Das Tier ist aus dem Nest auf den Boden gesegelt, um sich langsam an die Unabhängigkeit von der Mutter zu gewöhnen. „Die kommt aber noch alle paar Stunden vorbei, um ihre Kinder auch am Boden zu versorgen“, erklärt Haslinger. Gesichert werden muss ein Ästling nur, wenn er verletzt ist oder schläfrig wirkt. Sitzt er an einer gefährlichen Stelle, kann er an einen besseren Platz einige Meter weiter gebracht werden.
Österreichischer Tierschutzverein
Nicht jeder Vogel, der nicht wegfliegen kann, braucht auch wirklich Hilfe. Ästlinge können noch nicht fliegen, werden aber am Boden von der Mutter versorgt.
Was tun bei „Kollisionsopfern“?
„Kollisionsopfer“, also Vögel, die zum Beispiel gegen eine Fensterscheibe gekracht sind, sollte man einfach für etwa vier Stunden in einen dunklen Karton in ruhiger Umgebung geben, damit sie sich vom Schreck erholen können. Hier ist ebenfalls von Futter- und Wassergabe abzuraten. Fliegt das Tier nach der Ruhezeit nicht wieder davon, braucht es professionelle Hilfe.
Hilfsbedürftige Eichhörnchen werden zutraulich
Auch über Eichhörnchen weiß die Gründerin der Eichhörnchenhilfe Salzburg viel zu erzählen. „So ziemlich jedes Eichhörnchen, das sich erwischen lässt, braucht menschliche Hilfe“, meint sie. Manche Eichhörnchenkinder laufen dem Menschen sogar regelrecht nach, wenn sie krank oder ohne Muttertier sind. Wichtig ist, dass man in so einer Situation auch nach anderen Babys sucht. „Wo eines ist, sind oft noch mehr“, spricht Haslinger aus Erfahrung.
Eichhörnchenhilfe Salzburg
Wo ein Eichhörnchenbaby gefunden wird, sind oft noch mehr.
Muttertiere erkennen
Wird ein erwachsenes Eichhörnchen verletzt oder krank gefunden, sollte man zunächst überprüfen, ob ein Gesäuge sichtbar ist. Sieht man die Zitzen deutlich, handelt es sich wahrscheinlich um ein Muttertier. Dann muss nach ihren Babys gesucht werden, die sich am ehesten im „Kobel“, dem Eichhörnchen-Nest aufhalten. Ältere Babys machen sich aber zum Teil auch auf die Suche nach der Mutter. Es lohnt sich also, auch über mehrere Tage hinweg in der Umgebung nach den Babys Ausschau zu halten.
Warmhalten und Parasiten entfernen
Wichtig bei Eichhörnchenkindern ist, sie auf 38 Grad warm zu halten. Am besten geht das mit einer Wärmflasche, meint Haslinger. Sieht man Parasiten am Fell, sollten diese so schnell wie möglich entfernt werden. Zecken können mit einer Pinzette gezogen werden, Fliegeneier lassen sich am besten mit einem Flohkamm entfernen. Anstatt sich selbst an der oft schwierigen Pflege zu versuchen, rät die Expertin dazu, auch Eichhörnchen in fachkundige Hände zu geben. Eine Fütterung braucht es in der Zeit zwischen Fund und Abgabe an einer Wildtierstation nicht, falsche Nahrung könnte sogar schlimme Folgen haben für das Tier.
Eichhörnchenhilfe Salzburg
Parasiten auf Wildtieren müssen so schnell wie möglich entfernt werden. Bei Eichhörnchen geht das am besten mit einem Flohkamm.
Hasenmutter lässt Babys alleine
Zum Thema Hasen gibt Isabella Herdega vom Österreichischen Tierschutzverein (ÖTV) Auskunft. Sie betont zunächst, dass Feldhasen und Wildkaninchen nicht dasselbe sind: „Viele Menschen glauben, dass sie einen verwaisten Hasen gefunden haben, wenn sie ein Babyhäschen alleine sitzen sehen. Dabei ist das ganz normal bei Feldhasen.“ Nur Wildkaninchen ziehen ihre Babys in unterirdischen Bauen groß. Feldhasen lassen ihre Kinder alleine in Mulden zurück und kommen nur einmal täglich vorbei, um sie zu säugen. Ein alleine sitzendes Häschen braucht also nicht zwingend Hilfe.
Österreichischer Tierschutzverein
Die Aufzucht junger Feldhasen ist eine komplizierte Angelegenheit.
Versteckten Hasen geht es gut
„Als Faustregel gilt: Ist das Häschen gut versteckt, braucht es wahrscheinlich keine Hilfe“, so Herdega. Wenn das Tier an einer gefährlichen Stelle sitzt, kann es einfach ein paar Meter weiter in Sicherheit abgesetzt werden. „Die Mutter findet das Baby dann schon“, versichert die ÖTV-Mitarbeiterin. Mitnehmen sollte man ein Häschen dann, wenn es zutraulich ist, nicht wegläuft oder offensichtlich verletzt oder krank ist. Außerdem müssen sowohl Häschen als auch Wildkaninchen nach einem Angriff durch andere Tiere behandelt werden.
Falsche Nahrung führt zum Tod
Auch bei auffällig kleinen Wildkaninchen, die sich außerhalb des Baus aufhalten und nicht vor dem Menschen fliehen, ist eine Sicherung empfehlenswert. Da bei Feldhasen und Wildkaninchen die Fütterung ebenso kompliziert ist wie bei Vögeln und Eichhörnchen und falsche Nahrung schnell zum Tod der Tiere führen kann, rät auch Herdega dazu, die kleinen Langohren an Experten zu übergeben.
Österreichischer Tierschutzverein
Die Aufzucht junger Feldhasen ist eine komplizierte Angelegenheit.
Gesunde Igel sind pummelig
Weniger schwierig und auch für Laien zumindest in manchen Fällen machbar ist die Pflege von Igel. Die stacheligen Tierchen sind in gesundem Zustand nachtaktiv und pummelig, im Optimalfall sogar „kugelrund“. „Deshalb ist es eigentlich ganz einfach zu erkennen, ob ein Igel Hilfe braucht“, meint Johanna Stadler, Geschäftsführerin der Pfotenhilfe Lochen und Igel-Expertin. Erscheint ein Igel schmal oder länglich oder ist tagsüber unterwegs, braucht er menschliche Unterstützung. Auffällig ist außerdem, wenn die Tiere sich nicht zusammenrollen und nicht weglaufen, wenn man sich nähert.
Österreichischer Tierschutzverein
Igel können vorübergehend mit Feuchtfutter für Hunde oder Katzen gefüttert werden.
Insektenfresser vorübergehend füttern
Wer einen geschwächten Igel pflegen will, kann dem Tier vorübergehend Katzenfutter, spezielles Igelfutter oder Hundefutter, Faschiertes, Hühnerfleisch oder Eier geben. „Eigentlich sind Igel aber Insektenfresser, längerfristig muss man also etwas anderes füttern“, so Stadler. Parasiten müssen auch bei Igeln entfernt werden. „Wir haben mit trockenen Zahnbürsten gute Erfahrungen gemacht. Damit lassen sich Fliegeneier einfach abkehren“, berichtet sie. Haben Igel Verletzungen, müssen aber auch sie zu Experten gebracht werden. „Da kann man als Laie einfach nicht mehr helfen.“