Keine Ersti-Woche, keine Partys, kein Präsenzunterricht: Corona stellt das Studentenleben auf den Kopf und die Studierenden als auch die Lehrenden vor Herausforderungen.
Wir wollten in unserem siebten Hochschulcheck wissen: Wie bewerten die Studierenden ihre Hochschulen auch unter Stressbedingungen? Insgesamt nutzten 3.922 Studierende ihre Chance und bewerteten ihre Hochschule, darunter 130 aus Österreich und 185 aus der Schweiz.
Die Studierenden geben ihren Hochschulen ein gutes Zeugnis. Gute Noten in allen Bereichen erreichen die FH Kiel, die Hochschulen in Weihenstephan und Triesdorf sowie die Unis in Göttingen und Hohenheim. Die Studierenden empfehlen ihre Hochschulen zu mindestens 83 % weiter.
Pflanzenbau möglichst praxisnah
Gerade die praxisnahen Studienfächer Pflanzen- und Tierproduktion sowie Landtechnik stehen während des Lockdowns besonders unter Druck. Trotzdem sind die Studenten sehr zufrieden mit dem Studium in diesen Bereichen. So vergeben sie für die Lehre im Pflanzenbau an den Universitäten durchschnittlich eine 1,8 und an den Fachhochschulen (FH) im Schnitt eine 1,6.
Wie 2018 schneidet die Hochschule Neubrandenburg besonders gut ab. Sie bekommt von den Teilnehmern eine 1,3. Prof. Eike Stefan Dobers lehrt Pflanzenbau in Neubrandenburg. Trotz des Lockdowns versuchen er und seine Kollegen, die Studenten praktisch zu betreuen. „Wir verschicken Saatgut und geben den Studierenden Anleitungen, wie diese selbstständig draußen die Vegetation beobachten können. In den Videositzungen können die Studenten dann ihre Erfahrungen mit dem Dozenten und den Kommilitonen diskutieren“, sagt er.
Bei den Universitäten stehen Kassel, Gießen und München mit einer 1,6 an der Spitze. Die Technische Universität in München ist auf Pflanzenbau spezialisiert, sie bietet auch einen Abschluss in der Fachrichtung Gartenbau an. Als Grund für die gute Noten loben die Münchener Studenten in den Kommentaren die vielen praktischen Anwendungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Betreuung einer eigenen Versuchsparzelle mit Weizen.
Tierbereich stark
Mit einer soliden 2,2 verbannen die Münchener hingegen die Lehre in der Tierproduktion auf die hinteren Plätze. Hier bemängeln die Studenten, dass die Uni aus ihrer Sicht zu wenig Module in diesem Bereich anbietet. Einige Vorlesungen finden sogar wegen zu wenig Anmeldungen gar nicht erst statt.
Wer sich auf den Tierbereich spezialisieren will, ist aus Sicht der Umfrageteilnehmer in Rendsburg am besten aufgehoben. Die FH Kiel und die Hochschule in Anhalt liegen im Tierbereich vorne, beide mit einer 1,2.
Den Rendsburger Dozenten ist der Praxisbezug offensichtlich am wichtigsten, das schätzen auch die Studenten: „Praxisnahe Lehre mit Exkursionen und direkter Arbeit am Tier“, so kommentiert ein Student seine Bewertung.
Die Absolventen in Bernburg loben in den Kommentaren vor allem die Dozenten, die engagiert und fachlich qualifiziert unterrichten. Insgesamt bewerten die Studierenden den Tierbereich stark: An den FH mit einer Durchschnittsnote von 1,5 und an den Unis mit einer 1,9.
Landtechnik etwas schwächer
Der Bereich Landtechnik schneidet insgesamt etwas schwächer ab. Die Uni-Studenten vergeben im Schnitt eine 2,3, die FH-Absolventen eine 2,1. Am besten sind Technikspezialisten in Hohenheim aufgehoben. Dort benoten die Studenten den Landtechnikbereich mit einer 1,6. Den zweiten und dritten Platz belegen die Hochschulen in Nürtingen und Neubrandenburg jeweils mit einer 1,7.
Prof. Eva Gallmann, Studiengangsleiterin für Agrartechnik in Hohenheim ist überzeugt, dass Hohenheim vor allem mit der Vielfalt in der Landtechniklehre punktet. „Wir haben mehrere Industrie- und Firmenkooperationen inklusive gemeinsamer Forschungsprojekte, die wir den Studierenden zeigen.“
In Gießen (2,8) und Halle (2,9) dagegen bemängeln die Studenten in den Kommentaren, dass zu wenig Dozenten für Landtechnik vorhanden sind und nur veraltete Technik gezeigt wird.
Agrarökonomie konstant
Im Bereich Agrarökonomie liegt in diesem Jahr Göttingen mit einer 1,4 wieder vorne. „Göttingen hat deutschlandweit den größten agrarökonomischen Bereich und bietet ein umfangreiches Lehrprogramm. So können wir detailliert auf die Wünsche der Studierenden eingehen“, begründet Prof. Meike Wollni, Direktorin des Departments für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, die gute Bewertung.
Bei den Fachhochschulen fahren die FH Kiel und die Hochschulen in Neubrandenburg und Weihenstephan mit 1,5 die höchste Note im Ökonomiebereich ein. Prof. Martin Spreidler aus Weihenstephan sieht unter anderem die konsequente Weiterentwicklung der Inhalte als Grund für die gute Note. So führt die Hochschule einen neuen Bachelorstudiengang „Agribusiness“ ein. Insgesamt liegen die FH mit einer 1,7 leicht vor den Unis mit einer 1,9.
Umstellung auf digitale Vorlesungen
Durch den Lockdown mussten die Hochschulen komplett auf digitalen Unterricht umstellen. Für viele Hochschulen war der Onlineunterricht eine Herausforderung und nach mehreren Monaten Distanzunterricht kristallisieren sich die Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Lehre heraus.
„Wie man einen Pflug einstellt oder pipettiert, kann man online nicht erlernen, Buchführung oder wirtschaftliche Zusammenhänge kann man dagegen auch digital vermitteln“, sagt Prof. Spreidler aus Weihenstephan. Die Prüfungen in Weihenstephan laufen nach wie vor noch als Präsenztermine mit Masken und Abstand.
In Hohenheim dagegen halten die Dozenten die Prüfungen auch online ab. „Mündliche Prüfungen halten wir als Onlinekonferenz ab. Außerdem bieten wir Open-Book-Klausuren, Referate und Hausarbeiten an, für die die Studenten alle Hilfsmittel wie Skripte oder die Onlinesuche nutzen dürfen“, berichtet Prof. Gallmann.
Auf die Umstellung zu digitalen Vorlesungen fühlte sich Prof. Wollni mit dem Dozententeam aus Göttingen gut vorbereitet: „Wir hatten bereits vor Corona Erfahrungen mit der digitalen Lehre gesammelt, z. B. im Rahmen des MBA Agribusiness, der in Göttingen als berufsbegleitender digitaler Studiengang angeboten wird.“
Wichtig war den Dozenten der Hochschulen, die Studierenden regelmäßig zu befragen, wie die Onlinevorlesungen ankommen, in Göttingen, Hohenheim oder Weihenstephan holten sie die ersten Monate einmal wöchentlich die Meinung der Studenten ein. In unserer Umfrage zeigten sich die Studierenden mit der digitalen Umstellung ihrer Hochschulen gut zufrieden und vergeben für die Onlinevorlesungen eine 1,9.
Auch das Thema Digitalisierung in der Landwirtschaft benoten die Studenten gut, die FH schneiden mit einer 2,0 etwas besser ab als die Unis (2,4). Die Hochschule Weihenstephan erzielt mit einer 1,7 einen Spitzenplatz. Sie wollen sich in Zukunft noch stärker auf die Digitalisierung der Landwirtschaft ausrichten und schaffen sogar eine neue Professur für Digital Farm-Management.
Für die Zukunft erwarten viele Dozenten, dass sich die Onlinevorlesungen weiter etablieren werden. Vorteile sehen sie, dass sie sich zwischen den Hochschulen schnell austauschen können und auch andere Gastdozenten online zuschalten können. Das ermöglicht einen noch schnelleren Wissenstransfer.
Praxis unter Corona möglich?
Neben dem Fachunterricht ändert sich durch Corona auch das Leben außerhalb der Hörsäle. Das Studentenleben findet faktisch nicht statt. Viele Studierende wie Franziska Jäger sind zurück auf den elterlichen Hof gezogen. Was deutlich wird: Auch das hat Vor- und Nachteile. Einerseits sparen die Studierenden Geld, was angesichts der wegen des Lockdowns spärlichen Lage auf dem Nebenjobmarkt, vielen entgegenkommt. Andererseits lenkt die Arbeit auf dem Hof einige vom konzentrierten Lernen ab (s. Reportage unten).
Unterstützung im Studium bieten aber auch Stipendien. Hier haben wir einen Überblick über mehrere Stipendien im Agrarbereich zusammengestellt.
Besonders für die Erstsemester ist das Studium während des Lockdowns schwierig. „Wir bieten den Erstsemestern in dieser Zeit ein Mentoringprogramm an“, erzählt Prof. Spreidler aus Weihenstephan. Die Mentoren, Studenten aus höheren Semestern, werden dafür extra ausgebildet. Sie betreuen kleine Erstsemestergruppen und beantworten regelmäßig deren Fragen rund um das Studium.
Auch Jakob Doepner hat 2020 sein Studium an der Universität Kiel begonnen. Er ist froh, dass er über seinen Nebenjob im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp regelmäßig Stallluft riechen und wenigstens ein paar andere Studenten treffen kann (s. Reportage unten).
Denn der Praxisbezug leidet auch erheblich unter Corona. Hier klafft ohnehin schon eine Lücke zwischen den Universitäten (2,6) und den Fachhochschulen (1,7). Und der Lockdown macht Exkursionen und Übungen nun kaum möglich.
Aber die Universitäten arbeiten an diesem Punkt. So gibt es in Hohenheim seit 2020 die Möglichkeit, ein Praxismodul zu belegen. Die Studenten absolvieren ein sechsmonatiges Praktikum und schließen dieses mit der Praktikantenprüfung ab. In Neubrandenburg gibt es diese starke Verzahnung von Praxis und Vorlesung schon länger. „Wir haben vor acht Jahren einen dualen Studiengang eingeführt, der sehr gut ankommt. Bis zu einem Drittel jedes Studienjahrgangs studiert seither dual“, berichtet der Dekan Prof. Rainer Langosch.
Auch Jonas Köster ist vom dualen Studium überzeugt, allerdings wollte er seinen Schwerpunkt auf ökologische Landwirtschaft legen, daher studiert er dual Ökolandbau in Eberswalde (siehe Reportage unten).
Alle Ergebnisse des aktuellen Hochschulrankings gibt es unter www.karrero.com/agrarhochschulranking
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Die Gewinner
Beste Hochschule im Bereich Pflanzenproduktion:
Hochschule Neubrandenburg
Beste Hochschule im Bereich Tierproduktion:
Fachhochschule Kiel
Beste Hochschule im Bereich Agrarökonomie:
Universität Göttingen
Beste Hochschule im Bereich Landtechnik:
Universität Hohenheim
Bestes Lehrpersonal:
Fachhochschule Kiel
Beste Fachschaft:
Fachhochschule Kiel
Die Fachschaften der drei Hochschulen mit den höchsten Beteiligungsraten bekommen einen Zuschuss: Hochschule Eberswalde (3.000 €), Fachhochschule Kiel (2.000 €) sowie die Fachhochschule Bingen (1 .000 €).
Das MacBook Air gewinnt Sebastian Thiemann aus Hamm. Die weiteren Gewinner haben wir persönlich benachrichtigt. Wir danken allen Studenten herzlich für die tolle Beteiligung!
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R E P O R T A G E
Onlinestudium ist flexibel
Jakob Doepner studiert im ersten Semester Agrarwissenschaften an der Uni Kiel. Durch das rein digitale Studium fällt es ihm schwer, Kontakte zu knüpfen und sich zum Lernen zu motivieren.
Verlassene Hörsäle, Vorlesungen am PC, lernen im Homeoffice. „Das Studium hatte ich mir anders vorgestellt“, sagt Jakob Doepner (25), der im ersten Semester Agrarwissenschaften an der Uni Kiel studiert.
Das Uni-Gebäude hat er erst zweimal betreten, seit November finden alle Veranstaltungen digital statt. „Das Onlinestudium ist sehr flexibel, man kann sich den Stoff frei einteilen. Fast alle Dozenten zeichnen ihre Vorlesungen auf und laden sie hoch. So kann man sie mehrmals anschauen oder zwischendurch anhalten, um zu recherchieren“, sagt er.
Da es aber kaum Pflichtvorlesungen gibt, muss sich Jakob zum Lernen anspornen. „Mit dieser Flexibilität umzugehen und mir alles selbst einzuteilen, das war für mich anfangs schon eine Herausforderung“, sagt er. Deshalb erstellt er sich feste Lernpläne und trifft sich regelmäßig virtuell mit Kommilitonen, um Inhalte durchzusprechen. Das hilft, den Lernstoff besser zu verstehen.
Für Fragen steht das Lehrpersonal zur Verfügung, aber in großen Modulen mit bis zu 1.500 Studenten kann man auf eine Antwort schon mal warten. Auch in der WhatsApp-Gruppe seines Semesters helfen sich die Studenten bei Fragen gegenseitig. Das Studentenleben fehlt Jakob besonders.
„Der Austausch ist sehr unpersönlich. Leider kann man die vielen Begegnungen, die man sonst in der Uni hätte, durch Skype-Gespräche und WhatsApp-Gruppenchats nicht wirklich ersetzen“, sagt er. Über die Fachschaft und seine Mentorengruppe konnte er aber einige private Kontakte knüpfen.
Der Student stammt von einem Betrieb mit 155 Milchkühen und 180 ha in der Probstei nahe Kiel. Er kann zurzeit umsonst in der Wohnung seiner Tante wohnen, die in der Nähe des Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp LVZ liegt. Hier arbeitet Jakob am Wochenende auf 450 €-Basis. Er war dort schon nach seiner Ausbildung zum Landwirt tätig und kann trotz Corona weiterhin das Melken und die Tierversorgung übernehmen.
Der Nebenjob ist für ihn eine willkommene Abwechslung, um theoretische Inhalte aus den Vorlesungen praktisch anzuwenden. Der wissenschaftliche Bereich interessiert Jakob besonders, weshalb er sich für die Uni entschieden hat. Denn später möchte er einen Beruf in der Forschung einschlagen.
Den elterlichen Betrieb übernimmt Jakobs Bruder. Der Student glaubt, dass das Thema Digitalisierung durch Corona auch in der Landwirtschaft stärker in den Vordergrund rückt. Der 25-Jährige weiß aber, dass auf dem Land noch einiges aufzuholen ist. „Die Internetverbindung auf unserem und vielen anderen Höfen lässt noch zu wünschen übrig“, sagt er.
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Vorlesung auf dem Acker
Nach dem ersten Lehrjahr stehen für Jonas Köster nun drei Semester Studium auf dem Programm. Der 24-Jährige studiert „Ökolandbau und Vermarktung“ dual an der Hochschule Eberswalde.
Für Ausbildung und Studium 700 km von Zuhause wegziehen? Jonas Köster aus Kleinkemnat (Allgäu) hat sich bewusst für diesen Schritt entschieden. Der 24-Jährige macht die Ausbildung zum Landwirt und studiert parallel Ökolandbau und Vermarktung an der Hochschule Eberswalde bei Berlin.
Die Hochschule ist eine der wenigen in Deutschland, die das duale Studium im ökologischen Landbau anbietet. „Für mich ist das die optimale Verknüpfung von Theorie und Praxis, auch weil ich nicht vom Hof komme“, sagt er.
Gut viereinhalb Jahre dauert das duale Studium. Das erste Lehrjahr 2019/20 absolvierte Jonas auf einem Demeter-Betrieb im Spreewald mit 120 Milchkühen, 480 ha Ackerbau und Direktvermarktung. „Von Corona bekam ich da kaum etwas mit. Auch die Zwischenprüfung im Sommer konnte wie geplant stattfinden“, erzählt er.
Seit Herbst ist Jonas nun an der Hochschule und zeigt sich trotz der reinen Onlinevorlesungen bislang zufrieden. Durch den festen Lehrplan mit virtuellen Vorlesungen, Gruppenarbeiten und Repetitorien läuft der Tag strukturiert ab. In dem kleinen Studiengang mit 60 Studierenden ist der Kontakt untereinander sowie zu den Dozenten sehr gut. Der Stoff ist im ersten Semester noch relativ theoretisch, doch auch für praktische Übungen gibt es virtuelle Alternativen, z. B. Liveübertragungen aus dem Labor.
Anfangs wohnte Jonas im Studentenwohnheim in Eberswalde. Im November zog er aber wieder in seine Heimat, da keine Präsenzveranstaltungen mehr möglich waren. Er wohnt im Moment mit seiner Freundin kostenlos in einer Wohnung ihrer Eltern. Sein Zimmer an der Hochschule hat er aber vorerst behalten – in der Hoffnung, dass es bald wieder Präsenztermine gibt. Die Miete zahlen seine Eltern, von denen er außerdem einen Unterhalt erhält.
In der Heimat ist er auf einem Bio-Direktvermarktungsbetrieb auf 450 €- Basis angestellt. Da der 24-Jährige später als Betriebsleiter auf einem Direktvermarktungsbetrieb arbeiten möchte, war es ihm wichtig, dass das Studium einen Schwerpunkt auf Vermarktung legt.
„Die Nähe der Hochschule zum großen Absatzmarkt Berlin soll uns in den späteren Semestern praktische Einblicke in die Verarbeitung und Vermarktung ökologisch erzeugter Produkte geben“, erzählt er. So steht etwa im kommenden Semester ein Projekt an, in dem die Studenten einen Tag pro Woche auf Betrieben verbringen und in Kleingruppen konkrete Fragestellungen erarbeiten – wenn Corona es zulässt.
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Vom Kuhstall an den Schreibtisch
Franziska Jäger steht kurz vor dem Abschluss ihres Studiums an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Mit dem zweiten Lockdown ist sie wieder zurück auf den elterlichen Betrieb gezogen.
Als klar wurde, dass uns das Onlinestudium noch länger begleitet, sah ich wenig Sinn darin, weiter am Studienort zu wohnen“, erzählt Franziska Jäger aus Massing (Niederbayern). Die 22-Jährige ist im siebten Semester ihres Landwirtschaftsstudiums an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.
Die ersten sechs Semester wohnte sie in einem Apartment am Campus. Trotz Corona im vergangenen Jahr behielt sie ihr Apartment, nutzte die Zeit zum Lernen und nahm an den wenigen Übungen, die in Präsenz stattfanden, teil – in der Hoffnung, Corona würde bald verschwinden. Ende 2020 zog sie dann zurück auf den elterlichen Hof mit 80 Milchkühen und 60 ha.
Wegen der Nähe zur Heimat und des hohen Praxisanteils im Studium hat sich Franziska für Weihenstephan entschieden. Das sechsmonatige Pflichtpraktikum hatte sie zum Glück schon vor Corona absolviert. Auch in ihrer vierwöchigen Berufsfeldphase, die sie im September beim Zuchtunternehmen Bayern-Genetik durchlief, gab es kaum Einschränkungen. „Unter Einhaltung der Hygieneauflagen durfte ich den Außendienst auf Rinder- und Schweinebetriebe begleiten“, sagt sie.
Derzeit schreibt die Studentin ihre Bachelorarbeit zusammen mit Bayern-Genetik aus dem Homeoffice. Die Umfrage für ihre Abschlussarbeit konnte sie im Oktober trotz Corona auf 27 Milchviehbetrieben durchführen. „Bis auf zwei Betriebe waren alle damit einverstanden, dass ich sie unter Einhaltung der Abstandsregeln besuche“, zeigt sie sich zufrieden.
Seit Franziska wieder zuhause wohnt, hat sich ihre finanzielle Lage verbessert, da sie weniger Geld braucht. Zuvor hatten ihre Eltern die Miete für das Apartment gezahlt. Zuhause ist sie seit Beginn des Studiums auf 450 €-Basis angestellt.
Momentan hilft sie morgens und abends im Stall und schreibt in der Zwischenzeit an der Abschlussarbeit, aber die Ablenkung zuhause ist groß. „Es ist immer was los, oft helfe ich mal schnell draußen mit. Mir fällt es schwer, mich zum Lernen zu motivieren“, erzählt die 22-Jährige. Klare Absprachen mit ihren Eltern und feste Zeitpläne helfen ihr, sich zu konzentrieren.
Trotz Corona fühlt sich Franziska durch ihr Studium gut auf das Berufsleben vorbereitet. Praktische Inhalte werden ihrer Meinung nach auch online anschaulich vermittelt, z. B. in Form virtueller Feldbegehungen, bei denen die Studenten live Fragen stellen können. Nach dem Studium möchte Franziska als Beraterin im Bereich Rind arbeiten. Auch wenn die Aussichten im Moment nicht besonders gut sind, hält sie Ausschau nach Stellen und bewirbt sich initiativ.