Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien Mode geht auch anders

Die Einkaufsmall oder die Fußgängerzone jeder Stadt, mögen sie noch so klein und unscheinbar sein, locken täglich unzählige Jugendliche an, sei es um Freunde zu treffen, ins Kino zu gehen oder sich einfach nur die Beine zu vertreten, Leute zu sehen und sich sehen zu lassen. Dabei hat die Komponente der Mode schon immer eine wichtige Rolle gespielt, denn viele achten sehr darauf, was der andere von welcher Firma wie trägt und welches Zubehör die Garderobe ergänzt. Oft heißt es „Von welcher Firma sind die Jeans?“ oder „Ist das eine echte XYZ?“. Was die wenigsten dabei bedenken, ist woher die ganzen Kleider stammen, woraus, wo und von wem unter welchen Arbeitsbedingungen und für welchen Lohn sie hergestellt wurden. Je umweltbewusster die Menschen allgemein und, erfreulicherweise, auch Jugendliche jedoch werden (siehe etwa „Fridays for Future“), desto mehr stellen sie sich Fragen über die Auswirkungen, die ihr Handeln auf die Umwelt hat. Dabei kommt auch die Nachhaltigkeit der Mode immer wieder ins Gespräch, denn die Auswirkungen dieser Großindustrie auf die Umwelt hat erhebliche Folgen. Dabei rückt die nachhaltige Mode, auch Fair Fashion, Eco Fashion, Bio- oder Öko-Mode usw. genannt, in den Fokus.Fair Fashion Der Begriff selber bezeichnet Bekleidung und Zubehör, bei deren Produktion weder Mensch noch Umwelt Schaden nehmen. Genauer genommen heißt das, dass die verwendeten Materialien nachweislich aus dem biologischen Anbau oder der biologischen Tierhaltung stammen, dass bei ihrer Herstellung keine schädlichen oder giftigen Chemikalien verwendet wurden und hierzu ein niedriger Ressourcenverbrauch vonnöten war. Wichtig ist auch, dass dieses Prinzip der Nachhaltigkeit auch für die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung gilt und diese fair sind, also dass die Arbeitszeiten angemessen sind, dass die Arbeiter gerecht entlohnt werden, dass bei der Herstellung keine Kinder eingesetzt werden und die Mitarbeiter sozial abgesichert sind, sprich über eine Kranken- und Rentenversicherung verfügen. Modehäuser oder Labels bekommen ein Gütesiegel, dass die Einhaltung der vorgenannten Produktionsbedingungen belegt, wenn sie die entsprechenden Anforderungen des betreffenden Siegels erfüllen, deren Einhaltung streng und regelmäßig von den tragenden Organisationen geprüft wird. Gütesigel geben Sicherheit Wer beim nächsten Einkauf sicherstellen will, dass mit seinem oder ihrem Geld keine Kinderarbeit betrieben wird oder für die Umwelt schädliche Stoffe eingesetzt werden, kann sich im Geschäft oder online nach bestimmten Gütesiegeln umsehen. Der weltbekannten Umweltorganisation Greenpeace zufolge sind die strengsten und unabhängigsten Gütesiegel am Modemarkt derzeit „IVN Best“, „GOTS“ und „Made in Green“ von Oeko-Tex, gefolgt von anderen wie „Bluedesign“, „Grüner Knopf“, „Global Recycle Standard“ oder „Fairtrade“. Sie alle stellen teilweise verschiedene Anforderungen an die Hersteller, doch dreht sich alles meistens darum, dass die Produktionskette vom Rohmaterial bis zum Endprodukt ökologisch und fair abläuft, die Menschenrechte und Arbeitsnormen, der Umweltschutz und die Bekämpfung der Korruption beachtet werden und Chemikalien wenig bis gar nicht zum Einsatz kommen. Es gibt etliche, darunter auch weltweit erhältliche Marken, die dem Trend zur nachhaltigen Mode folgen, so Adidas, Jack Wolfskin, G-Star oder Puma. Anders als die Siegel, die einzelne Produkte zertifizieren, arbeitet die „Fair Wear Foundation“ mit Unternehmen, die anhand eines Strategieplans selbstgesteckte Ziele in Sachen Nachhaltigkeit und Sozialstandards aufstellen. Jährliche Berichte zeigen, ob das jeweilige Unternehmen Fortschritte macht. Um das sicherzustellen, arbeitet die FWF mit Gewerkschaften, Betriebsräten und Menschenrechtsorganisationen in den jeweiligen Produktionsländern zusammen. Mehr als 80 Unternehmen mit 120 Marken sind mittlerweile Teil der FWF, darunter zum Beispiel auch Acne Studios, Armed Angels, Filippa K und Kings of Indigo.Feeric Fashion Week: Nachhaltigkeit im Rampenlicht In Rumänien befassen sich Modehäuser, aber besonders auch junge Modedesigner inzwischen mit dem Thema „Fair Fashion“, und einige aussagekräftige Beispiele waren in der Woche vom 21. zum 25. Juli in und um Hermannstadt/Sibiu zu bewundern. Nach der coronabedingten Pause von vergangenem Jahr kehrte das Feeric Fashion Week mit frischen Kräften, neuen Kollektionen und Konzepten sowie spektakulären Präsentationen an ungewöhnlichen Orten wieder. Der erste Tag der Einzelpräsentationen begann in der Ortsmitte von Kleinpold/Apoldu de Jos, in einer malerischen ländlichen Atmosphäre, die Gäste aus dem In- und Ausland, so aus den USA, Frankreich, Italien, Monaco, Belgien, Pakistan, Spanien und Ägypten zugleich beeindruckte. Die Gäste wurden im reinsten rumänischen Stil von Dorfbewohnern in traditionellen Kostümen mit Brot und Salz empfangen, und mit einer siebenbürgischen Musikvorführung, die die Präsentation der Apoldist Store-Kollektion eröffnete. Als erstes nachhaltiges Modegeschäft dieser Art bietet Apolist seinen Kunden die Möglichkeit, Kleidung mithilfe von Rabatten gegen gebrauchte Artikel zu kaufen, die anschließend re- oder upcycelt werden. Die vorgestellte Kollektion besteht aus alten Kleidungsstücken, die wiederverwendet, neu gestylt und damit neu in Szene gesetzt werden. Vom Dorfzentrum aus machten sich die Gäste auf den Weg in den Wald in der Nähe der Gemeinde, um der Präsentation der Marke Hooldra beizuwohnen. Hooldra ist eine Upcycling-Bekleidungsmarke, die alte Kleidungsstücke verwendet, die durch die Hände von Künstlern gehen, die sie wieder zum Leben erwecken, bevor sie wieder zum Verkauf angeboten werden. Weil Hooldra einen neuen ethischen Standard in der Mode vorschlägt, der von Nachhaltigkeit und geringen Auswirkungen auf die Umwelt geprägt ist, wurde der künstlerische Moment durch eine von Feeric Fashion Week und Humane Society International Rumänien in die Wege geleitete Medienkampagne ergänzt, die darauf abzielt, der Verwendung von natürlichen Pelzen und Lederwaren in Modekreationen ein Ende zu bereiten. Influencer und Modejournalisten schlossen sich bei dieser Gelegenheit der Kampagne #f2r2bl2nuri (ohne Pelze) an und unterstützen den Kampf gegen die Zucht von Tieren, deren Pelze oder Häute dann zu Kleidungsstücken bearbeitet werden. Taschen aus veganem Leder Der erste Abend der Einzelpräsentationen endete in der Harteneckgasse/Cetății-Straße, zwischen dem Töpfer- und Zimmermannsturm. Bennu präsentierte hier seine erste Kollektion, die Tradition mit Innovation, Design und Funktionalität auf nachhaltige Weise verbindet. Die Taschenkollektion zeichnet sich dadurch aus, dass sie komplett ökologisch ist und neue Horizonte durch die Verwendung von veganer Haut, die aus Fruchtschalen gewonnen wird, erkundet. Neben den Taschen aus veganem Leder besteht der andere Teil der Kollektion aus Taschen, die im Rahmen eines Recyclingprogramms wiederverwendet werden. Weitere Vorstellungen, die die Nachhaltigkeit in der Mode fördern, waren jene von Bianca Popp, Ramelle oder Alist Boutique Designers.