Für den Vierbeiner nur das Beste: Rund 1,5 Milliarden Euro gaben die Deutschen im Jahr 2019 allein für Hundefutter aus. Die Angebotspalette ist riesig - von Snacks, Trocken- und Feuchtfutter in verschiedenen Qualitätsstufen, Belohnungsriegel bis hin zum Kauknochen.
Der Hund - alles Wissenswerte zum besten Freund des Menschen
Hunde sind keine Kostverächter und nicht so zimperlich in ihren Neigungen wie kapriziöse Katzen. Dennoch haben auch sie Vorlieben: Das wissen Hundehalter spätestens, wenn die Wohnung mit Müslibrocken übersät ist, die der Hund mit Schmackes aus dem Napf scharrt, weil er auf den "Pflanzenkram" im Trockenfutter gourmettechnisch nicht steht. Also doch lieber Feuchtfutter. Aber fehlt dem Liebling ernährungsphysiologisch nicht etwas, wenn man ihn nur "einseitig" ernährt?
Hundefutter - ein Thema erhitzt die Gemüter
Das richtige Futter erhitzt die Gemüter von Hundehaltern. Muss es ausschließlich reines Muskelfleisch sein, Bio-Qualität haben und Abwechslung für den Vierbeiner bieten, oder tut es auch kommerzielles Hundefutter? Dr. Susan Kröger, tierärztliche Ernährungsberaterin am Institut für Tierernährung an der Freien Universität in Berlin, warnt davor, von den Ernährungsweisen des Menschen auf die des Hundes zu schließen. Denn die Anforderungen an die Ernährung von Mensch und Hund sind rein physiologisch betrachtet extrem unterschiedlich. Deshalb kann ein Hund durchaus ausreichend und gut versorgt sein, wenn er jahrelang dasselbe Futter bekommt.
Was ist drin im Hundefutter?
Die Futtermittelverordnung regelt, was alles ins Hundefutter darf. Manche Zutat ist für uns Menschen eher abstoßend wie zum Beispiel Zwerchfell, Innereien, Lunge oder entleerte Harnblasen. Im Prinzip werden vom Schlachttier einfach die Teile verwertet, die es nicht zum Metzger in die Fleischtheke schaffen. Aber das ficht Bello nicht an - die Geschmäcker von Hund und Herrchen sind halt verschieden.
Noch weniger appetitlich für uns Menschen allerdings ist, dass zu den tierischen Nebenprodukten, die im Tierfutter landen dürfen, Zutaten wie Klauen oder Federn enthalten sein können. Nicht alle Futterhersteller aber verwenden diese Dinge auch. Diese Dinge werden tatsächlich nicht im großen Stil eingesetzt, so Charlotte Granobs von der Stiftung Warentest, die auch immer wieder Hundefutter testet, was bei Hundehaltern auf ein Rieseninteresse stößt. Futtermittelrechtlich verboten ist es, Material von kranken Tieren zu nutzen, Magen-Darm Inhalt oder Küchenabfälle.
Feucht- oder Trockenfutter für den Hund?
Von der ernährungsphysiologischen Seite aus - also wie viel Eiweiß, Kalzium und Phosphor abgedeckt wird - ist es eigentlich gleich, ob man Feucht- oder Trockenfutter füttert. Im Trockenfutter sind ungefähr 40 bis 60 Prozent Kohlenhydrate und maximal zehn Prozent Feuchtigkeit. Feuchtfutter hingegen besteht zu 80 Prozent aus Wasser und der Rest überwiegend aus Fleisch, weniger Getreide. Bei älteren Tieren rät Astrid Behr vom Bundesverband praktizierender Tierärzte eher zu Nassfutter, weil dieses mehr Flüssigkeit enthalte. Denn ältere Tiere trinken oft zu wenig.
Zusatz von Vitaminen und Nährstoffen
Ob ein Hundefutter vollwertig und gesund ist, hängt auch von den Vitaminen und Nährstoffen ab, die es enthält. Und tatsächlich stellt die Stiftung Warentest immer wieder fest, dass manchmal zu wenig lebenswichtige Nährstoffe enthalten sind, aber manchmal auch zu viel.
Teurere Marken sind keine Garantie dafür, dass das Futter hochwertig ist. Schadstoffe und minderwertige Zutaten fanden die Tester zwar in keinem Produkt, aber unausgewogene Nährstoffmixe. Hier sollten Tierbesitzer also aufmerksam sein, Deklarationen und Futteranalysen lesen, sich kundig machen. Denn der Nährstoffmix ist in jeder dritten getesteten Dose nicht optimal.
Streitpunkt Getreide im Futter: Gluten-unverträgliche Hunde?
Getreide im Tierfutter steht bei manchen in der Kritik. Getreide sei verzichtbar und würde bei vielen Tieren zu Gelenkproblemen führen, meinen Kritiker. Wissenschaftlich nachweisbare Zusammenhänge zwischen Getreidefütterung und Gelenkserkrankungen gibt es aber nicht. Im Grunde verhält es sich in der Tierwelt wie in der Menschenwelt: Der Anteil derjenigen, die tatsächlich eine Gluten-Unverträglichkeit haben, ist verschwindend gering, so die Berliner Tierärztin Susan Kröger.
Der Verdauungstrakt der Hunde hat sich im Laufe seiner Domestizierung so verändert, dass er heute Stärke gut verdauen kann. Auch wenn es auch bei Hunden Überempfindlichkeiten oder Unverträglichkeiten gibt.
Warum BARFing bei der Hunde-Ernährung?
BARF kommt von "Bones And Raw Foods", übersetzt "Knochen und rohe Nahrung". Das Barfen spaltet die Hundebesitzer in zwei Gruppen: Anhänger und Gegner. "Zurück zum Wolf" ist das Credo der Barfing-Befürworter: Trocken- und Dosenfutter, das typische Futter des heutigen Hundes, hätte mit ursprünglicher Wolfs-Nahrung kaum noch etwas zu tun. Immer mehr Hundebesitzer sind deshalb aufs Barfen gekommen und füttern Pansen, Hühnerhälse, Herz, Gurgel und Knochen. Nicht nur Rind- oder Schweinefleisch, auch Hirsch, Lamm oder Ziege werden beim Barfen verfüttert.
Starker Hund durch rohes Fleisch?
Barfing-Befürworter sehen viele Vorteile in der natürlichen Ernährung: Hunde sollen dadurch weniger Zahnstein entwickeln, aber starke Bänder und Sehnen. Das Immunsystem soll gestärkt werden und das Fell glänzen - um nur einige positive Folgen zu nennen. Tierärztin Anne Mößeler ist wenig begeistert von diesem Trend.
Falsche Mischungen beim Hundefutter
Beim Barfen können Hundebesitzer viele Fehler machen, denn rohes Fleisch alleine reicht für eine ausgewogene Ernährung nicht aus. Zu einer ausgewogenen Hundeernährung gehören auch Wasser, Proteine, Fette, Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, so Astrid Behr. Es müssen also noch Reis, Hirse, Kartoffelflocken oder Multikornmischungen beigefügt werden, um den Hund mit allen nötigen Ballast- und Nährstoffen zu versorgen. Außerdem muss die Menge stimmen, die allerdings je nach Hund variieren kann.
Wer Barfen will, sollte sich gut informieren
Tierärzte an der Münchner Uni haben festgestellt, dass Hundebesitzer ihre Hunde durch das Barfen oft mit zu viel oder zu wenig Nährstoffen versorgen: Die Folgen sind entweder Übergewicht oder Mangelerscheinungen. Wer also mit dem Barfen anfangen will, sollte sich vorher gut informieren. Nicht jeder Hund mag rohe Innereien. Da bleibt dem Hundebesitzer nichts anderes übrig, als immer wieder zu variieren, bis die ideale Mischung gefunden ist. Es empfiehlt sich, einen auf Ernährung spezialisierten Tierarzt zu Rate ziehen. Zwar bieten verschiedene Hersteller mittlerweile sogar fertige BARF-Menüs an, aber nach Erkenntnissen der Stiftung Warentest ist deren Qualität nicht überzeugend.
Das sollte man beim Barfen beachten
Barfing macht definitiv mehr Mühe, als nur eine Dose Hundefutter oder eine Tüte Trockennahrung zu öffnen. Dabei sollte auf peinliche Hygiene geachtet werden, um zu vermeiden, dass Keime übertragen werden. Die richtige und ausgewogene Futterzusammensetzung zu finden, ist nicht immer einfach. Zudem gibt es keine Belege dafür, dass Barfen für den Hund besser ist als herkömmliches Nass-oder Trockenfutter, so Astrid Behr. Für Hunde, die allergisch auf Fertigfutter reagieren, könnte es aber eine Alternative sein. Man sollte hygienisch einwandfrei mit dem Frischfleisch umgehen, um sich und seine Familie vor Infektionen zu schützen. Der Hund sollte außerdem regelmäßig entwurmt werden.
Studie: Rohes Fleisch enthält in vielen Fällen Keime
Die Universität Zürich hat 2019 eine Studie durchgeführt und die Keimbelastung von rohem Fleisch untersucht. Das Ergebnis: Wenn Hunde mit rohem Fleisch gefüttert werden, kann das Gefahren für Tier und Besitzer bergen. Die Forscher der Universität Zürich haben bei 51 Futterproben in zwei Fällen (3,9 Prozent) die Darmbakterien Salmonellen gefunden und in 62,7 Prozent gegen Antibiotika resistente Bakterien. Problematisch sei das, wenn Rohprodukte in Kontakt mit Gegenständen und Einrichtungen der Küche kämen oder in der Wohnung im Futternapf angeboten werden und in dessen Nähe Kleinkinder spielen.
Gefahr für Tier und Besitzer
Gleiches bestätigt eine aktuelle Studie der Universität Porto. Hier haben Forscher 55 Proben von 25 gängigen Hundefuttermarken untersucht. Bei 14 Proben handelte es sich um Futter, das roh eingefroren wurde. Und bei allen von ihnen fanden sich Antibiotika resistente Bakterien - vor allem Enterokokken. Das sind Bakterien in der Darmflora, die schwere Infektionen der Harnwege auslösen können, wenn sie aus dem Darmbereich verschleppt werden. Zwar fanden die Forscher auch bei Nassfutter resistente Bakterien, allerdings nur in einzelnen Proben. Daher raten sie Hundebesitzern, sich nach dem Füttern ihrer Vierbeiner und Einsammeln von Hundekot ordentlich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen.
In einer zweiten Studie der Universität Lissabon untersuchten Forschende, wie sich multiresistente Bakterien vom Hund auf Herrchen und Frauchen übertragen. Dafür wurden 126 Menschen und 102 Tiere auf Bakterien mit einem bestimmten Gen untersucht. Bei acht Hunden und vier Menschen fanden die Forscher die gesuchten Bakterien. Ihrer Analyse nach ist es wahrscheinlicher, dass die Tiere die Erreger auf den Menschen übertragen haben. Eine Therapie brauchten die Besitzer nicht, die erkrankten Tiere wurden erfolgreich behandelt.
Die richtige Ernährung für den Hund kann vielfältig sein
Die richtige Ernährung ist ein hochwissenschaftliches und komplexes Thema, und es sollte deshalb auch sorgfältig angegangen werden, meint Tierärztin Mößeler.
Schützen Sie Ihren Hund vor Übergewicht
Bei allen Ernährungsfragen gilt: Wenn sich bei Bello der Speck rollt, ist er zu dick. Übergewicht wirkt sich bei Tieren ähnlich wie bei Menschen negativ auf Leber, Nieren und Herz aus. Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollten Sie auf Zwischenmahlzeiten für Ihren Liebling verzichten. Hier einen Keks, da eine Kleinigkeit vom Esstisch - da kommen die Pfunde zusammen. Betteln am Tisch geht gar nicht! Da muss man hart bleiben. Und wenn es daran geht, die Pfunde wieder purzeln zu lassen, empfiehlt sich die altbewährte Methode FDH: Friss die Hälfte. Dazu ausreichend Bewegung und dem Hund müsste es bald bessergehen.
Tipp: Den Hund auch mit Streicheleinheiten belohnen
Wenn Sie Ihren Hund erziehen oder abrichten, bekommt er eine Belohnung. Diese Belohnung muss nicht zwangsläufig ein Leckerli sein - es kann auch eine Streicheleinheit sein. Die zumindest spart Kalorien.