Corona-Trend Barbecue
Hart umkämpfter Markt für Grillgeräte
Stand: 05.08.2021 08:30 Uhr
Vor fast 70 Jahren entstand in den USA aus einer Boje der erste Kugelgrill. Corona hat den Herstellern einen beispiellosen Boom beschert. Nun geht Marktführer Weber Grill in New York an die Börse.
Von Angela Göpfert, tagesschau.de
Was tun, wenn Restaurantbesuche im Lockdown nicht möglich und selbst in Nach-Lockdown-Zeiten zumindest für manche mit einem unguten Gefühl verbunden sind? Man trifft Freunde und Familie einfach draußen - und kocht auch draußen für sie: Für viele Menschen war Grillen die Antwort auf viele Fragen der Corona-Pandemie.
Grillen als Statussymbol und Lifestyle
Galt es zuvor schon in gewissen Kreisen als schick, Fotos von à point gebratenen Steaks, kunstvoll zerflossenem Grillkäse und saftigen veganen Bratwürsten in den sozialen Medien zu posten und sich immer teurere Luxusgrills als Statussymbol in den Garten zu stellen, weil der Nachbar schon ein Modell weiter war als man selbst, wirkte die Corona-Pandemie auch in breiten Bevölkerungsschichten wie ein Katalysator auf den Grill-Boom.
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Laut Rösle-Chef Henning Klempp ist Grillen "ein echter Lifestyle" geworden. Das Marktforschungsunternehmen GfK spricht mit Blick auf 2020 vom bisher "umsatzstärksten Jahr für Grillgeräte". Das liegt nicht zuletzt am Trend weg von günstigen Kohlegeräten hin zu höherpreisigen Gasgeräten.
Nur verhaltenes Interesse der Anleger?
Weber Grill, mit einem Weltmarktanteil von fast 25 Prozent führender Hersteller von Premiumgrills, gehört zu den natürlichen Nutznießern dieses Trends. Für das Ende September ablaufende Geschäftsjahr 2020/2021 rechnet der US-Hersteller mit Einnahmen von 1,9 Milliarden Dollar - ein Plus von rund einem Viertel.
Für Weber-Mehrheitseigner BDT Capital Partners klang das nach einem guten Zeitpunkt, um sich das Grillgeschäft an der Börse vergolden zu lassen. Heute startet das Unternehmen unter dem Kürzel WEBR an der New Yorker Börse. Doch das Unternehmen musste seine Ziele deutlich eindampfen: Statt 47 Millionen Aktien zu einem Preis von 15 bis 17 Dollar hat Weber laut Insiderberichten nur 18 Millionen Aktien zu 14 Dollar losschlagen können.
Am Anfang stand ein Flop
Auch die Unternehmensgeschichte von Weber Grill begann mit einem Flop: Der von der Familie verbreiteten Legende nach hatte George Stephen in den frühen 1950er-Jahren in Mount Prospect in der Nähe von Chicago zu einer großen Feier geladen. Das Essen wollte er auf einer der damals üblichen Feuerstellen aus Ziegelsteinen zubereiten. Doch er hatte das Feuer nicht unter Kontrolle - das Essen ging in Flammen auf.
Auf der Suche nach einem besseren Grill ließ sich Stephen von seiner Arbeit als Teilhaber einer Blechverarbeitungsfirma in Chicago inspirieren: Weber Brother Metal Works schweißte aus Halbkugeln Bojen für den Lake Michigan. Stephen nahm eine dieser Halbkugeln, montierte Beine daran, stanzte Löcher in den Boden und setzte einen Deckel darauf. Fertig war der Prototyp des ersten Kugelgrills.
Der erste Weber-Kugelgrill: Die Boje lässt grüßen.
Bild: weber.com
Grillen via App
In den späten 1950er-Jahren zahlte Stephen die Weber-Brüder aus, wurde alleiniger Inhaber der Firma und benannte sie in Weber-Stephen Products um. Heute fertigt das in Deutschland unter dem Namen Weber Grill firmierende Unternehmen nicht nur Kohlegrills, sondern auch Gas- und Elektrogrills sowie Zubehör wie Smoker, Grillthermometer und Pizzasteine. Mitten in der Corona-Pandemie ging das Unternehmen digital: Mit "Weber Connect" kann der Garzustand des Grillguts via Smartphone App überwacht werden.
Das ist jedoch kein Alleinstellungsmerkmal. So können Benutzer etwa auch Traeger-Grills über eine App programmieren und überwachen. Der Weber-Mitbewerber wagte sich am Donnerstag vergangener Woche unter dem Kürzel COOK an die New Yorker Börse. Der Ausgabepreis von 18 Dollar lag am oberen Ende der festgelegten Bandbreite. Eine Woche später notiert das Papier bei rund 27 Dollar, damit wird Traeger an der Börse mit über drei Milliarden Dollar bewertet. Das Unternehmen ist auf Grills spezialisiert, die mit Holzpellets befeuert werden. In dieser Nische ist Traeger Marktführer.
Auch Miele macht jetzt in Grills
War der Markt für Grillgerätehersteller schon seit einiger Zeit hart umkämpft, haben die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Grill-Boom für Bewegung in der der Branche gesorgt. So wurde erst im Frühjahr bekannt, dass der für seine Waschmaschinen bekannte deutsche Traditionskonzern Miele das Düsseldorfer Start-up Otto Wilde übernimmt, das mit seinem Oberhitzegrill O.F.B. Weber Konkurrenz macht.
Mit Oberhitze gegen die US-Konkurrenz: Düsseldorfer Start-up Otto Wilde.
Bild: Otto Wilde
In den USA plant derweil BBQGuys, ein Online-Händler für Grills und Outdoor-Living-Produkte, über den Umweg eines komplexen Börsenvehikels (SPAC) an die Börse zu gehen. Zu den Investoren zählen die Football-Legenden Eli und Peyton Manning. Doch das schwache Börsendebüt von Weber dürfte Unternehmen wie Investoren nun zu denken geben.
Weber Grill
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