Fragt man Fachleute, wie diese die Anlage einer Streuobstwiese mit 50 Bäumen kalkulieren, empfehlen sie die Anpflanzung von jungen Bäumen mit einem Stammumfang von rund sieben Zentimetern (die wachsen am besten an) und berechnen dann etwa zweihundert Euro pro Baum, fünf Jahre Pflege inbegriffen. Am Ende landet man also bei etwa 10.000 Euro.
Grüner wird’s – entlang des Johann-Moritz-Kanals
Nun sind wir aber in Kleve, einer Stadt, die sich – zu Recht – ihrer Parkanlagen rühmt, die ein umfassendes „Parkpflegewerk“ besitzt, in welchem niedergeschrieben steht, was mit Altem und Neuem Tiergarten zu deren besten zu geschehen hat, und wo ein Obstgarten nicht einfach ein Obstgarten, sondern ein „Obstbaum-Arboretum“ ist.
Das kostet natürlich.
Gestern fällte der Rat der Stadt Kleve in der letzten von Bürgermeisterin Sonja Northing geleiteten Sitzung einstimmig den Beschluss, südöstlich des Prinz-Moritz-Kanals für 325.000 Euro ein „Obstbaum-Arboretum“ anlegen zu lassen. Die Verwaltung rechnet damit, dass die Maßnahme im Herbst 2021 abgeschlossen sein soll.
Wie aber kommen die 325.000 Euro zusammen?
Die Verwaltung rechnet vor: „Die Kosten für das Obstbaum-Arboretum können in zwei Positionen aufgeschlüsselt werden. Zum einen belaufen sich die Kosten für die Baumaßnahmen sowie die Herstellung der Obstwiese auf rd. 245.000 € brutto. Hinzu kommen die Planungskosten des Planungsbüros Landschaft + Garten i. H. v. rd. 80.000 brutto. Die Kosten für die Gesamtmaßnahme belaufen sich somit auf rd. 325.000 € brutto.“
Bevor nun der Stab darüber gebrochen wird, sei geschildert, was auf dem Areal – es handelt sich im Prinzip um die Fläche hinter dem Restaurant Altes Landhaus – neben der Anpflanzung der Obstbäume noch alles verändert wird. Das Gelände wird zukünftig durch vier Stege mit dem Forstgarten und der Promenade entlang des Prinz-Moritz-Kanals verbunden. Am Fernradweg und am Parkplatz werden Fahrradstellplätze errichtet. Der Parkplatz am Restaurant wird mit niedrig wachsenden Wildobstgehölzen eingegrünt (zum Beispiel Hagebutten).
Der Obstgarten selbst kann von Spaziergängern auf gemähten Wiesenwegen (mit Lavaeinmischung) durchschritten werden. Weil das Grundwasser recht hoch steht, werden die Obstbäume auf eigens dafür aufgeschüttete Hügel gepflanzt. Quer durch das Gelände verlaufende Kiesstränge sollen Niederschläge in die seitlichen Wassergräben ableiten, damit der Garten nicht versumpft. Eine Freifläche mit einer großen Eiche und drei bereits dort stehenden Apfelbäumen soll Besuchern künftig als Ruhe-, Spiel- und Picknickwiese dienen. Und natürlich dürfen Infotafeln nicht fehlen, die Auskunft über die Geschichte der Anlage geben.
Fazit: Man mag einen mittleren sechsstelligen Betrag für die Anlage einer Streuobstwiese für übertrieben halten, aber verglichen mit Ausgaben für zum Beispiel Straßenbau handelt es sich doch nur um Peanuts. Und wenn der geneigte Bürger zur Erntezeit durch das Gelände streift, kann er sich ja peu à peu seine Steuergroschen in Naturalien zurückholen.
Und, nicht zu vergessen, dass Kleve sich heute seiner Gartenanlagen rühmen kann, liegt auch darin begründet, dass Johann Moritz von Nassau-Siegen in seiner Zeit als Statthalter in Kleve mit den Parks die Verheerungen des 30-jährigen Krieges vergessen machen wollte. Wer weiß, welche Verheerungen unsereins noch gerne hinter sich lassen möchte.
Hier eine Präsentation der Planungen (Quelle: Stadt Kleve): Obstbaum-Arboretum