Eckart von Hirschhausen ist unter die radikalen Klimaschützer gegangen – bei "Maischberger" fordert er Tempolimits für SUVs und ein Verbot von Kurzstreckenflügen. Nebenbei erklärt er, warum die Menschen selbst schuld sind an der Corona-Pandemie. Jörg Pilawa regt sich über doofe Fragen an Annalena Baerbock auf.
Eine Kritik
von
Christian Bartlau
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Endlich ist es soweit: Corona ist nur noch ein Thema unter vielen in den deutschen Talkshows, das Ende der Pandemie ist nah.
Bei "Maischberger. Die Woche" bringt TV-Star Eckart von Hirschhausen sogar noch eine neue Perspektive in die Diskussion ein. Eindringlich analysiert er die menschliche Schuld an der Seuche – und fordert ein ziemlich radikales Tempolimit für SUVs. Jörg Pilawa stört sich an merkwürdigen Fragen an Annalena Baerbock.
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"Maischberger. die Woche": Das sind die Gäste
Journalist Nikolaus Blome (ntv/RTL) ärgert sich über die irrlichternde Impfstrategie: "Die Regierung ist dabei, selbst das Happy End dieser Pandemie zu vergeigen."
Jörg Pilawa hält die Aufhebung der Impfpriorisierung für richtig – und eine Impfpflicht für falsch. Die Skeptiker müssten überzeugt werden. "Wir müssen sowieso wieder mehr ins Gespräch kommen. Man war zuletzt entweder pro RKI und Jens Spahn oder Querdenker, was anderes gab es nicht. (...) Wir müssen die Leute mitnehmen."
Nachteile für Nicht-Geimpfte wären eher kontraproduktiv, warnt Deutschlandfunk-Journalistin Katharina Hamberger: "Wer skeptisch ist, fühlt sich durch ein Malus-System in die Ecke gedrängt und sagt sich: Dann mache ich nicht mit."
Der Journalist Malcolm Ohanwe vermisst in der "verrenkten" Debatte um den Nahost-Konflikt das Mitgefühl mit den palästinensischen Opfern: "Das ist verletzend für viele Menschen in Deutschland."
"Ich finde es eher erstaunlich, wie sich die Debatte in die andere Richtung verrenkt", entgegnet Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber. In den Medien lese er, die Palästinenser würden entmenschlicht - "ohne Belege dafür zu bringen".
Her mit den Verboten in der Klimapolitik, sagt TV-Mediziner Eckart von Hirschhausen. Er würde sie positiv als "Ordnungspolitik" etikettieren und bei SUVs anfangen: "Wer zwei Tonnen Stahl braucht wie ein Traktor, soll auch nur 25 km/h fahren wie ein Traktor." Kurzstreckenflüge blieben in seiner Welt nur für eine Gruppe erlaubt – Insekten.
Das ist der Moment des Abends
Standesgemäß beginnt Eckart von Hirschhausen das Einzelinterview mit einem Witz - auf Kosten von Franziska Giffey: "Noch habe ich meinen Doktortitel ..."
Viel Grund zu lachen bietet Hirschhausen ansonsten nicht, dafür umso mehr klare Ansagen. Den ärmeren Ländern nicht mit Geldern für Impfaktionen unter die Arme zu greifen, findet der Mediziner "nicht nur inhuman, sondern auch dumm". Letzteres gilt, auch wenn Hirschhausen es diplomatisch ausdrückt, auch für die Berichterstattung über die Nebenwirkungen bei den Impfungen, die Astrazeneca das Image eines "Teufelszeugs" eingebracht hätten – dabei liege das Sterberisiko bei Impfungen extrem viel niedriger als bei einer Covid-Erkrankung.
Die wichtigste Frage, so Hirschhausen, sei in allen Debatten über die Pandemie nie gestellt worden: Wäre es zu verhindern gewesen? Absolut, meint Hirschhausen: "Wir sind keine Opfer eines Virus, wir haben alles für Zoonosen getan", für das Überspringen tierischer Krankheiten auf den Menschen also. Und alles nur, weil wir die Rückzugsräume von Tieren nicht respektieren und die sogenannte freie Wildbahn Stück für Stück zerstören. Hirschhausens Appell: "Lasst die Tiere in Ruhe!"
Das ist das Rede-Duell des Abends
In Israel und den palästinensischen Gebieten fliegen Raketen, Mobs terrorisieren die Zivilbevölkerung. Der Konflikt spiegelt sich auf deutschen Straßen und in den Kommentarspalten – in Maischbergers Studio bleibt es zwar gesittet, aber in der Sache recht unversöhnlich. Während Jörg Pilawa, der in den 80ern in einem israelischen Kibbuz gelebt hat, beide Seiten in die Pflicht nimmt und sich weder von Benjamin Netanjahu noch von Mahmud Abbas friedensstiftende Signal erwartet, ergreifen Tagesschau-Moderator Constantin Schreiber und Podcaster Malcolm Ohanwe recht eindeutig Partei.
Ohanwe, als Sohn einer palästinensischen Mutter oft im Westjordanland, berichtet von den "Schikanen", die "auf Dauer entmenschlichend" wirkten. Das nähre die Wut, die sich an den Enteignungen in Ostjerusalem entzündet habe.
Schreiber hält die aktuelle Eskalation für "willkürlich" - und verweist auf die Verantwortung der korrupten palästinensischen Führung für die desolate Lage der Menschen in Gaza und im Westjordanland.
Als die Ohanwe sich über die Verletzung des Völkerrechts durch Israel beklagt, droht das Gespräch kurz in einen verfilmten Twitter-Dialog abzudriften: "Deswegen ist Raketen schießen okay?", fragt Schreiber, was Ohanwe natürlich verneint, aber: "Ich habe höhere Ansprüche an Israel, das ist eine Demokratie. Eine Terrorgruppe wird keine Briefe schreiben."
Eine Lösung ist jedenfalls nicht in Sicht, wie auch dieses Gespräch zeigt. Ohanwe blickt pessimistisch in die Zukunft: "Die Wurzel ist die systematische Unterdrückung palästinensischer Menschen." Werde dieses Problem nicht gelöst, herrsche nach einem Waffenstillstand drei Jahre Ruhe – und dann gehe es wieder los.
So hat sich Sandra Maischberger geschlagen
Wer eine Debatte über den Nahost-Konflikt moderieren kann, ohne dass eine Seite sich beschwert, hat einen Fernseh-Friedenspreis verdient, aber das ist natürlich nur eine hypothetische Überlegung. "Das kann man doch so nicht stehenlassen", ruft Malcolm Ohanwe flehend in die Abmoderation hinein, offensichtlich kennt er Maischbergers Abpfiff-Ritual noch nicht. "Wir müssen hier einen Punkt machen" heißt: Schluss, aus, Nachtmagazin.
Das ist das Ergebnis
Nächste Woche kommt Annalena Baerbock ins Studio, eine Frage wird sie ganz sicher nicht beantworten: Wie ihre Kinder es finden, dass sie Kanzlerin werden will. Allein die Frage findet Jörg Pilawa "im Jahr 2021 problematisch". Nikolaus Blome eher nicht – aber nur, wenn auch Armin Laschet zu seinem Familienleben Stellung nehmen muss.
In einem kurzen Ausflug in die Innenpolitik kürt Blome Franziska Giffey gerade wegen ihres Rücktritts zur Gewinnerin der Woche – so gehe sie relativ unbelastet in den Berliner Wahlkampf, wenn auch ohne Doktortitel. Das obligatorische Hauptstadt-Bashing übernimmt in dem Fall die Gastgeberin: "Für Berlin reicht's."
Am 26. September wird in Berlin gewählt, zeitgleich mit der Bundestagswahl, für die Maischberger schon Prognosen hören will, aber die Experten im Studio winken unisono ab: Zu weit weg, zu unvorhersehbar, wie sich die Stimmung – und die Pandemie – entwickelt bis Herbst.
TV-Mediziner Eckart von Hirschhausen dagegen wagt eine ziemlich langfristige Diagnose: "Die Klimakrise wird die größte Gesundheitsgefahr." Und in den Talkshows bald Corona als dringendstes Thema ablösen. Eine gute Nachricht ist das nicht.
Klimakiller mit Sonderrechten: Warum Zementwerke wahre Giftschleudern sind
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