In der Region um Sydney wird nach den Hochwassern vor der Wanderung der hochgiftigen Sydney-Trichternetzspinne gewarnt. (Archiv)
Bild: Getty Images
Die Rekordfluten in Australien treiben nicht nur Tausende Menschen in die Flucht, sondern auch Schlangen und Spinnen. Nun wird vor der Wanderung hochgiftiger Sydney-Trichternetzspinnen gewarnt.
uri
25.3.2021
Wegen der verheerenden Überschwemmungen im Südosten Australiens mussten rund 24000 Menschen ihr Zuhause verlassen. Auch Unmengen von wilden Tiere werden aus ihrem angestammten Lebensraum vertrieben: Neben Mäusen und Ratten versuchen sich vor allem auch Spinnen und Schlangen in Sicherheit zu bringen.
In den sozialen Medien häufen sich in der Folge Meldungen von Australiern, deren Grundstücke und Häuser von Kriechtieren und Insekten buchstäblich überrannt werden. Aus Kinchela Creek, rund 450 Kilometer nördlich von Sydney, postete Matt Lovenfosse auf Facebook ein eindrückliches Video seines überschwemmten Ackerlandes. Dazu schreibt er: «All das Braune, das man hier sehen kann, sind Spinnen, die versuchen den Fluten zu entkommen.»
Lovenfosse sagte dem US-Fernsehsender CNN Anfang der Woche, er habe bereits in den Jahren 2001 und 2013 ähnliche Überschwemmungen erlebt. In beiden Fällen seien unzählige Spinnen in sein Haus geflüchtet, das auf dem höchsten Punkt des Grundstücks liegt. «Nun regnet es weiter und auch das Hochwasser steigt immer noch an», so der Farmer. «Das Wasser nähert sich bereits dem Haus. Am Morgen sollte es eindringen, und dann überall auch die Spinnen.»
«Die Bäume hängen voller Schlangen»
Er plane jedoch weiterhin in seinem zweistöckigen Haus zu bleiben, so Lovenfosse. Er sei hier aufgewachsen, habe keine Angst vor den Tieren und fühle sich weiterhin sicher. Dabei seien die Spinnen nicht die einzigen Tiere, die versuchen würden, sich ins Trockene zu flüchten. «Auch die Bäume hängen voller Schlangen», sagt Lovenfoss. «Und wenn man mit dem Boot auf der überfluteten Wiese unterwegs ist, schwimmen sie darauf zu, um ins Trockene zu kommen, genau wie die Spinnen.»
Von einem entsprechenden Erlebnis berichteten auch Feuerwehrleute, die bei Port Macquarie, rund 400 Kilometer nördlich von Sydney, mit Schlauchbooten eine Familie von ihrem Hof evakuieren wollten. «Es war ein abgelegener Hügel und viele Tiere hatten sich bereits hierhin gerettet», zitiert der «Sydney Morning Herald» den Einsatzleiter. Es seien vor allem «Ratten, unzählige Spinnen und andere gruseligen Krabbeltiere gewesen».
Tiere im Boot der Feuerwehr
Als die Feuerwehrleute die sechsköpfige Familie zu ihren Booten brachte, hätten sie allerdings nicht nur über viele Tiere steigen müssen. «In den Booten warteten bereits einige Schlangen, die es sich darin gemütlich gemacht hatten», sagte der Einsatzleiter. Die Tiere seien dann von Kollegen entfernt worden, die eine spezielle Schulung im Umgang mit Schlangen erhalten hätten.
Australier haben indes generell eher wenig Angst vor giftigen Spinnen und Schlangen. Schliesslich lernt man, mit den Tieren zu leben. Einen Hinweis des Australian Reptile Parks dürften die Bewohner der Metropolenregion Sydney allerdings durchaus ernst nehmen.
Warnung vor der Sydney-Trichternetzspinne
Tim Faulkner, Direktor des Parks, warnte die Menschen in und um Sydney, sie könnten in den kommenden Tagen häufiger auf die Sydney-Trichternetzspinne treffen. Die bis zu fünf Zentimeter grossen Spinnenart gilt als eine der giftigsten weltweit. Inzwischen existiert zwar ein Gegengift, doch gebissen will man trotzdem nicht werden.
Faulkner meinte, die Bewohner der Region müsste sich hinsichtlich der Trichterspinnen auf eine «komplett andere» Situation vorbereiten als in normalen Jahren. «Jetzt werden wir nicht nur eine erhöhte Wanderung der Spinnen wegen der höheren Luftfeuchtigkeit sehen. Schliesslich registrieren wir bereits eine Plage von bodenbewohnenden Spinnen, die wegen des Hochwassers Erhöhungen aufsuchen», so der Experte.
In Acht nehmen sollte man sich vor den Tieren dabei nicht nur im Haus, sondern etwa auch im Swimmingpool. Häufig fallen die Tiere ins Becken oder werden durch den Regen hineingespült. Obwohl sie nicht schwimmen können, können sie in einer Luftblase, die sich um ihre Haare bildet, teils stundenlang überleben und bei Kontakt auch zubeissen.