Die Rötelmaus sieht harmlos aus, kann dem Menschen aber gefährlich werden. Über Ausscheidungen überträgt sie den Hantavirus. Anstecken kann man sich durch Einatmen von virushaltigem Staub oder durch Kontakt mit einem infizierten Tier. −Foto: dpa
Als wäre das vorherrschende, aber zum Glück gerade etwas abklingende Thema Corona nicht genug: Im Landkreis Freyung-Grafenau ist es dieses Jahr wieder vermehrt zu von Nagetieren übertragenen Hantavirus-Infektionen gekommen.
Deshalb weist das Landratsamt erneut auf Verhaltensregeln hin, mit denen sich eine Ansteckung dieser Virus-Variante bestmöglich verhindern lässt.
Bis Anfang dieser Woche, 7. Juni, zählte man heuer bereits 56 Fälle. Zum Vergleich: 2020 traten sieben Fälle auf, 2019 waren es 75, 2018 ein Fall und 207 insgesamt 46 Fälle. Hantaviren werden von Nagetieren auf den Menschen übertragen, wobei in Bayern vor allem das durch die Rötelmaus übertragene Puumala-Virus bedeutsam ist. Rötelmäuse gelten allgemein als Hauptüberträger.
"Schwankungen beim Hantavirus sind üblich, da die Verbreitung mit der Anzahl der Mäuse zusammenhängt", klärt das Landratsamt aus genanntem aktuellen Anlass jetzt in einer Pressemitteilung auf. In Jahren, in denen das Nahrungsangebot an Eicheln und Bucheckern reichlich ist, vermehren sich die Mäuse besonders stark. Die Buchenwälder haben im vergangenen Jahr massiv Bucheckern getragen – nun sind in der Gegend eben große Mauspopulationen. Der Erreger wird von infizierten Tieren mit dem Speichel, Urin oder Kot ausgeschieden.
Bis zum vorübergehendem Nierenversagen
Der Mensch infiziert sich dann indirekt durch Einatmen der kontaminierten Stäube und Aerosole, selten auch über Bissverletzungen. Die Erkrankung verläuft häufig grippeähnlich mit hohem Fieber und Kopfschmerzen sowie Bauch und Rückenschmerzen. Außerdem kann es zu einem Abfall des Blutdruckes, Funktionsstörungen der Nieren bis hin zum vorübergehenden Nierenversagen kommen. Auch Infektionen der Lunge (mit Husten und Kurzatmigkeit) sind möglich. Die Erkrankung äußert sich nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit von zwei bis vier Wochen, skizziert das Landratsamt. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch oder über Haustiere gilt als ausgeschlossen.
Vorsicht ist vor allem bei Arbeiten an Holzstapeln, bei der Reinigung von Räumen, in denen Nagetiere vorkommen könnten (Waldarbeiter-Hütten, Schuppen, Keller usw.), beim Fangen von Mäusen, deren Bekämpfung im Wald und beim Beseitigen dieser geboten. Das Tragen von Einmal-Gummihandschuhen und Atemschutzmasken (Feinstaubmaske FFP3) bei diesen Tätigkeiten helfe, die Gefährdung zu mindern.
Beim Umgang mit toten Nagetieren oder dem Aufenthalt in von Mäusen verunreinigten Räumen sollten bestimmte Schutzmaßnahmen eingehalten werden. So kann eine mögliche Staubentwicklung in kontaminierten Bereichen durch Befeuchten (Staub mit Wasser besprühen, feucht wischen) vermieden werden. Bei zu erwartender Staubentwicklung sollten Atemschutzmasken und Handschuhe getragen werden. Vor und während der Reinigung kann das Risiko durch Lüften zusätzlich gesenkt werden. Nach dem Putzen sollte man die Hände gründlich reinigen, duschen und die Arbeitskleidung waschen.
Weder Impfstoff noch Therapie
Mäusekadaver und Exkremente sollten vor der Entsorgung mit Desinfektionsmittel benetzt werden, Mäusekadaver nur mit Handschuhen berührt werden. Mäusekot sollte nicht mit dem Staubsauger entfernt werden, weil Viren über die Abluft in die Umgebung abgegeben werden könnten.
Aktuell stehen weder ein Impfstoff noch eine spezifisch gegen Hantaviren gerichtete Therapie zur Verfügung. Deswegen ist es wichtig, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Vorsichtsmaßnahmen sollen über das ganze Jahr getroffen werden, so das Landratsamt. Besonders wichtig seien sie allerdings in den Frühlingsmonaten, wenn Räume gereinigt werden, die während der kalten Jahreszeit unbewohnt waren und Mäuse darin Schutz gesucht haben.
Sofern der Verdacht besteht, dass eine Hantavirus-Infektion vorliegt, ist der erste Ansprechpartner der Hausarzt. Er kann die Symptome abklären und gegebenenfalls eine Blutentnahme vornehmen, um eine eventuelle Erkrankung festzustellen und die geeigneten Maßnahmen in die Wege zu leiten.
Wichtige Tipps zum Schutz einer Infektion
Waschen Sie sich nach dem Aufenthalt im Freien oder in Kellern, Dachböden oder Schuppen sorgfältig die Hände.
Bekämpfen Sie Mäuse und Ratten insbesondere im Umfeld menschlicher Wohnbereiche, wie in Kellern, Dachböden oder Schuppen.
Bewahren Sie Lebensmittel sicher und fest verschlossen auf, damit keine Nagetiere angelockt werden. Gleiches gilt für Tierfutter.
Entsorgen Sie Abfall in verschließbaren Mülleimern und -tonnen.
Geben Sie Essensreste und tierische Abfälle nicht auf den Hauskompost.
Entsorgen Sie Nistmöglichkeiten für Nager, zum Beispiel Sperrmüll oder Abfallhaufen.
Vermeiden Sie den Kontakt mit den Ausscheidungen von Nagetieren, insbesondere von Mäusen.
Wenn Sie
Mäusekadaver oder -kot beseitigen
müssen, sollten Sie folgendes beachten:
Lüften Sie vorher gründlich für mindestens 30 Minuten und verwenden Sie keinen Staubsauger, da Viren über die Abluft abgegeben werden können.
Tragen Sie gegebenenfalls geeignete Atemschutzmasken (Feinstaubmaske FFP3) und Einmalhandschuhe. Kot bzw. Kadaver sollten befeuchtet werden (z.B. mit Wasser und Reinigungsmittel), um die Staubentwicklung zu verringern.
Geben Sie Tierkadaver in eine Plastiktüte, die sorgfältig verschlossen wird und geben Sie diese in den Hausmüll.
Reinigen Sie im Anschluss die betroffenen Flächen gründlich mit einem Haushaltsreiniger und entsorgen Sie die verwendeten Lappen oder Schwämme.
Wichtig: Anschließend Hände waschen.
Detaillierte Hinweise zur Vermeidung von Hantavirus-Infektionen gibt das gemeinsame Merkblatt des Konsiliarlabors für Hantaviren an der Charité in Berlin, RKI und weiterer Einrichtungen "Wie vermeide ich Hantavirusinfektionen":
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/Hantavirus/Merkblatt_PDF.pdf?__blob=publicationFile
Darüber hinaus gehende Informationen über Hantaviren unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Hantaviren.html;
− ck/pnp