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„Roblox“: Was ist das und warum gehört es zu den erfolgreichsten Spielen der Welt?
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„Roblox“: Ein Spielephänomen zwischen Nutzen und Risiko
Mit fast einer Milliarde Dollar Umsatz im Jahr 2020 zählt „Roblox“ inzwischen zu den erfolgreichsten Spielen weltweit.
Die Mischung aus offener Plattform und Entwicklungsbaukasten spricht vor allem eine sehr junge Zielgruppe an.
In der Vielfalt der Möglichkeiten und Inhalte sehen Medienpädagogen Potenziale, aber auch Risiken.
Christian Neffe
|
11.08.2021, 14:29 Uhr
Auf „Roblox“ können Kinder spielen, sich begegnen und selbst Spiele entwickeln. Die Option, Echtgeld investieren zu können, stößt aber auf Kritik.
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Es mutet wie eine Mischung aus „Minecraft” und Lego an, mit groben Klötzchenfiguren, bunten Farben, großen Schriften, sieht unscheinbar, geradezu harmlos aus – und ist doch ein Gigant in der digitalen Unterhaltungssphäre: „Roblox”. Wer nicht gerade jüngere Kinder hat oder selbst eines ist, hat womöglich noch nie davon gehört. Dabei ist das 2006 veröffentlichte Spiel auf dem besten Wege, das umsatzstärkste der Welt zu werden.
Wenn man sich mit der Frage beschäftigt, woher der Erfolg von „Roblox” rührt, gilt es zu berücksichtigen, dass es sich hier nicht einfach nur um ein Spiel handelt, sondern um eine Plattform und ein Entwicklungswerkzeug, mit dem jeder eigene Inhalte erstellen, anderen zur Verfügung stellen und daran verdienen kann. Davon wird auch rege Gebrauch gemacht: Mehr als 40 Millionen Spiele gibt es aktuell. Auf der Startseite von „Roblox”, einem Browser für diese Inhalte, ist es leicht, den Überblick zu verlieren.
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Eine schier unendliche Vielfalt
Das Angebot reicht von Bauernhof-, Supermarkt- und Haustiersimulationen über Renn-, Koch- und Shooter-Spiele bis hin zu Games, die Hits wie „Among Us” oder „Die Sims” nachahmen oder unverblümt kopieren. Die Vielfalt scheint unendlich, dazu kommt der niedrigschwellige Einstieg: Nach einer kurzen Anmeldung, bei der Spitzname und Passwort festgelegt, Alter und E-Mail-Adresse eingegeben werden müssen, sowie der Installation von „Roblox Player” und „Roblox Studio” ist alles nur einen Klick entfernt, auf dem PC ebenso wie auf Smartphones und Tablets. Das Programm selbst ist kostenlos, genau wie die meisten Spiele. Oder zumindest der Zugang dazu.
Denn in nahezu allen finden sich bereits nach wenigen Minuten diverse Angebote, über die sich spielerische Vorteile oder kosmetische Inhalte via sogenannter Robux erwerben lassen. Das Haustier soll schneller wachsen? Das Rennauto ein Radio bekommen? Oder das schwarze Pferd da hinten auf der Koppel sofort und nicht erst nach zehn mühsamen Spielstunden freigeschaltet werden? Einfach ein paar Euro für 500 Robux ausgeben, und es kann dir gehören.
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Dank mehr als 33 Millionen täglich aktiven Spielern wurden so im vergangenen Jahr 920 Millionen Dollar Umsatz generiert, wohl auch aufgrund der Pandemie mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Ein knappes Viertel ging an die Entwickler der Inhalte, den Rest strich die 2004 gegründete Roblox Corporation ein.
Noch keine Alterseinstufung
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Jugendschutzrechtlich ist „Roblox“ ein schwieriger Fall. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) hat noch keine Alterseinstufung vergeben, dort müssen Spiele aber auch nicht eingereicht werden, wenn sie rein digital erscheinen. Eine valide Bewertung wäre ob der Vielfalt der Inhalte ohnehin alles andere als leicht. Der Spieleratgeber NRW hat sich für eine Empfehlung ab zwölf Jahren ausgesprochen.
„Realistischerweise sind die Spielerinnen und Spieler aber jünger“, sagt Iren Schulz, Mediencoach bei der Initiative „Schau hin”. Fest stehe, dass sich „Roblox” mit seiner grafischen Gestaltung und seinen Inhalten an eine sehr junge Zielgruppe richte, meint sie – und tut sich mit einer endgültigen Bewertung von „Roblox” ebenfalls schwer: Es gebe sowohl positive als auch kritische Aspekte.
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Lob äußert Schulz für das Grundkonzept: „Roblox” sei eine Plattform, auf der die Kreativität und Gestaltungsfreiheit der Nutzer voll zur Geltung kommen könne, sowohl was das Spielen als auch das Erstellen der Inhalte betrifft. Die Entwicklungsoberfläche ist derart simpel, dass sie schon im Grundschulalter und ohne Programmierkenntnisse bedienbar sei.
Gemeinsame Abenteuer mit Freunden
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Ein Grund für den Erfolg für „Roblox” sei neben dieser Form der „Selbstwirksamkeit”, dem Erschaffen und Ausfüllen von kreativen Freiräumen, und der Grafik auch die soziale Komponente: Die Mehrzahl der Spiele ist entweder kompetitiver oder kooperativer Natur, man erlebt gemeinsame Abenteuer mit Freunden oder verbringt einfach nur Zeit in einem Urlaubsressort, die Chatfunktion ist immer aktiviert.
Schulz sieht es jedoch durchaus kritisch, dass „Roblox” derart offensiv eine so junge Zielgruppe anspricht. Hier stelle sich die Frage nach dem Datenschutz und damit verbundener Probleme wie Cybermobbing oder -grooming, eine Form sexueller Belästigung im virtuellen Raum, für die es, so warnt „Schau hin”, immer ein Risiko in offenen Chats gebe.
Nicht zuletzt nennt Mediencoach Schulz die Option, Echtgeld zu investieren, als einen der problematischsten Aspekte. Sie empfiehlt Eltern deshalb, wie bei allen anderen Spielen die Möglichkeit von In-App-Käufen zu unterbinden. Generell sollte man sich nach der Installation von „Roblox” einmal durch alle Einstellungen durcharbeiten und unbedingt eine PIN festzulegen, damit die Kinder diese nicht ändern könnten, rät sie.
Eltern sollten Spielelisten festlegen
Auch sei es möglich, Listen mit Spielen festzulegen und dem Nachwuchs lediglich diese zugänglich zu machen. „Das entbindet aber nicht von der erzieherischen Aufgabe, die Kinder auch während des Spielens zu begleiten”, sagt Schulz. Das heiße nicht, permanent daneben zu sitzen, aber doch ab und an zu schauen, was da auf dem Bildschirm los ist, und gegebenenfalls darüber zu sprechen.
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Und wie sieht es mit problematischen Inhalten aus? Nach Aussagen des Herstellers sind mehr als 2000 Moderatoren konstant mit der Kontrolle der Inhalte beschäftigt – und das scheint auch zu fruchten. Zwar finden sich bei „Roblox” durchaus Gewalt, Rassismus oder menschenverachtende Ideologien, allerdings nicht auf der Startseite. Stattdessen muss man schon sehr gezielt nach ihnen suchen.
Laut Iren Schulz wäre eine vollständige Vorabkontrolle aller Spiel- und Chatinhalte ohnehin nicht wirtschaftlich machbar – und würde dem Prinzip von „Roblox” zuwiderlaufen: „Die Grundlage des Spiels ist ja die Offenheit in der Gestaltung”, sagt sie. Eine Offenheit, die von Eltern besondere Achtsamkeit fordert und ebenso Potenziale wie Risiken birgt. Und die „Roblox” sowie die dahinterstehende Firma weiter und weiter wachsen lässt.