Weinstadt/Bad Schwartau -
Wenn ein Welpe Zuhause einzieht, stehen aufregende Wochen bevor. Da werden die Weichen für ein harmonisches Zusammenleben mit dem tierischen Familienmitglied gestellt. „Das A & O besteht darin, sich erstmal ganz viel Zeit für das kleine Wesen zu nehmen“, sagt Hundetrainerin und Podcasterin Riccarda Kreickmann. Viele würden das unterschätzen. Denn Welpen können nicht lange allein bleiben, da die Blase das noch nicht durchhält und sie unbeaufsichtigt Dinge kaputt machen.
Außerdem sollten in den ersten Wochen klare Regeln und Strukturen etabliert werden. „Die Erziehung beginnt im Prinzip am ersten Tag“, so Kreickmann. Und auch vor dem Einzug gibt es einiges zu tun.
Eine sichere Umgebung schaffen
Um das eigene Hab und Gut und vor allem die Gesundheit des Welpen nicht zu gefährden, empfiehlt die Hundetrainerin, mal auf allen Vieren durch die Wohnung zu krabbeln und genau zu überlegen, was ein kleiner Hund alles so anknabbern, verschlucken und zerstören könnte.
Dazu zählen giftige Zimmerpflanzen und sämtliche Kabel, die man am besten durch eine Kabelrolle schützt oder weiter entfernt vom Boden verlegt. Tisch- und Stuhlbeine, die einem lieb sind, sollte man entweder stets im Blick haben oder abkleben. Teppiche sollten nach Möglichkeit vorübergehend in den Keller und Schuhe stets ins Regal geräumt werden.
Insbesondere bei Kinderspielzeug wie Legosteinen sollte man aufpassen, da diese verschluckt werden können. Außerdem sollte man prüfen, ob der Hund durchs Balkongitter fallen könnte und ob es Ausbruchslöcher im Gartenzaun gibt.
Vertrauen aufbauen und Überforderung vermeiden
Ein häufiger Fehler besteht laut Kreickmann darin, dass neue Besitzer dem Welpen in den ersten Wochen zu viel zumuten. „Es ist ein verbreiteter Mythos, dass ein Hund bis zur 16 Lebenswoche alles einmal erlebt haben muss.“
Wer Autofahren, einen Bummel durch die Einkaufsstraße und einen Besuch im Zoo in das kurze Zeitfenster quetscht und das neue Familienmitglied dann noch der Oma, Freunden und den Nachbarn vorstellt, riskiert, dass etwas schiefläuft und der Welpe ein Trauma davonträgt. Dieses könne schon ausgelöst werden, wenn dem Kellner im Café ein Tablett klirrend zu Boden fällt.
„Die ersten Wochen sind, wie auch beim Menschen in der frühesten Kindheit, extrem prägend und entscheidend für die weitere Entwicklung“, erklärt Kreickmann. Daher sollte der Welpe erstmal zu Hause ankommen und Vertrauen aufbauen. An alles andere könne man ihn auch nach den ersten 16 Wochen langsam heranführen.
Schlaf und Ruhezeiten für den Welpen
Riccarda Kreickmann empfiehlt außerdem, den Welpen in den ersten Nächten nicht allein schlafen zu lassen und die Hundebox zum Beispiel mit ins Schlafzimmer zu stellen. So bekomme man auch besser mit, wenn der Kleine raus muss. Einen Wecker zu stellen, um den Welpen alle paar Stunden rauszutragen, davon rät Kreickmann allerdings ab.
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Denn Welpen brauchen sehr viel Schlaf, manche bis zu 20 Stunden. Diesen sollte man ihnen unbedingt gönnen, denn er ist extrem wichtig für die Entwicklung, weiß auch Tierärztin Eva Krause aus Weinstadt: „Wenn Welpen immer wieder aufgeweckt werden und nicht zur Ruhe kommen, werden sie total überdreht. Sie müssen schlafen, um all die neuen Eindrücke zu verarbeiten.“
Futter auf Größe der Hunderasse abstimmen
Was, wie viel und wie oft muss ein Welpe fressen? In den ersten Tagen sollte man bei dem Futter bleiben, welches der Züchter zuvor gefüttert hat. „Wenn der Welpe im neuen Heim ankommt, ist das aufregend genug. Eine Futterumstellung ist dann eine zusätzliche Belastung“, meint Krause.
Generell sei es ratsam, ein hochwertiges, spezielles Welpen-Futter zu füttern, das auf die jeweilige Größe der Hunderasse abgestimmt ist. Nur dadurch könne man sicherstellen, dass der Hund genug Energie und Nährstoffe bekommt. „Welpen haben zum Beispiel einen erhöhten Bedarf an Calcium wegen des Knochenwachstums. Den deckt ein Futter für Erwachsene Hunde nicht ab“, so Krause.
Barfen, also das Füttern von rohem Fleisch, ist laut der Tierärztin für Welpen absolut ungeeignet: „Da kann man so viel falsch machen, wenn man sich nicht auskennt und Mangelerscheinungen und Gesundheitsschäden verursachen.“ Sinnvoll sei dagegen, das Fertigfutter am Anfang auf drei bis vier kleine Portionen am Tag zu verteilen, damit der junge Hund nicht so viel auf einmal zu verdauen hat.
Bewegung und Spielen langsam steigern
Ein Hund sollte pro Lebensmonat am Stück nur etwa fünf Minuten Gassi gehen. Im Falle eines 10 Wochen alten Welpen wären das nicht mehr als 12, 13 Minuten.
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picture alliance/dpa
Wenn Welpen und junge Hunde Knochen und Muskulatur zu stark belasten, kann das schwerwiegende Folgen für den Bewegungsapparat haben. „Die Faustregel lautet, dass ein Hund pro Lebensmonat am Stück nur etwa fünf Minuten Gassi gehen sollte“, erklärt Tierärztin Eva Krause. Sie erinnert sich an einen Rottweiler Welpen, der mit einer Knochenhautentzündung in ihre Praxis kam, nachdem er täglich eine Stunde spazieren geführt worden war.
Auch Sprünge vom Sofa und Treppensteigen sollten in der Wachstumsphase so gut es geht vermieden werden. Zu streng sollte man allerdings nicht sein: „Wenn der Welpe mit anderen jungen Hunden spielt und die Möglichkeit hat, sich zwischendurch auszuruhen, darf er sich auch ruhig mal eine halbe Stunde richtig austoben.“ Selbst mit dem Hundewelpen zu spielen ist ebenfalls wichtig, denn es stärkt die Bindung.
Dabei rät Hundetrainerin Riccarda Kreickmann jedoch unbedingt vom Ballwerfen ab, denn das wecke eher den Jagdinstinkt. „Alles was Spaß macht, sollte bei Herrchen oder Frauchen stattfinden.“
Geeignet seien kleine Rennen über die Wiese, das Verstecken von Leckerchen oder Zerr- und Rangelspiele. Dabei sollte man jedoch Hundespielzeug und Gegenstände nutzen, denn scharfe Hundemilchzähne im Arm tun schließlich ziemlich weh. (dpa/tmn)