Bundesamt warnte vor Gefahren von Sturzfluten
19.21 Uhr: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat nach Angaben seines Präsidenten Armin Schuster frühzeitig auf Gefahren wie Sturzfluten hingewiesen. »Das BBK hat bereits vor fünf Jahren einen 320-seitigen Leitfaden für das Verhalten bei Starkregen und Sturzfluten herausgegeben und vor unterschätzten Risiken gewarnt«, sagte Schuster der Nachrichtenagentur Reuters. »Wir brauchen auch eine höhere Sensibilität der Bürger für Selbstschutz. Risikomündige, gut vorbereitete Menschen sind wertvoller als jedes staatliche Vorsorgesystem.«
Landkreise plädieren für neue Sirenensignale im Katastrophenfall
19.04 Uhr: Nach den Erfahrungen mit der Hochwasserkatastrophe fordern die Landkreise in Rheinland-Pfalz ein Warnsystem mit neuen Sirenensignalen. »Die digitale Alarmierung funktioniert nicht, wenn kein Ton da ist«, sagte der Geschäftsführende Direktor des Landkreistags, Burkhard Müller, mit Blick auf die Nacht zum Donnerstag im Kreis Ahrweiler, wo mindestens 117 Menschen ums Leben kamen.
Aus diesen Erfahrungen müssten dringend Konsequenzen gezogen werden, sagte Müller. »Wir müssen neue Sirenensignale etablieren.« Die etablierten Signale etwa zum Fliegeralarm oder zum ABC-Alarm bei einem Angriff mit atomaren, biologischen oder chemischen Waffen seien nicht mehr zeitgemäß. »Ich halte vier bis fünf neue Signale für zwingend erforderlich.« Dazu sollte auch ein Signal gehören, sich auf keinen Fall in Kellerräumen aufzuhalten.
Die Pannen beim bundesweiten Warntag vom 10. September 2020 hätten gezeigt, dass der Bund wieder mehr Geld für die Finanzierung von Sirenenanlagen bereitstellen müsse, sagte Müller. »Das müssen wir jetzt unbedingt beschleunigen und auf einen hohen technischen Stand bringen.«
Eifeler Baggerunternehmer steht für Mut in der Flutkatastrophe
18.28 Uhr: Mehrere Politiker heben seinen Baggereinsatz in der Flutkatastrophe als beispielhafte Zivilcourage hervor, doch der Eifeler Tiefbauer Hubert Schilles bleibt bescheiden. »Das war keine Heldentat. Das hätte jeder andere auch gemacht«, sagte der 67-Jährige.
Der Inhaber einer Tiefbaufirma aus der Region hatte sich am vergangenen Donnerstag ohne zu zögern bereit erklärt, den mit Boden und Geröll zugeschwemmten Abfluss der Steinbachtalsperre in Euskirchen freizubaggern. Dort war befürchtet worden, der Damm könne brechen, wenn es nicht gelänge, Druck von der übervollen Talsperre zu nehmen.
Er habe ja genau gewusst, was für die Ortschaften unterhalb des Dammes auf dem Spiel stand, sagte Schilles. »Mir war klar. Hier muss sofort Hilfe her. Da kann man nicht mehr lange überlegen.« Er habe einen 30-Tonnen-Tieflader angefordert und sei »da reingefahren«: »Ich bin ein gläubiger Mensch: Ich habe mich zweimal gesegnet, bevor ich da runter bin«, sagte Schilles. 18 Meter unter dem Wasserspiegel arbeitete er dann sechs Stunden lang auf der anderen Seite des akut gefährdeten Dammes und schaufelte den Ablauf frei.
Dass er sich selbst in Lebensgefahr begibt, sei klar gewesen. »Wenn die Wand fliegen gegangen wäre, wäre das hundertprozentig der sichere Tod gewesen. Das war schon eine brisante Situation«, sagte Schilles. »Aber ich hatte keine Angst, weil dahinter stand ja was Großes. Nämlich, dass kein Mensch zu Schaden kommt«, sagte Schilles. Er halte sein Handeln daher für selbstverständlich. Er und sein Team aus 57 Beschäftigten seien auch nun weiter mit Aufräumarbeiten nach der Katastrophe befasst. Zurzeit fahre er immer wieder Sondermüll zur Deponie.
Spendenaufrufe und Fake-Shops: Betrüger nutzen Hochwasser aus
17.42 Uhr: Mit gefälschten Internet-Shops und Spendenaufrufen haben Kriminelle offenbar die Hochwasserkatastrophe ausgenutzt und Menschen um Geld gebracht. In drei Fällen hätten mutmaßliche Betrüger etwa Bautrockner im Netz angeboten, wie die Polizei in Köln und Bonn am Montag berichtete. Nachdem Betroffene dort bestellt und vorab gezahlt hatten, seien die Firmen telefonisch nicht mehr erreichbar gewesen. In einem anderen Fall hätte eine vermeintliche Elektrofirma Reparaturen angeboten, aber diese nach einer Zahlung nicht ausgeführt.
In Köln sucht die Polizei den Angaben zufolge nach mutmaßlichen Betrügern, die ein auf Facebook veröffentlichtes Foto einer durch das Hochwasser zerstörten Wohnung kopiert hätten und in einem neuen Beitrag dann um Spenden gebeten hätten. Ob dem Aufruf jemand gefolgt sei, werde nun ermittelt. Der Post sei gelöscht worden. In allen Fällen werde wegen des Verdachts auf Betrug ermittelt. Die Polizei warnte in der Mitteilung vor Betrugsdelikten im Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe.
Die Kriminellen nutzten die Hilflosigkeit und Spendenbereitschaft der Menschen aus. Gefälschte Internet-Shops seien auf den ersten Blick schwer zu erkennen: »Da die Täter aus dem Ausland agieren, ist das Löschen solcher Fake-Shops oft umständlich und langwierig. Die Betrüger können daher über viele Wochen hinweg ahnungslose Online-Einkäufer um ihr Geld bringen«, warnte die Polizei. Weil sie oft mit unwahrscheinlich niedrigen Preisen lockten, sollten Kunden zum Beispiel keine spontanen Käufe machen und im Voraus Preise vergleichen.
Luftwaffe setzt nun auch Hubschrauber von Spezialkräften ein
17.32 Uhr: Für die Hilfe nach der Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands setzt die Luftwaffe jetzt auch Hubschrauber der Spezialkräfte ein. Die Maschine vom Typ H145M fliege Hilfsgüter in von den Fluten beschädigte Dörfer, sagte ein Luftwaffensprecher am Montag.
Zuvor hatte das Heer auf Twitter geschrieben: »Vom Nürburgring gehen im Minutentakt lebenswichtige Güter wie Wasser und medizinische Ausrüstung in die betroffenen Gebiete.« Insgesamt waren am Montag mehr als 1000 Soldaten im Hilfseinsatz, davon etwa 550 in Nordrhein-Westfalen, 300 in Rheinland-Pfalz und nun auch rund 100 in Bayern.
Caritas spricht von großer Hilfsbereitschaft und zahlt Soforthilfen
17.05 Uhr: Hilfswerke wie Caritas International sprechen von einer sehr großen Hilfs- und Spendenbereitschaft. Das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes habe 1,5 Millionen Euro Soforthilfe für die Betroffenen der Flutkatastrophe bereitgestellt, teilte die Organisation mit. Das Geld werde nach dem dringendsten Bedarf über die Caritas vor Ort verteilt. Das könnten sowohl Soforthilfen in Form von Bargeldauszahlungen sein als auch psychologische Beratungsangebote oder Hilfe bei Unterstützungsanträgen.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer hatte bereits am Sonntag von einer überwältigenden Hilfsbereitschaft gesprochen. Teilweise bitten vom Hochwasser betroffene Kommunen inzwischen sogar, von Sachspenden abzusehen, da die Lager ausgelastet sind.
Bundeskanzlerin kommt am Dienstag nach Bad Münstereifel
16.49 Uhr: Angela Merkel (CDU) macht sich am Dienstag ein Bild von der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen. Zusammen mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet kommt die Bundeskanzlerin am Mittag nach Bad Münstereifel, wie die Staatskanzlei mitteilte.
Vor Ort im Kreis Euskirchen will sich Merkel ein Bild von der Lage machen, mit Vertretern von Hilfsorganisationen sowie Helferinnen und Helfern sprechen. Auch Treffen mit betroffenen Bürgern stehen auf dem Programm.
Merkel war am Wochenende in Rheinland-Pfalz und hatte sich dort mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ein Bild von der Lage im Hochwassergebiet rund um Adenau gemacht.
Etwa 170 Menschen werden im Landkreis Ahrweiler noch vermisst
16.47 Uhr: Nach der Hochwasserkatastrophe im Landkreis Ahrweiler werden laut Polizei in Koblenz noch etwa 170 Menschen vermisst. Das sagte Einsatzleiter Jürgen Süs bei einer Pressekonferenz.
Die Zahl von ursprünglich etwa 1300 Vermissten habe sich »stark reduziert«, so Süs. Viele Menschen seien sicher angetroffen worden. Vor allem wegen des zusammengebrochenen Mobilfunknetzes waren viele Menschen als vermisst gemeldet worden.
Am Montag war die Zahl der Toten in Ahrweiler auf 117 gestiegen. Die Polizei rechnet mit weiteren Toten. Stefan Heinz, Leiter der Kriminaldirektion Koblenz, sagte, er gehe davon aus, dass sich viele Leichen an Orten befänden, die die Einsatzkräfte noch nicht erreicht hätten oder in denen das Hochwasser noch nicht zurückgegangen sei.
»Der Fokus unserer Arbeit liegt darauf, so schnell wie möglich Gewissheit zu schaffen«, sagte Heinz: »Und dazu gehört auch die Identifizierung der Opfer.« In nordrhein-Westfalen wurden zuletzt insgesamt 47 Tote gemeldet.
Nach Unwetter noch rund 30.000 Menschen im Westen ohne Strom
16.41 Uhr: Im Westen Deutschlands waren nach dem verheerenden Unwetter der vergangenen Woche auch am Montagmittag noch rund 30.000 Menschen im Gebiet des Versorgers Westnetz ohne Strom. Die genaue Zahl der Betroffenen sei aufgrund der enormen Zerstörungen und Evakuierungen nur sehr schwer zu ermitteln, teilte der Westnetz-Mutterkonzern E.on mit. Der Konzern ist nach eigenen Angaben dabei, Mitarbeiter, Notstromaggregate und anderes technisches Gerät aus anderen Regionen in die Krisengebiete zu transportieren, um bei der Bewältigung der Krise zu helfen.
Bundeswehr fliegt Hilfsgüter vom Nürburgring aus in Dörfer
16.10 Uhr: Die Bundeswehr fliegt nach der Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands vom Nürburgring aus mit Hubschraubern Hilfsgüter in die teils noch abgeschnittenen Dörfer. »Vom Nürburgring gehen im Minutentakt lebenswichtige Güter wie Wasser und medizinische Ausrüstung in die betroffenen Gebiete«, schrieb das Heer auf Twitter.
Die Bundeswehr habe zudem 4800 Feldbetten bereitgestellt, schrieb die sogenannte Streitkräftebasis. Insgesamt seien am Montag mehr als 1000 Soldaten im Hilfseinsatz gewesen, davon etwa 550 in Nordrhein-Westfalen, 300 in Rheinland-Pfalz und nun auch rund 100 in Bayern.