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ei Menschen sind Smartwatch, Schrittzähler und ähnliche GPS-Geräte zur Dokumentation des eigenen Bewegungsprofils seit Jahren sehr beliebt. Nun erreicht der Trend auch die Haustierwelt. Der Anbieter Tractive stellte jetzt überarbeitete Versionen seiner GPS-Tracker für Hunde und Katzen vor, welche es Tierbesitzern erlauben, ihre Vierbeiner weltweit zu orten und per Smartphone-App zu überwachen. Big Herrchen is watching you.
Den Produktcheck übernimmt der siebenjährige Redaktionshund „Katze“. Eine mittelgroße schwarze Mischlingshündin, etwa dreimal so schwer wie das empfohlene Mindestgewicht von vier Kilo. Der Tracker kommt samt USB-Ladekabel in einer gut zigarettenpäckchengroßen Pappschachtel, wiegt 30 Gramm und ist selbst etwas dicker und länger als ein Männerdaumen.
Der GPS-Tracker, den Haustiere am Hals tragen, wiegt etwa 30 Gramm und soll sowohl stoßfest als auch wasserdicht sein
Quelle: Tractive
Die Montage am Halsband erfolgt problemlos mittels einer flexiblen Gummilasche. Die Trägerin scheint das abgerundete kleine Kästchen nicht weiter zu stören. Gleich beim ersten Gassigang wird das Gerät durch ausführliches Wälzen genüsslich eingeschmutzt. Was kein Problem sein sollte. Der Tracker für den Racker ist laut Hersteller stoßfest und wasserdicht.
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Die App ist in Sekunden heruntergeladen. Wesentlich zeitraubender wäre theoretisch das Studium der 14 Seiten umfassenden Nutzungsbedingungen sowie der 13 Seiten starken Datenschutzerklärung. Als mündige Verbraucher sollten wir so eine Zumutung wohl boykottieren.
Tier ist auch in der Nacht aktiv
Tatsächlich aber ignorieren wir wie üblich das Kleingedruckte, was vermutlich grob fahrlässig ist. Denn in einer intakten Hund-Halter-Beziehung verraten die GPS-Daten des Vierbeiners zugleich viel über den zugehörigen Zweibeiner. Das Bewegungsprofil ist in der Freizeit und im Falle von Bürohunden wie unserem sogar während der Arbeitszeit weitgehend identisch. Und, so die erste Erkenntnis, ziemlich erschütternd.
„63 % faul, 25 % aktiv, 12 % lebhaft“ – so lauten Katzes Aktivitäts- beziehungsweise Inaktivitätswerte nach den ersten Teststündchen. Sie wurden aber auch unter dem Büroschreibtisch absolviert. Mit dem Mittagsgassi verändern sich die von der App hübsch aufbereiteten Werte schlagartig zum Besseren. In der Aktivitätsübersicht ragt zwischen 12 und 13 Uhr steil ein hoher, blauer Balken hervor.
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Es macht Spaß, sich anzuschauen, zu welchen Zeiten, etwa auch mitten in der Nacht, das Tier aktiv war. Durchschnittliche Schlafzeiten, Aktivitätsphasen, das alles lässt sich über Tage, Wochen oder Monate zurückverfolgen. Für Menschen mit sehr großem Garten ist vermutlich auch die Heatmap interessant. Eine Karte, auf der sich für jeden beliebigen Zeitraum nachvollziehen lässt, wo der Fifi so alles herumgeschnüffelt hat und wie aufgeregt er dabei war.
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Bei Stadthunden ist das Ergebnis hier weniger spannend, zumal das auf freier Fläche recht akkurate GPS in Häuserschluchten und innerhalb von Wohnungen keine verlässlichen Ergebnisse liefert. Wer überwachen möchte, ob sich der Hund heimlich in die Sperrzone Schlafzimmer schleicht, wird mit dem Dog-Tracker nicht weit kommen.
Das wirft die Frage auf, welchen realen Nutzen die Schnüffel-Software bietet, für die immerhin ein Abo für jährlich 50 Euro oder mehr abgeschlossen werden muss. Für Besitzer, die ihren Hund oder ihre Katze viel allein lassen, kann eine Echtzeitüberwachung vielleicht etwas Beruhigendes haben.
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Sie können auch einen virtuellen Zaun definieren. Wenn der Hund das markierte Gebiet verlässt, schlägt die App Alarm, und dann macht es das Live-Tracking leicht, den Ausreißer aufzuspüren. Obwohl der Tracker (im Premium-Abo) in mehr als 150 Ländern funktioniert und der Akku zwei bis fünf Tage hält, bietet er keinen Schutz vor Tierdieben, die das auffällige Kästchen mit einem Handgriff entfernen können.
Fazit: So ist der Dog-Tracker für Besitzer notorischer Ausreißer vielleicht ein echtes Muss, für die meisten anderen dagegen wohl eher eine Spielerei.
Zur Verstärkung des Gamification-Faktors belohnt die App aktive Vierbeiner mit sogenannten Pet Points. 7890 Punkte hat unsere Testhündin nach drei Tagen auf dem Konto. Ein weiter Weg bis zur Ranglisten-Ersten, einer Hündin namens Berta von der Stubal, die schon mehr als 350.000 Punkte zusammengehechelt hat.
Der GPS-Tracker kostet 49,99 Euro und funktioniert nur in Verbindung mit einem Abo für 50 bis 60 Euro im Jahr.
Dieser Artikel wurde erstmals im Oktober 2019 veröffentlicht.