Von den großen Bühnen der Welt nach Eslohe

WOLL: Herr Schäfer, Schuberts Müllerin ist ein Klassiker der Gesangsliteratur. Worin liegt für Sie persönlich das Besondere an diesem Werk?Markus Schäfer: Schuberts Müllerin ist nicht nur eine bloße Aneinanderreihung von Liedern, sondern schon fast eine kleinere grandiose Oper, mit spannenden Charakteren und einem Handlungsstrang mit großer Aussagekraft. Diese Geschichte ist voller Melancholie, kommt aber dennoch nicht schwulstig daher und bietet viele versteckte Botschaften, die es zu entdecken gilt.

WOLL: Inwieweit ist ein solches Stück für die jüngere Generation interessant?Markus Schäfer: Der Protagonist, ein junger Mann auf der Suche nach sich selbst, und die Müllerstochter, die hin- und hergerissen ist, in ihren Entscheidungen und die Konstellation von gescheiterter Liebe, Naturgeborgenheit und sozialen Faktoren machen diese Liebesgeschichte zu einem Thema, das doch gerade junge Leute bewegt. Es besteht aus vielen symbolischen aufrührerischen Motiven und ist nicht verstaubt, sondern sehr gut in die heutige Zeit adaptierbar.

WOLL: Wie unterscheidet sich für Sie der Auftritt auf kleiner Bühne wie in Eslohe von den Auftritten auf großen Bühnen wie in New York?Markus Schäfer: Der Unterschied ist die Distanz zum Publikum. Auf einer kleinen Bühne oder einem Kammermusiksaal ist der direkte Kontakt zum Publikum natürlich ein großer Pluspunkt. Auf größeren Bühnen kann man nur die ersten zwei Reihen des Publikums genauer sehen. Ein Stück wie „Die schöne Müllerin“ ist für eine kleinere Bühne inszeniert worden, insofern ist die Aula des Schulzentrums in Eslohe ein perfekter Aufführungsort. Ich freue mich sehr auf den Auftritt.

WOLL: Ihr Repertoire geht quer durch die Jahrhunderte. Liegt Ihnen eine Epoche besonders am Herzen?Markus Schäfer: Ich möchte das nicht an einer Epoche festmachen. In erster Linie ist es für mich wichtig, dass mich Musik emotional berührt. Neben vielen Werken von der Renaissance bis zur Romantik finde ich zeitgenössische klassische Musik durchaus sehr spannend.

WOLL: Worin besteht für den Künstler der Unterschied zwischen einem Live-Konzert und einer Aufnahme?Markus Schäfer: Ein Liveauftritt ist wie eine Punktlandung. Da entscheidet der Moment – es kann immer etwas passieren, zum Beispiel kann ein Notenblatt herunterfallen, jemand in der ersten Reihe einen Hustenanfall bekommen oder der Sänger falsch Luft holen. Dann ist es eben so. Bei einer Aufnahme hat man die Gelegenheit solche Störer auszusondern, gleichzeitig wird dadurch aber das Ablaufgefüge gestört. Die Schwierigkeit für die Künstler besteht dann darin, auch bei der x-ten Wiederholung, die Spannung und Frische aufrecht zu halten.

WOLL: Künstler sind von den derzeitigen CoronaMaßnahmen besonders betroffen. Wie stellt sich die Situation für Sie dar?Markus Schäfer: Die Corona-Krise hat den ganzen kulturellen Bereich schwer getroffen. Ganz besonders die Musik. Die meisten meiner geplanten Konzerte mussten abgesagt werden – durchaus ein finanzieller Einschnitt. Dennoch bin ich nicht so schlecht dran, wie einige meiner Kollegen/Innen, denn ich habe ja noch meine Professur und somit ist, zumindest einen Teil meines Einkommens, gesichert. Ich glaube es wird sich nach Corona viel verändern. Gar nicht so sehr bei den Profis. Aber die meisten Laienchöre werden es sehr schwer haben nach zwei Jahren Stillstand wieder da anknüpfen zu können, wo sie mal waren. Bleibt zu hoffen, dass es nicht so eintritt. Denn das wäre wirklich sehr traurig.

Quelle: Markus Schäfer

Das Konzert mit Markus Schäfer und Sora Lee wird am 04.09.2021 im Rahmen der Abschlussveranstaltung des „Spirituellen Sommers“ in Kooperation mit dem Kunstverein Pro Forma in der Aula des Schulzentrums aufgeführt. Um das diesjährige Motto – das Element „Wasser“ und seine spirituellen Qualitäten – zu unterstreichen, wird es in Eslohe eine Besonderheit geben: Im Vorlauf zum Konzertabend wird der Tenor Schäfer im Gespräch mit Edith Droste (Kunstverein Pro Forma e.V.) am Wasserrad des Dampf-Land-Leute Museums eine Einführung in Schuberts Werk und vor Konzertbeginn einen Sektempfang geben.

Zeitlicher Ablauf des musikalischen Abends:18.00 Uhr Einführung in Schuberts Werk im Dampf-Land-Leute Museum19.00 Uhr Sektempfang und Einlass an der Aula des Schulzentrums Eslohe19.30 Uhr Konzertbeginn in der Aula des Schulzentrums EsloheKarten im Vorverkauf 19 Euro im Tintenfass Eslohe, bei der Tourismusinformation Eslohe sowie in der Tourismusinformation im Holzzentrum Schmallenberg oder an der Abendkasse für 21 EuroKontakt: www.proforma-eslohe.de , Edith Droste: Telefon 0151 50629794, edithdroste@gmx.de

Gödde-Kutrieb, Andrea

Weitere Beiträge ansehen

Dieser Beitrag ist neben vielen weiteren Inhalten, in der WOLL-Ausgabe „Schmallenberg, Eslohe, Umgebung / Sommer 2021 / Ausgabe 41“ erschienen.

Als Einzelausgabe kaufen

Auch als Abo erhältlich

Weitere Artikel:

Kunst und Kultur

Wir brauchen die Kreativität der Jugend. Jetzt!

10. August 2021 |

< 1

Minute Lesezeit

Sport

Radsport TEAM SKS SAUERLAND NRW erfolgreich

6. Juni 2021 |

2

Minuten Lesezeit

Sport

Dritter bei den Deutschen und Nr. 1 in der Radsport-Bundesliga

20. Juni 2021 |

2

Minuten Lesezeit

Aktuelle WOLL-Ausgaben