Von Raubwürgern und Neuntötern

Besondere Singvögel im Sauerland

Wer etwa in meinem Alter ist, erinnert sich vielleicht noch an ein Bild aus der Kinderfernsehserie „Als die Tiere den Wald verließen“: Ein grimmig dreinblickender Vogel sitzt in einem Busch, auf dessen Dornen kleine Mäuse aufgespießt sind. Kein besonders schöner Anblick. Aber entspricht das wirklich der Realität und gibt es einen solchen Vogel auch bei uns? Die Antwort lautet: ja! Etwa 70 Singvogelarten gibt es bei uns im Sauerland. Von Buchfink und Rotkehlchen hat wohl jeder schon einmal gehört und würde beide wohl auch auf Anhieb erkennen. Die „Geschwister Fürchterlich“, die beiden Vogelarten mit den wenig sympathischen Namen Raubwürger und Neuntöter kennt aber vielleicht noch nicht jeder. Letzterer war eben der, bei dessen Anblick man als Kind auf dem Fernsehbildschirm doch etwas schlucken musste. Beide sehen sie aus wie der typische Comicbandit mit ihrem schwarzen Streifen, der sich durch die dunklen Augen zieht. Die Männchen des Neuntöters haben einen rostroten Rücken und einen grauen Kopf, während die Weibchen und Jungvögel eher bräunlich sind. Der Raubwürger ist etwas größer als der Neuntöter und sowohl Weibchen als auch Männchen sind eher grau-weiß gefärbt und haben einen dicken schwarzen Hakenschnabel.

Quelle: Werner Schubert

Mit dem schwarzen Streifen, der sich durch die Augen zieht,sieht der Raubwürger aus wie ein Bandit

Natürliche Lebensräume erhalten Neben Großinsekten ernähren sich Neuntöter und Raubwürger auch von kleinen Säugetieren wie eben Mäusen. Sie brüten bevorzugt in dornigen Büschen und Hecken. Dort legen sie sich auch ein Vorratslager für magere Zeiten an. Spießplätze nennt man die Orte, an denen sie ihre Beute auf den Dornen aufspießen. Sie liegen versteckt im Dornengestrüpp, sodass sie nicht von anderen Vögeln geplündert werden. Doch eventuelle Räuber sind nicht das größte Problem vom Neuntöter und Raubwürger. Die Lebensräume für die beiden Arten werden immer kleiner. Durch die deutliche Intensivierung der Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten ist die Population des Neuntöters deutlich zurückgegangen und auch der Raubwürger ist inzwischen vom Aussterben bedroht. Während man ihn in Ostdeutschland noch häufiger findet, ist er in Westdeutschland fast ausgestorben – außer im Sauerland. Er mag die Landschaft bei uns, aber auch hier nimmt die intensiv genutzte Agrarlandschaft immer mehr Raum ein. Es sind natürliche Weideflächen, die gefördert werden müssen, damit der Lebensraum für die gefährdeten Vogelarten erhalten bleibt.

Quelle: Werner Schubert

Natürliche Weidefl ächen sorgen für den Erhalt des Lebensraums von Raubwürger und Neuntöter

Augen und Ohren auf Wer mit offenen Augen und Ohren durch das Sauerland läuft, entdeckt vielleicht den ein oder anderen Vogel und schaut einmal genauer hin. Zilpzalp, Feldschwirl oder Eichelhäher – gerade bei einem Spaziergang im Frühling fliegen sie einem über den Weg und sorgen für den richtigen Soundtrack, der den Frühling erst richtig zum Frühling macht.

Werner Schubert, Leiter und Geschäftsführer der Biologischen Station Hochsauerlandkreis, der mir für diesen Artikel bereitwillig Auskunft gegeben hat, empfiehlt besonders einige der wunderschönen Wanderwege um Marsberg und Brilon. Einen Eindruck verschaffen, kann man sich beispielsweise auf YouTube bei „Naturschätze Südwestfalens“.

Nürnberger, Sonja

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Dieser Beitrag ist neben vielen weiteren Inhalten, in der WOLL-Ausgabe „Brilon, Marsberg, Willingen, Diemelsee“ erschienen.

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