Hannah Klaiber
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Freie Journalistin
26. April 2019, 8:20 PM
Alu, Weißblech, Plastik-Pouches: Auch bei der Haustiernahrung ist der Verpackungswahn in vollem Gange. Welches Packaging am wenigsten schädlich ist, wie man als Tierhalter Müll reduzieren kann und welche Alternativen es zu den verpackungsintensiven Fertigmahlzeiten gibt.
Tierfutter ist nicht immer umweltfreundlich verpackt (Symbolbild: Getty Images)
Rund die Hälfte der Deutschen lebt mit einem oder gleich mehreren Haustieren zusammen. Das bedeutet jede Menge Tierliebe – aber auch jede Menge Müll. Denn die wenigsten Katzen, Hunde, Nager oder Vögel, die in deutschen Haushalten zu Hause sind, ernähren sich von dem, was die Natur so hergibt. Stattdessen wird Trocken- und Feuchtfutter serviert, praktisch vorportioniert, dazu zahlreiche raffinierte Snacks und Supplements.
Damit man die vielen Tiernahrungshersteller unterscheiden kann und eine größtmögliche Vielfalt an immer frischen Produkten zur Auswahl steht, geben sich alle die größte Mühe, das Produkt entsprechend zu inszenieren: Da gibt es neben den klassischen Blechdosen auch Frischepacks, wiederverschließbare Snacktüten, mehrfach beschichtete Aromaschutz-Verpackungen und so weiter und so fort.
So viel Tierliebe produziert Müll – und zwar nicht zu knapp. Wer sich als Tierhalter nicht nur über die Unmengen an Katzenstreu und Vogelsand ärgert, die über den Restmüll entsorgt werden müssen, sondern auch über stetig wachsende Verpackungsberge von Futter und Snacks, sucht nach Alternativen. Die sind jedoch gar nicht so leicht zu finden.
Katzenfutter gibt es häufig in Dosen (Symbolbild: Getty Images)
Woraus bestehen die gängigen Futterverpackungen – und welche sind am wenigsten umweltschädlich?
Tiernahrung, ob für Hunde, Katzen oder andere, wird grundsätzlich in vier Verpackungsvarianten und diversen Kombinationen verkauft: Karton, Blechdosen, Aluschalen und Plastikbeutel.
Trockenfutter ist meist im Plastikbeutel oder Karton erhältlich, für Aroma- und Feuchtigkeitsschutz ist bei letzterem das Futter meist noch in einem zusätzlichen Plastikbeutel verschweißt.
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Nassfutter wird in einer oder mehreren Portionen abgefüllt – bei Blechdosen sind das zum Beispiel die Einheiten 200, 400 oder 800 g. Aber auch Einzelportionen werden verkauft, meist in kleinen Aluschalen, aber auch Plastikpacks und Kunststoff-Aluminium-Verbundbeutel, so genannte Pouches, sind gängig. Noch relativ neu in der Nassfutterverpackung ist das so genannte Tetra Recart: Es besteht zu 65 Prozent aus Karton, der Rest ist eine Schicht Aluminium und drei Schichten Polyethylen, die für Luftdichte sorgen und die Box nach innen und außen verschließen.
Welche Verpackung ist am besten für die Umwelt?
Es gibt kaum Ökobilanzen von Tierfutterverpackungen, doch die Wiener Umweltanwaltschaft untersuchte in einer Studie schon 2012 die gängigen Verpackungen für Tierfutter und kam zu folgenden Empfehlungen: Bei Trockenfutter sollte möglichst Kartonverpackung ohne zusätzliche Plastikverschweißung gewählt werden – unter dem Aspekt der nachwachsenden Rohstoffe sollten Beutel mit einem möglichst hohen Papieranteil bevorzugt werden.
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Beim Nassfutter macht die Studie die Empfehlung von der Größe und Verwendungsdauer der Behälter und deren Recyclingfähigkeit abhängig: Weißblech etwa kann gut recycelt werden, hier empfehlen sich die großen Dosen, um die Produktionsenergie gering zu halten. Besonders kleine Behälter aus Aluminium bzw. auch aluhaltiges Plastik sollten gänzlich vermieden werden, da die Produktion von Aluminium aufwendig und umweltbelastend ist und die metallhaltigen, meist zusätzlich verklebten Mixvarianten dem Restmüll zugeführt werden müssen, also nicht recycelt werden können.
Tetra-Recart bietet viele Vorteile vom geringen Gewicht bis zum niedrigem Energiebedarf beim Transport, allerdings ist es als Verbundstoff schwerer zu recyceln. Grundsätzlich gilt, bei allen Verpackungstypen auf die Rückführung der Rohstoffe durch Mülltrennung und Recycling zu achten. Letzteres ist bei kleinen Behältern noch wichtiger als bei großen, wiederverwendbaren. Apropos wiederverwendbar: Einige wenige Futterhersteller vor allem von Bio-Produkten vertreiben ihr Futter in Gläsern – dieses ist zu 100 Prozent recycelbar.
Tierfutter selbst machen erspart jede Menge Müll (Symbolbild: Getty Images)
Verpackungsmüll verringern oder vermeiden – mit diesen Tipps funktioniert’s:
Tipp Nr. 1: Futter verändern: Man muss ja nicht gleich das ganze Futter selbst zubereiten – wobei, warum nicht? Wenn man mit wiederverschließbaren Behältern das Fleisch für Hunde oder Katzen beim Metzger holt, wird kein neuer Müll angehäuft. Wer dafür nicht jeden Tag Zeit hat, kann die frische “Roh“-Kost auch nur am Wochenende einführen – und zumindest an diesen Tagen Dosenmüll vermeiden.
Auch eine Änderung des Futters in qualitativ hochwertigeres (höherer Nährwert pro Menge) kann Müll vermeiden (und Kosten sparen!), weil nicht mehr so viel gefüttert werden muss. Allerdings: Alle Futterumstellungen brauchen Expertise, Zeit und vor allem die Kooperationsbereitschaft des Haustiers. Und dass besonders Hunde und Katzen über ausgeprägte Dickköpfe verfügen, dürfte jedem Tierhalter bekannt sein.
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Tipp Nr. 2: Großpackungen kaufen, also die große Dose aus Weißblech oder der Mega-Karton mit Trockenfutter statt das Mini-Döschen für unterwegs oder die Medium-Packung Trockenfutter im Plastiksack, die wieder nur drei Tage ausreicht. Aus umwelttechnischer Sicht macht dies allerdings nur Sinn, wenn der Inhalt auch tatsächlich aufgebraucht wird. Wenn der Inhalt zum Teil entsorgt werden muss, hebt dies den Vorteil der Großpackung schnell wieder auf. Vielleicht bietet sich ja ein Sharing-Partner aus der Nachbarschaft an, der ebenfalls ein Haustier hat.
Tipp Nr. 3: Lokalen Handel statt Versand wählen: Die Monatspackung Trockenfutter kommt per Versand zwar bequemer in den vierten Stock, doch auch mit jeder Menge Extra-Umverpackung. Wer im lokalen Handel einkauft, spart sich den Extramüll.
Extratipp: Engagieren! Auch Haustiere sind Gewohnheitstiere und können sich deshalb nicht so leicht mit Futterumstellungen anfreunden. Wer also den Hersteller seiner Wahl bereits gefunden, aber nicht mit deren Verpackung einverstanden ist, kann mit deren Service-Abteilungen (telefonisch oder übers Kontaktformular auf der Website) Kontakt aufnehmen, nach Optionen fragen und Veränderungen anregen. Auch Tierhalter-Communities wie Stadthunde.com oder Catspot.de bieten Raum für den Austausch.
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