Experten mahnen bei Hunde- und Katzenfutter mit Rohfleisch zu Vorsicht. In einer Studie fanden niederländische Forscher in Tiefkühlprodukten, die Rohfleisch enthielten, zahlreiche Krankheitserreger. Diese könnten auch Menschen gefährlich werden, berichtet das Team um Freek van Bree von der Universität Utrecht in der Fachzeitschrift Vet Record.
Auch ein deutscher Experte empfiehlt einen vorsichtigen Umgang mit solchen Produkten und verweist darauf, dass Haustiere aufgrund ihres Verdauungstraktes in solchen Fällen ein geringeres Erkrankungsrisiko als Menschen haben.
„Barf“ steht für biologisch artgerechte Rohfütterung
Bei dem weltweiten Trend zum Barfen – Barf steht für biologisch artgerechte Rohfütterung – werden Haustiere mit rohen Produkten wie Fleisch, Knochen und Gemüse gefüttert. Damit soll besonders artgerechtes Futter gewährleisten werden. Dass das auch Gefahren birgt, zeigt die Analyse von 35 der in Utrecht meistverkauften tiefgekühlten Tiernahrungen, die Rohfleisch enthalten. Die Produkte von insgesamt acht Herstellern sind zum Teil mit anderen rohen Lebensmitteln wie Eiern oder Gemüse gemischt.
Die Forscher aus Utrecht fanden in 40 Prozent der Produkte Kolibakterien, die die zulässige Grenze für menschliche Lebensmittel überschritten. In acht Produkten, also 23 Prozent, wies das Team die Variante Escheria coli 0157:H7 nach, die schwere Lebensmittelvergiftungen auslösen kann. Außerdem enthielten 28 Produkte antibiotikaresistente Kolibakterien.
Kolibakterien und Listerien in vielen Produkten
Darüber hinaus fanden die Wissenschaftler in 19 Produkten, und damit in mehr als der Hälfte, Listerien, die beim Menschen Entzündungskrankheiten verursachen und besonders für immungeschwächte Menschen und Schwangere gefährlich sind. Andere Listerien-Arten steckten in 15 Waren. In sieben Packungen fanden die Forscher Salmonellen, die meldepflichtige Durchfallerkrankungen auslösen können.
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Lecker, rohes Fleisch! Hunde sind dankbare Abnehmer von „BARF“-Kost – doch Halter müssen vorsichtig sein.
Die Menge dieser Bakterien war allerdings gering: Die zulässige Grenze für die Sicherheit von Lebensmitteln für Menschen war nicht überschritten. Die Forscher betonen aber, dass dies nicht immer garantiert werden könne, da für Tierfutter weniger strenge Regeln gelten.
Rohfleischproben kontaminiert mit Toxoplasmose
In einigen Produkten fanden die Forscher auch Parasiten wie Sarcocystis cruzi und Toxoplasma gondii, dem Erreger von Toxoplasmose. Die Infektionskrankheit ist besonders für Schwangere gefährlich. Die Erreger werden jedoch durch die Tiefkühlung inaktiv. Einige Tierhalter, so die Forscher, kauften Rohfleisch allerdings frisch vom Schlachter.
So gut wie keine Belastung in Trocken- oder Dosenfutter
Insgesamt gehen die Forscher von einer Gefährdung von Menschen aus: „Obwohl wir eine relativ kleine Menge tiefgekühlter Produkte untersuchten, wurde klar, dass die gehandelten Rohfleischwaren mit einer ganzen Reihe Bakterien und Parasiten kontaminiert sein können, die Infektionskrankheiten bei Haustieren auslösen können und die auch für den Menschen ein Risiko darstellen, wenn sie übertragen werden.“ In Trocken- oder Dosenfutter hingegen kämen Krankheitserreger kaum vor.
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Kaum Keimbelastung in Trocken- oder Dosenfutter.
Möglich wäre die Übertragung der Erreger zum Beispiel, wenn ein Tier die Hände oder das Gesicht eines Menschen abschleckt oder wenn es im Bett schläft. Auch Futterstellen, Oberflächen und Futterreste können verunreinigt sein. Der Studie zufolge trug nur eine der getesteten Marken einen Hinweis zum korrekten Umgang mit dem Tierfutter auf dem Etikett.
Besondere Vorsicht bei Kindern im Haushalt
Milliardenmarkt Tierfutter
Etwa jeder zweite Deutsche lebt mit einem Haustier zusammen: In 43 Prozent aller deutschen Haushalte leben Heimtiere. Nimmt man Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Vögel zusammen, zählt der Industrieverband Heimtierbedarf etwa 30 Millionen Tiere, so der Stand im Jahr 2016. Katzen sind mit 12,9 Millionen Tieren am meisten verbreitet.
Hunde sind mit etwa acht Millionen Tieren die zweitbeliebteste Heimtierart. Auf Platz drei folgen Hamster und Meerschweinchen. Insgesamt geben deutsche Tierhalter mehr als vier Milliarden Euro für ihre Tiere aus. Meist kaufen sie im klassischen Supermarkt. Aber Ketten wie „Fressnapf“ und Online-Händler sichern sich große Marktanteile.
Eine Katze kostet durchschnittlich mindestens 715 Euro pro Jahr. Das umfasst den Kaufpreis, Impfungen und Arztbesuche, Futter und Bedarfsartikel, so der Tierschutzbund. Ein Hund kostet – je nach Größe – mindestens 850 Euro pro Lebensjahr. Allein für Hundefutter haben deutsche Tierhalter im Jahr 2015 1,323 Milliarden Euro ausgegeben.
Josef Kamphues, Direktor des Instituts für Tierernährung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, empfiehlt einen vorsichtigen Umgang beim Barfen: „Wenn Tiere zum Beispiel an Haut oder Darm überempfindlich auf Industrienahrung reagieren, ist das Barfen vielleicht eine Alternative. Auch wenn Hunde oder Katzen nicht im Haus, sondern etwa auf dem Hof im Zwinger leben, ist es eher unbedenklich. Wenn allerdings Kleinkinder mit Haustieren zusammenleben, hört der Spaß auf.“ Kinder würden Tiere oft als Spielgefährten sehen und hielten engen Körperkontakt.
„Wir haben hier eine zusätzliche Kontaminationsquelle in direkter Umgebung des Menschen“, sagte Kamphues. Die Haustiere hätten ein geringeres Risiko zu erkranken, da ihr Verdauungstrakt anders beschaffen sei. Sie könnten aber Überträger sein. Er rät Tierhaltern, Hygieneregeln zu beachten. So sollte das Tier zum Beispiel einen separaten Futterplatz haben, und Futterreste sollten nicht mit Lebensmitteln für Menschen oder Küchengegenständen in Kontakt kommen.
(dpa)
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