Das Futterhäuschen steht bei vielen Vogelfreunden schon zum Einsatz bereit. Schließlich sollen die Tiere im Winter nicht hungern und das Beobachten macht Spaß. Doch Fehler bei der Fütterung können die Tiere gefährden.
In den kalten Wintermonaten herrscht buntes Treiben an den Futterhäuschen. Amseln, Rotkehlchen, Finken, Sperlinge, Blau- und Kohlmeisen, Zaunkönige, Spechte und Stare picken fröhlich nach Samen und Kernen. Vom Fenster aus ist das zwar schön anzusehen, notwendig ist die Extra-Fütterung allerdings nicht.
Fehler 1: Nur auf die Winterfütterung als Tierschutzmaßnahme setzen
Die Vogelarten, die hier überwintern, sind kleine Überlebenskünstler. In Parks, Gärten und Wäldern finden sie in der Regel ausreichend Nahrung. "Zu glauben, dass die Probleme diverser Wildtiere durch künstliche Fütterungen gelöst werden können, ist falsch. Wildtiere sind auf Gedeih und Verderb auch Zeiten mit Nahrungsknappheit ausgesetzt und können sich darauf einstellen. Futtergaben machen sie nur noch mehr von Menschen abhängig!", sagt Katrin Koch vom Naturschutzbund Deutschland e. V. (Nabu) gegenüber t-online.
Viel wichtiger als die Winterfütterung ist dem Nabu zufolge eine naturfreundliche Gartengestaltung sowie der Erhalt heimischer Pflanzenarten mit Früchten und Samen. Diese können die Mägen der Vögel ganz ohne menschliche Hilfe auf natürliche Weise füllen. Büsche, Bäume und Stauden bieten zudem Schutz und sind geeignete Brutplätze. Zudem kommt nur lediglich zehn bis 15 Vogelarten die zusätzliche Futterquelle zugute.
Allerdings herrscht in diesem Punkt Uneinigkeit: Wegen zurückgehender Singvogelbestände gibt es auch Stimmen, die sogar eine Ganzjahresfütterung befürworten – unter anderem auch der Ornithologe Prof. Dr. Peter Berthold.
Fehler 2: Brot und Essensreste füttern
Auf keinen Fall sollten Vogelfreunde Brot, Essensreste oder salzige Nahrung wie Speck und Salzkartoffeln füttern. Das ist nicht artgerecht und kann laut Tierschützern zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen bis hin zu tödlichen Erkrankungen führen. Brot beispielsweise quillt im Magen der Vögel auf und führt zu schlimmen Verstopfungen.
Vogelfreunde sollten nur das anbieten, was die Tiere auch in der Natur finden. Dazu zählen:
Apfelkerne,
Beeren,
Bucheckern,
Haferflocken.
Hanfsamen,
Haselnüsse,
Hirse,
Kürbiskerne,
Mohn,
Rosinen,
Samen von Tannenzapfen und
Sonnenblumenkerne.
Auch über (getrocknete) Mehlwürmer freuen sich viele Vogelarten.
Achtung
Verzichten Sie auf günstige Vogelfuttermischungen aus dem Handel. Diese werden zum einen oft mit für viele Vögel nährstoffarmen Weizenkörnern gestreckt. Zum anderen können sie Samen invasiver Pflanzen enthalten, die sich so im Frühjahr in Ihrem Garten ausbreiten könnten.
Fehler 3: Futterhäuschen nicht reinigen
Ein Vogelhäuschen zieht eine Menge Vögel an. Dadurch sammeln sich nicht nur Federn und Ausscheidungen an, sondern es können auch Keime übertragen werden. Tierschützer raten daher, die Futterstelle täglich mit heißem Wasser und einer Bürste zu säubern und dabei immer Handschuhe zu tragen. Auch Verunreinigungen um das Häuschen herum sollten beseitigt werden.
Fehler 4: Tote Vögel an der Futterstelle nicht ernst nehmen
Finden Sie tote Vögel an der Futterstelle, muss die Fütterung sofort eingestellt, das Futterhaus mit einer verdünnten Essigessenz desinfiziert und am Boden liegendes Futter entfernt werden. Schuld können Salmonellen oder Trichomonaden sein, warnt der Landesbund für Vogelschutz in Bayern. Diese Krankheitserreger fänden sich häufig an den klassischen Futterhäuschen.
Zudem sei es wichtig, tote Tiere aufgrund des Ansteckungsrisikos nur mit Gummihandschuhen anzufassen und in einem Plastikbeutel in der Restmülltonne zu entsorgen. Danach die Hände desinfizieren.
Fehler 5: Die Vögel zu früh füttern
Im Herbst finden die Vögel noch ausreichend Nahrung. Es besteht dann noch kein Bedarf, mit der Fütterung zu beginnen. Sind die Temperaturen noch zu mild, erhöht sich auch das Risiko für Krankheiten am Vogelhäuschen. Daher sollten Sie die Tiere erst mit Einsetzen von Frost und Schnee mit Nahrung versorgen.
Achtung
Besonders während der Jungenfütterungszeit – zwischen April und Juli – sollten Sie kein Vogelfutter zur Verfügung stellen. Die Jungvögel vertragen dieses nicht oder könnten sogar an den großen Stücken ersticken. Zudem bietet es nicht die Nährstoffe, die die jungen Tiere in der Wachstumsphase brauchen.
Koch rät darüber hinaus, auch in dieser Witterungsphase die Wildtiere lediglich moderat zu füttern. Wird es wieder milder, sollte dann auch die Fütterung eingestellt werden, damit sich die Wildtiere nicht an die künstliche Fütterung gewöhnen. "Es sind Wildtiere und sollen es auch bleiben!", sagt sie gegenüber t-online.
Fehler 6: Feuchtes Futter
Wichtig ist es außerdem, das Futter trocken zu halten. Sonst kann es leicht schimmeln oder einfrieren. Damit Regen und Schnee nicht mit Samen und Körnern in Berührung kommen, bieten sich auch wasserfeste Futterspender und spezielle Silos an.
Fehler 7: Das Vogelhäuschen zu niedrig aufhängen
Weiterhin sollte das Häuschen möglichst hoch aufgehängt werden und sich an einer Stelle befinden, an der die Vögel eine heranschleichende Katze frühzeitig bemerken – am besten vier bis fünf Meter von Gebüschen und Bäumen entfernt.
Kurze Anleitung:
So bauen Sie ein Vogelhaus für den Winter
Winterhilfe für Tiere:
So schützen Sie Igel in Ihrem Garten
Futterhäuschen:
Sechs schöne Vogelhäuschen
Und auch wenn es das Beobachten erleichtert: Das Häuschen nie in der Nähe einer Fensterscheibe anbringen. Die Tiere sehen das Glas nicht. Fliegen sie dagegen, können sie sich schlimme Verletzungen zuziehen oder sogar sterben. Darüber hinaus könnten die Vögel durch die in der Fensterscheibe gespiegelte Sonne geblendet werden und bei einer Flucht die Orientierung verlieren.
Verwendete Quellen:
Eigene Recherche
Naturschutzbund Deutschland e. V.
Landesbund für Vogelschutz e. V.
weitere Quellen
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