Haustiere im Vergleich: So viel kosten Hund, Katze und Co. im Laufe ihres Lebens

 Die Kontakte waren plötzlich eingeschränkt, viele Freizeitaktivitäten blieben notgedrungen aus und die Kolleginnen und Kollegen mutierten von einem Tag auf den anderen zu kleinen Gesichtern in einer digitalen Videokonferenz. Und wer viel Zeit – womöglich alleine – zu Hause verbringt, sehnt sich früher oder später oft nach Gesellschaft. Hierunter fallen offenbar auch tierische Kontakte: Im Corona-Jahr 2020 stieg die Zahl der Hunde, Katzen, Wellensittiche und sonstigen felligen oder gefiederten Mitbewohner in deutschen Haushalten innerhalb von 12 Monaten um fast eine Million auf knapp 35 Millionen. Das teilten der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZFF) jüngst mit.

 Außerdem verwöhnten die Deutschen ihre Lieblinge mehr als sonst. „Heimtiere sind für viele Menschen Familienmitglieder, für deren Gesundheit Tierhalter bereit sind, Geld auszugeben“, betonte ZFF-Präsident Norbert Holthenrich. Im vergangenen Jahr habe angesichts der Pandemie die Beschäftigung mit Tieren, gesunder Ernährung und Neuanschaffungen für das Zuhause für Mensch und Tier besondere Bedeutung gehabt. „Dies zeigt sich an den gestiegenen Umsätzen bei Belohnungssnacks, an Investitionen in Spielzeug, Gartenteiche oder Tiergehege“, erklärte er.

 Mit dieser Einschätzung steht er nicht allein da. Der Eigentümer der größten deutschen Tierbedarfskette Fressnapf, Torsten Toeller, sagte erst kürzlich: „Die emotionale Beziehung zwischen Mensch und Tier ist in der Krise noch intensiver geworden.“ Damit sei auch die Bereitschaft gewachsen, für Hund oder Katze tiefer in die Tasche zu greifen oder sich erstmals ein Tier anzuschaffen. Doch wie viel kostet ein Haustier eigentlich im Laufe seines Lebens? Dieser Frage ist das Ratgeberportal „Heimwerker.de“ nachgegangen – und kam zu überraschenden Ergebnissen. Denn entgegen der allgemeinen Erwartungshaltung ist nicht der Hund der teuerste tierische Mitbewohner. Es ist die Schildkröte.

 Die gemütlichen Panzertiere kommen in der Auswertung vor allem wegen ihrer langen Lebenszeit auf den ersten Platz. Manche Arten werden bis zu 120 Jahre alt. Es ist also durchaus möglich, dass das Tier mehrere Generationen in der Familie bleibt. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von etwa 95 Jahren läppern sich die rund 300 Euro Unterhaltungskosten pro Lebensjahr mit den Anschaffungskosten von etwa 245 Euro auf ganze 28.750 Euro.

 Für das Tier, das viele eigentlich an der Spitze des Rankings erwartet hätten, bezahlen Halter dagegen deutlich weniger. Der beste Freund des Menschen kostet jährlich etwa 1241 Euro. Mit den Anschaffungskosten, die sich der Rechnung nach auf etwa 670 Euro bei Tierheimtieren mittlerer Größe belaufen, kommen so 16.800 Euro über das gesamte Hundeleben zusammen. Vorsicht: Bei Rassetieren, einem Listenhund oder einer besonders großen Rasse können schnell höhere Kosten entstehen.

Haustiere im Vergleich: So viel kosten Hund, Katze und Co. im Laufe ihres Lebens

 Auf dem dritten Platz landet in der Auswertung das beliebteste Haustier der Deutschen, die Katze: 17,5 Millionen Samtpfoten tigerten 2020 durch die Wohnungen und Häuser im Land. Das entspricht einem Viertel aller Haushalte. Wer sich für eine Katze interessiert, sollte die durchschnittlichen 15 Jahre Lebenszeit bedenken. In dieser Zeit kostet das Tier etwa 600 Euro jährlich, also fast 10.000 Euro insgesamt.

 In vielen Fällen bedeutet das Halten von Katzen aber doppelt so viele Kosten: Wohnungskatzen von Berufstätigen brauchen in der Regel einen Spielpartner. Denn sind die Stubentiger zu oft alleine, wirkt sich das negativ auf ihr Sozialverhalten aus. Sogar Verhaltensstörungen sind möglich.

 Kleintiere sind der Untersuchung nach verhältnismäßig günstig. Kaninchen leben im Schnitt etwa zehn Jahre. Bei rund 720 Euro jährlichen Kosten und etwa 555 Euro Ausstattungskosten beläuft sich das Zusammenleben mit den schnuffeligen Langohren auf circa 7760 Euro. Die possierlichen Meerschweinchen sind mit nur 3770 Euro um fast das Doppelte günstiger. Wellensittiche schlagen nur mit knapp 1000 Euro zu Buche, Aquarienfische mit etwa 570 Euro. Allerdings unterbietet kein Tier den Hamster in puncto Preis. Er kostet über sein Leben hinweg rund 490 Euro.

 Wichtig ist jedoch, die Bedürfnisse des Tieres im Blick zu behalten: Zwar kostet ein Kaninchen, Meerschweinchen oder Wellensittich verhältnismäßig wenig Geld. Allerdings wünschen sie sich langfristig einen Spielgefährten. Auch die meisten Fische sind keine Einzelgänger und werden meist nicht allein gehalten.

 Obwohl die Katze im Ranking den dritten Platz einnimmt und somit fast 19.000 Euro günstiger ist als die Schildkröte, sind die Anschaffungskosten mit rund 680 Euro am höchsten. Die Summe ergibt sich aus dem Kaufpreis des Tieres oder der Vermittlungsgebühr im Tierheim, der Erstausstattung und der Grundversorgung beim Tierarzt. Ausschlaggebend für die hohen Anschaffungskosten der Samtpfoten ist vor allem der letzte Punkt. Knapp dahinter liegt der beste Freund des Menschen, der Hund, mit 670 Euro.

 Während die Anschaffungskosten für ein Tier leicht berechenbar sind, unterschätzen viele die Anforderungen eines Vierbeiners. Tierheime erwarten im Zuge der Corona-Pandemie daher eine hohe Rückgabewelle. Teilweise verhängen sie sogar Vermittlungsstopps. Die laufenden monatlichen Kosten sind vor allem bei Hunden hoch: Mit Futter, Arztbesuchen und Steuern kommen Hundebesitzer der Untersuchung nach auf rund 100 Euro im Monat. Dann gibt es eine große Lücke, es folgen Kaninchen. Sie kosten ihre Halter rund 60 Euro monatlich.

 Am günstigsten kommen hier Halter von Wellensittichen weg: Die laufenden Kosten für die bunten Vögel belaufen sich der Untersuchung nach auf nur 7 Euro im Monat.

 Die Heimtierbranche gilt als Gewinner der Corona-Krise: Ihr bescherte die hohe Nachfrage im vergangenen Jahr einen Wachstumsschub. Der Umsatz stieg um gut 5 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Allein für Katzenfutter gaben die Verbraucher in Deutschland im vergangenen Jahr fast 1,7 Milliarden Euro aus, ein Plus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hinzu kamen knapp 1,6 Milliarden Euro für Hundefutter. Laut ZFF hält inzwischen fast jeder zweite Haushalt in Deutschland Heimtiere wie Hunde, Katzen, Hamster oder Ziervögel.