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KREIS GIESSEN - Nach dem verheerenden Hochwasser in den vergangenen Tagen stellten sich viele in der Region die Frage, wie am einfachsten und unkompliziertesten den Menschen in den betroffenen Gebieten geholfen werden kann. Diese Frage stand auch für auch für Olaf Bier, Inhaber des Heimtierbedarfs Lang in Langgöns, im Vordergrund. "Wir wurden gefragt, ob wir Hundefutter spenden würden und kamen auf die Idee, am Samstagmorgen einen kleinen Spendenaufruf zu starten", sagt Bier, der noch den lokalen Rewe-Markt Travaci mit einbezog. Von "klein" konnte jedoch bereits nach kurzer Zeit keine Rede mehr sein.
Den Aufruf auf Facebook sahen innerhalb weniger Stunden weit über 10 000 Menschen nicht nur aus Langgöns. Bereits am Nachmittag stapelten sich auf dem Hof des Heimtierbedarfs Kleidungssäcke und Lebensmittel, Tierfutter und Bedarfsgegenstände für den Alltag. "Anfangs wollten wir mit zwei Transportern hinfahren, jetzt sind wir dabei, einen Lkw zu organisieren", so der Inhaber, während er Neuankömmlinge begrüßt und zu den richtigen Paletten lotst. Bier und das gesamte Team achten darauf, dass keine wertlosen Gegenstände oder verschlissene Kleidung abgegeben werden. "Wir sind hier keine Müllhalde, sondern wollen den Leuten wirklich intensiv helfen. Da werde ich dann auch sauer, wenn hier einer meint, seinen Schrott abladen zu müssen", betont er. Der stetige Strom an Spendenwilligen reißt den Nachmittag über nicht ab, sodass Bier sich dazu entschloss, auf Facebook einen Aufnahmestopp zu verkünden - ohne Erfolg. "Die Menschen kommen und spenden. Anfangs ging es ja nur um Tierfutter, jetzt werden wir hoffnungslos überrannt. Die Leute gehen hin und kaufen extra neue Sachen, die sie hier spenden. Ich bin begeistert und auch etwas fertig mit der Welt", meint der Inhaber zum Erfolg seiner Aktion. Immer wieder murmelt er vor sich hin, koordiniert, plant und treibt gemeinsam mit den Mitorganisatoren Ina und Riki Lotz vom Nachlass-Service Lotz das Team an. "Aus einer kleinen Sache wird eine große Aktion. Die Geister, die ich rief ...", ruft Bier lachend und verschwindet inmitten der Säcke und Kisten, um beim Sortieren zu helfen.
Ina und Riki Lotz sind von der Spendenbereitschaft der Menschen überwältigt. "Die Leute stehen bis hoch zur Hauptstraße. Das ist unfassbar", sagen beide. Ursprünglich hatte Riki Lotz gehofft, dass er seine zwei Sprinter, mit denen er die Güter zum Nürburgring bringen wollte, gerade so voll bekommt. "Wir dachten, dass das eine gute Idee ist, und sagten uns, dass wir das gerne unterstützen. Ich bin direkt vom Dienst gekommen und war über die Menge der Spenden erst einmal fassungslos. Dann fing ich an, mich richtig zu freuen", zeigt sich Riki Lotz immer noch überwältigt. Dass inzwischen nur noch ein Lkw die Ladung packen würde, begeistert den Polizeibeamten umso mehr. Das Paar sei zwar von Hausentrümpelungen große Mengen gewohnt, aber eine solche Menge Spenden sei schlichtweg der Wahnsinn. "Nach einer Stunde brannte hier die Hütte. Am Samstag wird sortiert, am Sonntag geht's in die Eifel. Von Kleidung über Taschen, Töpfe und Pfannen. Wir haben hier gefühlt alles dabei", begutachtet Riki Lotz die Massen an Dingen, die helfen sollen, die Not zu lindern. Das kann auch Bier bestätigen, nachdem er eine größere Personenanzahl mit ihren Gaben abgefertigt hatte. "Wir haben viel zu wenig Manpower für die Menge, aber wir packen das."
Die Aktion sei schnell aus dem Boden gestampft worden, da es ursprünglich nur um das Hundefutter ging. Geldspenden habe Bier abgelehnt und an die offiziellen Spendenkonten verwiesen. "Hier steht man momentan an der Front. Hier denken die Leute über den Rand hinweg. Nicht lang und bürokratisch, sondern Feuer frei", so Bier und Lotz. Die Bewohner in den betroffenen Gebieten benötigen schnell und effizient die nötige Unterstützung und das Team sei stolz darauf, einen kleinen Teil dazu beigetragen zu haben. "Es ist eine wirklich unfassbare Hilfsbereitschaft zu spüren", so Bier abschließend. "Ich habe eine Maus bestellt und kriege ein Mammut geliefert". Am Sonntag gingen dann ein 40-Tonner der Spedition Bork gemeinsam mit einem kleinerem Lkw und zwei Sprinter in Richtung Nürburgring on tour, voll beladen mit Hilfsgütern für die betroffene Region.
Aktuell läuft auch in der Begegnungsstätte in Staufenberg eine Spendenaktion für die Hochwasseropfer, teilt Wolfgang Kolb, Vorsitzender des Vereins "Staufenberg vereint", am Wochenende mit.? "Die Leute kommen fast im Minutentakt und bringen teilweise ganze Kartons mit Lebensmitteln."
Dazu aufgerufen hatten das örtliche Jugendzentrum und der Verein.
Die Bundeswehr transportiere die Sachen noch am Wochenende nach Nordrhein-Westfalen. Am kommenden Donnerstag, 22. Juli, finde anstelle des Seniorenfrühstücks ein Benefizfrühstück statt. Der komplette Umsatz werde gespendet. "Dies - und darauf möchte ich ausdrücklich hinweisen -
ist keine Selbstdarstellung, sondern vielmehr Anreiz und Motivation für andere, hier etwas zu organisieren und zu helfen", betont er.