Nachhaltige Katzennahrung: Warum es so schwer ist, gutes Katzenfutter zu finden

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FOCUS-Online-Redakteurin Anja Willner

Dienstag, 15.10.2019, 13:15

Ich liebe meine Katzen, aber seien wir mal ehrlich: Wer wirklich wert auf Nachhaltigkeit legt, sollte wohl gar keine Haustiere halten. Aber vielleicht kann man wenigstens beim Futter was machen, dachte ich naiv. Um das vorwegzunehmen: Das hier ist eine Geschichte des Scheiterns, aber bitte lesen Sie bis zum Ende. Vielleicht hilft sie dem einen oder anderen Katzenbesitzer, beim Futterkauf etwas zu ändern.

Beginnen wir mit dem Wichtigsten: Bitte versuchen Sie nicht, aus Ihren Katzen Vegetarier zu machen. Sie sind reine Fleischfresser, auch wenn eine meiner Katzen sehr lustige Geräusche macht, wenn sie doch mal ein paar Maiskörner ergaunert hat und sich über sie hermacht. Das Verdauungssystem von Katzen ist auf Fleisch ausgelegt und nur auf Fleisch. Wenn mal etwas Getreide oder Fell dabei ist, ist das kein Problem – aber größere Mengen an Pflanzen können Katzen nicht verdauen.

Den weltweiten Fleischverzehr kann ich mit meinen beiden Katzen also nicht drosseln. Hinzu kommt jede Menge Verpackungsmüll: In die meisten Schälchen und Döschen mit den schlecht gephotoshoppten Bildern von Katzen, die sich wie verrückt auf Industriefutter freuen, passen nur ein paar Hundert Gramm. Meine beiden fressen zwei Schalen täglich, dazu Trockenfutter. Und dann erst die Katzenstreu – die muss regelmäßig entsorgt und gewechselt werden, wenn man nicht gerade eine Katze hat, die wirklich alles draußen erledigt.

"Katzenfutter ist die reinste Black Box"

Meine Haustiere werden zwar nie „Zero Waste“-Katzen (Tiere, die keinen Müll verursachen, wie diese Katze namens Mina angeblich). Aber vielleicht gibt es wenigstens Futter, das gesund, aus einigermaßen fair produziertem Fleisch und mit recycelbarer Verpackung ist.

Und hier taucht das größte Problem auf. „Eine Fertigpackung Katzenfutter ist die reinste Black Box“, erklärt mir der Lebensmittelexperte und Journalist Hans-Ulrich Grimm, Autor des Buchs „Katzen würden Mäuse fressen“. Als Tierhalter habe man so gut wie keine Informationen darüber, was wirklich im Futter ist.

Was genau sind die "tierischen Nebenerzeugnisse" auf der Rückseite der Packung?

Genau das erlebe ich in einem Supermarkt mit großer Futterauswahl. Das steht zum Beispiel auf der Rückseite eines Markenfutters „mit Pute“: „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (43 Prozent, u.a. vier Prozent Pute), Gemüse (vier Prozent), Getreide, Mineralstoffe, Zucker.“ Dann werden noch die analytischen Bestandteile wie der Anteil von Feuchtigkeit und Rohprotein angeben sowie einige Zusatzstoffe – ohne, dass ich einordnen könnte, was sie für einen Effekt auf meine Katzen haben.

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So richtig schlau werden Tierhalter aus diesen Zutatenlisten nicht

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Immerhin weiß ich: Das Futter besteht noch nicht mal zur Hälfte aus Fleisch, das klingt schon mal nicht so gut. Aber selbst ein höherer Fleischanteil muss nicht bedeuten, dass das Futter besser ist, erklärt mir Autor Grimm. Man weiß nämlich nicht, um welches Fleisch es sich handelt: Es könnten „gute“ Metzger-Abfälle sein, aber auch nicht verwertbare Reste toter Tiere. Dass auf fast allen Packungen immer genau vier Prozent Rind, Huhn, Pute und so weiter angegeben sind, ist übrigens kein Zufall: Die Hersteller dürfen erst ab einem Mindestgehalt von vier Prozent ihr Futter mit den Worten „mit Pute“ oder „mit Huhn“ bewerben.

Grimm berichtet, dass bis vor ein paar Jahren die Hersteller umstrittene Aromastoffe nicht einmal aufführen durften. Mittlerweile sei das erlaubt. Aber damit der Kunde mit diesen Informationen wirklich etwas anfangen könnte, müssten die Hersteller angeben, welche Aromastoffe und wie viel davon sie verwendet hätten, so Grimm – „und das macht natürlich keiner“.

Grundlage dafür ist die EU-Futtermittelverordnung. Grimm mutmaßt, dass die Futtermittel-Lobby einen großen Einfluss auf die entsprechenden Gesetzgebungsverfahren hat. Wie auch immer man das beurteilt: So richtig verbraucherfreundlich sind die jetzigen Regelungen jedenfalls nicht.

Im Fachgeschäft gibt es mehr Infos

Was kann man also tun? Ich versuche es in einem kleinen Fachgeschäft für Tiernahrung. Hier ist die Beratung sehr gut und ausführlich. Der Verkäufer erkundigt sich genau nach meinen Katzen und kann zu jedem Futter etwas sagen. Und siehe da, bei dem Futter, das ich am Ende mitnehme, hat der Hersteller freiwillig mehr Angaben gemacht. Ich erfahre genau, welche Fleischsorten verarbeitet sind und wie viel davon. Das gibt mir schon mal ein besseres Gefühl – auch wenn ich immer noch nicht ganz genau weiß, welche Stoffe noch in dem Futter sind und wie sich das auf meine Katzen auswirkt.

Das neue Futter ist laut Hersteller „artgerecht, natur- und beutenah“ – und meine Katzen hassen es. Sie bewegen sich nicht einmal in die Nähe der Futternäpfe. Die Trockenfutter-Proben aus dem Geschäft reißen sie mir dagegen aus der Hand. Dabei sollen sie doch eigentlich weniger Trockenfutter fressen – schon allein, weil die meisten Katzen für Trockenfutter zu wenig trinken.

Die Kolumne "In kleinen Schritten die Welt retten"

Das Klima auf der Erde wandelt sich. Unser Umgang mit dem Planeten und seinen Ressourcen hat dazu beigetragen. Wenn wir die Erde noch retten wollen, müssen wir umdenken – im Großen, wie auch im Kleinen.

Deshalb nehmen wir uns in dieser Kolumne jede Woche einem Konsumthema an und fragen uns: Geht das auch nachhaltiger? Wir möchten dadurch unser eigenes Verhalten reflektieren und so vielleicht auch Ihnen den ein oder anderen Impuls mitgeben.

Alle Folgen unserer Kolumne finden Sie hier.

Machen Sie auch Erfahrungen im Alltag zum Thema Nachhaltigkeit, wozu Sie vielleicht noch nicht die richtigen Antworten oder Ratschläge gefunden haben? Dann schreiben Sie uns gerne an konstruktiv@burda-forward.de. Wir freuen uns auf Ihre Ideen!

Die Lösung für Hartgesottene: rohes Fleisch vom Metzger

Eine Alternative gibt es. Lebensmittelexperte Grimm ist großer Fan davon: So richtig naturnah füttern bedeutet für ihn, Tieren das zu geben, was sie auch draußen als Beute finden würden. Im Fall von Katzen heißt das: rohes Fleisch. Seit ein paar Jahren ist „Barfen“, also das Verfüttern rohen Fleisches, ein Trend unter Tierhaltern. Wer die Ernährung seines Tieres komplett darauf umstellen will, sollte sich aber vom Tierarzt beraten lassen. Von heute auf morgen geht das gerade bei Katzen sowieso nicht, sondern nur Schritt für Schritt.

Im Internet finden sich jede Menge Tipps dafür. Experte Grimm appelliert an Tierhalter, sie müssten „die Sache selbst in die Hand nehmen“ – Bewegung von der Industrie erwartet er nämlich nicht. „Katzen brauchen viel Fleisch, also kann man sie auch mit Fleisch vom Metzger, Hühnerhälsen und ähnlichem füttern.“

Ich esse selbst ab und zu Fleisch, aber die Vorstellung, im Namen der Nachhaltigkeit meinen Kühlschrank mit gefrorenen Hühnerhälsen oder Leber vollzustopfen, behagt mir gar nicht. Auch, weil es sein kann, dass meine Katzen diese „Leckereien“ ebenfalls mit Verachtung strafen würden. Und dann – gibt es zwei Wochen lang Hühnerhals-Suppe?

Ich will niemandem ausreden, seine Katze mit Mäusen oder Frischfleisch zu füttern, aber ebenso wie meine Katzen gewinne ich wohl auch keinen Nachhaltigkeitspreis in diesem Bereich. Wenn ich was fürs Klima tun will, muss ich schon selbst weniger Fleisch essen.

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