Die Argumentation vegane Ernährung sei nur " (...) mit Hilfe aus dem Chemiebaukasten (...)" möglich, ist ein Punkt bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellen. Ihrer Frau wurde Fisch empfohlen? Warum denn? Wohlmöglich wegen der Chemie im Fisch? Biochemische Prozesse gehören zu der Natur wie die Physik ihren Rahmen bestimmt.Synthetisch hergestelltes Methylcobalamin ist in keinster Weise negativ zu bewerten, denn Supplementation gehört zum Alltag.Wenn Sie Wasser oder Saft trinken, schauen Sie doch mal auf das Etikett. Wenn Sie Milch konsumieren, trinken Sie dann Rohmilch? Wenn Ihre Frau ein Kind bekommt, was wird dem kleinen Spross denn für die nächsten 3-5 Jahre auf ärztlichen Rat hin verabreicht? Richtig : synthetisch hergestelltes Vitamin D3. Über die Behandlung von Krankheitssymptomen mit Antibiotika und Schmerzmitteln will ich gar nicht erst sprechen. Für meine Begriffe absoluter Unfug diesen Punkt so herauszugreifen und es in ein Strohmann-Argument umzukehren, ist reiner Populismus.
Dann ein weiteres Lieblingsthema: Die vermeintliche Überbevölkerung. Wenn dieser Artikel eines hervorhebt, ist es die wahnsinnige Ressourcenverschwendung, die mit der Tierhaltung einhergeht. Drehen wir das Modell doch einmal um und fragen uns: Was könnte mit dem Getreide und dem Wasser denn veranstaltet werden, wenn der Fleischkonsum von heute an stagnieren würde? Richtig, wir könnten mehr Menschen damit ernähren - vorausgesetzt eine effiziente Distribution findet statt.
Das Argument einer Geburtenkontrolle ist demographischer Unsinn, wie es historisch in jedem einzelnen relevanten Fall bewiesen wurde. Die Spätfolgen für die Gesellschaft sind derart frappierend (Stichwort Überalterung), dass diese Idee nur ein schlechter Witz sein kann.Darüber hinaus gibt es nur ein funktionierendes Mittel gegen eine hohe Geburtenrate: Wohlstand. Klingt komisch, ist aber so. Somit ist auch hier ein Argument wieder vollkommen diametral angebracht worden und verbirgt, dass der Veganismus sehr wohl Potenzial hat, die Lebenssituation von zig Millionen Menschen fernab unserer westlichen Hemisphäre zu verbessern. Sei es durch die Nahrungsmittelversorgung, oder -langfristig gesehen- durch die Folgen des Klimawandels, die sich in den ohnehin von Armut gebeutelten Erdteilen am schwerwiegensten auswirken.
Ich finde im Übrigen den Verweis auf das Paläolithikum überragend! Gegen die von Menschenhand erzeugte Ausbeutung des Planeten damit zu argumentieren, in der Steinzeit hätte eine gewisse Ernährungsform auch nicht geschadet und das Problem hätte lediglich die destruktive Variable 'Überbevölkerung', ist völlig absurd. Man kann überhaupt keine Aussagen dazu treffen, ob die Ernährungsweise damals nach heutigen Maßstäben ideal gewesen ist (weder für Mensch noch Tier), denn das Argument des fleischbedingten Hirnwachstums ist bereits lange vom Tisch und die Lebenserwartung der Menschen dieses Zeitalters lag irgendwo zwischen 20 und 30 Jahren. Wie hätten sich wohl Biotope verändert, wenn ganze Gruppen von Steinzeitmenschen doppelt so viel Zeit gehabt hätten dort zu jagen? Ebenso wird hier der allseits beliebte Versuch unternommen eine Art von 'Natürlichkeit' als erstrebenswert hinzustellen, die gar nicht objektiv quantifiziert werden kann. Denn was ist natürlich? Was ist normal? Rein normative Begriffe, die einer stetigen Wandlung unterzogen sind. Auch eine vermeintlich gesunde und nachhaltige Ernährung fernab von heutigen Realitäten anzuführen und als ein plausibles und erfolgsversprechendes Zukunftsmodell darzustellen, passt mir persönlich gar nicht in den Kram. Die Welt verändert sich, und wir verändern uns mit. Ständig.
Das Thema Plastik als einen Teil der veganen Entwicklung zu postulieren, ist wieder ein sehr populistisches Element Ihrer Argumentationsführung. Denn Veganer, die Ihre Gebrauchsmittel auf rein pflanzlicher Basis ausrichten, sind wirklich jedem alternativen Produktionsmittel zugetan AUßER Plastik. Absurd dies in Verbindung zu bringen.Das Plastik-Problem in unseren Flüssen und Weltmeeren, ja in unseren und tierischen Organismen, ist ein Riesen-Problem, womit sich der Umweltschutz stark beschäftigt. Nicht selten, gehen Umweltschutz und Veganismus Hand in Hand, wie in diesem Artikel illustriert. Alternative Stoffe sind zum Beispiel Hanf oder Pflanzenfasern von ausreichend vorhandenen Monokulturen.
Mein größtes Problem mit Ihrem Kommentar, ist dass Sie subtil versuchen, dass Essverhalten der Menschen und das gebietsweise 'mögliche' Lösungskonzept des Veganismus als nicht relevant für diesen globalen Kollaps hinzustellen.
In Ihren Ausführungen zu Ihrer eigenen Ernährungsweise erkenne ich auch ein in Foren und Diskussionen ständig wiederkehrendes Einschätzungsproblem: Alle Welt ist flexitarisch unterwegs, ein Jeder isst wenig Fleisch und Fisch, nur ausgewählt und gut. Wie soll das mit den oben genannten Zahlen übereinstimmen? Wenn es so sein sollte, freue ich mich. Aber leider ist mir das oftmals zu viel Schwafelei und hat mit der Realität nichts zutun.
Natürlich sind Bewegungen rund um die veganen Lifestyle-Hipster keine erstrebenswerten Gruppierungen in dieser so wichtigen Debatte, aber sie sind was das Thema Fleischkonsum anbelangt Lemminge, mit denen man leben kann. Was die Äußerungen und Weltansichten dieser Personen angeht, so herrscht bei uns zum Glück Meinungsfreiheit. Solange ich mir die Meinungen von politischen Radikalen auf dem rechten und linken Flügel anhören muss, so lange gestehe ich veganen Hipstern auch ihre Meinung zu. Nicht, dass ich in der Position wäre das beurteilen zu dürfen.Und natürlich ist der Veganismus nicht ein Allheilmittel für sämtliche Probleme auf der Welt.Grade was Religion und Säkularisierung betrifft, haben wir als Menschheit in weiten Teilen der Welt -uns eingeschlossen- Nachholbedarf.Und über globale Handelsbeziehungen und Militarismus haben wir noch gar nicht gesprochen.
Mit freundlichen Grüßen