Sie sind nicht nur in der Stadt angekommen, sondern vermehren sich rasend schnell: Waschbären, Marderhunde und Nutrias sind in Herten an vielen Orten zu finden. „Da wird man gar nicht mehr Herr drüber“, sagt der Hertener Hegering-Vorsitzende Hubert Stoffers. Er kümmert sich mit seinen rund 150 Mitstreitern um Flora und Fauna in den Jagdrevieren der Stadt. „Der Hegering ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Naturinteressierten. Nicht jedes Mitglied besitzt auch einen Jagdschein“, sagt der Langenbochumer, der die Geschicke des Hegerings seit 2012 führt.
Waschbären und Marderhunde ein Problem in Herten
Diejenigen Tiere, die keine natürlichen Feinde habe, wie etwa Waschbären, würden für einige zwar putzig aussehen, der Natur aber große Probleme bereiten, berichtet der Experte. Marderhunde verschonen zum Beispiel kein Gelege von Fasanen, Rebhühnern und Co., sagt Hubert Stoffers. Sie fressen die Eier und verkleinern so die Population, die bereits stark dezimiert ist.
Eine besondere Plage sind Nutria. Sie sind an jedem Bachlauf und besonders an den Fischteichen in der Ried und an den Schlossteichen zuhauf zu finden. Die Nager fressen viele Pflanzen wie etwa Schilf. Diese Tiere sollen sogar intensiv bejagt werden, erklärt Hubert Stoffers.
Viele Füchse in Herten fressen Kompost und Fastfood
Es findet sich ebenfalls eine Vielzahl an Füchsen in der Stadt, so der 59-jährige. Sie sind Kulturfolger, finden in der Nähe von Menschen ideale Lebensbedingungen. Sie ernähren sich in Herten von Katzenfutter, Kompost-Resten und weggeworfenem Fast Food. „Warum sollten sie noch jagen gehen, wenn sie hier alles bekommen?“, fragt Hubert Stoffers rein rhetorisch.
Aufgrund ihrer großen Zahl stellen Rabenkrähen ebenfalls in Problem dar. „Sobald die Bauern gesät haben, suchen die Krähen die Felder ab und picken das Saatgut heraus“, berichtet der Hertener Landwirt. Gänse und Tauben laben sich an Raps- und Erdbeer-Feldern. Für sogenannte Wildschäden können Jagdpächter haftbar gemacht werden. Sie ärgern sowohl die Landwirte als auch die Pächter.
Ebenfalls in Herten zu finden sind Hasen und Kaninchen sowie Tauben und Rebhühner. Rehwild und Wildschweine seien in den Jagdrevieren der Stadt eher selten anzutreffen.
Tierseuchen minimieren Wildtierbestand in Herten
Aufgrund der Hasen-Pest, der China-Seuche und der Geflügelpest dezimieren sich Hasen, Kaninchen und einige Geflügelsorten derzeit selbst.
Hubert Stoffers ärgert es derweil maßlos, wenn sich Spaziergänger nicht an die Regeln halten und zum Beispiel ihre Hunde frei laufen lassen. In einigen Fällen ist Rehwild zum Beispiel im Schlosswald von Hunden zu Tode gehetzt worden.
Um Wildtieren Rückzugsflächen zu bieten, pflanzen die Hegering-Mitglieder kleine Biotope oder bauen und installieren Nistkästen für Vögel. Zudem schaffen sie zum Beispiel Futter- und Wasserstellen für Rebhühner und pflanzen Wildkräuter an.
Hubert Stoffers ist Vorsitzender des Hegering Herten und passionierter Jagdhornbläser.
© Anna Lisa Oehlmann
© Anna Lisa Oehlmann
Jagdhornbläser Herten treffen sich zur Probe im Bürgerhaus-Süd
Hubert Stoffers ist mit dem Hobby „Jagd“ aufgewachsen. Seit mehr als 40 Jahren besitzt er seinen Jagdschein. „Bis auf eine Schwiegertochter besitzen bei uns in der Familie alle so einen Schein“, berichtet er. Der Langenbochumer ist zudem passionierter Jagdhornbläser – wie knapp 15 weitere Hegering-Mitglieder. Sie proben normalerweise gemeinsam im Bürgerhaus Süd.
Stoffers betont, dass er kein Trophäen-Sammler sei. „Das Schießen ist nur ein ganz kleiner Teil unserer Aufgabe. Die meisten von uns sitzen gern mit ihrem Hund in der Natur. Dabei kann man gut runterkommen. Es geht viel um den Naturschutz“, sagt er.
Hegering Herten bietet gemeinsame Aktivitäten wie Kochkurs an
Gemeinsames Jagen hat im vergangenen Jahr coronabedingt nicht stattgefunden. Auch die geplanten Aktivitäten wie Treibjagden, gesellige Abende oder gemeinsame Aktivitäten wie der Besuch eines Outdoor Escape-Spiels, Bogenschießen oder Kochkurse des Hegerings mussten aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Ein Drittel der Mitglieder sind Frauen. „Wir binden die ganze Familie mit ein“, sagt er und seine Ehefrau Ute nickt zustimmend. „Damit die Frauen nicht stinkig sind, weil die Männer abends und am Wochenende viel Zeit im Revier verbringen“, erklärt sie.
Interessenten können sich gern melden.
Bei der unteren Jagdbehörde sind acht Jagdreviere in Herten verzeichnet. Die Jagdpächter sind in jedem Jahr verpflichtet zu melden, wie viele Tiere in ihren Revieren auf welche Art zu Tode gekommen sind. Die Zahlen für das Jagdjahr 2020/21, das Ende März endete, hat Kreissprecherin Lena Heimers zusammengestellt.
Rehwild: verstorben 51 gesamt, davon 17 bei Verkehrsunfällen, 5 anderweitig tot aufgefunden worden (Totfund)Haarwild
Feldhasen: 5 verstorben, 2 durch Verkehrsunfall, 2 Totfunde
Wildkaninchen: 80 insgesamt, 6 durch Verkehrsunfall, 19 Totfunde
Füchse: 149 insgesamt, 12 durch Verkehrsunfall
Steinmarder: insgesamt 2, 1 Verkehrsunfall
Iltisse: 3 tot gefunden
Waschbär: 1
Marderhund: 1 TotfundFederwild
Rebhühner: 2, beides Totfunde
Fasanen: insgesamt 4, 2 durch Verkehrsunfall, 2 Totfunde
Ringeltaube: 162 insgesamt, 16 Totfunde
Kanadagänse: 56 insgesamt, 2 Totfunde
Nilgänse: 9, 1 Totfund
Stockenten: 16
Rabenkrähen: 73 insgesamt, 6 Totfunde
Elstern: insgesamt 42, 1 TotfundSonstige Wildtiere:
Nutrias: 13 insgesamt, 2 Totfunde
Bisam: 2 Verkehrsverluste