Ein günstiges Wetter für die Stechmücke

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Doreen Werner, Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im brandenburgischen Müncheberg, versichert: »Die Regenwochen im April und Mai haben zwar die Insekten beflügelt. Aber wir haben jetzt wieder ein ganz normales Mückenjahr.«

In geringerem Maße sei mit durch Mücken übertragenen Infektionen bei Menschen und Pferden zu rechnen, vor allem im Juli und August und regional bezogen auf vorwiegend Berlin, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Das Robert-Koch-Institut hält eine Ausweitung aber für möglich. Denn das Virus kann in Stechmücken überwintern. »Temperaturen über 20 Grad sind für die Vermehrung dieser Viren genial«, so die Biologin Doreen Werner. Einige Patienten leiden dann an grippeähnlichen Symptomen. Schwere Verläufe sind selten, können aber tödlich enden. Die Stechmücke mit weltweit etwa 3500 Arten ist hierzulande in rund 50 Arten verbreitet. Wegen der von ihnen übertragenen Krankheiten gelten sie aber als gefährlichste Tiere der Welt.

Wie bedrohlich sind Stechmücken?

Stechmücken sind als Überträger potenziell tödlicher Krankheiten bekannt. Experten zufolge kosten sie im Zuge der übertragenen Infektionen jährlich weltweit rund 750 000 Menschen das Leben. Sie sind nicht per se mit gefährlichen Erregern infiziert, sondern nehmen die Erreger während des Blutsaugens bei infizierten Tieren oder Menschen auf und geben sie weiter.

Wie ist die Lage Deutschland?

Derzeit ist das Risiko, mit einer Mücke mit einem gefährlichen Virus infiziert zu werden, sehr gering. 2019 erfasste das Robert-Koch-Institut erstmals fünf Infektionen mit dem ursprünglich aus Afrika stammenden West-Nil-Virus bei Menschen in Deutschland, die auf eine Übertragung durch hier heimische Mücken zurückgingen. 2020 registrierte das RKI 20 solche Erkrankungen, darunter einen Todesfall.

Ein günstiges Wetter für die Stechmücke

Welche Entwicklung ist zu erwarten?

Im Zuge der Klimakrise drohen auch in Deutschland neue Erkrankungswellen. Heimischen Arten werden immer häufiger gefährliche Erreger wie das West-Nil-Virus übertragen. Die Erderwärmung begünstigt diese Entwicklung, weil sich solche tropischen Erreger umso schneller in der Mücke vermehren, je wärmer es ist. Die Gefahr einer Übertragung wächst also. Bei einem heißen Sommer kann die Zahl der Fälle von West-Nil-Fieber schon in diesem Jahr erheblich sein, befürchten Experten.

Wie gefährlich sind die zugewanderten Mückenarten?

Schon ihr Name klingt bedrohlich: die Asiatische Tigermücke. Vor über zehn Jahren wurde diese tropische Stechmücke in Deutschland nachgewiesen. Der Kampf gegen die Verbreitung dürfte zur Daueraufgabe werden. Auch die Koreanische Buschmücke wird hierzulande nicht mehr zu vertreiben sein.

Folgen mit der Ausbreitung solcher Mücken auch tropische Krankheiten?

Für den Dengue-Erreger heißt es vom RKI, dass in Deutschland zumindest theoretisch eine Verbreitung möglich ist. Aber die hiesigen klimatischen Bedingungen sind für Übertragungen bisher wenig geeignet.

Was schützt am besten vor Mücken?

Lange, dichte Kleidung sowie Insektenspray und Insektennetze sind effektive Mittel. Wer im Haus oder Garten von den Insekten heimgesucht wird, sollte die Brutstätten wie Regentonnen, Vogeltränken und Blumentopf-Untersetzer austrocknen. Einen vorbeugenden medikamentösen Schutz gegen die Tiere oder die von ihnen übertragenen Krankheitserreger gibt es nicht.

Was hilft gegen Jucken am besten?

Bloß nicht kratzen. Das verlängert den Heilungsprozess und führt auch zu bakteriellen Infektionen. Experten raten, die Stichwunde mit einer alkoholischen Lösung zu desinfizieren. Kühlung oder punktuelle Hitze mindern den Juckreiz. dpa/nd