Enthalten Lebensmittel des täglichen Gebrauchs wesentlich mehr gegen Antibiotika resistente Bakterien, als bisher angenommen wurde? (Bild: HLPhoto/stock.adobe.com)
Teile den Artikel
Herkömmliche Methoden finden gefährliche Bakterien nicht
Antibiotikaresistente Salmonellen scheinen in Lebensmitteln deutlich häufiger vorzukommen, als bisher von Fachleuten angenommen wurde. Zudem stellte sich in einer aktuellen Studie heraus, dass herkömmliche Kultivierungsmethoden, welche zur Untersuchung von Nutztieren auf problematische Bakterien verwendet werden, häufig arzneimittelresistente Salmonellenstämme übersehen.
'
Die zunehmende Resistenz gegen Antibiotika wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eine der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit bewertet. Infektionen, welche in der Vergangenheit einfach behandelt werden konnten, sind durch die weit verbreiteten Antibiotikaresistenzen bei Bakterien wie Streptokokken und Salmonellen heute oftmals eine schwierige Herausforderung für die Medizin.
Kultivierungsmethoden unzuverlässig
Mit Hilfe ihrer neu entwickelten Technologie stellten die Forschenden der University of Georgia nun fest, dass herkömmliche Kultivierungsmethoden, die zur Untersuchung von Nutztieren auf problematische Bakterien verwendet werden, häufig arzneimittelresistente Salmonellenstämme übersehen. Die Ergebnisse der entsprechenden Studie können in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Antimicrobial Agents and Chemotherapy“ nachgelesen werden.
Salmonellenstämme wurden häufig nicht erkannt
Bei der Untersuchung zeigte sich, dass tatsächlich 60 Prozent der Kotproben von Rindern mehrere Salmonellenstämme enthielten, welche von traditionellen Testmethoden übersehen wurden. Noch alarmierender sei aber, dass etwa eine von zehn Proben positiv auf einen medikamentenresistenten Salmonellenstamm mit der Bezeichnung Salmonella Reading getestet wurde. Salmonella Reading ist resistent gegen Antibiotika, und kann bei Menschen schwere Erkrankungen hervorrufen, so das Team.
Neue Methode analysiert alle Salmonellenarten
Mit Hilfe ihrer neuen Methode CRISPR-SeroSeq konnten die Forschenden alle in einer Probe vorhandenen Salmonellenarten analysieren. Herkömmliche Methoden untersuchen dagegen lediglich eine oder zwei Kolonien von Bakterien und übersehen möglicherweise einige Salmonellenstämme vollständig, erläutern die Fachleute.
Die neue Technologie identifiziert molekulare Signaturen in den CRISPR-Regionen der Salmonellen, einem speziellen Teil der Bakterien-DNA. Dies half dem Team, zu bestimmen, welche Bakterienstämme am häufigsten vorkommen.
In der aktuellen Studie fanden die Forschenden tatsächlich mehrere Salmonellenstämme im Kot von Rindern, bevor die Tiere mit dem Antibiotikum Tetracyclin behandelt wurden. Nach der Behandlung wurden mehrere der dominanten Salmonellenstämme in der Probe ausgelöscht, wodurch allerdings Salmonella Reading gedeihen konnte, erklären die Fachleute.
Antibiotikaresistenter Stamm wurde in Proben übersehen
Traditionelle Kultivierungsmethoden übersahen den antibiotikaresistenten Stamm in den ursprünglichen Proben. Erst als das Antibiotikum die häufiger vorkommenden Stämme eliminierte, konnten herkömmliche Methoden Salmonella Reading in den Proben nachweisen, berichten die Forschenden weiter.
Tests unterschätzen Menge von antibiotikaresistenten Bakterien
„Dies deutet darauf hin, dass herkömmliche Tests die Menge an antibiotikaresistenten Bakterien in der Vergangenheit unterschätzt haben”, erläutert Studienautorin Nikki Shariat vom College of Veterinary Medicine. Bei CRISPR-SeroSeq handele es sich dagegen um ein viel empfindlicheres Werkzeug.
Ergebnisse helfen das optimale Antibiotikum auszusuchen
„Wir müssen die antimikrobiellen Resistenzprofile der Bakterien kennen, die in den Tieren vorhanden sind. Dieses Wissen könnte dazu führen, dass wir die Art des Antibiotikums, welches wir zur Behandlung kranker Tiere verwenden, anders wählen. Es kann uns auch helfen, das beste Antibiotikum für Menschen auszuwählen, die durch den Verzehr von kontaminiertem Fleisch krank werden“, fügt die Expertin in einer Pressemitteilung der University of Georgia hinzu.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die derzeitigen Überwachungsmaßnahmen das Ausmaß der Belastung mit antibiotikaresistenten Bakterien wahrscheinlich unterschätzen. Da sich Behörden wie die FDA, USDA und CDC zur Feststellung der Resistenzen immer noch auf traditionelle Probenahmemethoden verlassen, könnten sie möglicherweise Reservoirs von arzneimittelresistenten Bakterien übersehen, so das Team.
„Das Problem ist, dass man Hunderte von Salmonellenkolonien in einer Probe hat, aber nur eine oder zwei davon zum Testen auswählt. Es wird zu einem Zahlenspiel, bei dem die Forscher nur die am häufigsten vorkommenden auswählen, und das bedeutet, dass sie die verschiedenen Arten von Salmonellen, die vorhanden sind, unterschätzen“, fügt Shariat hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
Autor:
Alexander Stindt
Quellen:
University of Georgia: Antibiotic-resistant bacteria found in cattle (veröffentlicht 30.06.2021), University of Georgia
Amy T. Siceloff, Naomi Ohta, Keri N. Norman, Guy H. Loneragan, Bo Norby et al.: Antimicrobial Resistance Hidden within Multiserovar Salmonella Populations, in Antimicrobial Agents and Chemotherapy (veröffentlicht 18.05.2021), Antimicrobial Agents and Chemotherapy
Wichtiger Hinweis:Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.