Diese WhatsApp Nachricht habe ich letzte Woche von einem Kumpel bekommen: "Sag mal, träumst du in letzter Zeit auch fast jede Nacht irgendeinen Scheiß?" Ich habe über seine Nachricht nachgedacht und tatsächlich geht es mir genau so. Seitdem in Deutschland wieder der Teil-Lockdown gilt, träume ich gefühlt viel mehr, und auch viel intensiver. Damit bin ich wohl nicht allein: Weil es schon während der ersten Welle im Frühling vielen Menschen so ging, gibt es mittlerweile sogar Studien dazu, wie sich das Traumverhalten durch die Pandemie verändert hat.
Unser Unterbewusstsein hat mehr Raum für Diffuses
Warum träumen wir also in letzter Zeit so seltsames Zeug? Träume wie den von meinem Kumpel Basti: "Ich träume in letzter Zeit so viel Müll, zum Beispiel gestern war ich im Traum mit ein Paar Freunden bei meinen Großeltern, und irgendwann haben die mich einfach allein gelassen und meinten, sie waren eh nur mit mir befreundet, weil sie meine Großeltern so cool finden." Ein Forscherteam aus London geht davon aus, dass wir durch die soziale Isolation und unseren, mittlerweile vielleicht monotonen Alltag auch einfach weniger Sinneswahrnehmungen haben. Je weniger Reize im Traum verarbeitet werden müssen, desto mehr Raum hat unser Unterbewusstsein, um diffuse Gedanken zu entwickeln.
Dadurch, dass wir im Alltag mehr Zeit haben um unsere Gedanken noch mal zu reflektieren, verbessert sich auch unser Erinnerungsvermögen, und wir wissen am nächsten Morgen noch, was letzte Nacht passiert ist. Für manche ist das einfach ein seltsamer Wirrwarr, aber viele Menschen erinnern sich nach dem Aufstehen an alles- leider auch an ihre Alpträume. Denn die kommen während der Pandemie sehr viel häufiger vor. Das erzählt auch meine Freundin Lena: "Ich träume ständig dass jemand aus meinem engeren Familien- und Freundeskreis brutal ermordet wird - also wirklich brutal. Letztens wurde einem der Kopf abgehackt und das wurde gefilmt, weil es eine Doku war.
Wir träumen doppelt so häufig von Angst und Wut
In Träumen verarbeiten wir oft Dinge, die uns Angst machen oder auch wütend. Eine Studie von Natalia Mota, einer Psychologin aus Brasilien, hat ergeben, dass die Themen Angst und Wut seit der Corona Krise fast doppelt so häufig in unseren Träumen vorkommen. Das liegt vermutlich einfach daran, dass wir auch in unserem Alltag öfter mit diesen Gefühlen konfrontiert sind. Wir machen uns Sorgen um Familienmitglieder, sind wütend auf manche Menschen, und allgemein frustriert darüber, wie sich dieses Jahr entwickelt. Da ist es kein Wunder, dass wir öfter mal Alpträume haben.
Die brasilianische Studie hat außerdem gezeigt, dass wir zusätzlich zu Themen wie Angst und Wut, scheinbar auch öfter von Themen wie Hygiene, Krankheit oder Ansteckung träumen. Woran das liegt, muss ich glaube ich nicht weiter erklären. Dass wir öfter Träumen hat aber auch etwas Gutes. Denn wer sich an Träume erinnern kann, hat die Möglichkeit sich viel intensiver mit sich selber zu beschäftigen. Wir kriegen dadurch teilweise mit, was in unserem Unterbewusstsein passiert und können uns auf unsere Ängste und Sorgen einlassen. Außerdem hat man in einer Studie aus den USA herausgefunden, dass wir in unserem Gegenüber Empathie wecken, wenn wir über unsere Träume sprechen.
... und von Hygiene, Krankheit oder Ansteckung
Selbst wenn man durch seine Träume keine bahnbrechende Selbsterkenntnis erreicht - entsteht daraus doch manchmal einfach eine witzige Geschichte die man teilen kann, wie die von meiner Freundin Johanna: "Ich habe gestern geträumt dass der Wettermann von der Tagesschau vom Verfassungsschutz gesucht wurde. Der hat sich dann bei uns daheim eingenistet und wir mussten den decken."