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Daniel Baumann
Pamela Dörhöfer
Nadine Leichter
Alicia Lindhoff
Rund um das neuartige Coronavirus herrscht viel Unsicherheit. Wir beantworten Fragen rund um Corona und die Lungenkrankheit Covid-19.
Das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2, das die Lungenkrankheit CoVid-19 auslöst, hält die Welt in Atem - und es wirft im Alltag viele Fragen auf. Wir beantworten sie, täglich neu, an dieser Stelle.
Im Sommer sind viel weniger Menschen erkältet als in der kalten Jahreszeit. Gibt es neue Erkenntnisse, ob sich durch die warmen Temperaturen auch das Coronavirus zurückziehen wird?
Erkältungs- und Grippeviren mögen keine Hitze und auch keine hohe Luftfeuchtigkeit. Das trifft auch auf die vier harmloseren Vertreter aus der Familie der Coronaviren zu, die jedes Jahr kursieren und meist leichte grippale Infekte verursachen. Laut einer Studie von 2010 sind sie in unseren Breiten vor allem zwischen Dezember und April aktiv. Deshalb ist es denkbar, dass sich auch das neuartige Coronavirus so verhalten und im Sommer verschwinden oder sich zumindest abschwächen wird.
Eine Studie von Wissenschaftlern der US-Regierung scheint diese Hoffnung zu nähren. Sie haben in einem Experiment beobachtet, dass UV-Strahlen das Virus abtöten, wie William Bryan, Wissenschafts- und Technologieberater des Heimatschutzministeriums, bei einem Pressetermin mit Präsident Donald Trump berichtete. Demnach sank die Halbwertszeit von Sars-CoV-2 von 18 Stunden auf eine Stunde, wenn die Luft in der Umgebung von normaler Zimmertemperatur auf etwa 35 Grad Celsius erwärmt und die Luftfeuchtigkeit von 20 auf 80 Prozent gesteigert wurde. Kam noch Sonnenlicht hinzu, so sank die Halbwertzeit nach Angaben von William Bryan bei Raumtemperatur und einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent auf nur noch zwei Minuten.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Virus am schnellsten bei direkter Sonneneinstrahlung stirbt und dabei die UV-Strahlung die Hauptrolle spielt. Die Ergebnisse sind bislang jedoch noch nicht in schriftlicher Form publiziert und auch noch nicht von anderen Wissenschaftlern begutachtet worden. Außerdem handelt es sich um Experimente – ob sich das Virus auch „im normalen Leben“ so verhält, ist nicht sicher. Aber: Auch andere Studien haben eine Abhängigkeit des Coronavirus von Temperatur und Luftfeuchtigkeit festgestellt. Es ist eine Hoffnung, die allerdings nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass das Virus dann wie andere Erreger von Atemwegsinfekten auch im Herbst wiederkehren könnte
Raucher galten bisher als Risikogruppe für einen schweren Verlauf bei einer Infektion mit dem Coronavirus. Laut einer neuen Studie aus Frankreich erkranken aber viel weniger Raucher an Covid-19 als in der allgemeinen Bevölkerung. Schützen Zigaretten oder einige ihrer Bestandteile gar vor dem Virus?
Beobachtungen scheinen diese Annahme zu stützen – auch wenn sie verwundert, da Rauchen nachweislich den Atemwegen schadet. Weltweit liegt der Anteil der Raucher unter den Covid-19-Patienten aber tatsächlich nur zwischen 1,4 und 12,5 Prozent. Eine Studie aus Frankreich hat sich gezielt diesem Thema gewidmet und zu dem Ergebnis geführt, dass von 500 untersuchten Covid-19 Patienten – sie waren unterschiedlich schwer erkrankt – lediglich fünf Prozent Raucher waren. Forscher vermuten deshalb, dass Nikotin möglicherweise eine schützende Wirkung hat. Das könnte damit zu erklären sein, dass das Alkaloid sich an Zellrezeptoren anhaftet, die auch das Coronavirus nutzt, so Jean-Pierre Changeux vom Institut Pasteur und Collège France. Die Konsequenz: Sind die Rezeptoren bereits vom Nikotin besetzt, kann Sars-CoV-2 nicht in die Zellen eindringen. Die französischen Wissenschaftler wollen in einer Fortsetzung ihrer Studie jetzt untersuchen, ob Nikotinpflaster eine schützende Wirkung entfalten – und es gegebenenfalls sinnvoll sein könnte, Personal in Kliniken und Pflegekräfte damit auszustatten.
Diese Überlegungen und die Publikation der ersten Studienergebnisse haben in Frankreich zu einem Ansturm auf Nikotinpflaster geführt. Das sollte man unterlassen: Zum einen ist die schützende Wirkung von Nikotin längst nicht nachgewiesen, schon oft gab es im Zusammenhang mit dem Coronavirus Vermutungen, die später revidiert werden mussten. Zum anderen sind Nikotinpflaster zwar nicht so schädlich wie das Rauchen, gesund sind sie aber auch nicht. Gänzlich unsinnig wäre es, aus Angst vor einer Infektion mit dem Rauchen anzufangen oder gefasste Vorsätze, damit aufzuhören, über Bord zu werfen. Tabakkonsum ist nachweislich einer der größten Risikofaktoren für viele Erkrankungen, darunter Herzinfarkt, Krebs und die chronisch-obstruktive Lungenkrankheit COPD. Die mit dem Rauchen verbundenen Gefahren sind viel größer als das Risiko, sich mit Sars-CoV-2 zu infizieren und dadurch schwer zu erkranken.
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Rauchen schädigt nachweislich die Atemwege. Dennoch liegt der Anteil der Raucher unter den Covid-19-Patienten nur zwischen 1,4 und 12,5 Prozent.
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Ein Musiker teilt sich einen Proberaum mit zwei anderen zu jeweils unterschiedlichen Tageszeiten. Im Raum gibt es eine Belüftung/Klimaanlage. Besteht eine Infektions-Gefahr?
Musik zu machen kann gerade in Zeiten der Corona-Krise eine schöne Ablenkung sein. Diesem Hobby oder Beruf kann man auch dann weiter nachgehen, wenn man dazu einen Proberaum nutzt, den man sich mit anderen teilt. „Die beschriebene Situation ist als unbedenklich anzusehen, sofern die Musiker alle gesund sind“, erläutert der Epidemiologe Udo Götsch vom Gesundheitsamt Frankfurt am Main. „Da der Raum klimatisiert ist und die Nutzung nicht simultan erfolgt, besteht aus unserer Sicht kein Infektionsrisiko.“
Vorsichtshalber kann man Stellen desinfizieren, die häufig angefasst werden (zum Beispiel Verstärker oder Türgriffe). Allerdings sind Schmierinfektionen über Oberflächen eher unwahrscheinlich und dem Bundesamt für Risikobewertung bisher nicht bekannt.
Im Netz kommen Stimmen auf, die vor gesundheitlichen Folgen von Mundschutzmasken warnen. Weil die Luft beim Ausatmen nicht entweichen könne, steige der Anteil von Kohlendioxid im Blut. Ist das gefährlich, insbesondere für Kinder?
Ein Arzt gibt für die Verwendung gewöhnlicher Stoffmasken Entwarnung: Alle können einen Mundschutz aus Stoff tragen – auch Kinder. „Das ist gar kein Problem“, sagt der Berliner Mediziner und Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Jakob Maske. „CO2 ist ein Gas und bleibt im Stoff nicht hängen.“ Von komplett geschlossenen Abdeckungen – etwa Staubschutzmasken aus dem Baumarkt – rät der Kinderarzt allerdings ab.
Das geringere Lungenvolumen bei Kindern sei zudem auch nicht so klein, als dass die Atemluft Platz zwischen Gesicht und Mundschutz hätte, so Maske. „Da besteht auch für kleinste Kinder keinerlei Gefahr.“ Mit jedem Atemzug komme wieder ausreichend frische sauerstoffreiche Luft in die Lungen. Es gebe jedoch altersbedingte Einschränkungen. „Unter zwei Jahren kann ein Kind kaum einen Gesichtsschutz tragen“, sagte der Kinder- und Jugendarzt Ulrich Fegeler, ebenfalls BVKJ-Mitglied. Zudem: Wer selbst einen Schutz bastelt, sollte keine Staubsaugerbeutel verwenden. Diese enthalten laut dem Drogerieunternehmens DM häufig ein feines, antibakteriell wirkendes Pulver. Dieses einzuatmen sei „sowohl für Lunge als auch Verdauungsorgane gesundheitsschädigend“.
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Von komplett geschlossenen Abdeckungen – etwa Staubschutzmasken aus dem Baumarkt – rät der Kinderarzt ab.
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Wenn ein Mieter wegen der Corona-Krise erst nach dem Kündigungstermin aus seiner Wohnung ausziehen kann, muss er dann für die verbleibende Zeit noch Miete bezahlen?
Eine Vormieterin, die nicht ausziehen kann; ein Umzugsunternehmen, das nicht arbeitet; oder der vergebliche Versuch, eine Wohnung zu finden, weil der Mietmarkt zum Erliegen gekommen ist: Dafür, dass Mieter derzeit möglicherweise nicht rechtzeitig aus ihrer Wohnung ausziehen können, kann es eine ganze Reihe von Gründen geben. Doch was passiert dann?
Rausgeworfen werden können Sie von den Eigentümern nicht so leicht, dafür müssen diese erst vor Gericht ziehen und eine Räumungsklage gewinnen. Aber wird für die Tage, in denen „überzogen“ wird, auch Miete fällig?
„Mit dem Ende des Mietverhältnisses endet die Pflicht des Mieters, Miete zu zahlen“, erläutert Stefan Bentrop, Justiziar des Deutschen Mieterbundes. „Gibt der Mieter die Wohnung dann nicht zurück, muss er dem Vermieter anstelle der Miete eine sogenannte Nutzungsentschädigung zahlen (§ 546a BGB). Sie ist zu zahlen, bis der Mieter die Wohnung an den Vermieter zurückgibt und berechnet sich taggenau bis zur Rückgabe.“ Nach dem Gesetz kann der Vermieter demnach wählen, ob er für die Berechnung der Entschädigung die bis dahin vertraglich vereinbarte Miete einschließlich der Betriebskosten zugrundelegt und somit die anteilige Miete für diesen Zeitraum verlangt oder ob er die bei einer Neuvermietung erzielbare ortsübliche Miete einschließlich der Betriebskosten zugrundelegt und dann die anteilige ortsübliche Miete für diesen Zeitraum verlangt.
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Dafür, dass Mieter derzeit möglicherweise nicht rechtzeitig aus ihrer Wohnung ausziehen können, kann es eine ganze Reihe von Gründen geben.
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Müssen Mieter auch in Corona-Zeiten ihre Wohnung öffnen, wenn der Vermieter Handwerker schickt, die zum Beispiel die Fensterrahmen streichen sollen?
Die Instandhaltung von Gebäuden ist häufig von langer Hand geplant, die Handwerker sind bestellt und beauftragt. Und in normalen Zeiten müssen die Mieter nach dem Gesetz die Maßnahmen des Vermieters dulden, die zur Instandsetzung der Mietsache erforderlich sind. Das heißt, er muss die beauftragten Handwerker in die Wohnung lassen, damit die Arbeiten durchgeführt werden können.
Doch wie sieht es in Corona-Zeiten damit aus? „Diese Duldungspflicht kann ausnahmsweise entfallen, wenn die Durchführung der Maßnahme für den Mieter unzumutbar ist“, erläutert der Rechtsexperte des Deutschen Mieterbundes, Stefan Bentrop, auf Anfrage der Frankfurter Rundschau. Feste Regeln gibt es hierfür allerdings nicht, es kommt auf die Umstände des Einzelfalls an, wozu auch die Schwere der Beeinträchtigung und die Dringlichkeit der Maßnahmen gehören. „Während der Pandemie kommt dem Gesundheitsschutz besondere Bedeutung zu“, so Bentrop. „Maßnahmen, die nicht dringend sind, müssen daher aus Sicht des Mieterbundes auf die Zeit nach der Pandemie verschoben werden. Bei notwendigen Maßnahmen muss der Mieter aber Zugang zur Wohnung gewähren, allerdings sind notwendige Schutzmaßnahmen zu beachten.“
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Die Instandhaltung von Gebäuden ist häufig von langer Hand geplant.
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Zurzeit ist wieder Pollensaison, viele Menschen leiden unter Heuschnupfen. Haben Pollen-Allergiker ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bei Covid-19? Und wie sieht es mit Asthma aus?
Bei Menschen mit Heuschnupfen reagiert das Immunsystem übermäßig stark auf die in der Luft fliegenden Pollen bestimmter Bäume, weil es die eigentlich harmlosen Stoffe als gefährlich ansieht.
Bei einer echten Bedrohung durch Krankheitserreger verhält sich die Abwehr von Heuschnupfen-Patienten aber völlig normal – weder überschießend noch zu schwach. Deshalb sind Pollenallergiker durch Covid-19 auch nicht in besonderer Weise gefährdet, es sei denn, sie hätten andere Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes. Aus einem Heuschnupfen kann sich aber auch ein Asthma als schwerere allergische Erkrankung entwickeln. Mediziner sprechen dann von einem „Etagenwechsel“, weil die Allergie von den oberen in die unteren Atemwege übergreift. Die Vermutung liegt nahe, dass Asthmatiker durch Covid-19 besonders gefährdet sein könnten. Die „Lungenärzte im Netz“ gehen nach aktuellem Kenntnisstand jedoch nicht von einem grundsätzlich erhöhten Risiko aus – vorausgesetzt allerdings, dass Asthmatiker medikamentös gut eingestellt sind, ihre Medikamente regelmäßig einnehmen und damit auch beschwerdefrei sind. Asthmatiker, die trotz der Therapie noch Symptome haben, könnten nach Ansicht der Lungenärzte hingegen ein höheres Risiko für einen schwereren Verlauf bei Covid-19 haben. Das gilt umso mehr für ältere Menschen mit einem schweren Asthma.
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Pollenallergiker sind durch Covid-19 auch nicht in besonderer Weise gefährdet.
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Wiederholt ist vor allem aus den USA der Verdacht geäußert worden, das Sars-Coronavirus-2 stamme aus einem Labor in der chinesischen Stadt Wuhan. Kann etwas dran sein an solchen Vermutungen?
Bereits von Beginn der Epidemie an kursierten Gerüchte, das Coronavirus sei aus einem Labor entwichen, bis hin zum Verdacht, es handele sich um eine Biowaffe, die versehentlich oder absichtlich freigesetzt wurde. Die Theorie, dass chinesische Forscher den Erreger künstlich hergestellt haben, sehen internationale Wissenschaftler allerdings als äußerst unwahrscheinliches Szenario an, weil sich in Sars-CoV-2 keine Hinweise auf genetische Manipulationen finden und das Virus insgesamt zu „unperfekt“ erscheint.
Doch wie sieht es mit einem Unfall aus? Tatsache ist, dass in Wuhan das Institut für Virologie ansässig ist, das die größte Virusbank Asiens beherbergt. Auch mit Coronaviren wird dort gearbeitet. Könnte Sars-CoV-2 bei einem Zwischenfall ungewollt freigesetzt worden sein? Sogar die renommierte „Washington Post“ sieht das als wahrscheinlich an. Der Leiter des Wuhan-Instituts für Virologie, Yuan Zhiming, hat die Vorwürfe aus den USA in einem Interview mit dem chinesischen Staatsfernsehen zurückgewiesen.
In den Fokus geraten ist zuletzt vor allem die Virologin Shi Zheng-Li, die Coronaviren erforscht und dafür Fledermäuse nutzt, die sie selbst in Höhlen sammelt, was ihr den Spitznamen „Batwoman“ eingebracht hat. Wissenschaftler vermuten, dass Fledermäuse die ersten Wirte von Sars-CoV-2 waren. Shi Zheng-Li war die Erste, die berichtete, dass das neuartige Coronavirus große genetische Ähnlichkeit mit verwandten Erregern in Fledermäusen besitzt.
Ausgeschlossen ist das Unfall-Szenario nicht. Dagegen und für einen natürlichen Ursprung der Pandemie spricht jedoch, dass Coronaviren, die in Schuppentieren gefunden wurden, eine größere Übereinstimmung mit dem Covid-19-Erreger besitzen als das Virus in Fledermäusen. Schuppentiere könnten deshalb die Zwischenwirte gewesen sein, von denen das Virus auf den Menschen übergesprungen ist. Sie gelten in China als Delikatesse, ihre Schuppen werden für die Traditionelle Chinesische Medizin verwendet.
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Für einen natürlichen Ursprung der Pandemie spricht jedoch, dass die Coronaviren in Schuppentieren gefunden wurden.
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Als 72-Jährige mit Vorerkrankungen beruhigen mich die Zahlen der Genesenen nicht wirklich. Gibt es denn Zahlen darüber, wie viele Menschen, die wegen Corona intensivmedizinisch behandelt werden mussten, später dann als genesen entlassen werden konnten? Gibt es die nach Altersgruppen gefiltert?
Laut dem Situationsbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom 18. April sind bislang 6365 abgeschlossene intensivmedizinische Behandlungen von Covid-19-Patientinnen und -Patienten erfasst. In mehr als zwei Dritteln der Fälle überlebten die Patienten, 1929 Personen (30 Prozent) konnten nicht gerettet werden und verstarben.
Die Zahlen stammen aus dem Intensivregister der deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), des RKI und der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). An diesem beteiligen sich aktuell 1189 Klinikstandorte mit Intensivstationen in Deutschland, damit bildet das Register nicht die Gesamtzahl der Covid-19-Intensivpatienten ab.
Das Alter der genesenen und verstorbenen Intensivpatientinnen und -patienten ist demnach nicht erfasst. Bekannt ist aber, dass über 70-Jährige insgesamt 18 Prozent der zum oben genannten Stichtag 137.439 übermittelten Covid-19-Fälle ausmachen. Zugleich waren 86 Prozent 4110 (Stand 18. April 2020) verstorbenen Covid-19-Patienten über 70 Jahre alt. Demnach sind bislang etwas mehr als 14 Prozent der am neuartigen Coronavirus erkrankten Über-70-Jährigen an diesem gestorben.
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Etwa 30 Prozent der intensivmedizinisch behandelten CoVid-19-Patienten überleben nicht.
© dpa
Ist man nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung immun, oder kann man erneut erkranken und auch andere anstecken?
Diese Frage beschäftigt die Wissenschaft seit dem Aufkommen des neuartigen Coronavirus und ist von elementarer Bedeutung. Denn nur wenn genug Menschen immun gegen das Virus sind – sei es durch eine durchgemachte Infektion oder eine Impfung –, kann seine Ausbreitung langfristig gestoppt werden. Bislang geht man davon aus, dass Menschen, die eine Infektion mit Sars-CoV-2 hinter sich gebracht haben, immun sind und dann nicht noch einmal erkranken – und auch keine anderen Menschen anstecken können. Wie lange diese Immunität anhält, ob ein Leben lang, mehrere Jahre oder nur Monate, ist bislang allerdings noch nicht geklärt.
Zu Unsicherheit auch in der Fachwelt haben in den vergangenen Tagen Meldungen geführt, dass in Südkorea 91 ehemalige Covid-19-Patienten, die als offiziell genesen galten, erneut positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurden. Die Ursachen dafür sind noch unklar. Wie das „Deutsche Ärzteblatt“ berichtet, vermutet Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), dass die Patienten vorher falsch negativ diagnostiziert wurden. Das würde bedeuten, es wurde fälschlicherweise angezeigt, dass sie kein Virus mehr in sich tragen. Laut Wieler könnte es sein, dass das Virus nach der Erkrankung noch eine gewisse Zeit lang ausgeschieden werde, es sich aber nur um Erbgut des Erregers handele und nicht mehr um vermehrungsfähige Viren. Der RKI-Präsident geht deshalb nicht davon aus, dass es sich bei den Fällen aus Südkorea um Reinfektionen im großen Stil handelt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat angekündigt, die Fälle untersuchen zu wollen.
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Nach einer überstandenen Covid-19-Infektion sind Betroffene wohl immun. Unklar ist allerdings, wie lange.
© Uwe Anspach/dpa
Die Bundesregierung hat beschlossen, dass ins Land Einreisende ab Karfreitag in eine zweiwöchige häusliche Quarantäne sollen. Gilt das auch für Pflegekräfte aus Osteuropa?
Laut der Verordnung der Bundesregierung sind Saisonarbeitskräfte – also „Personen, die zum Zweck einer mindestens dreiwöchigen Arbeitsaufnahme in das Bundesgebiet einreisen“ – explizit von der Quarantäne-Pflicht ausgenommen. Das Gleiche gilt für Menschen, deren Tätigkeit dazu dient, die „Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens“ aufrechtzuerhalten. Pflegekräfte aus dem Ausland müssen also die ersten zwei Wochen nach ihrer Einreise nicht unter Quarantäne verbringen und dürfen sofort arbeiten.
Damit diese Sonderregelung greift, müssen allerdings zwei Bedingungen erfüllt sein. Zum einen müssen die Arbeitgeber der Betroffenen dafür Sorge tragen, dass sowohl dort, wo sie untergebracht sind, als auch am Arbeitsort in den ersten 14 Tagen nach ihrer Einreise „gruppenbezogen betriebliche Hygienemaßnahmen und Vorkehrungen zur Kontaktvermeidung außerhalb der Arbeitsgruppe ergriffen werden“, die einer Quarantäne vergleichbar sind. Der temporäre Wohnort darf in dieser Zeit nur zur Ausübung der beruflichen Tätigkeit verlassen werden.
Die zweite Bedingung: Der Arbeitgeber muss den Arbeitseinsatz vor Beginn bei der zuständigen Behörde melden und die ergriffenen Vorkehrungen dokumentieren. Allerdings arbeitet zumindest im häuslichen Bereich in Deutschland der Großteil der ausländischen Betreuungs- und Pflegekräfte, ohne offiziell gemeldet zu sein. Bei all diesen Menschen greift die beschriebene Ausnahmeregel nicht.
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Pflegekräfte aus Osteuropa dürfen in Deutschland sofort mit der Arbeit beginnen - wenn einige Voraussetzungen erfüllt sind.
© imago/photothek
Kann es riskant sein, in Wohnanlagen Gemeinschaftseinrichtungen wie eine Sauna, ein Schwimmbad oder einen Fitnessraum zu nutzen?
Sofern solche gemeinschaftlichen Einrichtungen nicht ohnehin derzeit geschlossen sind, ist Vorsicht geboten. Zunächst einmal gelten dort die gleichen Abstandsregeln wie im öffentlichen Raum auch: Eineinhalb bis zwei Meter sollte man sich von anderen Menschen entfernt halten. Vor allem in einer Sauna könnte sich das allerdings schwierig gestalten.
Grundsätzlich herrscht in Sauna und Schwimmbad zwar kein erhöhtes Risiko einer Ansteckung; im Allgemeinen mögen Viren Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit nicht so gerne, ab einer Temperatur von 60 Grad Celsius gehen sie zugrunde.
Gleichwohl kann das Coronavirus auch in einer Sauna über Tröpfcheninfektion weitergegeben werden – und das umso mehr, wenn gerade besonders viel Luft herumgewirbelt wird. Nach heutigem Kenntnisstand ist es eher unwahrscheinlich, dass man sich über Wasser anstecken kann. Allerdings ist sowohl im Schwimmbad als auch im Fitnessraum zu beachten, dass Menschen, die sich körperlich angestrengt haben und außer Puste sind, über ihren Atem mehr feine Tröpfchen ausstoßen.
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Öffentliche Schwimmbäder haben ohnehin geschlossen, doch was ist mit dem gemeinsamen Pools, die es in manchen Wohnanlagen gibt?
© picture alliance/dpa
Erhöht Rauchen das Risiko für einen schweren Verlauf der Erkrankung mit CoVid-19?
Was zu vermuten war, bestätigen nun mehrere Studien: Menschen, die rauchen, zählen zu den Risikogruppen für einen schweren Verlauf bei einer Infektion mit dem Sars-Coronavirus-2.
Das hat zum einen damit zu tun, dass Raucher häufiger als Nichtraucher unter Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, die ihrerseits einen Risikofaktor für eine schwere Covid-19-Erkrankung darstellen. Zum anderen erhöht aber auch das Rauchen selbst die Gefahr dramatischer Symptome bei einer Infektion – und das gleich in zweifacher Weise.
So sind die oft vorgeschädigten Lungen grundsätzlich anfälliger; auch mit einer Influenza haben Raucher häufig länger zu kämpfen als Nichtraucher. Kanadische Wissenschaftler haben jetzt zudem herausgefunden, dass an den Zellen in den Atemwegen von Rauchern verstärkt der Rezeptor ACE2 zu finden ist, den das Sars-Coronavirus-2 nutzt, um in die Zellen zu gelangen.
Der gleiche Befund gilt auch für Patienten mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), die meist eine Folge langjährigen Rauchens ist.
Die Corona-Pandemie sei deshalb „ein guter Grund mehr für einen Rauchstopp“, schreibt das Deutsche Krebsforschungszentrum in einer Mitteilung.
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Gleich mehrere Gründe gibt es dafür, dass Raucher zu den Risikogruppen für einen schweren Verlauf zählen.
© AFP
Patienten, die sehr schwer an Covid-19 erkrankt sind, müssen oft Sauerstoff erhalten oder bei besonders lebensbedrohlichen Verläufen sogar künstlich beatmet werden. Was ist der Unterschied und was passiert dabei im Einzelnen?
Eine Infektion mit dem Sars-Coronavirus-2 kann bei schweren Verläufen der Lunge so sehr zusetzen, dass sie ihre Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen kann, Sauerstoff an das Blut abzugeben und auf diesem Weg die Organe damit zu versorgen. Mit fortschreitender Infektion kann es dann zu einer zunehmenden Atemnot kommen, was bei Covid-19 mitunter sehr schnell geschieht. Dann muss Sauerstoff von außen zugeführt werden – bei nicht ganz so dramatischen Fällen über eine Nasenmaske, -brille oder -sonde. Häufig reicht das jedoch nicht aus. Außerdem ist diese Art der Sauerstoffzufuhr bei Covid-19 auch deshalb nicht ganz unproblematisch, weil dabei viele Aerosole entstehen, die eine Ansteckungsgefahr für das behandelnde medizinische Personal bergen.
Bei der Beatmung über ein Beatmungsgerät werden die Patienten mit einem Narkosemittel in ein künstliches Koma versetzt und bekommen einen Schlauch in die Luftröhre eingeführt. Diese Menschen atmen dann nicht mehr alleine, stattdessen drückt die Maschine über den Schlauch den Sauerstoff in die Lunge. Manche Patienten werden dabei auf den Bauch gedreht, damit auch die hinteren Lungenflügel erreicht werden, wo sich sonst Flüssigkeit sammeln könnte. Die Beatmung über ein Beatmungsgerät muss ständig überwacht werden und erfordert Erfahrung: Einerseits muss ausreichend Druck ausgeübt werden, damit Sauerstoff im Blut ankommt. Andererseits kann zu viel Druck das Lungengewebe schädigen. Eine Gewähr, dass sich der Zustand danach bessert, gibt es nicht. Außerdem müssen die Patienten nachher entwöhnt werden, je länger sie beatmet wurden, desto schwieriger gestaltet sich das.
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Anders als die nichtinvasive Methode der Sauerstoffzufuhr ist eine Beatmung über ein Beatmungsgerät ein invasives Verfahren
© afp
Eine Veranstaltung, für deren Ticket ich schon bezahlt habe, ist wegen der Corona-Krise abgesagt worden. Doch der Veranstalter weigert sich, die Kosten zu erstatten, weil im Sommer ein Ersatztermin angeboten wird – an dem ich allerdings keine Zeit habe. Ist das rechtens?
Die Verbraucherzentrale hat zu dieser Frage eine klare Position: Grundsätzlich müsse niemand die Verschiebung einer Veranstaltung hinnehmen, wenn auf dem ursprünglichen Ticket ein konkreter Termin genannt wurde. Das gelte auch dann, wenn der Veranstalter – wie im Fall der Corona-Pandemie – die Verschiebung nicht selbst verschuldet hat. Anderslautende Klauseln in den AGB der Veranstalter sind aus Sicht der Verbraucherzentralen unwirksam. Wer also am Ersatztermin keine Zeit hat, kann sein oder ihr Geld zurückverlangen. Die Verbraucherzentralen bieten zu diesem Zweck Musterbriefe für einen Rücktritt vom Kaufvertrag und die Forderung nach Rückerstattung des Kaufpreises an.
Was für Verbraucherinnen und Verbraucher eine gute Nachricht ist, könnte für viele Künstlerinnen, Techniker, kleinere Konzertveranstalter und viele andere Beschäftigte der Unterhaltungsbranche allerdings verheerende Auswirkungen haben. Die Initiatoren der #AktionTicketBehalten schlagen deswegen vor, darüber nachzudenken, sich Tickets für Konzerte, Lesungen oder Auftritte trotz Absage nicht erstatten zu lassen. Auf diese Weise könne man gerade weniger bekannte freischaffende Künstler solidarisch unterstützen.
Dürfen Paare, die keinen Haushalt teilen, zusammen Ostern verbringen – auch, wenn sie in unterschiedlichen Bundesländern wohnen?
Grundsätzlich können Paare so viel Zeit miteinander verbringen, wie sie möchten – unabhängig davon, ob sie zusammenleben oder nicht. Denn Lebenspartner und Lebenspartnerinnen sind laut Bundesregierung von den Kontaktverboten ausgenommen, auch im öffentlichen Raum. Auch in Bundesländern wie Bayern oder Sachsen, wo Ausgangsbeschränkungen gelten, ist es nach wie vor erlaubt, Lebenspartner zu besuchen. Hintergrund ist, dass Kontakt- und Besuchsverbote bei Paaren als unzulässiger Eingriff in die Privatsphäre gesehen werden. Allerdings sind auch getrennt wohnende Paare angehalten, ihre Kontakte in eigenem Ermessen auf ein Minimum zu beschränken.
Ob der Partner oder die Partnerin in einem anderen Bundesland lebt, spielt für das Recht, sich gegenseitig zu besuchen, keine Rolle – abgesehen davon, dass die Behörden wie bei allen anderen Reisen auch in diesem Fall dazu raten, wenn möglich auf öffentliche Verkehrsmittel zu verzichten und mit dem Auto zu fahren. „Grundsätzlich ist das erlaubt, es gibt ja keine innerdeutschen Grenzkontrollen“, betont ein Sprecher der Frankfurter Polizei.
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Lebenspartner und Lebenspartnerinnen sind laut Bundesregierung von den Kontaktverboten ausgenommen.
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Dennoch befürchten viele unverheiratete, getrennt wohnende Paare, bei einer Polizeikontrolle Probleme zu bekommen, weil sie ihre Partnerschaft nicht beweisen können. Grundsätzlich auszuschließen ist das nicht; in den vergangenen Wochen sind immer wieder Berichte von übereifrigen Beamten und denunziatorischen Mitbürgern bekannt geworden. Wer eine solche Erfahrung macht, sollte auf seinem oder ihrem Recht bestehen und sich nicht einschüchtern lassen. Einige Betroffene berichten, sich ruhiger zu fühlen, wenn sie die Bestimmungen des jeweiligen Bundeslands ausdrucken und mitnehmen, wenn sie unterwegs sind.
Wie trägt und reinigt man Stoffmasken richtig?
Selbst gebastelte oder gekaufte Masken aus Stoff sind ein Behelf. Sie sollen vor allem andere Menschen vor einer Ansteckung schützen, indem sie Speicheltröpfchen abhalten, die beim Sprechen, Husten oder Räuspern entstehen. Aber vermutlich gewähren sie auch der Trägerin oder dem Träger zumindest einen kleinen Schutz, weil sie dafür sorgen, dass Tröpfchen aus der Umgebung nicht ganz ungehindert ihren Weg in Mund und Nase finden.
Wichtig: Abstand zu anderen Menschen muss auch trotz Maske gehalten werden. Eine Stoffmaske muss Mund und Nase bedecken, eng anliegen (ohne dass die Atmung behindert ist) und gut sitzen, so dass man während des Tragens nicht dauernd daran herumfummelt und dabei möglicherweise Keime im Gesicht verreibt.
Vor dem An- und Ablegen wäscht man sich am besten gründlich die Hände. Die Masken selbst müssen regelmäßig bei mindestens 60 Grad mit Waschmittel gewaschen werden – am besten nach jedem Tragen, spätestens aber dann, wenn sie durchfeuchtet ist. Deshalb ist es sinnvoll, sich zwei Masken zum Wechseln zuzulegen.
Niederländische Forscher haben die neuen Coronaviren auch im Abwasser der Stadt Amersfoort gefunden. Könnte damit auch das Leitungswasser kontaminiert sein?
Wissenschaftler gehen nach derzeitigem Kenntnisstand nicht von einer Gefährdung des Leitungswassers aus. Die niederländischen Mikrobiologen vom Wasserforschungsinstitut KWR schreiben in ihrer Studie selbst, sie hielten es für unwahrscheinlich, dass sich das Virus über Abwasserkanäle verbreitet oder sich Menschen dadurch anstecken. Ähnlich sieht es auch das deutsche Umweltbundesamt.
Die niederländischen Forscher hatten Erbgut des Coronavirus im Abwassersystem von Amersfoort nachgewiesen, bevor in der Stadt die ersten Fälle von Infektionen nachgewiesen wurden. Die Mikrobiologen könnten sich deshalb vorstellen, dass das Vorkommen des Virus im Abwasser künftig als eine Art Frühwarnsystem für das Auftauchen oder auch das Zurückkehren des Erregers zu nutzen wäre. Wie das Virus überhaupt ins Abwasser gelangt sein kann? Wie Studien nachgewiesen haben, wird Sars-CoV-2 auch mit dem Stuhl von Infizierten ausgeschieden.
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Forscher halten es für unwahrscheinlich, dass sich das Coronavirus über Abwasserkanäle verbreiten könnte.
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Wie lange bleiben nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 noch Viren im Körper?
Das Coronavirus Sars-CoV-2 befällt und schädigt die Atemwege, nachgewiesen wurde es aber auch im Blut, im Urin und im Kot von Patienten. In einer vor wenigen Tagen im Fachmagazin „Annals of Internal Medicine“ veröffentlichten Studie berichten Wissenschaftler des Ditan-Hospital und der Universität Peking, dass einige Patienten zum Teil noch Wochen nach ihrer Genesung Viren ausscheiden – was allerdings nicht gleichbedeutend damit ist, dass diese Menschen auch noch andere anstecken könnten.
Wie das „Deutsche Ärzteblatt“ berichtet, hatten die Forscher für ihre Arbeit die Daten von 22 ehemaligen Covid-19-Patienten der Pekinger Klinik ausgewertet, bei denen Sputum – ausgespucktes Sekret der Atemwege – und Stuhlproben genommen und untersucht worden waren. Sie waren aus dem Krankenhaus entlassen worden, nachdem sie länger als drei Tage fieberfrei waren, keine Atemwegsbeschwerden mehr hatten und zwei Abstriche aus dem Rachen im Abstand von 24 Stunden negative Ergebnisse erbracht hatten. Gleichwohl waren die Coronaviren laut der chinesischen Studie bis zu 39 Tage danach noch in einzelnen Sputum- und bis zu 13 Tage lang in Stuhlproben nachweisbar. Die Studie deutet laut „Deutschem Ärzteblatt“ darauf hin, „dass eine unbekannte Anzahl von Patienten noch Viren ausscheidet“. Ob davon noch ein Ansteckungsrisiko ausgeht, ist nach Einschätzung der chinesischen Studienautoren ungewiss.
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Das Coronavirus Sars-CoV-2.
© picture alliance/dpa
Die Bundesregierung hat für die Behandlung schwerkranker Covid-19-Patienten große Mengen verschiedener Arzneimittel bestellt. Worum handelt es sich dabei?
Auf der Liste der Medikamente, die bei Covid-19-Patienten eingesetzt werden sollen oder zum Teil schon werden, stehen Remdesivir, Camostat, Lopinavir und Ritonavir, Chloroquin und Hydroxychloroquin sowie Favipiravir. Von letzterem soll die Bundesregierung laut FAZ Millionen Packungen bestellt haben; die Substanz ist in Japan als Grippemittel zugelassen. In Deutschland darf Favipiravir nur als Notfallmedikament auf Anweisung der Regierung eingesetzt werden. Tests aus Wuhan machen Hoffnung, dass es bei Covid-19 helfen könnte. Remdesivir ist ebenfalls eine antivirale Substanz, die als Medikament gegen Ebola entwickelt wurde. Remdesivir-Studien bei Covid-19 verliefen vielversprechend, viele Wissenschaftler sehen darin das größte Potenzial. Zahlreiche klinische Tests laufen weltweit. Der Wirkstoff Camostat könnte für die Behandlung von Covid-19 in Frage kommen, weil er ein Enzym hemmt, das dem Virus Eintritt in die Zellen verschafft. Chloroquin und Hydroxychloroquin werden bislang etwa zur Malariaprophylaxe eingesetzt . In den USA sollen sie ab sofort in Krankenhäusern Covid-19-Patienten gegeben werden. Erste Studien bei Covid-19 mit Lopinavir und Ritonavir, zwei Substanzen, die zur Behandlung von HIV-Infektionen zugelassen sind, verliefen enttäuschend. Generell ist allen Substanzen gemein, dass ihre Wirksamkeit bei Covid-19 nicht ausreichend durch klinische Studien erwiesen ist.
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In Deutschland darf Favipiravir nur als Notfallmedikament auf Anweisung der Regierung eingesetzt werden.
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Könnte eine Passivimmunisierung mit Antikörpern die weitere Ausbreitung der Covid-19-Pandemie eindämmen?
Bei einer Passivimmunisierung werden aus dem Blutserum von Menschen (oder auch Tieren), die eine Infektion mit einem bestimmen Erreger überstanden haben, Antikörper gewonnen. Injiziert man sie einem anderen Menschen, so stehen diesem sofort Antikörper zur Verfügung, um bei einer Infektion die entsprechenden Viren oder Bakterien zu bekämpfen.
Dieses auch Blutserumtherapie genannte Verfahren geht auf den deutschen Immunologen Emil von Behring zurück, der es 1890 als Schutz vor der Diphterie entwickelt und dafür den ersten Medizinnobelpreis erhalten hat. Einige Pharmaunternehmen aus Japan, China und den USA arbeiten bereits an Covid-19-Medikamenten auf Antikörperbasis. Eine echte Impfung ist die Passivimmunisierung allerdings nicht, da der Körper die Antikörper nur zugeführt bekommt und nicht stimuliert wird, selbst welche zu produzieren. Und darin liegt ein wesentlicher Nachteil: Eine Passivimmunisierung führt nicht zu einer bleibenden Immunität, in der Regel hält sie nur einige Wochen, höchstens Monate an, da sich die Antikörper nach dieser Zeit abbauen und der Körper ja keine eigene Immunität besitzt.
Bislang ist für das Sars-Coronavirus-2 überdies noch nicht einmal geklärt, wie lange Menschen, die eine Covid-19-Erkrankung überstanden haben, vor einer neuen Infektion geschützt sind. Eine Blutserumtherapie könnte aber eine Möglichkeit sein, schwer erkrankten Patienten zu helfen oder das Personal in Kliniken und Pflegeheimen vor einer Ansteckung schützen. Der Haken: Man benötigt für die Passivimmunisierung genug Antikörper von Menschen, die eine Infektion bereits überstanden haben.
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Aus dem Blutserum eines geheilten Coronavirus-Patienten können Antikörper gewonnen werden.
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Was kann passieren, wenn man Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote nicht befolgt oder trotz einer verhängten Quarantäne nach draußen geht?
Bei Verstößen gegen die von der Politik beschlossenen Einschränkungen drohen Geldbußen von erheblicher Höhe und – je nach Schwere – sogar Freiheitsstrafen. Rechtliche Grundlage dafür ist das Infektionsschutzgesetz. Allerdings sind die Sanktionen bundesweit nicht einheitlich geregelt, einige Länder wie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern oder Brandenburg haben dazu eigene Bußgeldkataloge erlassen.
Die Geldbußen sind gestaffelt: Wer sich zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen mit mehr als zwei nicht zum gleichen Haushalt gehörenden Personen im Freien trifft, kann zur Zahlung von bis zu 200 Euro verdonnert werden, wer seine Bar oder ein Fitnessstudio weiterbetreibt, muss unter Umständen 5000 Euro zahlen.
In Bayern, wo strengere Ausgangsbeschränkungen gelten, können bereits für das Verlassen der eigenen vier Wände ohne „triftigen“ Grund 150 Euro fällig werden, beim unerlaubten Betreten eines Krankenhauses oder Pflegeheims drohen 500 Euro.
Wer in Baden-Württemberg über die Grenze ins Ausland und wieder zurück fährt und keine Pendlerbescheinigung oder einen Berechtigungsschein vorweisen kann, muss mit 100 bis 500 Euro rechnen.
Noch empfindlicher können die Strafen ausfallen, wenn man sich nicht an eine verhängte Quarantäne hält. Denn dabei handelt es sich nicht mehr nur um eine Ordnungswidrigkeit, sondern um eine Straftat, weil man die Gesundheit anderer Menschen gefährdet. Das kann schlimmstenfalls zwei Jahre Freiheitsstrafe nach sich ziehen.
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Die Polizei kontrolliert, ob Ausgangsbeschränkungen eingehalten werden - hier im Görlitzer Park in Berlin.
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Warum verläuft eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 bei Kindern meist weniger schwer und oft sogar nahezu symptomlos?
Um es vorwegzunehmen: Ein jugendliches Alter gewährt keinen hundertprozentigen Schutz vor einer schweren Covid-19-Erkrankung, auch bei Kindern und Jugendlichen kann eine Infektion lebensgefährlich werden oder schlimmstenfalls tödlich enden. Gleichwohl sind dramatische Verläufe in diesen Altersgruppen viel seltener als bei Erwachsenen im mittleren oder erst recht im höheren Alter.
Warum das so ist, weiß die Wissenschaft noch nicht sicher, doch es gibt einige Vermutungen: Sars-CoV-2 ist für die Menschen ein völlig neuer Erreger, dem ihr Immunsystem noch nie zuvor begegnet ist. Das unterscheidet das neue Coronavirus unter anderem von Grippeviren, die sich zwar von Saison zu Saison verändern, der Abwehr erwachsener Menschen gleichwohl bekannt vorkommen, weil sie in der Vergangenheit bereits mit ähnlichen Erregern konfrontiert wurden. Deshalb fällt es dem Immunsystem in der Regel leichter, gezielt auf diese Viren zu reagieren.
Dringt jedoch ein völlig unbekannter Erreger in den Körper ein, kann das Immunsystem nicht auf solche Erfahrungen zurückgreifen, es muss sich ganz neu aufstellen und reagieren. Das gelingt mit zunehmendem Alter immer schlechter. Für das Immunsystem eines Kindes hingegen ist die Auseinandersetzung mit unbekannten Erregern Alltag – das Immunsystem lernt ständig dazu und ist auf unangenehme neue Bekanntschaften eingestellt.
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Drinnen bleiben! Diese Devise gilt zwar nicht für Teddybären, aber durchaus für ihre kleinen Besitzerinnen und Besitzer. Auch wenn die häufig mit milden Symptomen durch die Krankheit kommen, ganz gefeit sind auch Kinder nicht vor CoVid-19.
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Die Zahl der Todesfälle durch das Coronavirus weicht auch zwischen den Ländern in Europa erheblich voneinander ab. Werden sie einheitlich ermittelt?
Die Sterblichkeit durch das Coronavirus ist innerhalb Europas sehr unterschiedlich. In Deutschland ist sie gering, in Italien außergewöhnlich hoch. Das hat viel mit der Qualität der Gesundheitssysteme und der Altersstruktur in den jeweiligen Ländern zu tun, aber auch damit, dass Testverfahren und Meldeprozesse innerhalb der EU nicht einheitlich geregelt sind.
Deshalb sind die Zahlen nicht wirklich vergleichbar und nur schwer nachvollziehbar. Für zusätzliche Verwirrung sorgt, dass eine Vielzahl von Institutionen täglich Daten veröffentlicht, es gibt keine einheitliche Erhebung der Fallzahlen. In Deutschland wird vergleichsweise viel getestet – und das bereits zu einem frühen Zeitpunkt. So werden nicht nur vor allem die schweren Fälle
erfasst, was in der Statistik die Sterberate sinken lässt. In anderen Ländern dürfte die Dunkelziffer der Infizierten höher sein, dort werden prozentual mehr Schwerkranke getestet, das führt in der Statistik zu einer höheren Sterberate. In Italien dürften die wesentlichen Gründe für die dramatischen Todeszahlen darin liegen, dass das Virus im Land lange unbemerkt zirkulierte und dort viele ältere Menschen erkrankt sind.
Insgesamt wurde dort weniger getestet. Allerdings testen Ärzte in Italien Patienten, die gestorben sind, grundsätzlich nach dem Tod auf Corona. Dabei lässt sich zwar feststellen, ob sie eine Infektion hatten. Allerdings fließt nicht mit ein, ob diese Menschen tatsächlich an Covid-19 gestorben sind oder deshalb, weil sie eine schwere Vorerkrankung hatten.
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In Italien ist die Zahl der Toten hoch.
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Können Haustiere sich mit dem Coronavirus anstecken und Menschen infizieren?
Vergangene Woche berichtete die belgische Behörde für Lebensmittelsicherheit auf ihrer Webseite, dass sich in Brüssel eine Katze mit dem Coronavirus angesteckt haben soll. Das Tier litt vorübergehend an Atem- und Verdauungsproblemen. Betont wird aber auch: „Das Risiko einer Übertragung des Virus von Haustieren auf den Menschen ist im Vergleich zum Übertragungsrisiko durch direkten Kontakt von Menschen zu Menschen untereinander zu vernachlässigen.“ Tatsächlich sind bislang nur Einzelfälle von infizierten Haustieren bekannt, neben der Katze aus Brüssel zwei Hunde aus Hongkong.
Dennoch gilt: Ganz sicher kann man nicht sein, dass nicht doch noch mehr Haustiere durch Menschen infiziert sind und dass sie umgekehrt nicht auch Menschen anstecken könnten. Fakt ist, dass auch Tiere Coronaviren tragen können. Meist sind das allerdings tierspezifische Erreger, die für Menschen nicht ansteckend sind. Gesichert ist allerdings auch, dass Sars-CoV-2 über ein Tier den Weg zum Menschen gefunden hat. Vermutlich war eine Fledermaus der erste Wirt, als Zwischenwirt könnte ein Schuppentier fungiert haben. Bei beiden Spezies handelt es sich um Wildtiere.
Aber auch Katzen wurden in der Wissenschaft als Zwischenwirte diskutiert, wenngleich diese Theorie als unwahrscheinlich gilt. Nicht nur wegen der Restunsicherheit ist gleichwohl dringend zu empfehlen, Hygieneregeln im Umgang mit Haustieren einzuhalten, sich also nach jedem Streicheln die Hände zu waschen und allzu innigen Kontakt wie Küsschengeben zu vermeiden.
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In Brüssel soll sich eine Katze mit dem Coronavirus angesteckt haben. Das Übertragungsrisiko auf den Menschen wird jedoch als gering angesehen.
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Wie lange ist man nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung noch infektiös?
Covid-19-Patienten sind nach heutigen Erkenntnissen bis zu acht Tage nach dem Auftreten der ersten Krankheitszeichen noch ansteckend, als geheilt gelten sie frühesten zwei Wochen nach Symptombeginn. Bevor sich die Genesenen aber wieder frei bewegen dürfen, müssen sie zur Sicherheit noch mindestens zwei Tage lang symptomfrei und zweimal innerhalb von 24 Stunden negativ auf das Virus getestet worden sein. Wissenschaftler gehen davon aus, dass man nach einer überstandenen Infektion immun ist und erst einmal nicht mehr krank werden kann. Wahrscheinlich dauert diese Immunität mindestens mehrere Monate, möglicherweise auch einige Jahre. Immunität entsteht, weil das Abwehrsystem im Kampf gegen den Erreger passgenaue Antikörper gebildet hat, die sofort wieder ausgeschüttet werden, wenn der gleiche Erreger erneut in den Körper eindringt. Für Sars-CoV-2 bedeutet es, dass die Viren sofort vom Immunsystem eliminiert und entsprechend auch nicht weitergegeben würden. Es bleibt allerdings die Unsicherheit, wie lange dieser Zustand anhält. Aufschluss könnte ein Bluttest geben, an dem mehrere Wissenschaftler arbeiten. Mit diesem Test sollen sich Antikörper gegen Sars-CoV-2 nachweisen lassen – fände man sie im Blut, würde es belegen, dass jemand eine Infektion überstanden hat. In regelmäßigen Abständen wiederholt, ließe sich dann auch nachvollziehen, wie lange die Antikörper im Blut bleiben und jemand somit immun ist.
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Wissenschaftler gehen davon aus, dass man nach einer überstandenen Infektion immun ist.
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Was hat es mit dem neuen Schnelltest auf sich? Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch hat nach eigenen Angaben einen Coronavirus-Schnelltest entwickelt, der nicht nur in Kliniken, sondern auch in Arztpraxen eingesetzt werden könnte und direkt ein Ergebnis liefern soll. Laut einer gestern veröffentlichten Mitteilung des Unternehmens lässt sich mit dem vollautomatischen Verfahren eine Infektion mit Sars-CoV-2 in den entnommenen Proben bereits nach weniger als zweieinhalb Stunden nachweisen. Bisher beträgt die reine Testzeit vier bis fünf Stunden. Diese Zeitspanne kann sich aber erheblich verlängern, weil die Tests oft von externen Laboren gemacht werden, was bedeutet, dass die Proben erst hingebracht und die Ergebnisse später übermittel werden müssen.
Der neue Corona-Schnelltest soll laut Bosch eine Genauigkeit von mehr als 95 Prozent haben und die Qualitätsstandards der Weltgesundheitsorganisation WHO erfüllen. Wie beim Labortest auch wird den Patienten ein Abstrich aus Nase und Rachen entnommen. Mit einer Zulassung rechnet das Unternehmen im April. Bei der täglichen Corona-Pressekonferenz reagierte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, zurückhaltend. Die Zuverlässigkeit müsse sich erst erweisen. Lothar Wieler, Direktor des Robert Koch-Instituts sagte:
„Wir müssen sie optimal einsetzen und dann unsere Schlüsse ziehen.“ In Deutschland wird im internationalen Vergleich bereits viel getestet. Schnelltests könnten eine Ergänzung sein und angesichts der hohen Nachfrage die Situation erleichtern, der große Durchbruch ist von ihnen aber eher nicht zu erwarten.
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Schnelltests könnten eine Ergänzung sein und angesichts der hohen Nachfrage die Situation erleichtern.
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Was bedeutet die Corona-Pandemie für schwangere Frauen? Sind Auswirkungen auf das ungeborene Kind zu befürchten?
Der Berufsverband der Frauenärzte geht nicht davon aus, dass schwangere Frauen stärker durch eine Infektion mit dem Coronavirus gefährdet sind als die allgemeine Bevölkerung. Das Risiko, dass eine infizierte Schwangere das Virus während der Schwangerschaft oder es eine infizierte Mutter über die Muttermilch auf ihr Baby überträgt, wird als eher gering eingeschätzt. Bislang wurden nur vereinzelte Fälle von positiv auf Covid-19 getesteten Säuglingen berichtet. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) weist allerdings darauf hin, dass es zum jetzigen Zeitpunkt sehr wenige klinische Daten zu Covid-19 bei schwangeren Frauen und Babys gebe. Nach derzeitigem Kenntnisstand gilt es als unwahrscheinlich, dass das Virus ein höheres Risiko für Anomalien beim Kind oder für Fehlgeburten birgt.
Was ist, wenn jemand mit einer Corona-Infektion Lebensmittel, die offen im Supermarkt ausliegen, angefasst oder angehustet hat? Kann man sich über kontaminierte Lebensmittel anstecken?
Sars-CoV-2 wird vor allem über Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen – je näher man beieinander ist, desto größer ist das Risiko sich anzustecken. Wie lange das Virus sich auf unterschiedlichen Oberflächen hält und dabei auch infektiös bleibt, dazu gibt es derzeit noch keine gesicherten Erkenntnisse. Laut einem Bericht im „Deutschen Ärzteblatt“ gibt es bislang keine nachgewiesenen Fälle von Ansteckungen über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel. Auch für andere Coronaviren seien keine Infektionen durch Lebensmittel bekannt. Gleichwohl empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung, bei der Zubereitung von Lebensmitteln die allgemeinen Hygieneregeln zu beachten.
Das bedeutet: Obst und Gemüse sollte wenn möglich geschält, mindestens aber gründlich gewaschen werden. Durch Erhitzen könne das Infektionsrisiko verringert werden, da die Viren empfindlich auf hohe Temperaturen reagieren. Im Bericht des Ärzteblattes wird aber auch darauf hingewiesen, dass die verwandten Coronaviren Sars-CoV-1 und Mers unempfindlich gegenüber Kälte sind und bei minus 20 Grad Celsius bis zu zwei Jahre lang infektiös bleiben können. Ob das auch für Sars-CoV-2 gelte und man sich daher möglicherweise über kontaminierte Tiefkühlkost anstecken könnte, sei derzeit noch unbekannt.
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Im Supermarkt werden lose Lebensmittel angefasst oder gar angehustet - und nicht wenige fragen sich, ob das gefährlich werden könnte.
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Bereits kurz nach dem Ausbruch der Corona-Epidemie in China kamen auch Verschwörungstheorien auf. Die populärste lautet, das Virus sei in einem Labor erzeugt und freigesetzt worden. Was hat die Wissenschaft diesem Gerücht an Argumenten entgegenzusetzen?
Um der Herkunft des neuen Coronavirus auf die Spur zu kommen, hat ein Team von Mikrobiologen und Immunologen die zur Verfügung stehenden Daten über das genetische Profil von Sars-CoV-2 mit dem anderer Coronaviren verglichen. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachmagazin „Nature Medicine“ veröffentlicht. Sie sprechen klar gegen eine künstliche Erzeugung von Sars-CoV-2.
So fanden die Wissenschaftler mit Hilfe von Berechnungen am Computer heraus, dass die Rezeptoren, mit denen das Virus sich an die Wirtszellen bindet, um in sie eindringen zu können, zwar effektiv, aber nicht ideal sind. Das spreche für eine natürliche Selektion und nicht für Gentechnik, schlussfolgern die Forscher. Gleiches treffe auf die gesamte Molekularstruktur des Virus – sein „Rückgrat“ – zu. Dieses unterscheidet sich bei Sars-CoV-2 wesentlich von dem bekannter Coronaviren, die bei Menschen Infekte verursachen können.
Hätte jemand tatsächlich Sars-CoV-2 als pathogenen Erreger konstruieren wollen, so hätte er sich eher an solchen Viren orientiert, die bekanntermaßen Krankheiten auslösen können, vermuten die Forscher.
Sars-CoV-2 ähnele jedoch eher Coronaviren in Fledermäusen und Schuppentieren. Die Wissenschaftler könnten sich deshalb vorstellen, dass das Virus entweder in seinem jetzigen krankmachenden Zustand von einem dieser Tiere auf den Menschen übergesprungen ist oder aber erst bei der Ankunft in einem menschlichen Wirt seine pathogenen Eigenschaften entwickelt hat.
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Sars-CoV-2 ähnelt laut Wissenschaft Coronaviren in Fledermäusen und Schuppentieren.
© imago images/ZUMA Wire
Bei der Berichterstattung über die Corona-Pandemie taucht jetzt immer wieder der Begriff „Triage“ auf. Was ist darunter zu verstehen?
„Triage“ ist ein Fachbegriff, der vom französischen Wort „trier“ (sortieren, aussuchen) abgeleitet ist und medizinisch zuerst im Militär verwendet wurde. In diesem Zusammenhang beschreibt er das ethisch problematische Vorgehen, bei einer Masse von Verwundeten in einem Krieg eine Auswahl zu treffen und jene vorrangig zu behandeln, die nach Einschätzung der Ärzte die besten Überlebenschancen haben. Inzwischen ist die „Triage“ nicht mehr nur auf die Militärmedizin beschränkt, eins zu eins übertragen auf Krankenhäuser wurde sie allerdings nicht.
Seit den 1960er Jahren bereits wurde in den Notaufnahmen der Kliniken vieler Länder ein Triage-System eingeführt, Vorreiter waren hierbei die USA und Australien.
Auch in deutschen Notaufnahmen gibt es Triagesysteme. Dabei geht es vordringlich darum, bei einem großen Andrang dem Klinikpersonal eine strukturierte Vorgehensweise an die Hand zu geben, um einzuschätzen, wer am dringlichsten behandelt werden muss und wessen Behandlung hingegen noch aufgeschoben werden kann. Ärztinnen und Ärzten in Notaufnahmen sollen auf diese Weise bei einer unerwartet hohen Zahl an Patienten und drohender Überlastung zügiger die kritisch Kranken von den leichteren Fällen unterscheiden können.
In der Corona-Krise ist nun aber auch wieder das militärisch-medizinische Verfahren im Gespräch. Angeblich soll Personal in hoffnungslos überfüllten italienischen Kliniken bereits Patienten mit geringeren Überlebenschancen „aussortieren“; einige Ärztinnen und Ärzte haben ein solches Vorgehen aber auch für sich dementiert.
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Im norditalienischen Bergamo wurde eine „Triage“ eingerichtet, eine Einrichtung, in der Corona-Patienten nach Dringlichkeit der Behandlung sortiert werden.
© Claudio Furlan/LaPresse via ZUMA
Auch Menschen mit Autoimmunerkrankungen werden als Risikogruppe für einen schweren Verlauf bei einer Infektion mit dem Sars-Coronavirus-2 genannt. Was bedeutet das für Patienten mit Rheuma?
Bisher gebe es keine sicheren Erkenntnisse, ob und wie sich eine entzündlich-rheumatische Vorerkrankung auf den Verlauf einer Infektion auswirkt, erklärt Hendrik Schulze-Koops, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie. „Wir wissen aber, dass Patienten mit aktivem Rheuma generell infektanfälliger sind.“ Das hat zum einen mit der chronischen Entzündung zu tun und zum anderen damit, dass viele Rheumapatienten Medikamente einnehmen, die die Körperabwehr unterdrücken; zum Beispiel Kortisonpräparate. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie rät Rheumapatienten deshalb, sich besonders konsequent vor einer Ansteckung zu schützen.
Wichtig sei dabei auch ein umfassender Impfschutz, vor allem gegen Atemwegserkrankungen wie Influenza, Pneumokokken und Keuchhusten – und das nicht allein für die Patienten selbst, sondern auch für Angehörige und Kontaktpersonen. Arzttermine zur Routineuntersuchung könnten möglicherweise nach telefonischer Absprache verschoben werden. Auf keinen Fall sollten Patienten jedoch aus Angst vor Covid-19 ihre Rheumamedikamente ohne ärztlichen Rat absetzen, warnt Schulze-Koops. Im Falle einer Infektion sollte auch der behandelnde Rheumatologe konsultiert werden.
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Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie rät Rheumapatienten deshalb, sich besonders konsequent vor einer Ansteckung zu schützen.
© Ilona Surrey
Es wird seit Kurzem berichtet, dass bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 nicht nur die bekannten Symptome wie Husten, Fieber, Schnupfen oder Halsschmerzen, sondern auch Störungen des Geschmacks- und Geruchssinns auftauchen können. Was hat es damit auf sich?
Grundsätzlich sind ein eingeschränktes Riechen und Schmecken bei Infekten der Atemwege nichts Außergewöhnliches und können etwa bei einem Schnupfen schon allein durch eine verstopfte Nase bedingt sein. Dazu muss man wissen, dass Geschmacksempfinden und Geruchssinn eng zusammenhänge – wer nichts mehr riecht, schmeckt auch nicht mehr so gut.
Bei einer Infektion mit dem Coronavirus scheint die Ursache allerdings eine andere zu sein als bei einem harmlosen Schnupfen. Erstmals beobachtet hat diese Symptome der iranische Rhinologe Ebrahim Razmpa, in Deutschland hat Hendrik Streeck, leitender Virologe am Universitätsklinikum Bonn, davon berichtet. R
azmpa stellte fest, dass die Störungen bei Patienten mit Covid-19 nicht von den Nasenhöhlen, sondern von einem Nerven, dem Nervus olfactorius, herrühren. Ganz neu war auch das nicht. Er habe das bereits bei anderen viralen Infekten beobachtet, erklärte der iranische Mediziner. Bei diesen Patienten verschwanden die Beschwerden allerdings wieder, doch erst nach etwa einem Jahr.
Wie genau es zu den Riech- und Schmeckstörungen bei Covid-19 kommt, weiß man bislang noch nicht. Es könnte möglich sein, dass das Virus auch das Nervensystem beeinflusst (was einige Forscher schon seit einiger Zeit vermuten), sagt Razmpa, es könnte sich aber auch um Reizungen durch die vielen derzeit verwendeten Desinfektionsmittel handeln.
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Geschmacksempfinden und Geruchssinn hängen eng zusammenhänge – wer nichts mehr riecht, schmeckt auch nicht mehr so gut.
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Kann das frei verkäufliche Schmerzmittel Ibuprofen bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 zu einem schlimmeren Krankheitsverlauf führen?
Diese Frage lässt sich zurzeit noch nicht eindeutig beantworten. Ibuprofen zählt zu den meistverkauften rezeptfreien Schmerzmitteln, es gehört zur Gruppe der sogenannten nicht-steroidalen Analgetika (NSAR). In den sozialen Medien kursieren seit einiger Zeit Meldungen, Forscher der Universität Wien hätten herausgefunden, das Medikament könne zu schweren Verläufen der Lungenkrankheit Covid-19 führen. Die österreichische Hochschule selbst hat solche Forschungsergebnisse dementiert und über Twitter erklärt, es handele sich um Fake News.
Das heißt allerdings nicht, dass ein negativer Einfluss von Ibuprofen auf den Krankheitsverlauf bei einer Infektion mit dem Coronavirus ausgeschlossen ist. Tatsächlich werden in Medizinkreisen solche möglichen Nebenwirkungen diskutiert. Die Datenlage dazu ist aber noch sehr dünn. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rät bei Verdacht auf eine Infektion mit Sars-CoV-2 vorsichtshalber von einer Einnahme ohne vorherige ärztliche Konsultation ab.
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Was bedeutet die Corona-Epidemie für Krebspatienten? Sind sie stärker gefährdet, sollten Therapien verschoben werden?
Bei vielen Krebspatienten ist das Immunsystem geschwächt. Das kann durch die Krankheit selbst bedingt sein, aber auch durch Behandlungen wie eine Chemotherapie. Generell haben Menschen, bei denen die Körperabwehr nicht so gut arbeitet, ein erhöhtes Risiko, sich mit Covid-19 anzustecken und dann auch schwerer zu erkranken. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums, rät Krebspatienten, die eine das Immunsystem unterdrückende Therapie bekommen haben oder deren Immunsystem aufgrund ihrer Erkrankung geschwächt ist, „die empfohlenen Verhaltens- und Hygieneregeln besonders konsequent zu beachten“. Dazu gehören unter anderem eine gute Händehygiene „sowie der Abstand zu am Corona-virus Erkrankten“. Der Deutsche Krebsinformationsdienst rät zudem, „die Wohnung nur für die notwendigsten Erledigungen zu verlassen und auf jeden Fall Menschenansammlungen zu meiden.
Die Patienten sollten Familie, Freunde oder Nachbarn um Unterstützung bitten, etwa wenn es um Einkäufe geht“. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie empfiehlt Krebspatienten, eine geplante Krebstherapie nicht zu verschieben. Nur wer ein erhöhtes Infektionsrisiko habe, etwa nach Kontakt mit einem Infizierten, sollte „den Nutzen und das Risiko der geplanten Therapie zusammen mit den behandelnden Ärzten abwägen“.
Individuell könne dann entschieden werden, eine Therapie möglicherweise zu verschieben. „Pauschale Empfehlungen lassen sich nicht geben. Patientinnen und Patienten sollten diese Fragen möglichst rasch und individuell mit ihrem behandelnden Arzt klären“, sagt Susanne Weg-Remers. Es gebe bei Krebs manchmal auch Erkrankungssituationen, in denen kein schnelles Handeln erforderlich ist. In anderen Fällen wiederum sei zeitnahe Behandlung geboten, um etwa Heilungschancen nicht zu gefährden.
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Bei vielen Krebspatienten ist das Immunsystem geschwächt.
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Können Medikamente gegen Bluthochdruck das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus erhöhen?
In den vergangenen Tagen kursierten Meldungen, dass bestimmte Blutdrucksenker Patienten anfälliger für eine Ansteckung mit dem Virus Sars-CoV-2 machen könnten. Diese Spekulationen beziehen sich auf Medikamente aus der Gruppe der ACE-Hemmer und der Sartane. Die Deutsche Hochdruckliga hat nun eine Mitteilung veröffentlicht, in der sie betont, mögliche Zusammenhänge seien bislang „völlig unklar“. Der Hintergrund der Spekulationen: Das Virus Sars-CoV-2 nutzt ein bestimmtes Enzym, um in die Körperzellen eines Wirts zu gelangen. Dieses Enzym mit dem Namen ACE2 sitzt auf der Oberfläche von Zellen. Bei der Regulation des Blutdrucks spielt dieses Enzym ACE2 eine wichtige Rolle, denn es baut Blutdruckhormone des sogenannten Renin-Angiotensin-Systems ab, die das verwandte Enzym ACE bildet.
Einige gängige blutdrucksenkende Medikamente setzen hier an, indem sie die Bildung oder Effekte dieser Blutdruckhormone verhindern. Verschiedene Studien kamen zu dem Ergebnis, dies wiederum führe zu einer leicht erhöhten Menge des Enzyms ACE2. Die Schlussfolgerung in Bezug auf Corona lautet verkürzt: Je mehr ACE2, desto mehr Eintrittspforten für das Virus. Andere Studien wiederum deuteten darauf hin, dass die Blockade der Blutdruckhormone des Renin-Angiotensin-Systems mit einem Schutzeffekt vor einem schweren Lungenversagen einhergehen könne. Die Deutsche Hochdruckliga betont deshalb: „Der derzeitige Kenntnisstand rechtfertigt kein Absetzen der Blutdruckmedikamente.“ An Patienten mit Bluthochdruck richtet sich daher der Appell, „Besonnenheit“ zu bewahren und weder eigenmächtig die Dosis von Blutdruckmedikamenten zu verringern noch diese gar eigenmächtig abzusetzen.
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An Patienten mit Bluthochdruck richtet sich der Appell, die Dosis von Blutdruckmedikamenten weder zu verringern noch diese gar eigenmächtig abzusetzen.
© Oliver Berg/dpa
Gibt es neue Erkenntnisse, wie lange sich das Coronavirus Sars-CoV-2 auf Oberflächen und in der Luft hält?
Laut einer aktuellen Studie, die Virologen im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht haben, lässt sich das neue Coronavirus zwei bis drei Tage auf Oberflächen aus Kunststoff oder Edelstahl nachweisen. Das ergaben mehrere Experimente. Es könnte bedeuten, dass Sars-CoV-2 so lange unter anderem auf Türklinken, Tastaturen von Geld- oder Überweisungsautomaten oder an Einkaufswagen haften bleibt, wenn diese vorher mit dem Erreger kontaminiert wurden.
Allerdings war in den Versuchen nach 72 Stunden die Menge der Viren schon deutlich weniger geworden. Zum Vergleich: Grippeviren haften bis zu zwei Tage auf Oberflächen, Schnupfenviren und Noroviren, die schwere Durchfallerkrankungen verursachen können, bis zu sieben. Auf Pappe überlebte Sars-CoV-2 in den Experimenten 24 Stunden, in der Luft drei Stunden.
Was kann Mundschutz gegen das Coronavirus leisten und was nicht? Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Einerseits sind die Bilder mit Menschen, die eine Schutzmaske tragen, allgegenwärtig. Und erst am Freitag meldete das Beschaffungsamt der Bundeswehr, dass 300 000 Schutzmasken extra bestellt würden. Andererseits ist die Wirkung von Masken begrenzt. Als gesunder Mensch auf der Straße eine Maske zu tragen, um sich vor Viren in der Luft zu schützen, bezeichnen Experten als unsinnig. Vielmehr könnten sich Träger solcher Masken in falscher Sicherheit wiegen, so dass Hygienemaßnahmen wie gute Händehygiene vernachlässigt werden könnten, schreibt etwa das RKI und beruft sich auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Ärzte und Pflegekräfte, die häufig Masken trügen, wüssten, dass ein langes Tragen „sinnlos“ sei, sagt der Mediziner Clemens Wendtner von München Klinik Schwabing kürzlich. Es kann aber in konkreten Fällen sinnvoll sein, um ein Ansteckungsrisiko zu reduzieren, wenn die Ärzte mit Erkrankten oder Verdachtsfällen umgehen. Als Vorteil beim Mundschutz gilt, dass man sich weniger mit – möglicherweise kontaminierten – Fingern an Mund oder Nase berührt. So könnte man Schmierinfektionen vorbeugen. Zusätzlichen Schutz vor einer Ansteckung für Gesunde bieten wohl nur spezielle Masken – sogenannte FFP3-Masken. (dpa)
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Bilder mit Menschen, die eine Schutzmaske tragen, sind allgegenwärtig.
© Aaron Favila/AP/dpa
Ab wann und wie lange kann ein Mensch, der sich mit Sars-CoV-2 infiziert hat, andere anstecken?
Auch bei milden Symptomen schütten Infizierte aus dem Rachenraum schon kurz nach der Ansteckung besonders große Virusmengen aus. Das unterscheidet Sars-CoV-2 von seinen Verwandten Sars-CoV-1 und dem Mers-Erreger. Wissenschaftler sehen darin eine mögliche Erklärung, warum sich das Virus so leicht ausbreitet. Die Vermutung lautet, dass viele Infizierte weiterhin am Alltagsleben teilhaben, weil es ihnen nicht schlecht geht – und dabei stecken sie unwissentlich andere an.
Untersuchungen zeigen, dass die Virusausscheidungen bei milden Krankheitsverläufen nach dem fünften Tag weniger werden. Im Rachenabstrich und im Auswurf beim Husten (Sputum) ließ sich bei Menschen mit milden Symptomen das Virus nach acht Tagen nicht mehr nachweisen. Bei schwereren Fällen schieden einige Patienten aber noch bis zum zehnten oder elften Tag hohe Virusmengen aus. Wie lange sehr schwer erkrankte Patienten infektiös bleiben, ist noch nicht ganz klar. Ungeklärt ist auch, bis zu welcher nachgewiesenen Virusmenge Menschen andere anstecken können.
Woran sterben Covid-19-Patienten, wenn die Erkrankung tödlich verläuft? Und kann man irgendetwas zum Schutz tun, wenn man zur Risikogruppe gehört?
Die meisten Patienten, die Covid-19 bislang erlagen, sind als Folge eines schweren Verlaufs an Lungenentzündungen, Atemnot oder Sepsis – Blutvergiftung – gestorben. Mediziner empfehlen deshalb, dass sich vor allem alte Menschen und Menschen mit Grunderkrankungen gegen eine durch Pneumokokken verursachte Lungenentzündung impfen lassen sollten. Pneumokokken sind die Erreger, die einer Lungenentzündung am häufigsten zugrunde liegen.
Auch eine Impfung gegen Grippe kann für diese Gruppe jetzt noch sinnvoll sein. Besonders gefährdet, an Covid-19 schwer zu erkranken, sind ältere und vor allem hochaltrige Menschen über 80 sowie Menschen mit schlecht eingestelltem Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem geschwächten Immunsystem, etwa nach einer gerade überstandenen anderen Krankheit. Noch nicht klar ist, ob Patienten mit Asthma oder der Lungenkrankheit COPD sowie Raucher ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf haben.
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Im chinesischen Wuhan betrachtet der Arzt Guan Qian eine Fotowand, an der Bilder von Patient*innen und medizinischem Personal hängen.
© Shen Bohan/XinHua/dpa
Kann das Coronavirus über Lebensmittel, Oberflächen oder importiere Waren aus dem Ausland übertragen werden?
Wissenschaftler gehen derzeit eher nicht davon aus, dass man sich über Lebensmittel oder importierte Produkte anstecken kann. Bislang gibt es für diesen Infektionsweg keine Hinweise. Allerdings liegen wie bei vielen Fragen rund um Sars-CoV-2 noch keine hundertprozentig sicheren Informationen vor. Deshalb wird geraten, sich vor dem Essen die Hände zu waschen. Obst und rohes Gemüse sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen werden. Das Risiko, dass importierte Produkte aus China infektiöse Coronaviren enthalten, wird als sehr gering eingeschätzt – auch, weil diese Waren meist über einen längeren Zeitraum unterwegs und unterschiedlichen Umweltbedingungen ausgesetzt waren.
Ob eine Infektion über kontaminierte Oberflächen wie Türgriffe, PC-Tastaturen, Verpackungen oder auch Geldscheine möglich ist, lässt sich derzeit nur schwer beantworten. Manche Experten halten das für unwahrscheinlich, eine Studie aus Singapur sieht Oberflächen jedoch als mögliche Quelle für eine Infektion an. Auch gibt es keine eindeutigen Angaben dazu, wie lange das Coronavirus auf Oberflächen überleben kann. Wissenschaftler von der Universität Greifswald haben untersucht, über welchen Zeitraum sich verwandte Coronaviren wie der Sars-Erreger halten können: Auf Metall oder Plastik waren es bis zu neun Tage, auf Papier bis zu fünf Tage. Es ist jedoch ungewiss, ob sich das auf Sars-CoV-2 übertragen lässt. Deshalb gilt auch hier: Man sollte sich möglichst oft die Hände waschen und es versuchen zu vermeiden, sich ins Gesicht zu fassen.
Was passiert, wenn ich mich einer angeordneten Quarantäne widersetze? Im Kampf gegen die Ausbreitung von Viren wie Sars-CoV-2 können Behörden verschiedene Formen von Quarantäne anordnen, dazu zählt auch die häusliche Quarantäne. Besteht der Verdacht, dass sich ein Betroffener nicht an eine solche Anordnung halten wird, kann eine zwangsweise Unterbringung in einem abgeschlossenen Krankenhaus angeordnet werden.
Wer sich einer solchen Absonderungsanordnung widersetzt, muss nach Paragraf 75 des Infektionsschutzgesetzes mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe rechnen. Infiziert der Erkrankte eine oder mehrere andere Personen beim Verstoß gegen Quarantänevorschriften, ist eine darüber hinausgehende Bestrafung wegen fahrlässiger Körperverletzung nach Paragraf 229 des Strafgesetzbuches möglich. Hier liegt der Strafrahmen bei bis zu drei Jahren Haft oder Geldstrafe.
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Wer sich einer Quarantäne-Anordnung widersetzt, muss mit Strafe rechnen.
© AFP
Könnte man sich im Flugzeug anstecken, wenn ein infizierter Passagier an Bord wäre?
Die Enge im Flugzeug legt die Vermutung nahe, dass sich Krankheitserreger schnell im Flugzeug verbreiten können. Doch das stimmt nur teilweise. Viele Keime werden durch spezielle Filter in der Belüftungsanlage beseitigt. Anders sieht es natürlich aus, wenn man einen infizierten Menschen neben sich sitzen hat, sich mit ihm unterhält oder vielleicht sogar angehustet wird. Hinzu kommt, dass die extrem trockene Luft im Flugzeug die Schleimhäute anfälliger für Bakterien und Viren macht.
Da es keine verbindlichen Angaben dazu gibt, wie lange sich das Coronavirus auf Oberflächen hält, ist es ratsam, Lehnen mit einem desinfizierenden Tuch abzuwischen (sofern vorhanden) und sich – natürlich – nach dem Besuch der Toilette die Hände gründlich zu waschen. Unabhängig vom Coronavirus sind Oberflächen und hierbei vor allem auch die Sitzbezüge in Flugzeugen oft mit potenziell krankmachenden Mikroorganismen wie Bakterien oder Viren belastet, wie eine Studie von Wissenschaftlern des Instituts für Materialforschung an der Universität Jena ergeben hat.
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In Hanoi, Vietnam, desinfizieren Mitarbeiter des Seuchenkontroll-Zentrums das Innere eines Flugzeugs.
© Bac Pham/dpa
Wird das neue Coronavirus bei wärmeren Temperaturen schwächer und ist deshalb mit einem Abebben der Epidemie im Frühjahr zu rechnen?
Bis jetzt weiß man noch nicht, wie das Virus Sars-CoV-2 auf Temperaturen und Luftfeuchtigkeit reagiert. Einige andere Erreger wie das Influenzavirus oder Erkältungsviren lieben kalte Temperaturen und eine eher trockene Luft, weshalb sie vor allem im Winter kursieren.
Außerdem ist der menschliche Körper bei Kälte anfälliger für solche grippalen Infekte. Vor allem Erkältungsinfekte wie einen Schnupfen kann man sich aber trotzdem auch in anderen Jahreszeiten holen, nur ist die Wahrscheinlichkeit geringer. Darauf setzen, dass das neue Coronavirus mit der Wärme von selbst verschwindet, kann man jedenfalls nicht.
Es ist oft die Rede davon, dass Menschen mit Vorerkrankungen gefährdet sind, bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 einen schweren Verlauf zu entwickeln. Um welche Vorerkrankungen handelt es sich dabei?
Da das Virus noch neu ist und entsprechend wenig epidemiologische Daten vorliegen, lässt es sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Die ersten Beobachtungen (und Erfahrungen von anderen Infektionskrankheiten) zeigen, dass das Risiko einer schweren Erkrankung desto höher ist, je älter ein Patient ist. Am höchsten ist es bei über 80-Jährigen; in dieser Altersgruppe gab es bisher auch die meisten Todesfälle. Grundsätzlich sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem stärker gefährdet als andere. Das trifft besonders auf Patienten nach einer Organtransplantation zu, die Medikamente einnehmen müssen, die das Immunsystem unterdrücken. Aber auch bei Menschen, die gerade eine schwere Virusgrippe überstanden haben, könnte eine Infektion mit Sars-CoV-2 schwerer verlaufen.
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Das Coronavirus Sars-CoV-2 unter dem Elektronenmikroskop.
© AFP
Das Gleiche gilt für Menschen, die einen Schlaganfall oder Herzinfarkt überstanden haben, für Patienten mit schlecht eingestelltem Diabetes mellitus, einem schlecht eingestellten oder unbehandelten Bluthochdruck. Es liegt zudem nahe, dass eine Infektion bei Asthmatikern, Menschen mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) oder auch Rauchern schwerer verlaufen könnte. Ganz klar ist das derzeit jedoch noch nicht.
Besteht bei einer infizierten schwangeren Frau Gefahr für das ungeborene Kind im Mutterleib?Grundsätzlich ist es möglich, dass schwangere Frauen Krankheitserreger über die Plazenta oder während des Geburtsvorgangs übertragen, belegt ist das zum Beispiel bei Herpesviren. Für das neue Coronavirus ist das nach ersten Beobachtungen jedoch nicht belegt. Bei einer kürzlich in einem Fachmagazin veröffentlichten Studie mit neun infizierten Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel fand sich das Coronavirus Sars-CoV-2 weder im Fruchtwasser, noch im Nabelschnurblut noch in der Muttermilch. Die Frauen brachten ihre Kinder per Kaiserschnitt zur Welt. Allerdings lässt sich allein wegen der geringen Zahl der Studienteilnehmerinnen noch keine abschließende Aussage dazu machen.
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Manche Schwangeren machen sich Sorgen wegen des Coronavirus Sars-CoV-2.
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Kann man nach einer überstandenen Covid-19-Infektion erneut erkranken oder sich ein weiteres Mal anstecken?Eine Covid-19-Patientin aus Japan, die bereits genesen war, hatte erneut schwere Symptome gezeigt und war dann auch wieder positiv getestet worden. Mediziner gehen aber eher nicht davon aus, dass man sich zwei Mal kurz hintereinander anstecken kann oder dass die Covid-19 in Wellen verläuft. Gegen Ende der Erkrankung könnten noch Reste des Virus in den Atemwegen zu finden sein, sagt Isabella Eckerle, Virusspezialistin am Universitätsklinikum Genf. Die Symptome könnten auch von einer anderen, zusätzlichen Infektion herrühren, die sich die Patientin zugezogen haben kann. Florian Krammer von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York vermutet, dass genesene Patienten „zumindest für Monate, möglicherweise auch Jahre“ eine Immunität besitzen, die sie vor einer zweiten Infektion schützt, wenn auch nicht lebenslang.
Wenn es um das Ansteckungsrisiko von Kontaktpersonen geht, ist dabei von verschiedenen „Kategorien“ die Rede. Was bedeutet das?Kontaktpersonen der Kategorie I sind laut Robert Koch-Institut Menschen, die in engem Kontakt zu einem Infizierten standen und deshalb ein höheres Ansteckungsrisiko haben. Konkret fallen darunter Menschen, die sich mindestens 15 Minuten lang von Angesicht zu Angesicht mit einem Infizierten unterhalten haben, was in der Regel auf Familienmitglieder oder Mitbewohner zutrifft. Ebenfalls zur Kategorie I zählen Menschen, die in direkten Kontakt mit Sekreten oder Körperflüssigkeiten eines Infizierten gekommen sind, etwa durch Küssen, Mund-zu-Mund-Beatmung oder weil sie angehustet oder angeniest wurden. Auch medizinisches Personal, das mit Infizierten zu tun hatte, ohne dabei eine Schutzausrüstung zu tragen, gehört zur Kategorie I.
Zur Kategorie II zählen Familienmitglieder und Menschen, die sich im selben Raum wie ein Infizierter aufgehalten haben – im Büro oder Klassenzimmer –, die aber keinen mindestens 15-minütigen Face-to-Face-Kontakt hatten. Betroffen ist auch medizinisches Personal, das sich im selben Raum wie ein Infizierter aufgehalten und keine Schutzkleidung getragen hat. Wichtig: Die Betroffenen dürfen einen Abstand von zwei Metern zu einem Infizierten nicht unterschritten haben.
Zur Gruppe der Kontaktpersonen der Kategorie III gehört medizinisches Personal, das während des gesamten Kontakts mit Infizierten angemessene Schutzkleidung getragen hat.
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