Gefahr im Sommer: So schützt Du Dein Pferd vor Zecken und Hirschlausfliegen

Gerade warmblütige Tiere sind gern gesehene Opfer von Zecken. Die Parasiten krallen sich blitzschnell fest und können sich sogar an Pferden festhalten, die über die Weide galoppieren. Der Stich, umgangssprachlich auch Biss genannt, bleibt häufig alleine schon aufgrund der großen Fläche, die ein Pferd bietet, unbemerkt. Die mögliche Folge allerdings nicht: Borreliose.Gefahr im Sommer: So schützt Du Dein Pferd vor Zecken und Hirschlausfliegen

Durch Zecken übertragen: Borreliose beim Pferd

Eine beginnende Borreliose erkennst Du daran, dass das Pferd erst steif und widersetzlich läuft, dann folgt meist eine Lahmheit, die Gelenke entzünden sich und werden dick. Welche Gelenke betroffen sind, variiert von Pferd zu Pferd, deshalb fällt es oft schwer, sofort eine Diagnose zu fällen.

Eine fortgeschrittene Borreliose kann das Gehirn und das Rückenmark befallen. Dieses Stadium der Krankheit erkennst Du daran, dass das Pferd den Kopf die meiste Zeit schief hält und eine gestörte Koordination aufweist. Außerdem kann es zu einem Abfall der Leistung, zu Fieber und zu apathischen, antriebslosen Verhaltensmustern kommen.

Im Schnitt sind Borrelien bei 16 bis 30 Prozent der Pferde und Ponys feststellbar. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings nicht bedeutet, dass bei all diesen Tieren die Krankheit auch tatsächlich ausbricht. Außerdem entwickelt nur ein recht geringer Anteil der infizierten Pferde Symptome, die zudem anfangs häufig unspezifisch sind. Das erschwert eine korrekte Diagnose.

Hauptüberträger: der Gemeine Holzbock

Bei Menschen erkennt man die typische, deutlich sichtbare Wanderröte recht schnell, bei Pferden bleibt sie aufgrund des Fells meist unbemerkt. Tückisch ist zudem, dass die Krankheit teilweise Tage, manchmal aber sogar erst Monate nach der Infektion ausbrechen kann. Wenn eine Borrelien-Infektion erst lange Zeit später zum Tragen kommt, wird sie häufig nicht mehr mit dem Zeckenbiss in Verbindung gebracht. Der Hauptüberträger bei Pferden ist übrigens der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus).

Foto: pixabay.com/GWIE

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Neben einer Erkrankung an Borreliose können die Zecken auch Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auf die Vierbeiner übertragen. Vor allem im Süden Deutschlands sind die Viren recht verbreitet. Wissenschaftler gehen aktuell davon aus, dass bis zu fünf Prozent der Zecken den FSME-Erreger in sich tragen.

Bei Menschen tauchen jedes Jahr zwischen 300 und 500 Fälle auf – bei Pferden hingegen sind die Erkrankungszahlen recht überschaubar. Wenn die Krankheit jedoch ausbricht, dann verläuft sie meist sehr schwer und endet oftmals mit dem Tod des Tieres. Symptome können Fieber, Appetitlosigkeit bis hin zur Nahrungsverweigerung, deutliche Zunahme der Schreckhaftigkeit, Zähneknirschen, starke neurologische Schäden und Krampfanfälle sein.

Für Menschen gibt es eine Impfung gegen FSME, für Pferde leider bislang nicht, sodass sich der Umgang mit dieser Virus-Erkrankung auf die Behandlung von den vielfältigen Symptome beschränkt.

Pferd vor Zecken schützenGefahr im Sommer: So schützt Du Dein Pferd vor Zecken und Hirschlausfliegen

Am besten vermeidest Du natürlich Zeckenbisse. Auch wenn Du diese nicht komplett verhindern kannst, kannst Du einige Punkte zum Zeckenschutz beachten. Zum Beispiel solltest Du beim Ausreiten auf den Wegen zu bleiben und Wiesen an schattigen Plätzen oder in der Nähe von Seen oder Bächen vermeiden. Außerdem kann es helfen, das Gras an und auf der Pferdeweide kurz zu halten, denn Zecken fühlen sich in trockenen Gebieten unwohl.

Im Gegensatz zu Hunden und Katzen gibt es keine geeigneten Anti-Zecken-Präparate für Pferde. Von daher solltest Du nach einem Ausritt und der Zeit auf der Weide Dein Pferd gründlich nach Zecken absuchen. Grundsätzlich können sich Zecken überall festbeißen, sie bevorzugen allerdings dünnhäutige und schwach behaarte Körperstellen.

Je früher Du eine Zecke entdeckst, desto geringer ist die Gefahr einer Infektion. Denn die meisten Erreger brauchen vom Darm der Zecke bis in den Blutkreislauf des Pferdes 24 Stunden.

Wenn sich das Pferd nach einem Zeckenstich auffällig verhält oder sich die Haut um die Einstichstelle verändert, solltest Du sofort einen Tierarzt oder eine Tierärztin zu Rate ziehen. In diesem Fall gilt: Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig professionelle Unterstützung suchen. So kann man im Ernstfall Schlimmeres vermeiden.

Zecken beim Pferd richtig entfernen

Am besten lassen sich Zecken mit einer Zeckenzange entfernen. Dabei greifst Du die Zecke direkt an der Hautoberfläche und drehst sie langsam heraus. Wichtig ist, dass Du vor dem dicken Hinterleib ansetzt, um ihn nicht zu quetschen. Denn durch das Quetschen können Erreger in das Pferd gedrückt werden. Sollten Teile des Mundwerkzeugs in der Haut stecken bleiben, ist das meist nicht schlimm, da der Körper die Reste mit der Zeit wieder abstößt.

Fliegende Zecken? Die Hirschlausfliege

Ein anderer nerviger Parasit: die Hirschlausfliege. Auf den ersten Blick erinnert sie an eine Zecke: Sie hat einen rotbraunen, flacheren Körper, der an den Körper des Gemeinen Holzbocks erinnert. Das Flügelpaar, das sie anfangs ganz klar von den achtbeinigen Zecken unterscheidet, wirft sie ab, nachdem sie ihren Wirt erreicht hat. Außerdem schwillt ihr Körper wie bei einer Zecke an, wenn sie

Blut

trinkt. Jedoch ist die Hirschlausfliege mit den Spinnentieren nicht verwandt und gehört selbst zur Gattung der Insekten.

Foto: Wikimedia/Deegee

Die Hirschlausfliege lebt vor allem in den Wäldern Europas, Sibiriens und Nord-Chinas. Ihre Hauptschwärmzeit liegt im Spätsommer und Herbst. Forscher gehen davon aus, dass Begegnungen mit den Parasiten in Zukunft häufiger werden, da die milden Winter den Larven eine gute Entwicklung ermöglichen, sprich nach besonders warmen Wintermonaten eine starke Vermehrung der Insekten zu beobachten ist.Gefahr im Sommer: So schützt Du Dein Pferd vor Zecken und Hirschlausfliegen

Hischlausfliege verbeißt sich um Mähne und Schweif

Vor allem Reitern ist die Hirschlausfliege bekannt, denn gerade beim Ausreiten in kühlen Wäldern oder am Rand von Wiesen am Waldrand befinden sich Schwärme der Insekten. Die Fliege verbeißt sch bei den Pferden meist rund um die Mähne und den Schweif, was dann für Pferd und Reiter gefährlich werden kann.

Pferde reagieren nämlich häufig nervös auf die krabbelnden Hirschlausfliegen. Der Stich kann zu starken, schmerzhaften Reaktionen führen, wodurch viele Pferde in Panik verfallen. Bei einem besonders starken Befall kann ein Pferd sogar durch die Schmerzen eine Kolik entwickeln.

Pferd vor der Hirschlausfliege schützen

Um die Pferde vor den Fliegen zu schützen, solltest Du beim Ausritt am Waldrand nur mit Fliegendecken unterwegs sein. Des Weiteren bleiben die Schwärme meist wochenlang an einem Ort, denn die Hirschlausfliegen können nur kurze Strecken am Stück fliegen. Deswegen solltest Du Orte meiden, an denen Du schon einen Schwarm gesichtet hast.

Foto: wikipedia.org/AfroBrazilian (CC BY-SA 4.0)

Sollte das Pferd doch von einer oder gar von mehreren Hirschlausfliegen gebissen worden sein, so kannst Du sie deutlich leichter als Zecken entfernen: Mit einem feinen Kamm kannst Du festgebissene Insekten aus dem Fell kämmen, mehrere Hirschlausfliegen können mit einem Klebeband fixiert und abgezogen werden. Sogar einen Wasserschlauch kannst Du zur Hilfe nehmen und die Parasiten damit wegspülen. Die betroffenen Stellen solltest Du dann kühlen, um den Juckreiz zu mindern. Sollte das Pferd starke Reaktionen zeigen, muss auf jeden Fall wieder ein Tierarzt oder eine Tierärztin zu Rate gezogen werden.

Du willst mehr zum Thema Zeckenschutz und Parasiten-Gefahr im Sommer erfahren? In dieser Folge des Podcasts „Pet-Talks: Pferd“ erklärt pferde.de-Expertin Harriet Jensen, wie sie ihre Pferde vor Zecken und Co. schützte – und welche Erfahrungen sie dabei gemacht hat. Direkt reinhören:

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Stichwort: Blut