Immer mehr Menschen ernähren sich aus ethischen Gründen vegan und geraten dabei leicht in einen Gewissenskonflikt: Auf der einen Seite wissen sie, dass Fleisch, Fisch, Milch und Eier auf unsäglichem Tierleid beruhen, auf der anderen Seite ernähren sie ihre geliebten „Haustiere“ trotzdem damit. Zudem leiden vor allem immer mehr Hunde an Allergien – nicht selten Allergien gegen jegliche Fleischsorten oder tierisches Eiweiß allgemein.
Daher möchten wir von PETA Deutschland Ihnen nachfolgend nützliche Informationen über die vegane Ernährung von Haustieren an die Hand geben. Wir berichten über die vegane Ernährung von Katzen und Nagetieren, gehen jedoch auch speziell auf die vegane Ernährung des Hundes ein.
Wie bei der menschlichen Ernährung kommt es nicht darauf an, aus welchen Lebensmitteln die Nährstoffe stammen, sondern dass sie in ausreichender Menge und Qualität im Tierfutter enthalten sind.
Was ist eigentlich „artgerecht“?
Obwohl etliche gesunde tierische Mitbewohner zeigen, dass Tiere mit einer ausgewogenen rein pflanzlichen Ernährung keine Nachteile erleiden, und immer mehr Tierärzte eine vegane Ernährung von Hund und Co. befürworten, halten sich Vorurteile und Falschinformationen hartnäckig – ähnlich wie in den Anfangstagen der veganen Ernährung beim Menschen und vor allem bei Kindern. Als Hauptgrund sprechen Gegner der veganen Tierernährung oftmals von „nicht artgerecht“ oder „unnatürlich“.
Hunde und viele andere tierische Mitbewohner sind domestiziert. Sie sind heute Familienmitglieder, die sich einem Leben mit dem Menschen angepasst haben und dieses auch genießen, sofern ihre Bedürfnisse – die so unterschiedlich sein können wie bei uns Menschen – weitestgehend erfüllt werden. Hierzu gehört selbstverständlich eine schmackhafte, ausgewogene und, wenn möglich, abwechslungsreiches Futter. Und dies kann auch mit rein pflanzlichen Zutaten erfüllt werden. Der Verdauungstrakt von Hunden beispielsweise hat sich durch das Zusammenleben mit dem Menschen stark an dessen Ernährungsweise angepasst. Durch eine unterschiedliche Enzymausstattung kann der Hund beispielsweise Kohlenhydrate viel besser verdauen und verwerten als der Wolf.
Die taube Maitri wurde Mitte 2017 geboren und wird fast von Anfang an vegan ernährt.
Studienlage und Erfahrungsberichte zu veganer Hunde- und Katzennahrung
Obwohl die vegane Tierernährung ein noch recht junges Themengebiet ist, zeigen Untersuchungen bereits, dass eine ausgewogene rein pflanzliche Ernährung keinen Nachteil für Hund und Katze mit sich führt. [1]
Außerdem sind zahlreiche Tiere, die mit Menschen zusammenleben, Musterbeispiele dafür, dass eine vegane Ernährung während des gesamten Lebens nicht nur möglich, sondern sehr gesund sein kann.
Zukünftig eine Möhre und einen Apfel im Napf?
Möhre und Apfel eigenen sich hervorragend als Snacks für beispielsweise Hunde. Dennoch besteht eine ausgewogene Ernährung natürlich aus viel mehr. Deshalb ist es wichtig, sich vor einer Ernährungsumstellung über die Bedürfnisse des Haustiers zu informieren. Hier können auch eine Ernährungsberatung oder Empfehlungen des Tierarztes hilfreich sein. Wichtig ist, sich eine informierte Beratung zu suchen, denn wer sich nicht ausreichend über die rein pflanzliche Ernährung informiert hat, der lehnt diese meistens aus Unwissenheit ab.
Wichtige Nährstoffe für Hunde und Katzen
Wichtig ist, dass die Makronährstoffe Proteine, Kohlenhydrate und Fette sowie alle Mikronährstoffe – also Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente – in ausreichender Menge und Qualität enthalten sind.
Proteine setzen sich aus Aminosäuren zusammen. Alle essentiellen, also lebensnotwendigen, Aminosäuren, die beispielsweise Hunde benötigen, sind in Pflanzen vorhanden. Ein Beispiel für Eiweißgehalt als Vergleich: 100 g Kichererbsen enthalten etwa 19 g Protein, 100 g schieres Rindermuskelfleisch circa 21 g. Es empfiehlt sich allerdings, Taurin und L-Carnithin zu supplementieren, falls diese im veganen Fertigfutter nicht enthalten sind. Diese Abbauprodukte des Aminosäurestoffwechsels können nicht von allen Hunden selbst produziert werden. Vor allem großwüchsige Rassen können davon betroffen sein.
Für Katzen sind Taurin und die sogenannte Arachidonsäure essentiell, also lebensnotwendige Stoffe, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Hinzu kommen Vitamin B12, wie auch bei der veganen Ernährung für Menschen, und das fettlösliche Vitamin D. In Alleinfuttermitteln oder Supplementen für Selbstkocher sollte dies jedoch in ausreichender Menge vorhanden sein.
Zum Geburtstag darf es auch mal ein veganer Kuchen sein.
Selbst zusammenstellen oder fertiges Futter kaufen?
Hier sollte man sich nach den eigenen Vorlieben – oder besser nach denen des Tieres – entscheiden. Es gibt für Hunde und Katzen mittlerweile zahlreiche vegane Fertigfuttersorten, sowohl als Trocken- als auch als Nassfutter. Sie sind bisher hauptsächlich über das Internet zu beziehen, aber auch immer mehr Geschäfte nehmen pflanzliche Futtermittel und Leckerli ins Sortiment auf. Ein Blick auf die Zutatenliste kann bei der Kaufentscheidung helfen, denn es sollte darauf geachtet werden, dass das Futter auch wirklich ein Alleinfutter ist, das ohne weitere Zusätze auskommt. Zudem möchten einige Hunde- und Katzenhalter auf Soja, Mais oder Weizen verzichten – auch wenn hierzu meist kein gesundheitlicher Grund besteht. Wichtig ist zu testen, welches Futter dem Tier schmeckt. Gerne auch abwechseln, wenn es vertragen wird. Denn sicher mögen auch unsere Haustiere Abwechslung im Napf.
Man kann die Mahlzeiten auch selbst zusammenstellen und ähnlich wie beim sogenannten Barfen mit einem Supplement ergänzen. Hierbei helfen Tabellen zur Nährstoffberechnung im Internet oder Ernährungsberatungen. Selbst kochen kann zudem den Kostenaufwand senken. Auch Leckerli lassen sich selbst herstellen.
Damit der Urin der Tiere im sauren Bereich bleibt, empfiehlt sich eine Zugabe von Hefeflocken oder VegeYeast. Weiterer Vorteil: Viele Hunde und Katzen lieben den hefeartigen Geschmack.
Die Umstellung sollte schonend erfolgen, denn nicht jedes Tier akzeptiert oder verträgt eine abrupte Änderung des Essens. Vor allem Katzen sind nicht selten auf ein Futter geprägt und lassen eine Umstellung nur langsam zu. Tagelanges Hungern lassen ist absolut keine Option! Zudem gibt es eine Vielzahl an Lebensmitteln, die für Hunde und Co. schädlich oder sogar hochgiftig sind. Hier bitte tierspezifisch informieren.
Besonders betont werden sollte an dieser Stelle die Gefahr des Zuckeraustauschstoffes Xylit, welcher für Hunde schon in kleinsten Mengen tödlich sein kann. Dieser kann sich unter anderem in Vitamin-B12-Tabletten finden, weshalb Tiere niemals das gleiche Supplement nehmen sollten wie Menschen.
Wasser – ein wichtiges Element
Viele Haustiere trinken zu wenig, was ihre Nieren und somit den ganzen Organismus auf Dauer schädigt. Gerade Katzenhalter kennen dieses Problem. Verstärkt werden kann das gesundheitliche Problem mit der Gabe von Trockenfutter. Deshalb weichen einige Tierhalter das Trockenfutter der Tiere ein, bis es kein Wasser mehr aufnimmt. Es gilt herauszufinden, welcher „Trinktyp“ das eigene Tier ist. Möchte es eher leicht abgestandenes Wasser oder soll das Wasser mehrmals täglich gewechselt werden? Auch das Material des Napfes oder der Standort kann über das Trinkverhalten entscheiden. Gerade Katzen lieben es zudem, aus dem Wasserhahn oder aus einem Zimmerbrunnen zu trinken.
Die Grenzen des veganen Futters
Leider gibt es bisher kein oder kaum Spezialfutter für die Anwendung bei bestimmten Krankheiten. Hier kann eine Ernährungsberatung mit einem speziellen Essensplan helfen.
Die Schattenseite der Futtermittelindustrie
Einige Futtermittelhersteller haben leider nicht das Wohl des Haustiers im Sinn, sondern die eigene Gewinnmaximierung. Daher finden sich im Futter oftmals Geschmacksverstärker, Zucker und andere minderwertige Zutaten. Außerdem führen einige Hersteller, darunter bekannte Marken wie Iams, Eukanuba und Royal Canin, noch immer grausame Futtertests an Tieren im Labor durch.
Das Argument, für Tierfutter müssten keine zusätzlichen Tiere sterben, da nur Schlachtabfälle benutzt werden, ist hinfällig. Es stimmt zwar, dass oftmals Knochen, Knorpel und Sehnen benutzt werden, aber immer mehr Firmen erhoffen sich mit Beschreibungen wie „reines Muskelfleisch“ kaufwillige Kunden, die „nur das Beste“ für ihren Liebling wollen. So oder so: Die Futtermittelindustrie ist ein Milliardengeschäft, und die Fleischindustrie profitiert davon.
Die vegan ernährte Tammy.
Was Sie tun können
Informieren Sie sich über die vegane Ernährung Ihres tierischen Mitbewohners, denn so können Sie dazu beitragen, den Tieren in der landwirtschaftlichen Tierhaltung ein Leben voller Entbehrungen und einen grausamen Tod im Schlachthof zu ersparen. Ihr Liebling kann zudem von den Vorteilen einer rein pflanzlichen Ernährung profitieren – genau wie der Mensch auch.
Informationsquellen können auch geschlossene Gruppen auf Facebook oder anderen sozialen Netzwerken sein. Hier ist ein Austausch ohne Anfeindungen möglich.
Tierversuchsfreie Tiernahrung finden
Quellen
[1] Pia-Gloria Semp (12.2014): Vegan Nutrition Of Dogs And Cats, https://www.vetmeduni.ac.at/hochschulschriften/diplomarbeiten/AC12256171.pdf, (eingesehen am 18.02.2021)