Kreis Ludwigsburg.
„Oh, ja, das ist es. Das ist Braun- und Krautfäule wie aus dem Bilderbuch“, erkennt Martina Rist, Fachberaterin Obst- und Gartenbau beim Landratsamt Ludwigsburg, das Problem sofort, als sie das uns von einer Leserin zugeschickte Foto sieht. Die dunklen Flecken am Stängel, auf den Blättern und auch auf den Früchten seien untrügliche Zeichen.
Der Pilz, der auch Kartoffeln befällt, gedeiht bei feuchtwarmem Wetter besonders gut. In den vergangenen Jahren spielte er kaum eine Rolle, da es durchgehend sonnig und heiß war. Das Problem ist aber, dass der Erreger, der im Boden nistet, viele Jahre überdauern kann, weshalb es sich empfiehlt, kommendes Jahr die Tomaten nicht an dem Standort zu pflanzen, wo sie dieses Jahr von der Braunfäule befallen wurden. „Am besten hält man sich an die Fruchtfolge“, so Rist. Der Erreger wird über das Spritzwasser übertragen, das vom Boden auf die Blätter spritzt. „Man sollte deshalb bereits im Frühjahr die unteren Blätter entfernen, damit der Pilz erst gar nicht auf die Pflanze gelangt und über das Blatt eindringen kann“, empfiehlt Rist. Allerdings werde er auch vom Wind übertragen, weshalb auch Tomaten in Töpfen auf Balkonen die Krankheit bekommen könnten.
Bei Pflanzen, die aussehen wie die auf dem Foto, bleibe nichts anderes übrig, als sie herauszureißen. Bemerke man die Krankheit früher, könne man noch versuchen, etwas zu retten, wenn man die unteren Blätter entferne. Hilfreich sei auch, mit einem Stärkungsmittel zu düngen, um die Pflanze zu stärken. Schachtelhalmbrühe sei ein gutes Hausmittel, so Rist.
Es empfehle sich zudem, die Tomaten in der Nähe einer Hauswand zu pflanzen, am besten mit einem Dach darüber und möglichst mit großem Abstand, damit sie schnell abtrocknen können, wenn sie doch nass geworden sind. In Töpfen gediehen die Pflanzen oftmals besser.
Essen könne man die von der Braunfäule betroffenen Tomaten eher nicht. „Im Anfangsstudium geht es noch, aber der Geschmack ist beeinträchtigt. Und wenn man den Pilz wegschneidet, bleibt von der Tomate nicht mehr viel übrig“, sagt Rist. Das Aroma lässt ohnehin dieses Jahr zu wünschen übrig: Die Tomaten sind zwar rot, aber schmecken längst nicht so intensiv.
Apropos nicht viel übrig: Auch ohne die Braunfäule gibt es insgesamt weniger Tomaten dieses Jahr. Das liegt daran, dass zur Zeit der Blüte im Frühjahr das Wetter ebenfalls nicht berauschend war. Es war zu kalt und zu nass und bei diesen Bedingungen verlassen die Bienen nur ungern den Stock, so dass die Blüten nicht bestäubt wurden. Im Hausgarten sei es deshalb auch wichtig, den Bienen ein reichhaltiges Angebot zu machen und nicht auf Steingarten und Thujahecke zu setzen. Es brauche Staudenbeete und blühende Gehölze, um die Insekten anzulocken. „Wir setzen uns ja auch lieber an einen liebevoll gedeckten Tisch als an einen nur mit trocken Brot“, zieht Rist einen Vergleich. Die Erdhummeln bräuchten zudem offene Böden, der durchgängige englische Rasen ist also für Hobbygärtner auch nicht geeignet.
Das feuchte Wetter macht auch den Gurken zu schaffen. Zunächst wuchsen sie phänomenal und auch die sonst gefürchteten Spinnmilben machten keine Probleme, da es nicht so heiß war. Doch langsam kommt der falsche Mehltau durch. Der echte Mehltau hingegen ist ein Schönwetterpilz. Wer gar nicht unter dem Regen leidet, ist die Zucchini.
Martina Rist rät Gartenfreunden aber trotzdem, nicht zu klagen: Der Regen habe den Pflanzen gutgetan, die Stauden hätten intensive Farben. Vom Hagel sei man im Kreis verschont geblieben. Beim Streuobst wirke sich die Alternanz aus: Nachdem vergangenes Jahr ein sehr ertragreiches Jahr war, gebe es dieses Jahr etwas weniger. „Dennoch ist es ein wüchsiges Jahr und es sieht ganz gut aus“, sagt die Fachfrau. Das Baumobst habe bislang keine Hitzeschäden und keinen Sonnenbrand. „Für das Streuobst wäre ein weiterer heißer Sommer verheerend gewesen, jetzt sind die Wasserspeicher wieder etwas aufgefüllt“, ist Rist zufrieden.