Selbst an Nord- und Ostsee kann dem Badeurlauber ein gefährliches Gifttier begegnen: das Petermännchen. Der barschartige Fisch mit Giftstacheln an Rückenflosse und Kiemendeckel sucht zur Laichzeit im Frühjahr und Sommer flache Gewässer auf und gräbt sich im Sand ein. Der Tritt auf ein etermännchen st gefährlich. Das Gift verursacht schmerzhafte Schwellungen. Als erste Hilfe gilt, die betroffene Stelle in heißes Wasser zu tauchen oder mit einem Fön zu erwärmen – bei Hitze verliert das Gift an Wirkung. Bester Schutz: Badeschuhe.
Ein Tourist wird dem Schrecklichen Pfeilgiftfrosch nie begegnen. Er wird keinen dieser knallgelben Frösche berühren und nicht innerhalb von 20 Minuten an Muskel-, Atem- und Herzversagen sterben. Es sei denn, er begibt sich auf eine Expedition in ein winziges Areal des kolumbianischen Regenwalds. Dort tränken die Ureinwohner ihre Blasrohrpfeile mit dem Gift und gehen damit auf Jagd. Die Frösche sind berühmt-berüchtigt.
Geht es um die Gefahr exotischer Tiere auf Reisen, ist man schnell bei maßlosen Übertreibungen. Der Biologe Knut Eichstaedt aus Langen sieht darin oft „Populismus“. Trotzdem ist es wichtig, je nach Reiseart auf tierische Begegnungen vorbereitet zu sein.
Bei Trekking- und Wandertouren in der Wildnis sollte man sich vor giftigen Schlangen und Spinnen vorsehen. „Todesfälle durch giftige Schlangen sind mit 50.000 Fällen pro Jahr recht häufig“, sagt Prof. Rainer Ganschow vom Uniklinikum Bonn. Dort gibt es am Zentrum für Kinderheilkunde eine Informationszentrale gegen Vergiftungen und einen Giftnotruf (Tel.: 0228/19240). Schlangengift könne sehr schnell wirken und zu Muskelkrämpfen, Atemnot, Blutungen und Herz-Kreislauf-Stillstand führen, erklärt der Mediziner.
Am gefährlichsten ist das Gift des Inlandtaipans. Diese Spezies kommt nur in einem kleinen Gebiet im australischen Outback vor. Auch um die Königskobra zum Beispiel in Thailand oder Klapperschlangen in den USA sollten Wanderer einen großen Bogen machen.
Der Trekkingführer und Tourismusberater Andreas Happe aus Friedland rät zur Vorsicht: „Nicht in Höhlen oder unter Steine fassen, knöchelhohe feste Schuhe tragen und sie vor dem Anziehen ausschütten.“ So wird auch Skorpionen vorgebeugt, von denen trotz des schmerzhaften Stichs nur wenige Arten wirklich gefährlich für Menschen sind.
Nach einem Schlangenbiss sind Erstmaßnahmen wichtig. Ganschow rät zur sofortigen Reinigung der Wunde, einem venösen Stau oberhalb der Verletzung und gegebenenfalls zur Gabe eines Antiserums: „Das sofortige Aufsuchen eines Arztes kann lebensrettend sein.“ Wenn möglich, sollte man die Schlange zur Identifikation fotografieren.
Als gefährlichste Spinne der Welt gilt die Sydney-Trichternetzspinne in Australien. Auch Bisse einer Schwarzen Witwe, der Einsiedlerspinne oder der Brasilianischen Wanderspinne verursachen Qualen. Der Tod durch einen Spinnenbiss ist aber extrem selten.
Deutlich mehr Gefahr für Reisende geht von gewöhnlichen Tieren aus. „Streunende Hunde sind jährlich weltweit für rund 25 000 Todesopfer verantwortlich“, sagt Ganschow. Denn sie können Tollwut übertragen. Katzen infizieren Menschen mit der Katzenkratzkrankheit, berichtet Biologe Eichstaedt.
Je außergewöhnlicher die Reiseregion, desto spezieller ist unter Umständen der sinnvolle Schutz. Beim Campen in der afrikanischen Wildnis empfiehlt es sich nicht, nachts das Zelt zu verlassen. Auf Spitzbergen sollte die Expeditionsleitung zum Schutz vor Eisbären ein Gewehr dabeihaben. Überhaupt, die Bären: Nationalparks in den USA raten speziell im Herbst, viel Krach auf Wanderungen zu machen und für den Notfall Bärenspray parat zu haben.
Doch am meisten warnen xperten auf Reisen vor einem kleinen, oft kaum zu sehenden Tier: er Mücke. ie überträgt in den Tropen und Subtropen viele tödliche Krankheiten und gilt daher als das gefährlichste Tier der Welt. Wichtig: konsequenter Mückenschutz!
Grundsätzlich wird die Gefahr durch bestimmte Tierarten oft sehr verzerrt wahrgenommen. Im Wasser besteht die größte Angst sicher vor dem Hai. Zu Unrecht: Mit rund zehn Todesfällen pro Jahr spielen Haiunfälle «praktisch keine Rolle», wie Rainer Ganschow sagt.
Knut Eichstaedt bestätigt: „Quallen machen am meisten Ärger.“ Natürlich bestehe aber ein Unterschied zwischen der Feuerqualle in der Ostsee und der Würfelqualle oder auch Seewespe genannten Verwandten in Nordaustralien: „Die eine tut weh, die andere bringt mich um.“
Die Seewespe lebt in küstennahem Wasser. Berührungen können tödlich sein. Zum Schutz werden in Australien ganze Strände seeseitig eingezäunt. „Nicht der Quallenkörper ist das Problem, sondern das, was ich nicht sehe, die zum Teil meterlangen Tentakeln“, sagt Eichstaedt. Er rät: „Entweder nicht ins Wasser gehen oder einen langen Neoprenanzug anziehen und vorbereitet sein“ – zum Beispiel durch das Mitführen von Essig. Quallengift besteht aus Proteinen, die bei Kontakt mit Essig denaturieren. „Damit erreicht man eine Menge.“
Auch mit der Blaugeringelten Krake vor den Küsten Australiens, der Philippinen und Indonesiens ist nicht zu spaßen. Ihr Nervengift lähmt. Da der hübsche Tintenfisch oft in Gezeitentümpeln am Ufer zurückbleibt, ist er besonders für spielende Kinder eine Gefahr.
Der beste Schutz ist die Information: „Immer vor Ort erkundigen, mit welchen Gefahren man zu rechnen hat“, empfiehlt Eichstaedt. „Die meisten Strände haben Infotafeln, auf denen das Wichtigste steht.“
An Stränden lauert noch eine weitere Gefahr: Sandflöhe. Sie übertragen Leishmaniose, wie Eichsteadt erklärt. Nicht nur Hunde, auch der Mensch ist betroffen und kann von der weltweit vorkommenden Infektionskrankheit schwere Schäden an inneren Organen davontragen.
Auch Taucher müssen einige Gefahren kennen. Zum Beispiel kann das in den Rückenflossenstacheln sitzende Gift des Steinfischs tödlich sein. Die Art kommt im Indischen Ozean, im Pazifik und im Roten Meer vor. In Aufstellungen der gefährlichsten Tiere fehlen nie die im Indischen und Pazifischen Ozean heimischen Seeschlangen. Vor allem Fischer haben mit ihnen zu kämpfen. Der in Japan als Speisefisch begehrte, aber hochgiftige Kugelfisch ist eher scheu und geht Tauchern meist aus dem Weg. Einen Bogen machen Taucher am besten um die hochgiftige tropische Kegelschnecke. Wer nach ihr greift, riskiert den Tod.
Ebenso ist es vielleicht besser, dem Stechrochen nicht zu nahe zu kommen: 2006 starb der australische Dokumentarfilmer Steve Irwin am Great Barrier Reef durch einen Schwanzstich ins Herz.