Sie stecken in kleinen Kugeln und verursachen ganz schönen Schaden, wenn sie dort ausbrechen: Ja, wir sprechen von Pokémon – aber nur im übertragenen Sinne. Eigentlich ist hier die Rede von einer neu entdeckten Bakteriengattung: Die Pokemonas wurden nach dem beliebten Videospiel bekannt. Es gibt da nämlich gewisse Gemeinsamkeiten...
Pokemonas: Kleine Legionellen-Monster in der Kugel
Unter den Forschenden der Uni Köln müssen einige begeisterte Nintendo-Spieler stecken, ist ihnen doch die Ähnlichkeit dieser neu entdeckten Bakteriengattung zu den beliebten Taschenmonstern aufgefallen. Sie kennen sich in der Welt der Videospiele nicht so gut aus? Kein Problem:
Pokémon sind kleine Monster, die eigentlich in der Wildnis leben, aber gebändigt und zum Kämpfen gegeneinander eingesetzt werden können. Dafür lagern Trainer sie in kleinen Bällen, sogenannte Pokébälle. Steht ein Kampf an, wird ein Ball geworfen und das darin wohnende Pokémon legt los. Klingt ganz schön nach Tierquälerei, oder? Bei Pokémon handelt es sich um eine fiktionale Serie aus Japan, die aufgrund von Videospielen, einem Anime (japanischer Zeichentrick), einem Kartenspiel und jeder Menge Merchandise weltberühmt wurde.
Was aber hat das Ganze jetzt mit Bakterien zu tun? Von Legionellen bzw. der Legionellose haben Sie bestimmt schon einmal gehört, oder? Legionellen sind Bakterien, von denen einige bei Mensch und Tier schwere Lungenerkrankungen auslösen können, wenn sie, angehaftet an kleinste Tröpfchen (Aerosole) in die Lunge geraten. Eine der Lungenkrankheiten ist die Legionellose, bzw. Legionärskrankheit, die den Bakterien ihren Namen gegeben hat.
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Atemwegserkrankungen
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Legionellales – so nennt man die Bakterienordnung in der Fachsprache – benötigen aber Wirte. Sie sind Parasiten, die auf andere Zellen angewiesen sind. Meist nutzen sie dafür Amöben, einzellige Wesen, die in Gewässern vorkommen können. Und bestimmte Legionellales suchen sich insbesondere kugelförmige Amöbengruppen – die wiederum stark an Pokébälle erinnern.
Gleich zwei neue Gattungen entdeckt
Wie kam es aber dazu, dass die Bakterien überhaupt entdeckt wurden? Tatsächlich hatte man sich auf die Legionellales-Forschung konzentriert: "Wir wollten Amöben auf Legionellales untersuchen und haben für unsere Forschung eine Gruppe von Amöben ausgewählt, die keine nähere Verwandtschaft zu den bisher untersuchten Wirten aufweist", so einer der beteiligten Forscher, Marcel Dominik Solbach.
In diesen Thecofilosea-Amöben konnten sie demnach tatsächlich verschiedene Legionellales-Arten nachweisen. Zwei davon waren bislang noch gar nicht bekannt. Und eine dieser bis dato unbekannten Gattungen wurde anschließend auf den Namen Pokemonas getauft – mit Blick auf ihren "Lebensstil" in der kugelförmigen Amöbengruppe.
Wenn Pokémon den Weg der Forschung ebnen...
Noch eine Ähnlichkeit verbindet die Bakterien mit ihren Namensgebern: Pokémon können ganz schön gefährlich werden. Auf eine andere Art, aber ebenso gefährlich sind Legionellen. Damit sind sie wirklich eine Art kleiner Monster in Bällen – Pokemonas eben.
Mithilfe den neuen Erkenntnisse wolle man nun weiter an den durch Legionellen ausgelösten Krankheiten forschen, heißt es seitens der Kölner. So könne man möglicherweise die Infektionswege besser verstehen lernen und auf längere Sicht Ausbrüche der Krankheiten besser verhindern. Denn aufgrund schwerer Lungenentzündungen sowie Fieber führen Krankheiten wie die Legionärskrankheit noch heute in zu vielen Fällen zum Tod.
Studie:
Solbach, Bonkowski, Dumack (Frontiers in Cellular and Infection Microbiology, 2021): "Novel Endosymbionts in Rhizarian Amoebae Imply Universal Infection of Unrelated Free-Living Amoebae by Legionellales"
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