Long-Covid: Welche Behandlungen wird es in Zukunft geben?

Mit zunehmender Dauer der Pandemie zeichnen sich die gesundheitlichen Schäden, die das Coronavirus anrichtet, immer deutlicher ab. Ein Überblick, welche Therapieansätze Long-Covid-Betroffenen helfen sollen.

Eine Covid-19-Erkrankung dauert in leichten Fällen etwa zwei bis drei Wochen, bei schweren Verläufen kann die akute Krankheitsphase doppelt so lang anhalten. In einigen Fällen zeigen die Patienten nach der durchgemachten Infektion weiterhin Langzeitfolgen – bekannt als Long-Covid oder auch Post-Covid-19-Syndrom.

Verlässliche, repräsentative Daten zum Anteil der Erkrankten mit Langzeitfolgen liegen laut Bundesministerium für Gesundheit noch nicht vor. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) schätzt aber, dass etwa zehn Prozent aller Erkrankten mit Long-Covid zu kämpfen haben.

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Long-Covid-Symptome nicht nur bei schweren Verläufen

Long-Covid kann auch Patienten mit leichten Covid-Verläufen betreffen – und sich durch unterschiedlichste Symptome bemerkbar machen. Darunter Symptome wie

chronische Müdigkeit und Abgeschlagenheit – die sogenannte Fatigue,

Konzentrationsschwierigkeiten,

Luftnot,

Riech- und Geschmacksstörungen ,

Erbrechen und Durchfall,

starker Schwindel,

Haarausfall,

Schlafstörungen oder

psychische Probleme.

Manche schwer Erkrankte entwickeln nach der Infektion auch organspezifische Beschwerden wie Gefäßerkrankungen, Gehirnschädigungen oder eingeschränkte Lungenfunktionen.

Long-Covid: Welche Behandlungen wird es in Zukunft geben?

Die Langzeitfolgen von Covid-19 sind sehr unspezifisch und werden aktuell weiter untersucht. Gleichzeitig läuft eine Vielzahl an Studien zu neuen Therapieansätzen, um den Betroffenen zu helfen.

Forscher aus Großbritannien etwa haben 218 Studien ausgewertet und zusammengefasst, welche Behandlungen bei Long-Covid eingesetzt oder klinisch erforscht werden. Dazu durchsuchten sie die medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed und Embase nach Studien, die zwischen Januar 2020 und Mai 2021 veröffentlicht wurden.

Das Ergebnis der in der Fachzeitschrift "BMJ" veröffentlichten Studie: Long-Covid wird meist je nach betroffenem Organsystem spezifisch behandelt:

So spielen bei

Atemnot

die Reduzierung von weiteren reizenden Faktoren wie Rauchen und Atemübungen eine wichtige Rolle.

Bei Herzproblemen wie Herzrhythmusstörungen können dagegen häufiger Medikamente eingesetzt werden, je nach konkreter Diagnose beispielsweise Betablocker.

Die Fatigue stellt Mediziner bisher vor besonders große Schwierigkeiten. Ansätze umfassen hierbei kognitive Verhaltenstherapie und ein Anpassen der Arbeitslast im Alltag, um sich weniger zu überfordern (sogenanntes Pacing).

Reihe von Medikamenten wird klinisch geprüft

Außerdem werden aktuell Behandlungsansätze erforscht, die bei Atemnot und Husten helfen sollen. Dazu zählen die Gabe von Sauerstoff, Atem- und Singübungen sowie die Arzneiwirkstoffe Montelukast und Deupirfenidone. Bei Fatigue stehen Sportprogramme und die Gabe von Vitamin C zurzeit im Fokus der Forschung.

Kognitive Symptome und Fatigue sollen womöglich mit der Nahrungsergänzung Nicotinamid-Ribosid (wasserlösliches Vitamin B3) behandelt werden können, das vermutlich entzündliche Prozesse abschwächt. Zur Wiederherstellung des Darmmikrobioms und zur Dämpfung der entzündlichen Prozesse werden auch Probiotika und verschiedene Antikörper untersucht.

Vor allem für Symptome, die bislang noch unzureichend behandelbar sind wie Atemnot, Fatigue oder kognitive Einschränkungen, ist zu hoffen, dass diese laufenden Studien rasch positive Ergebnisse liefern werden.

Was Betroffenen mit Long-Covid schon jetzt helfen kann

Schon jetzt haben erste Kliniken in Deutschland Post-Covid-Ambulanzen eingerichtet, die sich um Patienten mit Langzeitfolgen kümmern, etwa die Universitätsmedizin Essen Ruhrlandklinik oder das Universitätsklinikum Jena. Dort können die geschilderten Probleme durch Mediziner eingeordnet und Medikamente oder Therapien verschrieben werden.

Das Universitätsklinikum Charité Berlin bietet eine spezielle Post-Covid-Fatigue-Sprechstunde an. Patienten, die länger als sechs Monate unter Erschöpfungssymptomen leiden, können sich dort zur weiteren Abklärung vorstellen.

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Wie die Charité informiert, sollten sich

Covid-19

-Patienten nach ihrer Erkrankung zurücknehmen und genau auf die Körpersignale achten. In der Praxis bedeute dies Ruhe und Entspannung, ausreichend schlafen, einen normalen Tag-Nacht-Rhythmus haben, Vermeidung von Stresssituationen, und keinen Sport treiben, solange man sich noch nicht genesen fühlt.

Körperliche und mentale Überanstrengung, die zu einer Verschlechterung der Beschwerden führt, sei zu vermeiden. Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training, Meditation oder auch einfache Atemübungen könnten helfen. Wer in Folge dieser Situation unter vielen Sorgen, negativen Gedanken oder Depressionen leide, sollte den Hausarzt darauf ansprechen.

Verwendete Quellen:

BMJ: "Long covid-mechanisms, risk factors, and management"

Bundesministerium für Gesundheit: "COVID-19 – Behandlung, Arzneimittel, Langzeitfolgen"

Bundesverband Deutscher Internisten e.V.

DeutschesGesundheitsPortal

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