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Bild 1/2 - Um schnell ein paar Pfund abzunehmen, sollte man nicht zu Abführmitteln greifen. Denn dabei verliert man keine Speckpolster, sondern Flüssigkeit und wichtige Mineralstoffe.
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FOCUS-Online-Autorin Monika Preuk
Aktualisiert am Montag, 16.03.2020, 15:02
Ein paar Kilogramm in zehn Tagen abnehmen – das klappt mit einer Low-Carb-Diät. Doch der radikale Verzicht auf Kohlenhydrate kann zu Heißhungerattacken führen und Organe belasten. In welcher Form Low Carb riskant werden kann und wie sich mit Kohlenhydraten vernünftig umgehen lässt, ohne davon dick zu werden, erklärt eine Expertin.
Low Carb-Diäten gehören zu den beliebtesten Schlankheitskuren, vor allem, wenn es um schnelles Abnehmen geht. Denn bei den meisten führt der Verzicht auf diese Nährstoffe rasch zu sichtbaren Erfolgen. „Low Carb wirkt tatsächlich sehr schnell“, sagt Tanja Kühbacher, Chefärztin der Innere Medizin/Gastroenterologie am Asklepios Westklinikum Hamburg und Professorin für Gastroenterologie an der Christian Albrechts Universität zu Kiel.
Fleisch statt Kartoffeln
Zwei bis drei Kilogramm pro Woche können durchaus verschwinden, wenn tatsächlich weitgehend auf Kohlenhydrate in jeglicher Form verzichtet wird – also kein Brot oder Brötchen, kein Kuchen, Pasta, Pizza, Reis und Kartoffeln. Dafür gibt es Fleisch, Milchprodukte, Gemüse und Eier fast uneinschränkt, also abgesehen vom Gemüse, viel tierisches Eiweiß und Fett.
Low Carb – von ketogen streng bis moderat und vollwertig
Allerdings ist der Erfolg bei dieser Form der Low Carb-Diät nur kurzfristig. Dann kann der Verzicht auf Kohlenhydrate zu Heißhungerattacken führen.
Was nämlich wichtig ist: Es gibt verschiedene Formen von Low Carb – die erste, ursprüngliche Low-Carb-Diät (Atkins-Diät) beispielsweise basiert vor allem auf einem hohen Anteil an tierischen Produkten. Daraus wurde etwa die ketogene Diät entwickelt, die auf Kohlenhydrate und Zucker fast gänzlich verzichtet. Hintergrund: Kohlenhydrate wandelt der Körper in die Zuckerform Glukose um. Ohne Kohlenhydrate und Zucker schaltet der Stoffwechsel auf die sogenannte Ketose, dann bildet die Leber aus Fett einen Glukoseersatz (Ketone oder Ketonkörper). Ketogene Diät hat sich als sinnvoll bei verschiedenen Krankheiten erwiesen.
Andere moderne Varianten der Low Carb-Diät dagegen kombinieren Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Pilze, Obst und hochwertige Pflanzenöle mit Fleisch, Fisch und Milchprodukten. Kohlenhydrate wie Reis, Kartoffeln, Pasta und Vollkornbrot sind nur kleine Beilagen. Zucker wird ebenfalls reduziert. Insgesamt handelt es sich bei dieser Form von Low Carb um rundum gesunde, vollwertige Ernährung.
So kann strenges Low Carb riskant werden
Anders ist das jedoch bei Low Carb in seiner ursprünglichen Form – also mit viel tierischem Eiweiß und Fett, jedoch wenig Pflanzenkost – und damit dem Risiko von Hunger. „Fleisch und Eier machen nämlich nicht satt“, erklärt die Expertin, die auch zum Thema Ernährung forscht. Kohlenhydrate seien in ihrer sättigenden Wirkung unschlagbar – nicht umsonst werden Kartoffeln und Brot bei der Speiseplangestaltung auch als „Sättigungsbeilagen“ bezeichnet.
Das führt wiederum dazu, die Diät rasch wieder abzubrechen. „Low Carb hält auf Dauer kaum einer durch“, sagt Tanja Kühbacher. Nach der Diät tritt der Jo-Jo-Effekt ein, weil der Körper nun wieder Reserven anlegt, um eine womöglich erneut drohende Hungerkrise zu überstehen. Viele Betroffene sind deshalb ein paar Wochen nach Low Carb dicker als vorher.
Abgesehen vom mangelnden Langzeiterfolg bewirkt radikales Low Carb jedoch noch andere Effekte, die gesundheitsschädlich sind. „Low Carb ist für den Körper ein Ausnahmezustand und das bedeutet Stress“, stellt die Expertin klar. Denn der Mangel an Kohlenhydraten, den schnellen Energielieferanten, mobilisiert den Hungerstoffwechsel. Das bedeutet, der Organismus greift massiv seine Fettreserven an. Dabei gelangt auf einmal viel Fett ins Blut und der Cholesterinspiegel steigt deutlich.
Cholesterin steigt gefährlich an
Ein zu hoher Cholesterinspiegel ist bekanntlich verbunden mit Gefäßschäden und Arteriosklerose, im schlimmsten Fall kann die Fettanflutung im Blut zu einer Thrombose führen. Dieses Risiko besteht übrigens bei allen radikalen Diäten, zu denen auch Low Carb zählt.
Während dieses Notprogramms sorgt der Körper vor allem dafür, dass die lebenswichtigen Organe funktionieren – Herz, Lunge, Leber, Nieren und Gehirn. Alles andere wird sozusagen auf Sparflamme gefahren und kommt bei der Energieversorgung womöglich zu kurz. Das kann zu Problemen etwa mit der Haut, den Haaren und Nägeln führen.
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Gefahr für Leber und Nieren
Apropos Organe: Wer sich länger radikal low carb ernährt und dabei zu wenig pflanzliche Kost aufnimmt, läuft Gefahr, durch das viele Eiweiß aus Fleisch, Eiern und Milchprodukten Leber und Nieren zu belasten.
Auch Diabetiker, denen früher häufig zu Low Carb geraten wurde, sollten laut neueren ernährungswissenschaftlichen Richtlinien von dieser Diät absehen. „Diabetiker dürfen heute eigentlich alles essen, wenn sie die Menge und die Broteinheiten beachten, es sind keine speziellen Diätnahrungsmittel notwendig“ erklärt Tanja Kühbacher.
Low Carb besser modifizieren
Muss man im Sinne der Gesundheit also von Low Carb abraten? „Von einer radikalen Form dieser Diät auf jeden Fall“, sagt die Professorin. Allerdings würden viele Menschen allgemein zu viel Kohlenhydrate zu sich nehmen – morgens, mittags und abends Brot sowie kohlenhydratreiches Fast Food. Das macht auf Dauer dick. Für diese Personengruppe ist es durchaus sinnvoll, Kohlenhydrate etwas einzuschränken.
Besonders gesund ist es beispielsweise, auf Weißmehlprodukte zu verzichten und sie durch Vollkornlebensmittel (in Maßen) zu ersetzen. Zwar enthalten beide Nahrungsmitteln vorrangig Kohlenhydrate. Vollkorn sättigt jedoch besser und liefert zudem wertvolle Vital- und Ballaststoffe, was Weißmehl nicht kann. Allerdings verträgt nicht jeder das schwer verdauliche Vollkornbrot. Dann bieten sich gemahlene Varianten aus Vollkorn an.
Abends keine Kohlenhydrate
Eine andere Möglichkeit ist, nur abends auf Brot, Pasta und Kartoffeln zu verzichten. „Das kann bei dem einen zu moderatem Gewichtsverlust führen, bei dem anderen jedoch nicht“, erklärt Tanja Kühbacher. Denn der Stoffwechsel ist bei jedem Menschen ein bisschen unterschiedlich. Anders als strenges Low Carb führt der abendliche Verzicht auf Kohlenhydrate jedoch nicht zu den problematischen Nebenwirkungen.
Diäten machen grundsätzlich dick
Wer abnehmen möchte, ist also mit strengem Low Carb nicht gut beraten. Das bedeutet jedoch auf keinen Fall, dass Low Carb ungünstiger ist als andere Diäten ist. „Grundsätzlich ist jede Form einer Diät schlecht, weil Diäten immer extrem sind“, stellt die Expertin klar. Abnehmen gelingt mit ihnen, aber niemals auf Dauer.
Wer wirklich Gewicht abbauen möchte und auf lange Sicht schlank bleiben möchte, der sollte „seine Lebensgewohnheiten komplett umstellen“, rät die Professorin. Das bedeutet, Sie dürfen eigentlich alles essen und trinken, aber von allem ein bisschen weniger. „Lieber mal ein Glas echte Cola als öfters Cola-Light, lieber ein Stückchen vollfetter, sämiger Camembert als Light-Käse“, so Tanja Kühbacher. Denn von Lightprodukten wird automatisch mehr gegessen – und unterm Strich kommen genauso viele Kalorien zusammen, aber mit viel weniger Genuss und deshalb mehr Heißhunger.
Mehr Ballaststoffe, weniger Zucker und Weißmehl essen
Das entspricht auch den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu diesem Thema: „Wichtiger als eine Diskussion über Nährstoffrelationen ist aus Sicht der DGE eine generell zu hohe Energiezufuhr und die Qualität der Ernährung.“ Damit sei der zu geringe Verzehr von ballaststoffreichen Lebensmitteln gemeint wie Vollkorn, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst, sowie der zu hohe von einfachen Kohlenhydraten in Form von zugesetztem Zucker und raffinierter Stärke (Weißmehlprodukte).
Tanja Kühbacher rät in diesem Zusammenhang zu mediterraner Ernährung, weil dabei die Zusammensetzung von Kohlenhydraten, Eiweiß, Fetten, Vitaminen und Spurenelementen ideal ist.
Unerlässlich ist außerdem Bewegung, die sich in den Tagesablauf integrieren lässt und zur Routine werden sollte – Treppen steigen statt auf der Rolltreppe stehen, zur Arbeit mit dem Rad fahren, die Mittagspause für einen Spaziergang nutzen. Dieses Konzept – täglich Bewegung und davon viel, plus Mittelmeer-Küche und davon ein bisschen weniger – klingt zwar „unsexy“, wirkt aber garantiert.
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