Von
Delia Friess
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Fachleute warnen seit geraumer Zeit vor einer Pandemie wie der Corona-Pandemie. Insbesondere der Verzehr von Wildtieren spielt dabei eine zentrale Rolle.
Berlin – Schon lange bevor die ersten Fälle des Coronavirus auftraten, hatten Fachleute vor einer Pandemie wie der Corona-Krise gewarnt. Unter anderem wurden Wildtiere, insbesondere Flughunde und deren Verzehr im Zusammenhang mit einer solchen potenziellen Pandemie genannt. Der Verzehr von sogenanntem Bushmeat ist insbesondere in Afrika und Asien nicht unüblich. Schon lange vermuten Experten und Expertinnen auch internationalen Schmuggel derartigen Tieren aus Asien und Afrika nach Europa.
Recherchen von internationalen Journalistinnen und Journalisten zufolge soll auch auf europäischen Märkten illegal Fleisch seltener Tierarten, das legal nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen eingeführt werden darf, verkauft werden. Nicht selten stehen die betroffenen Tiere auch unter Artenschutz. Darüber berichtet unter anderem das Fachmagazin Spektrum.
Corona: Expert:innen warnen vor einer neuen Pandemie - Mers-Coronavirus könnte Auslöser werden
Fleisch von Primaten, Meerkatzen, Schuppentieren, Fledermäusen, Flughunden und sogar von Gorillas sowie Schimpansen soll demnach illegal unter Ladentischen in Europa verkauft werden. Diese Wildtiere tragen allerdings ganz andere Krankheitserreger in sich als wir Menschen. Deshalb ist der Kontakt mit Menschen häufig für beide Seiten gefährlich. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sind Krankheiten, die von Tieren übertragen werden, sogenannte Zoonosen, für 60 Prozent der Infektionskrankheiten beim Menschen verantwortlich.
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Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen bereits lange vor Krankheitserregern, die von Wildtieren auf Menschen überspringen können. (Archivfoto)
© Andreas Arnold/dpa
Ein Grund für diese Entwicklung ist unter anderem, dass Menschen immer mehr in den Lebensraum von Wildtieren eindringen. Die Vereinten Nationen für Biodiversität warnten daher bereits im Jahr 2020 vor zunehmender Umweltzerstörung und dem fortschreitenden Klimawandel, die einen Kontakt mit Wildtieren unvermeidlich machen. 1,7 Millionen Viren seien derzeit unter Tieren im Umlauf, 850.000 Viren hätten demnach aktuell das Potenzial auch auf den Menschen überzuspringen und gefährlich zu werden. Naturschutz sei deshalb eine vorbeugende Maßnahmen gegen zukünftige Pandemien.
Corona in Deutschland – Warum der Kontakt zu Wildtieren Pandemien auslösen kann
Einen Krankheitserreger, der bereits von Tieren auf Menschen übertragen wurde, hat die internationale Forschergemeinschaft wohl schon länger im Blick: Mers-CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus, übersetzt auch „Atemwegssyndrom aus dem Mittleren Osten“). Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurde das Virus erstmals im Jahr 2012 auf der arabischen Halbinsel nachgewiesen. Auch dieses Coronavirus ist insbesondere für Menschen mit Vorerkrankungen gefährlich. Ein Symptom ist ebenfalls Atemnot, ähnlich wie bei Infektionen mit Sars-CoV-2.
Übertragen wird Mers von Kamelen oder Dromedaren, aber auch von Mensch zu Mensch. Allerdings sollen die Übertragungen nach bisherigen Erkenntnissen nicht unkontrolliert von Mensch zu Mensch stattfinden. Betroffen von Krankheitsausbrüchen nach einer Infektion mit Mers-CoV waren bisher die arabische Halbinsel, benachbarte Staaten wie Saudi-Arabien sowie asiatische Länder. Allerdings hielten sich die Fälle von Mers-Infektionen im Rahmen. Mers kann also bisher nicht mit dem Coronavirus verglichen werden.
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Das Mers-Coronavirus wird von Kamelen und Dromedaren auf den Menschen übertragen. (Archivfoto)
© Bernd Settnik/dpa
Mers: Coronavirus wird von Kamelen auf Menschen übertragen und steht unter Beobachtung
In Deutschland gab es bislang drei Erkrankungen mit dem Mers-Virus, die allerdings von Reisenden aus den betroffenen Gebieten ausgingen. Zwei der betroffenen Infizierten verstarben an dem Virus. Nach Angaben der WHO versterben 35 Prozent der Menschen, die sich mit Mers infizieren.
Eine Studie aus dem Jahr 2014 untersuchte Kamele, Dromedare und ihre Halter auf Mers. Das Ergebnis: Bei 46 Prozent der Kamele und fünf Prozent der Kontaktpersonen, die untersucht wurden, fand man Mers-Antikörper, wie auch t-online berichtet. Die Behandlungsmöglichkeiten von Patient:innen, die nach einer Infektion mit Mers Symptome zeigen, sind noch nahezu unerforscht. Bisher können nur Symptome behandelt werden, eine Impfung gibt es jedoch nicht.
Wie Sars-CoV-2, verändert sich auch Mers. Das geht aus Angaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aus dem Jahr 2019 hervor. Dadurch könnten wie bei dem derzeit weltweit kursierenden Coronavirus zahlreiche Varianten entstehen, die ansteckender und gefährlicher sind als das ursprüngliche Virus. Die WHO nennt Mers auf einer Liste der „Priority Disease“. Mers ist damit als eine Krankheit, deren Erforschung höchste Priorität eingeräumt werden sollte. Andere Pandemien, in der jüngsten Vergangenheit waren die Atemwegserkrankung Sars (ebenfalls ein Coronavirus und mit Sars-CoV-2 verwandt) und die Schweinegrippe. (Delia Friess)
Rubriklistenbild: © Andreas Arnold / dpa