Durch ihre Arbeiten wurden Blutspenden sehr viel sicher: Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) entdeckten das Hepatitis-C-Virus. Dafür werden sie in diesem Jahr mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt.
Noch in den 1970er Jahren erkrankten viele Empfänger von Blutspenden an Hepatitis, einer Leberentzündung, die im Laufe von Jahren zu Leberzirrhose und Krebs führen kann. Viele dieser Fälle waren unerklärlich, denn die damals bereits bekannten Hepatitisviren A und B konnten bei den Patienten nicht nachgewiesen werden. Der Transfusionsmediziner Alter zeigte anhand von epidemiologischen Untersuchungen und Tierversuchen, dass es einen weiteren Erreger der Infektionskrankheit geben musste.
Houghton gelang es dann 1989, mit innovativen Methoden das Genom des neuen Virus aus dem Blut eines infizierten Schimpansen zu isolieren. Es war ein neues RNA-Virus aus der Familie der Flaviviren.
Doch eine Frage blieb offen: Ist dieser Erreger allein tatsächlich die Ursache für die beobachteten Erkrankungen? Die Antwort lieferte schließlich Rice. Ihm war im Genom des neuen Virus ein untypischer Abschnitt aufgefallen, von dem er und sein Team vermuteten, dass er bei der Vermehrung des Virus eine Rolle spielte. Als die Forscher Schimpansen RNA-Varianten mit dieser auffälligen Region injizierten, konnten sie anschließend das neue Virus in deren Blut nachweisen und beobachten, dass die Affen Veränderungen der Zellen aufwiesen, die denen erkrankter Menschen ähnelten. Damit gelang Rice der Beweis, dass der Erreger allein Hepatitis verursachen kann.
Mit modernen Medikamenten kann die Krankheit bei 95 Prozent der Betroffenen geheilt werden
Die Arbeiten der drei Wissenschaftler ermöglichten die Entwicklung von Tests, mit denen Blutspenden auf den Erreger untersucht werden können. Nach Angaben der Nobelpreis-Jury wurden so die durch Blutübertragungen verursachten Hepatitis-Fälle in vielen Ländern eliminiert. In diesen Staaten wird das Virus hauptsächlich über kontaminierte Spritzen in der Drogenszene verbreitet. Eine sexuelle Übertragung ist möglich, aber verhältnismäßig selten.
Zugleich bereiteten die drei Nobelpreis-Laureaten der Entwicklung neuer Medikamente den Weg. Mit modernen antiviralen Mitteln kann die Krankheit mittlerweile bei etwa 95 Prozent der Betroffenen geheilt werden. Doch längst nicht alle Menschen haben Zugang zu dem Therapeutikum. Im Jahr 2017 wurde nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation nicht einmal jeder fünfte Infizierte diagnostiziert. Von den erkannten Infizierten erhielten weniger als die Hälfte die hilfreichen Medikamente.
Damit ist Hepatitis C weltweit noch immer ein Problem. Etwa 150 Millionen Menschen sind nach Zahlen der WHO mit dem HC-Virus infiziert, rund eine halbe Million Menschen stirbt jährlich an der Infektion. In Deutschland infizieren sich jährlich zwischen 4000 und mehr als 6000 Menschen neu mit dem Erreger.
Harvey Alter ist mit 85 Jahren der älteste der drei Preisträger. Er wirkte zuletzt als Forschungsdirektor der Blutbank am Clinical Center der US-National Institutes of Health in Bethesda und als Professor für Innere Medizin an der Georgetown University. Der britische Virologe Michael Houghton, 71, ist noch heute an der kanadischen University of Alberta tätig. Rice, 68, forscht derzeit an der Rockefeller University im Bereich der Virologie.
Gemeinsam teilen sie sich den in diesem Jahr mit zehn Millionen schwedischen Kronen (etwa 950 000 Euro) dotierten Preis. Die Vergabe der begehrten Trophäe wird allerdings in diesem Jahr bescheidener ausfallen. Wegen der Corona-Pandemie erhalten die Preisträger ihre Urkunden und Medaillen in ihren Heimatländern - in einer schwedischen Botschaft oder in ihrer jeweiligen Universität.