Den Karfreitagseiern werden, so will es der Volkglaube, besondere Fähigkeiten nachgesagt. – Adi Lippuner
Die Bäuerin Heidi Looser verkauft die Eier ihrer Legehennen direkt ab Hof. – Adi Lippuner
Ein Karfreitagsei, angereichert mit geweihtem Salz, soll das Vieh vor Blähungen schützen. Verabreicht wird die Maulgabe vor dem ersten Weidegang. Aber Karfreitagseier können noch viel mehr. Sie sollen auch Schutz geben.
Alte Bräuche und Überzeugungen finden auch im Zeitalter des weltweit umspannenden Netzes ihre Anhänger, wie Recherchen rund um das Karfreitagsei zeigen. So sollen Eier, welche an besagtem Tag von den Hühnern gelegt werden, etwas ganz Besonderes sein. Einerseits wird behauptet, dass sie nicht faulen, sondern im Laufe der Zeit austrocknen, andererseits sollen sie vor Gefahren und Krankheiten schützen.
Wie so manche Überlieferung und Verankerung im Volksglauben lässt sich auch zu den Karfreitagseiern kein Nachweis für deren Wirkung erbringen, aber die Aussage «Glauben macht selig», dürfte den Nagel auf den Kopf treffen.
Steigende Nachfrage
Fest steht, bei der Eierproduzentin Heidi Looser in Alt St.Johann, sie verkauft die Eier ihrer Legehennen direkt ab Hof, liegen schon einige Bestellungen für Karfreitagseier vor. Sie selbst hat sich bisher nicht mit den Überlieferungen befasst, will aber dieses Jahr auch einige Eier auf die Seite legen. Ganz allgemein freut sich die Bäuerin über den guten Absatz der Eier, wobei die Nachfrage durch den Corona-Lockdown gestiegen sei. «Kommt dazu, dass vor Ostern jedes Jahr mehr Eier gekauft werden.»
«Bei uns seit je üblich»
Der Wildhauser Landwirt Peter Weber setzt schon seit vielen Jahren auf den Schutz der Karfreitagseier. «Bei uns ist es schon seit je üblich, dass den Tieren vor dem ersten Weidegang ein rohes Karfreitagsei mit geweihtem Salz gefüttert wird. Das schützt vor Blähungen, wie sie gerne mit dem Verzehr des ersten, frischen Futters auftreten.» Zudem gehöre es dazu, im Raum unter dem Dach mindestens eines, besser noch drei Karfreitagseier zu deponieren, dies als Schutz vor Blitzschlag und Bränden.
Bekannt ist auch, dass Karfreitagseier im Handschuhfach des Autos vor Kollisionen schützen oder dass sie, über dem Hauseingang deponiert, alles Böse von den Bewohnern fernhalten sollen. Während sich viele daran erinnern, dass bei der Generation der Grosseltern noch viel Wert auf solche Bräuche gelegt wurde, ist von Jüngeren auch verhaltener Spott zu hören.
Eier als Steuer
Die Suche nach dem Grund für den Volksglauben rund um die Karfreitagseier führt auf die «Antlasseier» zurück. So wurden in früherer Zeit die Eier bezeichnet, welche die Bauern am Gründonnerstag ihren Grundherren als Steuer zu übergeben hatten. Mit dem Überbringen der Eier waren die Bauern von ihrer Schuld befreit, es wird in diesem Zusammenhang auch ein Bezug zum Blut Christi hergestellt.
Sorgfältig behandelt
Und was hat es nun mit der Aussage, dass Karfreitagseier austrocknen und nicht faulen auf sich? Die Erklärung ist einfach und einleuchtend: Alle sorgfältig behandelten, unbeschädigten Eier trocknen im Laufe der Zeit aus und faulen nicht. Und weil die als kostbar geltenden Karfreitagseier besonders sorgfältig behandelt werden, sind sie meist auch unbeschädigt.
Den Karfreitagseiern werden, so will es der Volksglaube, besondere Fähigkeiten nachgesagt. So sollen die Eier unter dem Dach vor Blitzschlag schützen.